Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Donnerstag, 29. März 2018

Trennung bei Tisch und im Bett – ernsthaft gemeintes Scherzgedicht!

links: Edgar Degas (1834-1917): Der Absinth (1876); Paris, Musée d'Orsay
rechts: J. M. William Turner (1775-1852 ): A couple in bed (1802); London, Tate Gal.
(beide Abbildungen sind Ausschnitte)
Trennung bei Tisch und im Bett
Ernsthaft gemeintes Scherzgedicht

Getrennt sein bei Tisch und im Bett –
und gleichfalls im Bett wie bei Tisch –
das finden sehr viele kaum nett,
ist weder vom Fleisch noch vom Fisch.

Zuerst gab es Trennung bei Tisch –
bevor man das Bett dann erfand –
der Fisch, den man briet, war nicht frisch,
und schnell war ein Tischplatz vakant.

Der Orient erdachte das Bett –
genau, wie beim Tisch, für den Schmaus –
schien anfangs ein Paar sich adrett,
so schmaust es dereinst außer Haus.

Zunächst das Geheimnis zum Tisch:
es braucht mal ein andres Rezept!
Das hält den Geschmack länger frisch –
ich wüsste kein bessres Konzept.

Nicht schwerer ein Rat nun zum Bett –
ich hätte da dieses Konzept:
es reicht nicht adrett, nicht kokett,
da braucht's mal ein andres Rezept!

© Wolfgang H. (elbwolf; Ende 02/2018)

Sonntag, 25. März 2018

Frühlingsträume

Nester von Weißstörchen auf dem Affenberg bei Salem, Bodensee-Region
Foto+©: H. Zell, 16.07.2016; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0

Frühlingsträume  (Pantun)

Welch Traum vom lichten Sonnenschein!
Ich träum von lauer Frühlingsluft
und weiß, so wird es immer sein –
Ich riech ihn schon, den Frühlingsduft.

Ich träum von lauer Frühlingsluft;
dass Wiesen werden wieder grün.
Ich riech ihn schon, den Frühlingsduft,
seh schon die bunten Blumen blühn.

Dass Wiesen wieder werden grün
wenn Meisen ihre Nester baun –
seh schon die bunten Blumen blühn,
der Frühling lässt uns alles schaun.

Wenn Meisen ihre Nester baun
einst festgelegt nach Schöpfers Sinn.
Der Frühling lässt uns alles schauen:
Erbauung gleich von Anbeginn.

Einst festgelegt nach Schöpfers Sinn
fügt sich der Mensch die Welt zurecht –
Erbauung gleich von Anbeginn –
er findet Schöpfers Sinn gerecht.

Fügt sich der Mensch die Welt zurecht –
welch Traum vom lichten Sonnenschein!
Er findet Schöpfers Sinn gerecht
und weiß, so wird es immer sein.

© Luzie-R. (lillii)

Weißstörche auf dem Kirchdach der katalanischen Kommune Alfaro.
Foto+©: Nuria rubio, 07.05.2016; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 4.0
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• In der Wikipedia ist die Reimstruktur des Pantun angegeben.
Für dieses hier mit 6 Strophen gilt (wenn erste und dritte Zeile der ersten Strophe in der letzten Strophe unvertauscht bleiben):
a1b1a2b2 | b1c1b2c2 | c1d1c2d2 | d1e1d2e2 | e1f1e2f2 | f1a1f2a2

Mittwoch, 21. März 2018

Der Engel der Stadt

Marino Marini (1901-80): L’Angelo della Città (in Bronze ~1950).
Skulptur auf der Wasserterrasse der "Peggy Guggenheim Collection"
im Palazzo Venier dei Leoni am Canal Grande, Venedig.
./.
Eigene Aufnahme unter Inanspruchnahme garantierter Panoramafreiheit.
(das Detail, das man zu sehen vermeint, ist genau selbiges – siehe den Link!) )
Der Engel der Stadt
L’Angelo della Città

Denkt nicht, ich wäre Sancho Pansa,
Helfer des Don Quixote de la Mancha:
der ritt auf einem Esel, keinem Gaul;
bin auch nicht "der von der traurigen Gestalt",
wiewohl der auf einem Ross daherkam –
für einfältig solltet ihr mich nicht halten!

Bin keiner der euch gewohnten Engel,
Götterboten, geflügelt und gewandet,
nicht kenntlich als Frau noch als Mann.
Mein Platz ist vor dem Palast am Wasser,
wo die Hausherrin einst in die Gondel stieg,
sich rudern ließ über den Canal Grande.

Für wen strecke ich meine Hände aus,
erflehe den Segen himmlischer Macht?
Für die Lagunenstadt, die erbaut wurde
auf Millionen in den Grund gerammter Stämme,
dieses unverwechselbare Venedig –
für dich bin ich "der Engel der Stadt",
"l'angelo della città".

© Wolfgang H. (elbwolf)
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PS:
Das Museum "Peggy Guggenheim Collection" wurde 1980 im Palazzo Venier dei Leoni am Canal Grande eröffnet, der Peggy Guggenheim (1898-1979) seit 1949 als Wohnstätte und bereits für gelegentliche Ausstellungen von Teilen ihrer Sammlung moderner Kunst des 20. Jahrhunderts diente.
Über ihre Autobiografie "Ich habe alles gelebt" (ungekürzte TB-Ausgabe von 1998) heißt es: Sie sammelte Männer und Kunst. Die Männer gingen, die Kunst blieb. Sie plaudert anekdotenreich über ihre stürmischen Liebesaffären mit berühmten Künstlern wie Max Ernst, Jackson Pollock und Marcel Duchamp, über den mächtigen Guggenheim-Clan sowie über ihre provokanten Kunstausstellungen. Entstanden ist dabei nicht nur das schillernde Porträt einer außergewöhnlichen Frau, sondern zugleich auch eine unterhaltsame Dokumentation über einen bedeutenden Abschnitt der modernen Kunstgeschichte.
Peggys Memoiren sind im Internet zu sehr moderatem Preis antiquarisch zu haben – aber es gibt auch einen hervorragenden biografischen Artikel auf Deutsch in einem Blogspot, den ich hier anlinke und wärmsten empfehle!
Noch ein Detail sei angefügt – die explizite Einzelheit an der Skulptur betreffend und von Peggy selbst auf S. 499 ihrer Memoiren genüsslich geschildert. Danach habe sie den Zipfel immer dann abgeschraubt, wenn eine Nonnenprozession am Palazzo vorbeifuhr! Nach Peggys Ableben wurde das Stück allerdings angeschweißt, wohl weil es sonst die erstbeste Liebhaberin stibitzt hätte. ---
Peggys weltbekannte "schwarze Gondel" ist heute ein Ausstellungsstück im Marinemuseum Venedigs; eine Abbildung findet sich hier im Blog Versbildner.

Samstag, 17. März 2018

März – Ein Monatsbild

Brüder von Limburg: Monatsbild März (Miniatur, Tempera/Pergament, 1412-16),
aus dem "sehr reichen Stunden(Gebet)buch des Jean de Valois, Herzog von Berry";
heute im Musée Condé auf Schloss Chantilly; via wikimedia.commons; gemeinfrei.
./.
Darstellung der für den Monat März typischen landwirtschaftlichen Tätigkeiten.
In der Ferne das Schloss de Lusignan (Poitou), das 1575 zerstört wurde.

März – Ein Monatsbild

Das Herrenschloss beständig vor den Augen,
bestellen Hörige die weiten Felder.
Im Märzen gibt es immer reichlich Arbeit,
die von den Niederen zu leisten ist.
Der Schäfer treibt die Schafe aus dem Pferch,
den Hund zur Seite, der ihm treulich hilft,
die Tiere auf der Weide zu behüten.

Im Weinberg ist besonders viel zu tun.
Es wird nun Zeit, die Stöcke zu beschneiden.
Diese Arbeit ist sehr zeitaufwendig –
erfordert in dem Umgang mit den Reben
Sorgfalt, damit ein guter Wein dann reife.

Die Felder warten jetzt auf den Pflug;
zwei Ochsen ziehen ihn meist im Gespann.
Das Korn steht in Säcken zur Aussaat bereit.
Zu dieser Arbeit ist das Volk verpflichtet.
Die Leute leben in Häusern am Rand der Felder.
Sie sterben früh – Alte gibt es selten,
das siebente Jahrzehnt erreicht fast niemand.

Fee Melisane schwebt hoch am Himmel oben
als geflügelte Schlange, die der Sage zufolge
die Burg in einer einzigen Nacht erbaute –
deshalb als deren Schutzherrin verehrt wird.
Sie zeigt sich stets, wenn die Besitzer  wechseln.
Bei Belagerung ist sie die Helferin.
Sie erscheint und schlägt den Feind in die Flucht:
der Burgherr hat ein weitres Mal gesiegt.

© Luzie R. (03/2018)
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Anmerkungen:

Das Monatsbild März vom Vorjahr 2017 verwendete als Illustration ein Bild aus dem "Breviarium Grimani" (1490-1510); dieses Bild hier entstand fast ein Jahrhundert früher. Was diese Zeitspanne von 1412-16 bis etwa 1500 gebracht hat, zeigt ein Vergleich mit dem März-Bild aus dem Grimani-Brevier!

○ Link auf eine umfängliche Beschreibung des März im "Stundenbuch"
● in der deutschen Fassung der Wikipedia
● und in einer originalen französischen Kurzfassung.

○ Literatur: Heinrich Trost: Die Monatsbilder der Brüder von Limburg; Henschelverlag 1962 (Broschur); Reihe "Welt der Kunst"; antiquarisch/selten, Preis 5 - 20 €, aber dafür auch eingeklebte farbige Bilder und Beschreibungen aller Monate!

○ Die Verse sind fünfhebige ungereimte Akzentverse (s. Stummer, S. 45/46).

Dienstag, 13. März 2018

Ballade-3: Auf der Suche nach dem verlorenen ICH (Heliane Meyer a. G.)


Hans Traxler (*1929; Neue Frankfurter Schule): "Ich"-Denkmal, 2005 eingeweiht *)

Standort: Frankfurt, südl. Mainufer; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0


 Auf der Suche nach dem verlorenen ICH

Ich hätte so gerne mein ICH wieder her,
es ging mir vor Tagen verloren.
Mich plagen die Sorgen, mein Leben ist leer,
ich fühl mich wie niemals geboren.
Ich suche rundum und die Angst macht mich krank
bei Mond- und genauso bei Sonnenaufgang.
Drum leb ich nicht wirklich, fast wie unter Zwang,
und scheine im Nichtsein verschwunden.
Ich habe mein ICH nicht gefunden.

Besuche den Fachmann für dieses Malheur,
den Evolutionspsychologen.
Der fragt viele Dinge und führt ein Verhör –
ich hab ihn dabei nicht belogen.
Er antwortet klug über Interaktion,
die Wider-die-eigne-Intressen-Funktion,
Bewusstsein und Klarsicht und Disposition …..
Mag er was er will doch bekunden,
ich habe mein ICH nicht gefunden.

Der Hirnforscher sagt mir, es wäre nur Trick,
denn unfrei sei nämlich mein Willen.
Es machten die Ganglien lediglich Klick,
das liefe im Kopf und im Stillen.
Wir folgten beständig der fixen Idee,
entdeckten nur schwerlich den faktischen Dreh!
Es gäbe kein ICH, dies sei endlich passé!
Er spricht zu mir etliche Stunden …..
Ich habe mein ICH nicht gefunden.

Der Wahrnehmungsforscher verleugnet das ICH,
viel wichtiger seien die Sinnen.
Der Körper verbinde sie sämtlich für mich,
er trüge das Außen nach innen.
Das ICH sei nicht wichtig, es sei konstruiert,
würd fälschlicherweise nur objektiviert,
die Sinneswahrnehmung wär fest integriert,
erklärt er ausführlich, gewunden …..
Ich habe mein ICH nicht gefunden.

Das ICH sei ein Vorgang, kein greifbares Ding,
so lehrt uns die ‚Liebe zur Weisheit‘.
Der Nutzen des Ganzen im Grunde gering,
es gäbe kein ICH, nur die Freiheit.
Das ICH wäre lediglich Paradoxie,
denn Recht habe einzig die Philosophie,
sie richte sich strikt nach der Morphologie,
hätt Nichtsein und Sein überwunden …..
Ich habe mein ICH nicht gefunden.

Mein Hausarzt denkt nach und läuft eilig herum,
meint „Gehen sie öfter spazieren“;
der Hippie lacht müde und hält mich für dumm,
„Musst öfter mal Hasch inhalieren“.
Nun bin ich mit Wissen erheblich gespickt,
doch scheint mir die Sache besonders verzwickt,
steh wieder am Anfang, entsetzlich geknickt.
Wie komme ich über die Runden?
Ich habe mein ICH nicht gefunden.

