Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Sonntag, 29. Dezember 2019

Auf ein Neues – besser: ein Weiteres! (Teamwork)

Unser 400. Beitrag auf "Versbildner"
   Janus
vom 31.12.2019, 23:59:59 ← gültig → bis 01.01.2020, 00:00:01

Wir Gastautoren und das Stammteam des "Versbildner" senden
allen Freunden unserer Lyrik-Beiträge
die besten Wünsche zum neuen Jahr 2020!
Wir hoffen, unsere Tätigkeit ausweiten und auf etwas breiteren Boden stellen zu können, wofür wir auch die Unterstützung durch eine Webmeisterin gewonnen haben.
Die Kontaktmöglichkeiten zu unseren Lesern sollen ausgebaut und vielleicht sogar Unterabteilungen im Versbildner eingerichtet werden. Gäste könnten dann auch selbstständig und in eigener Verantwortlichkeit bei und mit uns tätig sein.
Nun nehmen wir noch ein letztes Mal in 2019 das Wort zu ein paar kurzen Versen und rufen euch zu:
"Prosit Neujahr!"

Im Sauseschritt

Jahresanfang … Jahresende!
Viel zu schnell, ja arg behände
geht’s vom Alten zu dem Neuen.
Keinen scheint es zu gereuen,
dass das alte Jahr zerronnen.
Hatte es nicht grad‘ begonnen?

Ist es wirklich ein Jahr her;
das zu glauben, fällt mir schwer.
Sehe wieder Leuchtraketen;
Höre Töne der Trompeten,
die ein neues Jahr verkünden –
Zeit – sie lässt sich nicht ergründen.

© Luzie-R. (12/2019)


Noch einmal den Atem anhalten …

Eile mit Weile, sagte die Zeit
Und setzte sich auf mein Fensterbrett
Ich fragte verwundert, was das soll
Und was sie denn dort zu suchen hätt
Das alte Jahr geht, das neue nicht weit
Du kannst jetzt nicht ruhn, komm mach dich bereit

Kurz vor dem Wechsel, flüstert die Zeit
Halte ich gern mal den Atem an
Und blicke zurück auf das was war
Fühle tief in mir Wehmut, doch dann
Packt mich der Frohsinn, ich fühl mich befreit
Und geb dem Jahr gern – das letzte Geleit

© Perdita Klimeck a. G.


Staffelübergabe bei den Jahren
Das alte Jahr geht schon auf Krücken –
zu schwer die Last auf seinem Rücken.
Doch Eines muss ihm noch gelingen:
sich selber gut zu Ende bringen.
Es geht dem neuen Jahr entgegen
auf völlig ausgetretnen Wegen,
auf Pfaden, die ganz glatt geschlittert,
so dass das Jahr nichts Gutes wittert.
Schon plumpst es hart auf den Popo,
und das ist unter dem Niveau,
denn seine Würde ist nun futsch.
Das Neue lacht – wünscht: "Guten Rutsch!"

© Luise Winrich a. G.


© Manfred Albert a. G.: originale PC-Grafik, 12/2019
"Janus und Janusinchen – trübselig rückblickend, optimistisch vorwärtsschauend"

Janus' Wandlung

Der Janus mit den Kontrovers-Gesichtern,
sieht rückwärts, vorwärts und dazwischen – Streben.
So kann er leicht im Blickwinkel von Dichtern
den Zeitenfluss in Versen nacherleben.

Der Janus hat von Rom her eine Tochter,
die hat den Busen stets so spitz getragen,
weil's Eindruck machte – und genau das mocht' er,
und mancher tat sein Glück bei ihr drum wagen.

© Manfred Albert a. G. (12/2019)


Die Uhren an Silvester
– Sonett deutsch, zweifüßig – 

Die Zeiger drehn
sich feste weiter –
das ist gescheiter,
als rumzustehn.

Und recht besehn
sind auch bereiter
und ziemlich heiter
wir selbst nach zehn.

Um Mitternacht
sind Zeiger oben –
es ist vollbracht.

Das Glas gehoben!
Dann läuft fürwahr
das neue Jahr!

