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Mittwoch, 21. März 2018

Der Engel der Stadt

Marino Marini (1901-80): L’Angelo della Città (in Bronze ~1950).
Skulptur auf der Wasserterrasse der "Peggy Guggenheim Collection"
im Palazzo Venier dei Leoni am Canal Grande, Venedig.
./.
Eigene Aufnahme unter Inanspruchnahme garantierter Panoramafreiheit.
(das Detail, das man zu sehen vermeint, ist genau selbiges – siehe den Link!) )
Der Engel der Stadt
L’Angelo della Città

Denkt nicht, ich wäre Sancho Pansa,
Helfer des Don Quixote de la Mancha:
der ritt auf einem Esel, keinem Gaul;
bin auch nicht "der von der traurigen Gestalt",
wiewohl der auf einem Ross daherkam –
für einfältig solltet ihr mich nicht halten!

Bin keiner der euch gewohnten Engel,
Götterboten, geflügelt und gewandet,
nicht kenntlich als Frau noch als Mann.
Mein Platz ist vor dem Palast am Wasser,
wo die Hausherrin einst in die Gondel stieg,
sich rudern ließ über den Canal Grande.

Für wen strecke ich meine Hände aus,
erflehe den Segen himmlischer Macht?
Für die Lagunenstadt, die erbaut wurde
auf Millionen in den Grund gerammter Stämme,
dieses unverwechselbare Venedig –
für dich bin ich "der Engel der Stadt",
"l'angelo della città".

© Wolfgang H. (elbwolf)
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PS:
Das Museum "Peggy Guggenheim Collection" wurde 1980 im Palazzo Venier dei Leoni am Canal Grande eröffnet, der Peggy Guggenheim (1898-1979) seit 1949 als Wohnstätte und bereits für gelegentliche Ausstellungen von Teilen ihrer Sammlung moderner Kunst des 20. Jahrhunderts diente.
Über ihre Autobiografie "Ich habe alles gelebt" (ungekürzte TB-Ausgabe von 1998) heißt es: Sie sammelte Männer und Kunst. Die Männer gingen, die Kunst blieb. Sie plaudert anekdotenreich über ihre stürmischen Liebesaffären mit berühmten Künstlern wie Max Ernst, Jackson Pollock und Marcel Duchamp, über den mächtigen Guggenheim-Clan sowie über ihre provokanten Kunstausstellungen. Entstanden ist dabei nicht nur das schillernde Porträt einer außergewöhnlichen Frau, sondern zugleich auch eine unterhaltsame Dokumentation über einen bedeutenden Abschnitt der modernen Kunstgeschichte.
Peggys Memoiren sind im Internet zu sehr moderatem Preis antiquarisch zu haben – aber es gibt auch einen hervorragenden biografischen Artikel auf Deutsch in einem Blogspot, den ich hier anlinke und wärmsten empfehle!
Noch ein Detail sei angefügt – die explizite Einzelheit an der Skulptur betreffend und von Peggy selbst auf S. 499 ihrer Memoiren genüsslich geschildert. Danach habe sie den Zipfel immer dann abgeschraubt, wenn eine Nonnenprozession am Palazzo vorbeifuhr! Nach Peggys Ableben wurde das Stück allerdings angeschweißt, wohl weil es sonst die erstbeste Liebhaberin stibitzt hätte. ---
Peggys weltbekannte "schwarze Gondel" ist heute ein Ausstellungsstück im Marinemuseum Venedigs; eine Abbildung findet sich hier im Blog Versbildner.

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