Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Montag, 28. Mai 2018

Ballade-5: Laotse (Heliane Meyer a. G.)

Ikarashi Shunmei: Laozi on water buffalo, holding scroll in right hand (18thC).

Painting, hanging scroll. Ink and colour on silk. Signed and sealed.

Quelle: The British Museum; via wikimedia.commons. Liz.: gemeinfrei.

 Laotse

Es herrschten Chaos und Verfall,
der Sohn betrog die Schwester,
und Dummheit gab es überall,
die Schlinge zog sich fester.
Die Menschen litten große Not,
sie gaben her das letzte Brot –
ein Weiser hob die Stimme.

Er sprach vom Wasser, welches stets
den mächtgen Stein besiege,
von starken Kräften des Gebets,
das mehr als Schwerter wiege.
Er zeigte Liebe, Zuversicht,
jedoch, das Volk vertraute nicht
den Versen und den Worten.

Vor Christus lebte jener Mann,
es drängte ihn nach Ruhe,
drum schickte er sich damals an,
nahm Esel, Brot und Schuhe,
verließ das altvertraute Tal,
sah sich nicht um, kein einzig Mal,
brach auf, es zu vergessen.

Als er trat ein ins Himmelreich
erschien ein junger Streiter.
Der hielt das Wissen fest sogleich
und gab's dem Volke weiter.
Der Weise wird noch heut verehrt,
die Worte, die er einst gelehrt,
sie werden nicht verstummen.


© Heliane Meyer
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Anmerkungen:

   Laotse: ein legendärer chinesischer Philosoph, der im 6. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben soll. Je nach Umschrift wird der Name auch Laotse, Lao-Tse, Laozi, Laudse oder Lao-tzu geschrieben (nach Wikipedia).
    Laotse gilt als Begründer des Taoismus. Das ihm in der Legende zugeschriebene Werk ist das "Tao Te King".
   Das bekannteste moderne lyrische Werk um Laotse und das Tao Te King ist Bertold Brechts "Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration" von 1938 (s. Wikipedia und als vollständiger Text)

Freitag, 25. Mai 2018

Marienblümchen und Margeriten – Frühlingsblüher

Gänse- oder Marienblümchen (Bellis perennis L.); Aufnahme: 1. April 2008;
Foto & ©: JP Hamon; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0

Marienblümchen

Nächtens, in der Dunkelheit,
Fliegen Engel übers Land –
Spannen ihre Flügel weit.

Blumen mit den Blütenkränzchen     
Schimmern in den Wiesen weiß;
Engel schweben dort im Tänzchen

Wachen drob, dass Frieden sei
In Natur und in den Gärten
Bis zum ersten Hahnenschrei.

Ehe sie dann  aufwärts schweben
Küssen sie die kleinen Blümchen,
Die ihr Köpfchen schon erheben.

Voller Scham die nun erglühen
Bis in ihre Blütenspitzen –
Küsse sind ein gut Bemühen …

Doch den Mut muss man besitzen!


Maienkönigin Margerite

Überall am Straßenrand
sieht man sie, da wohl gelitten:
wunderschöner Margeriten
leuchtendhelles Blumenband.

Was ein strahlendes Gewand
ist die Robe, unbestritten,
die Natur ließ sich nicht bitten,
spendete mit Sachverstand.

Königin des Mai ist sie
leuchtend in der weißen Robe,
alles an ihr Harmonie.

Dieser Anblick – eine Probe
auf die Frühlingsmelodie:
sie nun sing ich ihr zum Lobe.

Margeriten am Straßenrand – eigenes Foto der Verfasserin
© lillii (Luzie R., Mai 2018)

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   Die Gänseblümchen (Bellis) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Korbblütler. Sie tragen eine große Anzahl regionaler Benennungen, die in der Wikipedia im Abschnitt Trivialnamen aufgelistet sind – zum Staunen!
   Gänseblümchen waren 2017 in Deutschland "Heilpflanze des Jahres".
   Die Margeriten sind eine weitere Gattung der Korbblütler.
   Nur der Online-Duden gibt genaue Auskunft über Rechtschreibung und Betonung des deutschen Wortes; letztere ist "Margerite" (das "i" ist lang und betont). Da die Lautschrift dazu in den Reimwörterbüchern oft fehlt (!), darf man sich erlauben, die eigentlich geforderte Reimsilbe "i:te" durch das volkstümlich-übliche "ite" zu ersetzen und damit schon auf Wörter mit "~itte" zu reimen … ausgesprochene Haarspalterei, nicht wahr!

Montag, 21. Mai 2018

Unser tägliches Brot … und sonst?

Foto+©:                                          Wolfgang H./elbwolf
Ecke meines häuslichen PC-Arbeitsplatzes.

Unser tägliches Brot … und sonst?

Schon Jahre sind vergangen, seit wir die Kate räumten,
in der die beiden Altchen ihr ganzes Leben zugebracht.
An Erbschaftsgut war wenig; Begehrenswertes kaum dabei.
Als neu in der Familie, der noch kein Anrecht hatte,
erbat ich nur den kleinen ganz schwarz umrahmten alten Spruch,
der, völlig unbeachtet, zuletzt noch an der Wand hing.

Was da mit knappen Worten der Spruch vor Augen führte,
das war den "Eingeweihten" ganz sicher immer schon bekannt,
weil sich leicht etwas einprägt, das anders nie gewesen war.
Dann braucht die Wiederholung nicht Anlass, nur Bedürfnis,
und das ergibt sich dadurch, weil andernfalls die Leere bleibt.
Der Mensch braucht Rituale – dann fühlt er sich geborgen.

Der Text war mir geläufig, obgleich ich nicht zum Kreise
der "Eingeweihten" zählte; im Wortlaut sah ich mehr den Wunsch,
nicht vorgetragne Bitte; obwohl ein Ausruf hingehört.
Und plötzlich der Gedanke: das ist auch keine Bitte,
das ist etwas Entschiednes, ist unabweisbar Forderung –
so einfach von den Worten – und trotzdem allumfassend:

.         Unser tägliches Brot gib uns heute!

Da, wo ich heute lebe, da gibt es keine Katen,
selbst Mauerwerk verschwindet, macht Platz für grauen Baubeton.
Wer aus dem 10. Stockwerk, der kennt niemand im Erdgeschoss.
Doch eint hier ein Gedanke im Haus die meisten Mieter:
denn jenen alten Schriftzug, den ich aus Pietät bewahrt,
verdrängt mit großen Lettern die neueste der Sorgen *)

.         BEZAHLBARES WOHNEN GIB UNS HEUTE!

© Wolfgang H. (elbwolf; Neufassung 5/2018)
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Urheber & © :                     Udo Petzold, Dresden
Erinnerungsbild an der Großeltern Häuschen
in Reichenau im Osterzgebirge **)
Anmerkungen:

*) Bezüglich dieser "neuartigen" – aber zeitgemäßen Forderung – verfüge ich über keine Statistiken und mutmaße daher nur, dass sie in West und Ost auch auf unterschiedliches Verständnis stoßen könnte.

**) Dieses kleine Erinnerungsbild entstand erst 12/98, schon einige Zeit nach der Hausberäumung. Der Großvater des Sonntagsmalers, Hellmuth Schlesier (1905-93), mein Schwiegergroßvater also, war ab 1928 der örtliche Distrikt-Elektromeister, dem "als Deputat" (aber zur Miete) solch eine Wohnstätte zustand, von der aus er täglich mit Motorrad oder im winterlichen Erzgebirge auf Skiern seine Rundfahrten unternahm, um Sicherungen auszuwechseln, Geräte zu prüfen und zu installieren, Leitungen zu reparieren oder zu verlegen und Kabelbrandschäden zu beseitigen. Infolge der großen gesellschaftlichen Veränderungen von den 20er bis in die 70er Jahre und darüber hinaus ergab es sich, dass nie eine Reparatur oder gar Modernisierung unternommen wurde und sich das Häuschen letztlich in eine "Kate" verwandelte – um die sich von uns Hinterbliebenen, allesamt längst zu Städtern geworden, keiner weiter bemühen wollte.