© elbwolf (durchgesehen 12/2019)
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Quellen zu den Bildern im Janus-Tableau ganz oben (sämtlich lizenziert und via wikimedia.commons):
links:  P. P. Rubens (1577-1640): Janustempel (1634, zentrales Detail), Ermitage.
oben:  W. Beyer (Werkstatt): Kopf der Janusfigur (nach 1773, Detail); Schönbrunn; Foto: lienyuan lee, 8.5.2005.
unten: Enstropia: Januskopf schwarz-rot (eigenes Werk, 3.8.2015);
rechts:Giulio Romano (1499-1546): Zeichnung (~1533, Detail); Getty Center.

Noch eine Anmerkung zum Janus-Tableau:
In der Art dieses Janus-Beitrags wollen wir 2020 den jeweils letzten Beitrag aller 12 Monate demjenigen Tierkreiszeichen widmen, das über das jeweilige Monatsende in den nächsten Monat hineinreicht und das damit verbundene Horoskop ein wenig aufs Korn nehmen. Außerdem fällt auf, dass von den 12 Tierkreiszeichen die Mehrzahl, nämlich Wassermann, Widder, Stier, Krebs, Löwe, Skorpion, Schütze und Steinbock OHNE weibliche Begleitung sind, Jungfrau ohne männliche, während Zwillinge, Waage und Fische in moderner Auffassung eher schon 'divers' wirken. Wir wollen für diesen Zustand Abhilfen anbieten – wie hier oben bereits für den Janus.

Mittwoch, 25. Dezember 2019

Weihnachten

Paul Gauguin (1848-1903): Nuit de Noël, La bénédiction des bœufs (1894-98);
/ Weihnachten; Segnung der Ochsen */
Museum of Art, Indianapolis (USA); The Yorck Project, № 3463; gemeinfrei.

Weihnachten

Zu wissen, wo in kalter Nacht sein Haupt man bettet –
wo Sicherheit sich findet in der rauen Welt;
dort fühlen sich die Menschen wohl und sind gerettet –
wo keine Kriege herrschen, ist es gut bestellt.

Wann kommt nur der, der alle Übel überwindet,
in dieser dunklen Zeit – von Liebe unbeseelt –
wo Angst und Sorge selbst die Kleinsten quält und schindet,
wo Wärme und Geborgenheit beständig fehlt.

Wir feiern Weihnachten, das lautre Fest der Liebe –
Erinnerung an die Geburt des hohen Herrn.
Statt Liebe ernten unerwünschte Menschen Hiebe –
die echte Menschenliebe bleibt so fern, so fern!

Das Kind im Stalle fand ein warmes Bett auf Stroh;
darüber wäre heut noch mancher Mensch recht froh.

© lillii (Luzie-R.)
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*/ Legende zum Bild:
Diese rätselhafte Ansicht einer Winternacht in der Bretagne ist eine faszinierende Mischung der Bilder, die Gauguin so beeindruckend fand. Der Kirchturm und die Hütten basieren auf Orten in Pont-Aven, doch die Frauen tragen die dunklen Kopfbedeckungen von Le Pouldu. Die Ochsen stammen aus ägyptischen Motiven, während die Figuren im bretonischen Krippenschrein von einem javanischen Fries inspiriert wurden.
Gauguin mag diese Leinwand während seines letzten Pont-Aven-Besuchs im Jahr 1894 begonnen haben, aber sie wurde wahrscheinlich in der Südsee fertiggestellt, wo Erinnerungen an die Bretagne seine Arbeit noch prägten.
/nach der Katalogbeschreibung des Museums/

● Das Gedicht hat die Form eines englischen Sonetts, jedoch mit sechsfüßigen Jamben.