Werd rücksichtslos auf mein Gehirn reduziert.
Wo sitzen Bewusstsein, Talente?
Wo steckt jener Stoff, der mich qualifiziert,
sinds einzig Laborsedimente?
Betrete ich täglich den luftleeren Raum?
Sind menschliche Bindungen flüchtiger Traum?
Die Liebe am Ende vergänglich wie Schaum?
Wer hat diesen Alptraum erfunden?
Ich habe mein ICH nicht gefunden.

Die Wissenschaft scheint nicht der richtige Ort
Bewusstsein und ICH zu verbinden.
Verbirgt sich die Lösung im göttlichen Wort,
ist darin der Schlüssel zu finden?
Vielleicht gibt mir Jahwe Verlornes zurück,
bringt Allah Erlösung, Erleichterung, Glück,
und Jesus vom Himmel ein winziges Stück?
Ich fühle mich keinem verbunden.
Ich habe mein ICH nicht gefunden.

Erneut muss ich suchen und nehme mir Zeit,
ich werd sie mit anderen teilen.
Sie ist zwar nicht greifbar, doch immer bereit,
läd ein, dort und hier zu verweilen.
Im Einklang zu leben mit Mensch und Natur,
den Nächsten zu ehren, Erziehung, Kultur,
Erkenntnis und Wissen sind beste Mixtur.
Vertrauensvoll werd ich gesunden,
ich habe mein ICH heut gefunden.

 © Heliane Meyer
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*) Auf einer Tafel hat Traxler seine Idee illustriert, dass den Denkmalsockel jeder benutzen kann, um sich darauf fotografieren zu lassen, und als Kommentar hinzugefügt: Jeder Mensch ist einzigartig. Das gilt natürlich auch für alle Tiere..

● Den "Ich"-Begriff in Philosophie und Psychologie behandelt ein Wikipedia-Artikel.

● Das Wort ich scheint in Sprichwörtern und Redewendungen keine bedeutende Rolle zu spielen. Im deutschen Sprachraum hat man für ich nur 26 solcher Beispiele gefunden (etwa: Ich und der Esel sind zusammen die Treppe heruntergefallen.) /s. Absatz "Trivia" im angegeb. Wikipedia-Artikel/

Freitag, 9. März 2018

Epigramme auf Politiker-Witze

Gipfelteilnehmer des 12. Treffens der G20 in Hamburg, 7.+8. Juli 2017
Urheber des Fotos: Präsidialamt des Präsidenten von Mexico; Liz.: CC BY 2.0
./.
Rund 31.000 Polizisten wurden zum Schutz des Gipfels und der Stadt eingesetzt.
Zehntausende brachten ihren Protest gegen den Gipfel zum Ausdruck.
Bei Ausschreitungen und Polizeiübergriffen wurden hunderte Personen verletzt.
./.
Die Anklagen gegen Protestierende wurden im Februar 2018 fallengelassen, u. z.
genau an dem Tag, als der Hamburger OB in Berlin den SPD-Vorsitz übernahm.

Unter den Alt-Bundeskanzlern war einer mit knappsten Englisch-Kenntnissen.
Vor dem Antrittsbesuch beim US-Präsidenten gibt man ihm den Rat, er solle seine Begrüßung auf einen Spickzettel schreiben, den in die Schlaufe der Krawatte stecken und gleich von dort unbemerkt ablesen! Gesagt, getan – und abgelesen:
- "Mr. President, nice to meet you. Hundert Prozent Polyester."

Nach der Begrüßung veranstaltet der Präsident einen Umtrunk und lässt dem Kanzler ein helles Bier, sich ein dunkles servieren; bringt dann den Toast aus:
- "To your health!"
Der Deutsche ist erfreut, weil er von allein das Passende zu antworten weiß:
- "To your Dunkls!"

Zur Politik geht's notfalls ohne Abitur – 
das brauchen doch viel eher die Berater.
Gehört man später selbst zur ersten Garnitur, 
fragt keiner mehr: "Von welcher Alma mater?"

Schlendern der amtierende bisherige und der designierte nächste Finanzminister beim Schaufensterbummel durch Berlin. Sagt der Amtierende zum Designierten:
- "Sieh Dir bloß diese freundlichen Preise an – wir haben eben immer noch das alte Wirtschaftswunder: ein Hemd 5 €, ein Mantel 15 € und ein ganzer Anzug nur 20 €!"
Der Designierte stutzt einen Augenblick, erblickt das Ladenschild und grinst:
- "Wir stehen ja auch gerade vor einer Chemisch-Reinigung"!

Es ist nicht alles Gold, was gülden glänzt, 
und manches schnelle Statement trügt,
weil sich herausstellt, dass es dreist "ergänzt"
die Wirklichkeit – will heißen: lügt.