Donnerstag, 17. Mai 2018

Mai – Ein Monatsbild

Brüder von Limburg: Monatsbild Mai (Miniatur, Tempera/Pergament, 1412-16),
aus dem "sehr reichen Stunden(Gebet)buch des Jean de Valois, Herzog von Berry";
heute im Musée Condé auf Schloss Chantilly; via wikimedia.commons; gemeinfrei.
./.
Darstellung der für den Monat typischen Umzüge.
Im Hintergrund handelt es sich wohl um die Silhouette von Paris
mit dem Stadtschloss und dem Châtelet (links) und der Conciergerie und dem Uhrturm.

Mai – Ein Monatsbild

Der Mai wird auf altbekannte Weise begrüßt.
Auf der Festtagswiese wird gefeiert.
Junge Männer und Mädchen ziehen fröhlich
hinter spielenden Musikanten einher.
Auf Kopf und Schultern tragen sie frisches Grün.

Die Adelsleute geben sich die Ehre.
Festlich gekleidet reitet der Herr voran,
Sein blaues Gewand ist mit goldenen Blumen verziert.
Er reitet ein Pferd mit roter Satteldecke.

Die Reiter sind in königliche Farben gekleidet.
Im lichten Grün zeigen sich die Damen;
wallende Gewänder deuten auf hohe Herkunft.
Sie sitzen ebenfalls auf schmucken Rössern.
Diese drei Paare veranstalten das Fest.

Im Zuge folgen Edeldamen und Herren
auf dem Ausflug in die nahen Wälder.
Unweit sind die Türme einer Festung erkennbar –
es könnte die Kulisse des geschichtlichen Paris sein.

© Luzie R.. (05/2018)
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Anmerkungen:

Das Monatsbild Mai vom Vorjahr 2017 verwendete als Illustration ein Bild aus dem "Breviarium Grimani" (1490-1510); ihm gegenüber entstand dieses Bild hier oben fast ein Jahrhundert früher. Was diese Zeitspanne von 1412-16 bis etwa 1500 gebracht hat, zeigt ein Bilder-Vergleich: Mai-Bild aus dem Grimani-Brevier!

○ Link auf eine umfängliche Beschreibung des Mai im "Stundenbuch"
● in der deutschen Fassung der Wikipedia
● und in einer originalen französischen Kurzfassung.

○ Literatur: Heinrich Trost: Die Monatsbilder der Brüder von Limburg; Henschelverlag 1962 (Broschur); Reihe "Welt der Kunst"; antiquarisch/selten, Preis 5 - 20 €, aber dafür auch eingeklebte farbige Bildern und Beschreibungen aller Monate!

○ Die Verse sind fünfhebige ungereimte Akzentverse (s. Stummer, S. 45/46).

Sonntag, 13. Mai 2018

Universelles Gedicht zum Geburtstag oder Jubiläum

Im Haushalt ist alles da; mit der Kamera ist man schon um die halbe Welt gereist

 Universelles Gedicht zum Geburtstag oder Jubiläum

● Ab einem gewissen Alter für jede/n und jedes Jubiläum geeignet!
● Einfachste Zusammenstellung aus vorgefertigten Strophen!
● Mit einer eingeschmuggelten originalen Strophe von Schiller!

(1)
Vollendest wieder heut ein Jahr,
doch dieses Mal ein zehntes!
Was wünschst man dir, du Jubilar,
was wäre lang Ersehntes?
(1a)
Vollendest wieder heut ein Jahr,
an sich nicht ungewöhnlich.
Was wünscht man dir, du Jubilar,
so ganz für dich persönlich?

(2)
Sag selbst, was ich dir wünschen soll,
ich weiß nichts zu erdenken.
Du hast ja Küch' und Keller voll,
nichts fehlt in Deinen Schränken.
(2a)
Sag selbst, was ich dir schenken soll!
Mich martert ein Gedanke:
weil jedes Plätzchen bei dir voll,
weist du mich ab, sagst "danke!"

(3)
Es geht auch nicht um Leibes Not,
sein Wohl erscheint bewiesen -
Nein, Freude, die sich niemals bot,
die sei dir angepriesen.

(4)
Bei Reisen um die halbe Welt
bestauntest du manch Wunder,
gingst achtsam um mit gutem Geld,
dich blendete kein Plunder.

(5)
Du handhabst stets mit Meisterschaft
die Camera "obscura"
und bannst auf Fotos zauberhaft
Gestelltes wie "natura."
(5a)
Zu Hause ist die Staffelei
dein häufiger Begleiter,
du stimmst mit deiner Malerei
Betrachter immer heiter.
(5b)
Berühmt macht dich noch dies Talent,
verschweigen wäre schade:
Ist doch fast jeder Int'ressent
an deiner Marmelade.

(6)
Wir alle hier bewundern dich
und Deinen Blick für Weiten,
verbunden sind wir (schwesterlich)/(brüderlich)/(hoffentlich)
noch lange, lange Zeiten.
(6a)
Du hast ein festgefügtes Heim
und diesen Blick fürs Weite.
darauf macht sich auch seinen Reim
(dein Partner dir)/(die Partnerin) zur Seite.
(6b, nur für sie)
Ein jeder hier bewundert dich
und Deinen Blick für Weiten:
der Taube und dem Täuberich
noch lange, gute Zeiten!
(6c, nur für ihn) 
Ein jeder hier bewundert dich
wo nahmst du her solch Täubchen?
Bist eher gar kein Täuberich,
du bist vielmehr ein Räupchen!

Gemälde, Kalender, Marmelade
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Das ist ein Angebot zur freien Nachnutzung:
hier kann sich jeder "ein/sein" Geburtstags- oder Jubiläums-Gedicht frei zusammenstellen – fast 50 Varianten sind möglich!
Das geht so:
Aus den Absätzen 1 … 6 wählt man je eine Strophe aus und schreibt sie untereinander; eingerückte Strophen schiebt man dabei an den linken Rand. In (6) oder bei Wahl von (6a) ist nur der gewünschte Klammerinhalt übrigzulassen. Die Nummerierung der Stophen kann bleiben oder nicht.
Und nicht vergessen:
eine der Strophen ist absolut original von Schiller – ja, ja – vom Friedrich!
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Beispiel: Verwendung der Strophen 1b,2b,4,5c,6(hoff)  (ohne 3!)

Vollendest wieder heut ein Jahr,
an sich nicht ungewöhnlich.
Was wünscht man dir, du Jubilar,
so ganz für dich persönlich?

Sag selbst, was ich dir schenken soll!
Mich martert ein Gedanke:
weil jedes Plätzchen bei dir voll,
weist du mich ab, sagst "danke!"

Bei Reisen um die halbe Welt
bestauntest du manch Wunder,
gingst achtsam um mit gutem Geld,
dich blendete kein Plunder.

Berühmt macht dich noch dies Talent,
verschweigen wäre schade:
Ist doch fast jeder Int'ressent
an deiner Marmelade.

Wir alle hier bewundern dich
und Deinen Blick für Weiten,
verbunden sind wir hoffentlich
noch lange, lange Zeiten.

Anm.: Schillers Strophe ist in dieser Auswahl leider nicht enthalten!

Wolfgang H. /elbwolf

Mittwoch, 9. Mai 2018

Mensch – Maschine – Monologe* (1)

El Lissitzky (1890-1941) – russischer Avantgardist, Hauptvertreter des Konstruktivismus.
links: Studio per Proun** G7 (1922/23); rechts: ‘Neuer’ (Der neue/erneuerte Mensch, 1923);
Quelle. via wikimedia.commons; Liz.: gemeinfrei.

Maschine im Menschen

Ich bin dein Schrittmacher, jetzt und hinfort,
du nur mein Mitmacher, an jedem Ort.
Ich bin Veranlasser, dass du was wagst,
wie auch der Aufpasser, falls du versagst.
Ich bin ein Wortloser, der nie verschnauft,
wenn sich ein Ruhloser die Haare rauft.
Nimm's als Bekräftigung und nicht als Last,
sieh die Vergünstigung, die du nun hast.


Mensch mit Maschine

Ich bin auf Ehrenwort – ein Mitmacher,
und du bist immerfort – der Schrittmacher;
bei dem, was schon gesagt – der Abwäger;
wie sehr es auch gewagt – kein Ankläger;
du bist kein Zuchtmeister – bist niemals schroff;
bist mein Gewährleister – auf den ich hoff;
statt Beifallsäußerung – brauch unbesehn
ich stets Ermunterung – bleib ja nicht stehn!

Wolfgang H. (elbwolf, 2.5.2018)
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* Monologe (und nicht Dialoge), weil man nicht miteinander redet, sondern übereinander!
** Monografie von Katrin Simons, Insel TB 1376: El Lissitzky – Proun 23 N oder
'Der Umstieg von der Malerei zur Gestaltung als Thema der Moderne'.

Samstag, 5. Mai 2018

Der Samen (Pantun)

Frisch keimende Stangenbohne (art-typisch: Keimblätterspreizung).
Autor+©: Thomas Then, 31.05.2008; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0

Der Samen (Pantun)

Ein Same ist die Basis neuen Lebens;
es wird aus ihm, was in ihm angelegt;
vorausgesetzt, die Quelle seines Strebens
wird ständig sowie dauerhaft gehegt.

Es wird aus ihm, was in ihm angelegt:
ein neues Sein, dies muss sich erst bewähren.
Wird ständig sowie dauerhaft gehegt –
kann sich, was einmal angelegt,vermehren.

Ein neues Sein, dies muss sich erst bewähren;
im Leben wird nur selten was geschenkt.
Kann sich, was einmal angelegt, vermehren,
hat die Natur dies Leben recht gelenkt.

Im Leben wird nur selten was geschenkt;
es ist mit Mühe immerzu verbunden.
Hat die Natur dies Leben recht gelenkt,
ist Daseins Sinn am Ende doch gefunden

Es ist mit Mühe immerzu verbunden;
vorausgesetzt, die Quelle seines Strebens,
ist Daseins Sinn am Ende doch gefunden:
ein Same ist die Basis neuen Lebens.

© lillii (Luzie-R)

Spargelfeld bei Beelitz, der Spargelstadt im Landkreis Potsdam-Mittelmark.
©+Foto: Lienhard Schulz, 01.05.2004; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0
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• In der Wikipedia ist die Reimstruktur des Pantun angegeben.
Für dieses hier mit 5 Strophen gilt (wenn erste und dritte Zeile der ersten Strophe in der letzten Strophe zusätzlich vertauscht werden):
a1b1a2b2 | b1c1b2c2 | c1d1c2d2 | d1e1d2e2 | e1a2e2a1

Dienstag, 1. Mai 2018

Kalenderblatt 05/2018 (Renate Totzke–Israel a. G.)



  2 0 1 8

  M A I
- - - - - - - - - - - - - -

30
14
28
Mo


1
15
29
Di


2
16
30
Mi


3
17
31
Do


4
18
1
Fr


5
19
2
Sa


6
20
3
So

- - - - - - - - - - - - - -

7
21
4
Mo


8
22
5
Di


9
23
6
Mi


10
24
7
Do


11
25
8
Fr


12
26
9
Sa


13
27
11
So

- - - - - - - - - - - - - -
©  Renate Totzke-Israel
(Illustration zu Branstners
Die Ochsenwette, 1982³)
 ©  Wolfgang H. (Verse)
Der Unglücksmensch /indische Anekdote/

 (1)
Schon jahrelang hat ein Brahmane nachgedacht,
warum nur hatte er's zu Reichtum nicht gebracht;
war arm geworden, schlug sich durch mit Betteln.
Da schenkt' ihm jemand einen Topf voll Honigseim.
und er beschloss, sich jetzt nicht zu verzetteln:
hängt' an die Wand den Topf in seinem elend Heim.
 (3)
Das brächte ihm wohl einen Haufen Geld!
Die Frau dann frein, die ihn um alle Welt
mit einem Sohn beglückte; den erziehen,
dass er den Reichtum der Familie mehrt –
statt vor der väterlichen Hand zu fliehen.
In Rage kam der Mann, was er begehrt!


(2)
Ließ sich drauf ein, was niemals er geträumt:
Tauscht Honig in ein Huhn, das unversäumt
nun Eier legt; will dafür Ziegen kaufen.
Die Zicklein tauscht er dann in eine Kuh
und die in eine Stute – kein Verschnaufen:
die Fohlen noch vermarkten – dann ist Ruh!
(4)
Wär aber ungehorsam gar der eine Sohn,
bekäm er mit dem Prügelstock gerechten Lohn!
Wie wild schwang der Brahmane beim Gedanken
an etwaig Ungehorsam seinen Bettelstab – – –
und traf den Honigtopf! Worauf versanken
mit einem Schlage seine Träume in ihr Grab.