Samstag, 21. Dezember 2019

Sachsen-Genüsse (1-4)+1 Zugabe "zur Nacht"

Vor Jahren schon (und hier auf Versbildner auch veröffentlicht) entstand eine Reihe von vier Scherzgedichten zu Frühstück, Mittagstisch, Kaffeetrinken und Abendbrot des – patriotischen – Sachsen. Die freundliche Aufnahme auch an anderer Stelle der teils zungenbrecherischen, teils übermütigen Verse brachte mich in Versuchung, noch einen fünften Teil "bei Kerzenschein" zu schreiben. Man wird doch hoffentlich nicht auf der Stelle den Schalk in meinen Augen aufleuchten sehen?
Um dem Leser das Nachschlagen in den Tiefen des hiesigen Archivs abzunehmen, werden die ersten Verse der jeweiligen früheren Gedichtanfänge wiederholt und dann ein Link zum Weiterlesen angeboten – ehe wir (um mit Diederich Heßling aus H. Manns Untertan zu sprechen) "zur Sache selbst kommen".

(1)       Frühstück mit Quittenmarmelade
Ödes Frühstück nachgerade –
Auf dem Tisch fehlt Marmelade!
"Sag mal", frage ich bei Gitten,
"Waren da nicht diese Quitten?"
bitte hierweiterlesen

(2)       Mittagessen auf Böhmisch Art
Zu Mittag kochen? Nicht gleich stöhnen –
Man kann den Tag ganz anders krönen:
Ein Sachse, der alteingesessen,
Wird’s Mückentürmchen nicht vergessen.
bitte hierweiterlesen

(3)       Zum Kaffee Dresdner Stollen
"Liebste, bitte nicht gleich grollen –
Was ich gern hätt’ sagen wollen,
Ist natürlich ein Klischee,
Doch verfolgt mich die Idee
bitte hierweiterlesen

(4)       Den Abend bei Meißner Wein
Sitz mit ihr beim Abendschein,
als mein Weib fragt engelrein:
"Soll ich dir von deinen Bieren
nicht ein kühles Pils servieren?"
bitte hierweiterlesen

– ./. –
  
Sachsen-Genüsse (1-4)+1 Zugabe:
 
František Antonín Jelínek (cz; 1890-1977): akademisches Aktfoto (1927; Detail)
"Frau mit Fächer – und Kandelaber"; privates Familienarchiv;
via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0

(5)       Zur Nacht – und bei Kerzenschein …
– an Liebe übervolles Scherzgedicht –

Heute lass uns nachts noch scherzen –
Zünde, Liebste, an die Kerzen,
Denn der Tag gilt als gemacht
Erst zur Tiefe in der Nacht!
Meistens hab ich den Verdacht,
Dass du dich – bereits entfacht –
Überlässt beim Schein der Kerzen
Nur zu gern bekannten Scherzen.

Anfangs flackern gar die Kerzen,
Bis du aufhörst dann mit Scherzen,
Denn das Schönste wird vollbracht,
Wenn herabsinkt voll die Nacht.
Schließlich hätt' ich nie gedacht,
Dass vorm Aufstehn du ganz sacht
Summst ein Lied, fängst an zu scherzen:
"Sag, wo haben wir die Kerzen …?"

© elbwolf, 20.12.2019

Dienstag, 17. Dezember 2019

Stadtlyrik/4 – Advent; Markttage (P. Klimeck a. G.)

Weihnachtsmarkt in der Hansestadt Wismar (Mecklenburg-Vorpommern).
Foto+©: Nicole Hollatz, Wismar; aufgenommen am 14.12.2017.
(veröffentlicht auf Versbildner mit spezieller Genehmigung der Urheberin)

Advent II

Geht man abends nun durch Gassen,
die sonst einsam und verlassen,
sieht man jetzt nur hellen Schein.
Strahlend bunte Lichterketten
laden zum Verweilen ein.

In den Zweigen vieler Bäume
hängen tausend Lichterträume,
deren Glanz in Seelen fällt.
Der Advent zeigt hier Facetten
einer Zauberwunderwelt.

Überall sieht man Gefunkel,
und an Fenstern, die einst dunkel,
sind die Scheiben bunt geschmückt.
Ganz im Bann der Herrlichkeiten,
fühlt man sich der Zeit entrückt.

Man vergisst das Hasten, Eilen,
möchte halten und verweilen.
Plötzlich ist dann Sehnsucht da.
Herz pocht in vergang'nen Zeiten
und der Himmel ist ganz nah.


markttage

noch ist er grau
der Himmel über unsrer stadt
die straßen still
und viele fenster sind geschlossen

doch auf dem markt
ahnt man bereits den sonnentag
er schmeckt nach meer
nach äpfeln, birnen und nach blumen

ein süßer duft
der um die alten häuser zieht
und es erwacht
die stadt aus samstäglichen träumen

© Perdita Klimeck
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Liebevolle Anmerkung:
Als Versbildner-Herausgeber hatten wir einige Fragen an unsere Gastlyrikerin und erfuhren von ihr das Folgende.
Die Römisch-Zwei im ersten Titel meine, dass es in ihrem Schreibarchiv bereits eine Römisch-Eins gäbe; außerdem erscheine dieser Beitrag zwischen dem dritten und vierten Advent, so dass "II" gar nicht den laufenden Adventssonntag meinen könne. Und vor den "äpfeln, birnen und blumen" im zweiten Gedicht schmeckt es NICHT "nach mehr", SONDERN tatsächlich "nach meer", weil auf dem Weihnachtsmarkt, auf den sie beim Dichten heruntergesehen hatte, viel Fisch aus dem Meer verkauft wird …  
Klar, dass nun ein Foto vom weltgrößten (?) Weihnachtsmarkt, nämlich dem Dresdner Striezelmarkt, unpassend erschien, denn dessen Verkaufsschlager sind eben Glühwein und Striezeln (als gleichbedeutend mit Stollen). Andererseits ist unser Blog eine gesamtdeutsche Unternehmung und wenn schon Dresden nicht in Frage käme, dann nur im Austausch gegen eine andere ostdeutsche Stadt, aber "mit Meeresfischgeschmack". Von der Hansestadt Wismar gab es beim Googeln das schönste Foto eines Weihnachtsmarktes, und das hat uns die Urheberin, die Journalistin und Fotografin Nicole Hollatz, für eine einmalige, nicht-kommerzielle  Verwendung in diesem Beitrag zur Verfügung gestellt.
Wir danken allen Beteiligten und erklären,
·         dass wir "echt gerührt" sind;
·         einen geruhsamen 4. Advent und danach
·         ein besinnliches Fest wünschen!

Freitag, 13. Dezember 2019

Dezember – ein Monatsbild

Hans Thoma (1839-1924): Dezember (Monatsbild aus dem Festkalender);
Mappenwerk, 1924; Seemann Verlag Leipzig; via wikimedia.commons; gemeinfrei.


"Im Dezember schreitet Wotan im blauen Mantel
mit seinen Wölfen durch die vom schwachen
Mondschimmer beleuchteten Wolken." [Hans Thoma]


Dezember

Als Wanderer geht Wotan auf den Wegen,
um unerkannt die Menschen zu ergründen –
der schwache Mond wird sich mit ihm verbünden.
Sein Hut und Mantel schützt bei Wind und Regen –
so kann er still und heimlich sich bewegen.
Er sammelt Wissen an sehr vielen Orten;
jedoch ist sparsam stets mit seinen Worten.

Für ihn gibt’s Grenzen nur zum Überschreiten;
ein Hindernis hat nie er akzeptiert –
es ist die Gabe, die auch Menschen ziert,
denn Mensch und Götter müssen stetig streiten,
und das sehr häufig wegen Nichtigkeiten.
Für Weisheit gab sein Auge er als Preis;        
das überwacht den ganzen Erdenkreis.

Erkenntnis ist für Wotan hehre Pflicht;
er lässt auf neue Möglichkeiten achten --
die Welt aus seiner Höhe zu betrachten;
so zeigt sie sich in einem neuen Licht
der es aus seiner Sicht an nichts gebricht;
doch er kann Grenzen fließend überschreiten,
wir Erdenkinder haben Schwierigkeiten.

© lillii (Luzie-R)
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Anmerkung:
Die Verse sind fünffüßige Jamben (teils übervollständige).
Das Reimschema aller drei Strophen ist "abbaacc".

Dienstag, 10. Dezember 2019

Philosophen-Urteile/1: Voltaire

      3. von links.: Voltaire                              ↑ Mitte: Friedrich II., der König "in" Preußen
Adolf v. Menzel (1815-1905): König Friedrich II. Tafelrunde in Sanssousi; Detail.
Alte Nationalgalerie Berlin; Kriegsverlust.via wikimedia.commons; Liz.: gemeinfrei.

