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Samstag, 13. Oktober 2018

Menschen und Jahreszeiten (Sapphische Odenstrophen)

Amanda Brewster Sewell (1859 – 1926): Sappho, 1891.
via wikimedia.commons; Public Domain.

Sappho von Lesbos (~630 – ~570 v.u.Z), die vorgebliche Künderin lesbischer Liebe, wie drastisch gemalt etwa von Édouard-Henri Avril, schenkte uns vor 2700 Jahren die nach ihr benannten Versformen, die heute – wie alle (antiken) Odenformen – wieder an Bedeutung gewinnen. Ihren sog. kleiner Odenvers kann man sich als vom fünffüßigen Trochäus kommend vorstellen, bei dem ein Daktylus den mittleren Fuß ersetzt. Das spornt beim Deklamieren an, ist aber beim Schreiben des Versschlusses eher schwierig.
 

Menschen und Jahreszeiten
                  Sapphische Odenstrophen

 Jahre würden eintönig sein und langsam
nur vorübergehen, doch schürt ein Wechsel
um uns Aufruhr: ungleiche Jahreszeiten
           fordern den Menschen.

Frühlingswinde wirbeln die blauen Bänder
durch die Lüfte. Unverhofft lassen Düfte
ahnen: rasch beleben sich nun die Fluren –
           zeigen ihr Maigrün.

Sommerwärme legt sich um Blatt und Blüte.
Ähren zieren biegsame schlanke Halme.
Mild der Regen – lässt er doch Körner wachen:
           Künder vom Reifen.

Eingebracht die Ernte an Korn und Früchten.
Herbstlich zaust der Sturm an der Bäume Kronen;
bunt gefärbtes Laub rieselt unaufhaltsam.
           Wallende Nebel …

Glitzerraureif zaubern die Winterfröste.
Baum wie Feld – beraubt ihres grünen Kleides.
Unter weißer Schneedecke ruht, was blühte,
           harrend des Neuen.

Schöner könnten Jahre doch gar nicht werden –
unterscheidbar jedes von allen andern.
Unser Sinnen – vorwärtsgerichtet, frei von
           vielerlei Zwängen.


©  Wolfgang H. (elbwolf, 27.09.2018)

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Der Verfasser hat sich vier Poeten als Schöpfer jahreszeitlicher und daher meist auch gleichzeitig liedhafter Dichtung zu Vorbildern für inhaltlichen Reichtum und treffende Wortwahl genommen. Für jeden sei nachstehend eine beispielhafte Strophe angeführt:

Eduard Mörike (1804-75)
Er ist's (1829/32)
 
Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
 
Johann Peter Hebel (1760-1826)
Sommerlied/4: Grüne Saaten! (1833/34)

Aus dem zarten Blatt enthüllt sich
Halm und Ähre, schwanket schön,
Wenn die milden Lüfte wehn;
Und das Körnlein wächst und füllt sich.
 
Joh. Gaudenz v. Salis-Seewis (1762-1834) Herbstlied (1782/86)
 
Bunt sind schon die Wälder,
gelb die Stoppelfelder,
und der Herbst beginnt.
Rote Blätter fallen,
graue Nebel wallen,
kühler weht der Wind.
 
Gottfried August Bürger (1747-94)
Winterlied (
1772/73)

Der Winter hat mit kalter Hand
Die Pappel abgelaubt;
Und hat das grüne Maigewand
Der armen Flur geraubt;
Hat Blümchen, blau und rot und weiß,
Begraben unter Schnee und Eis.
     

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