Informiert sich der Landwirtschaftsminister vor Ort über Maßnahmen gegen die Schweinepest. Die Presseleute twittern und knipsen fleißig, aber in der Redaktion ist man sich uneins über die Unterschrift zu einem Bild, das den Minister zeigt, wie er gerade in einer Gruppe von Schweinen steht:
- 3. Redakteur: "Der Minister unter Schweinen – das geht nicht."
- 2. Redakteur: "Der Minister umringt von Schweinen – geht noch weniger."
- 1. Redakteur: "Im Zentrum – wie immer -  der Minister! Das geht."

So ein Minister ist doch stets umringt von einer Meute –
das wirkt so populär und bringt sein Image unter Leute.
Die Lobby ist wie stets nicht weit, doch wahrt sie strikt den Schein,
und bei der Presse hat der Gute sowieso stets Schwein.

Ein MdB kommt zu spät zur Bundestagssitzung und fragt den Einlassdienst:
- "Hat der erste Redner schon angefangen?"
- "Ja, vor einer Viertelstunde!"
- "Und worüber spricht er?"
- "Das wollte er gerade in diesem Moment sagen!"

Die Redezeit ist zwar beschränkt, doch nicht für Alpha-Tiere!
Begibt sich eins von denen voll Elan ans Rednerpult,
so spannt's den Zuhörer gewaltig-mächtig auf die Folter.
Der lechzt nach Wahrheiten;
rasch scheint es ihm, er stünde Schmiere –
so hat der Wortschwall ihn nach kurzer Zeit schon eingelullt.
Erst dann beginnt der Redner ein gemäßigtes Gepolter:
ätschi-bätschi!

Rutscht am Bundeskanzleramt ein Tourist aus und fällt längelang auf den Rücken.
Kommt zufällig der Kanzleramtsminister heraus, sieht das Malheur und hilft beim Aufstehen. Sagt dann zum Touristen mit verbindlichem Ton:
- "So, dafür geben Sie bei der nächsten Wahl Ihre Stimme der Kanzlerin-Partei!!"
Antwortet der Hingefallene – zudem ahnungslos, wer ihm da geholfen hat:
- "Mei Guter, ich bin uff'n Rücken gefollen, ne uff'n Kopp!"

Zu preisen ist doch der, ich sag es etwas barsch,
der, wenn er schon mal fällt, fällt rücklings auf den Arsch.
Ein andrer fällt – nicht ohne Raffinesse –
von ganz allein nach vorn und auf die Fresse!

Klingelt im Willi-Brandt-Haus das Telefon und eine Stimme fragt:
- "Könnt ihr uns sagen, wer nächster Kanzlerkandidat der CDU werden sollte, unter dem ihr auch wieder in die Regierung als Juniorpartner eintreten würdet?"
Antwortet der in der SPD-Zentrale:
- "Das wüssten wir selber gerne, aber im Moment haben wir zu viel um den Kopf. Fragt das lieber die im Konrad-Adenauer-Haus!"
Entgegnet der Anrufer mit den Worten:
-"Habt ihr schlecht zugehört? Hier IST das Konrad-Adenauer-Haus!"

Das kommt nicht gänzlich unerwartet:
dass andre besser sind im Bild?
Ist wirklich auch nicht abgekartet:
die führn Eigenes im Schild!
Man hebt ja selber auf den Schild,
den keiner je hat dort erwartet.
Allmählich rundet sich das Bild
und stellt sich raus als … abgekartet!

./.

Stellt doch das Dresdner Blatt "DNN" in der Wochenend-Ausgabe vom 11. Februar 2018 diese - eher rhetorische - Frage:
"Hat das alternde Deutschland ein Problem mit jungen Leuten, die Verantwortung tragen?"

Junge Leute, die Verantwortung schon tragen
So was echt Banales darf man doch nicht fragen! 
Müssten ja die Älteren zunächst mal wagen,   
Jüngeren Verantwortung zu übertragen! 

./.

© Wolfgang H./elbwolf, 14.2.2018
(für alle Verse sowie für die Wiedergabe
der Politiker-Witze mit gänzlich eigenen Worten)
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Das beeindruckende Icon für EU-Politiker
Autor: Masterdeis (2011); via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0
Epigramme heißen knappe (einstrophige) Verse, die einen einprägsamen Ausspruch oder eine Feststellung enthalten – eher also ein Genre abstecken! Das wird durch zugespitzte Behandlung von Personen oder Sachlagen erreicht. In heutiger Zeit darf man dabei (fast) jedes Versmaß einsetzen, nicht mehr nur ein antikes oder auf dem Alexandriner basierendes.

Vollreimende Vierzeiler bevorzugen übrigens diese Reimungen aaaa, aabb, abab.
Früher hatte ich bereits Epigramme auf Kontaktanzeigen veröffentlicht

Montag, 5. März 2018

Der Gesang (2) – Die Tenöre

"Die Sänger von Finsterwalde"; Foto-Atelier Karras, Finsterwalde (Niederlausitz)
Postkartendruck im Verlag VEB Bild und Heimat, Reichenbach i. V., (1963 ff)
* am 30.07.1973 gelaufene Postkarte, privat zugestellt erhalten *
Der Gesang (2) – Die Tenöre

Sie brauchen keine Partitur – Tenöre –
um kunstvoll darzubieten manches Lied:
sie sind partout das Rückgrat aller Chöre.
Die viere hier, die brauchen, wie man sieht,
nur Handschuh, Fräcke, Westen und Zylinder,
dazu noch jeder einen weißen Binder!

Ich sitz im Publlikum, ganz Ohr, und höre
mir jede ihrer Noten einzeln an.
Ich bin mir ziemlich sicher – nein: ich schwöre:
dass ich die Noten auch so singen kann.
Bald geh ich als Tenor und sing den Helden –
dann hab ich endlich auch was zu vermelden.

Die Frauen, die ich mit Gesang betöre,
sobald die höchsten Noten ich erklimm –
wenn mich nicht eine einzige erköre,
da stünde es um mein Gesangstum schlimm!
Sie werden rühmen mich ob meiner Weisen
und mich mit ihrem Liebesstöhnen preisen.

Dass sich, so hoff ich, niemand daran störe,
wenn ich der Schönsten schriebe ein Gedicht,
vertonte es und säng's für diese Göre –
wie wäre sie danach auf mich erpicht!
Im siebten Himmel würde ich dann schweben,
zu meiner kleinen Göttin sie erheben …

Die Allermeisten bleiben Amateure,
für die kein Stern am Himmel oben glänzt;
sie wären gern des Schicksales Dompteure,
die man mit Lorbeerzweigen grün bekränzt –
doch stehender Applaus geht nicht zu zwingen,
zu selten will das hohe "C" gelingen.

© Luzie R., Wolfgang H. (Teamwork) 
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PS:
Mein Interesse und die Beteiligung an der "Reimerei" rühren
daher, dass ich Finsterwalde in der Niederlausitz einst recht
gut kannte. Beide Großeltern hatten die Umsiedlungen nach
Kriegsende dorthin verschlagen, und ich durfte Jahr für Jahr
meine großen Ferien in der Sängerstadt verbringen … aber
sängerisch abgefärbt hat es trotzdem nicht! W.H.

Donnerstag, 1. März 2018

Kalenderblatt 03/2018 (Renate Totzke–Israel a. G.)


  2 0 1 8

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©  Renate Totzke-Israel
(Illustration zu Branstners
Die Ochsenwette, 1982³)
 ©  Wolfgang H. (Verse)

Schläge und Belohnung /arabische Anekdote; Nr.23/
Ein Witzbold sagt am Schloss der Wache,
er glaube, dass der König lache,
wenn er ihm einen Witz erzählte.
Der Oberst lässt den Schelm pas­sie­­ren –   
doch die erwartete Belohnung    
wollt er zur Hälfte einkassieren.

Der Späßemacher aber schmollt,                   
dass seinen Lohn er teilen sollt –          
und hat beim Witz sich arg verheddert.
Der König wird davon nicht heiter,
und er befiehlt ein Dutzend Schläge     
für diesen dreisten Spaßbereiter.
Der aber will zwei Dutzend Hiebe !        
Was ihn zu diesem Wunsche triebe –   
fragt nun der König mit Erstaunen.       
"Mit Eurem Oberst musst ich teilen,
der wollte halb den Lohn bekommen:   
die Strafe soll auch ihn ereilen!"

Der König schmunzelt recht von Herzen:
"Der wird die Prügel schon verschmerzen,
doch Deinen Teil erlass ich gerne;        
du schenktest wieder mir mein Lachen.
Hier nimm dafür die goldne Kette –
kannst weiter deine Späße machen!"