"Das wohl erfolgreichste gesellschaftliche Modell
ist Dummheit mit guten Manieren."
Voltaire (1694–1778; Gast bei Friedrich II.
 in Sanssouci 1750/Mitte–1753/Anfang)

  

Voltaire über Dummheit und Manieren

Herr Voltaire bot gern Paroli,
wer auch sei der Gegenüber –
ausgenommen nur der König,
dem gebührt kein Nasenstüber.
Wenn man dann zu später Stunde
in der ehrenwerten Runde  
reichte die gestopften Pfeifen,
um noch intensiv zu qualmen,
debattieren jedes Thema,
abgesehen von den Psalmen,
hörte man pikante Kunde
aus des Herrn Franzosen Munde.

"Dummheit ist zu sehn als Manko,
doch ich sag's den Herrn genauer:
Teils verkennt ein Dümmling Fakten
und behält sie nicht auf Dauer;
ist beim Auffassen zu träge –
kombiniert fast immer schräge.
Mangelt es dem Geist an Schulung
oder will's nicht in sein Köpfchen:
wie er dreht sich auch im Kreise –
hinten hängt ihm stets ein Zöpfchen.
Fehlt dem Dummen doch das Tragseil,
das ihn stützt bei einem Urteil!"

"Lässt beiseit' er also Bücher,
hält sich frei das Oberstübchen
für der Höflichkeiten Floskeln
und die Mode – unser Bübchen!
Oberflächliches Parlieren
reicht, mit Damen zu flanieren,
Chargen nach dem Munde reden;
ihre Aktentaschen tragen;
eifrig sein und dienstbeflissen;
nie ein Aufbegehren wagen:
das, in summa, sind Manieren,
die Karrieremacher zieren."  

"Wenn in einem nun die Dummheit
mit der Höflichkeit einhergeht –
ja, dann weiß im Staate Dänmark
doch ein jeder, wie der Wind weht.
Wollte einer nicht parieren,
würde man ihn exilieren."
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Ziemlich lange ist es zwar schon her
 – jedoch –
so verfuhr man selbst mit Herrn Voltaire!

© elbwolf, 23./24.11.2019

Donnerstag, 5. Dezember 2019

Omi und die neuen Medien

Quelle: Favorite images - Yandex.Collections.ru
vor 2013; kein Autor, kein Lizenzhinweis
(Omi-Sprechblasen von der Verfasserin hinzugefügt!)

Omi und die neuen Medien

Die Omis strickten früher Strümpfe
für Mann und Kind und überhaupt –
war es doch einer ihrer Trümpfe.
Und Mützen für jedwedes Haupt.
Doch diese Kunst, sie kam abhanden –
Im Internet sie sie nun fanden.

Schnell wird der Laptop hochgefahren.
Gibt sie bei Tante Google ein,
was unisono ging vor Jahren
bei Omis wie von ganz allein.
Zuerst die Maschen aufgeschlagen –
das ging noch ohn lang zu fragen.

Drei Nadeln sind bestückt mit Schlingen,
zu einer Runde nun gefasst.
Zwei rechts, zwei links – vor allen Dingen
nichts fallen lassen - Aufgepasst!
Das Bündchen ist schnell lang genug;
jetzt macht man sich bei Google klug.

Wie war das, wie strickt man die Ferse?
Das Internet die Antwort weiß.
Dabei kommt es zur Kontroverse,
die Münder redeten sich heiß.
Es wird gegoogelt und gestrickt,
die Sache scheint doch sehr verzwickt.

Doch Omis lassen sich nicht schocken –
sie zappen sich durchs Strickprogramm
und fertig sind alsbald die Socken;
das Stricken wird kein Melodram.
Jetzt sitzt bis nachts um drei die Omi
vorm Läppi, wird so schnell zum Promi.

© lillii (Luzie-R; 27.11.2019)
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Eine englische Version von Versen über die eifrigen Omis
findet sich im Internet → hier