Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Samstag, 28. Juli 2018

Viel gereist (Rondel)

William Spooner: Europa-Reisende (Spiel, 1852; London)
Standort: Bodleian Libraries, University of Oxford; Status: gemeinfrei.
Viel gereist
(Rondel aus vereinfachten Trioletts)

Gereist bin ich im Leben viel,
und meistens schon mit klarem Ziel,
doch nie, um etwas nur zu wagen.
Ich hatte einen eignen Stil,
vermied, mich sonderlich zu plagen,
denn Reisen selbst ist ja kein Spiel.
Nicht ohne Stolz kann ich wohl sagen:
gereist bin ich im Leben viel.

Besuchte ich ein fremdes Land,
nach dem der Sinn mir grade stand,
gewahrte ich mit offnen Augen,
was meinem Blick sonst leicht entschwand.
Statt Wissen sich aus Fingern saugen,
fand ich heraus den wahren Stand
von Dingen, die zu mir gut taugen –
besuchte ich ein fremdes Land.

Die Zeit zum Reisen ist beschränkt.
Wer seinen Schritt nach Hause lenkt,
meint Ungesehnem nachzutrauern
und hat doch nichts an Zeit verschenkt.
Wer wäre ohne ein Bedauern,
der aller Wand'rung Schluss bedenkt –
lässt Unerbittliches ihn schauern?
Die Zeit zum Reisen ist beschränkt.

© Wolfgang H., 06.07.2018
-------------------------------------------------------------------------
Legende:

Das Triolett gibt es in der deutschen Lyrik seit dem 18. Jh. – es ist selbst schon ein Gedicht, hat 8 Verse (Vierfüßler, jambisch oder trochäisch) mit nur 2 Reimen (a, b; einer männlich, der andere weiblich; egal, welcher beginnt). Der erste Vers kehrt in der 4. und der 8. Zeile wörtlich wieder und heißt Schaltvers; bezeichnet man ihn mit einem Großbuchstaben, dann lautet das Reimschema: AabAbabA.
Ein Gedicht, in dem das Triolett als Gedichtstrophe (und dann meist drei Strophen) verwendet wird, heißt Rondel. Um das Gedicht geschmeidig zu halten, braucht der jeweils 4. Vers nicht der Schaltvers A zu sein, sondern bloß ein a-Reim: Das so vereinfachte "Trio"lett ist dann eigentlich ein "Duo"lett. In diesem Sinne hat das obige Rondel dieses Reimschema: AabababA. Mit "Küssen will ich, ich will küssen" schrieb Chamisso ein Rondel mit 5 Strophen und sogar 2 Schaltversen (ABaAabAB)!
Anm.:
Das hier zunächst gepostete Paar Trioletts "Pro" und "Contra" hat einen eigenen Beitrag mit zugehöriger Bild-Ausstattung bekommen ("Neues und Altes" – 2 Trioletts)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen