Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Mittwoch, 28. August 2019

Epigramme/4 – auf Aphorismen über Frauen & Liebe

Hans Georg Lewerenz (1915-2006): Der Laufsteg.
Foto&©: Onkel Walter, 12.04.2008; Liz.: CC BY-SA 3.0
Notabene:
Nach den Epigrammen auf Kontaktanzeigen, Politikerwitze und die Aussprüche Großkopfeter sollen heute einige bekannte Aphorismen über das Dauerbrennerthema Frauen & Liebe "kommentiert" werden.
Das lyrische Genre der Epigramme beansprucht öffentliche Meinungsfreiheit, weil es sich per se gegen jedwede Anschuldigungen behaupten kann, wie fortgeschritten moderne Maulkorb-Verteilungs-Systeme auch bereits wieder gediehen sein mögen.


(1) Christine von Schweden (1626-1689):
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"Die Natur macht die Frauen verschieden – die Mode macht sie gleich."

'Die Mode mache alle Fraun zu Gleichen' –
lässt das nicht jede Frau sofort erbleichen?
Und auch die Männer wären längst verblichen,          
wenn von Natur die Fraun sich alle glichen.

(2) Wilhelm Busch (1832-1908):
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"Enthaltsamkeit ist das Vergnügen an Dingen, welche wir nicht kriegen."

Enthaltsamkeit ist nichts auf lange Sicht!
Auch macht ein einfach Ding kein recht Vergnügen.
Warum mit Brosamen denn sich begnügen –
verlockend sind nur Dinge von Gewicht.

(3) Jean-Baptiste Molière (1622-1673):
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"In der Ehe geht – wie auch sonst – Zufriedenheit über Reichtum."

Zufriedenheit herrscht dann in einer Ehe,
wenn auch bei Kassen-Ebbe keiner schmollt;
Man tritt sich oft genug noch auf die Zehe,
vor allem, wenn der Rubel reichlich rollt.

(4) Chinesische Sprichwort-Weisheit:
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"Liebenden schmeckt sogar das Wasser süß."

Selbst Wasser schmeckt so süß wie Limonade,
ist einer ausreichend genug verliebt –
und wer die Liebe eher schon versiebt,
dem schmeckt selbst Limo nur wie Wasser: fade!      

(5) Søren Aabye Kierkegaard (1813-1855):
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"Die Ehe ist und bleibt die wichtigste Entdeckungsreise, die der Mensch unternehmen kann."

Was Kierkegaard bei Ehereisen fand,
dient heute nicht einmal als Episode:
entdeckt wird vor der Ehe alles Land,
selbst sie kommt ja schon langsam aus der Mode.

(6) August Strindberg (1849-1912):
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"Sollte es wirklich einmal zu einem Kampf zwischen den Geschlechtern kommen, dann werden die Frauen siegen, weil die Männer die Frauen mehr lieben, als die Frauen die Männer."

Die Männer werden doch nicht unterliegen –
und Frauen im Geschlechterkampfe siegen?
Das fürchten Männer, die den Fraun nicht trauen,
denn mehr als Männer lieben Fraun, scheints, Frauen.

(7) Napoleon Bonaparte (1769-1821):
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"Fähigkeiten sind nichts ohne Möglichkeiten."

Die eignen Fähigkeiten werden schwach,
steht es mit Möglichkeiten mehr als zach.
Doch stehen solche oft auch längst bereit,
nur sind dann Fähigkeiten nicht so weit.

Das dachte Bonaparte als Stratege –
doch stand er auch privat sich nicht im Wege
und fand der Möglichkeiten endlos viele,
wo er mit Fähigkeiten kam zum Ziele.

(8) Joachim Günther (Ingenieur in den 1970ern, Chemnitz):
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"Der Mann bleibt für sinnliche Liebe länger attraktiv als fähig, die Frau länger fähig als attraktiv."

Da ist ein Punkt, wo einstellt sich Balance
und Paare fürs Begehren sich genieren.          
Dabei ergäbe sich die Riesen-Chance,
Begierden einmal 'umzudefinieren'.

© elbwolf (WH, 24.8.2019)
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Die hier epigrammatisch kommentierten und sämtlich bekannten Aphorismen 1-7 wurden der Sammlung "Wassermann", Neumann & Göbel Verlagsgesellschaft (Köln) unter den folgenden Kalenderdaten entnommen:
21.1., 13.2., 19.2., 6.4., 26.6., 10.7. und 8.9.
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Dieser Beitrag zeigt Epigramme in ihrem heutigentags gebräuchlichsten Format des Quartetts aus 5-füßigen (meist jambischen) Versen in den Reimungen aabb, abab, abba. Diese formale Seite tritt aber hinter den Inhalt zurück, der sich mittels ironischer Formulierungen eines speziellen merk- oder kritikwürdigen Umstands annimmt.

Samstag, 24. August 2019

Die Stille suchend (L. Winrich a. G.)

Neapel, Kloster von Santa Chiara: Allegorie des Schweigens
Urheber: Lalupa; via wikimedia.commons; GNU-Liz für freie Dokumentation ab Vs.1

Die Stille suchend

Wenn ich die Stille suche
gehe ich in den Wald.
Und dann lausche ich
und finde sie nicht.
Die Bäume ächzen,
die Blätter raunen,
die Vögel singen,
der Bach murmelt.

Wenn ich die Stille suche
steige ich auf einen Turm.
Und dann lausche ich
und finde sie nicht.
Die Treppe knarrt,
der Wind singt,
die Stadt lärmt,
die Turmuhr tickt.

Wenn ich die Stille suche
gehe ich an einen See.
Und dann lausche ich
und finde sie nicht.
Die Wellen plätschern,
die Enten schnattern,
das Schilf flüstert,
der Reiher taucht.

Wenn ich die Stille suche
ziehe ich mich zurück.
Und dann lausche ich
und finde sie nicht.
Meine Gedanken schreien
so laut, dass sie alles andere
übertönen.
Sie rufen: Pflicht!
Und ich stelle mich,
doch die Stille
finde ich nicht

© Luise Winrich a. G. (Juni 2019)

Dienstag, 20. August 2019

Die Alpen-Mannstreu

Kolbenförmiger Blütenstand der Alpen-Mannstreu,
die wegen ihrer dornigen Blätter und Hüllblätter an Diesteln erinnert.
Foto + ©: Die Verfasserin
Die Alpen-Mannstreu
(lat. Eryngium alpinum L.)

Schau sie Dir an, gibts Schöneres zu schaun?
Hoch in den Alpen ließ sie sich entdecken,
zwar stachlich ist die Blüte, zum Verschrecken -
geschützt sah ich sie hinter einem Zaun.

Vor so viel Schönheit steh ich stumm und staun,
was Gott lässt wachsen hinter Zaun und Hecken,
wie sich die fedrigleichten Blüten strecken -
doch Vorsicht: "nicht berühren" rät der Faun.

Auf kargen Böden fristet sie ihr Dasein.
Ein glattes Blätterlaub ist ihr Gewand,
es hält Dich fern wie eine weise Hand;

denn unten hat sie Dornen spitz und fein -
so weidend Vieh sie nicht verletzen kann,
wie klug von der Natur - denk ich sodann.


© lillii  (Luzie-R; August/2019)

Anpflanzung der Alpen-Mannstreu im Staudengarten
Foto + ©: Die Verfasserin
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Anmerkung zum Verbreitungsgebiet:
Die Alpen-Mannstreu kommt ursprünglich vor in Frankreich, Italien, in der Schweiz, Österreich, Liechtenstein, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro. Die Hauptverbreitung dieser Art ist in den Westalpen, im Jura (Gebirge) und dem Dinarischen Gebirge; in Österreich sehr selten in Südwest-Kärnten und sporadisch in Vorarlberg. Die Pflanze wird gelegentlich als Zierpflanze kultiviert. Sie ist manchmal auch angesalbt wie in Südtirol (Ultental). /nach Wikipedia/
Googeln mit beiden Fotos führt eindeutig auf Eryngium alpinum.

Eine gewisse Verwechslungsmöglichkeit besteht evtl. mit der Stechpalme (Ilex aquifolium L.), die aber im Unterholz küstennaher Wälder verbreitet ist.
Da Bäume mit immergrünem Laub in Mitteleuropa sehr selten sind, wurden die Stechpalmen von den Germanen und den Kelten verehrt.
Am Palmsonntag wird des Einzugs Jesu in Jerusalem gedacht. Zu diesem christlichen Feiertag werden in der gemäßigten Klimazone mangels echter Palmenzweige die Zweige von immergrünen oder zu dieser Jahreszeit bereits ergrünten Pflanzen (Weiden, Buchsbaum, Stechpalme) als Palm geweiht. Von dieser Tradition lässt sich der Namensteil Palme ableiten.

Johann Wolfgang von Goethe schrieb zur Verwendung an christlichen Festen: 

„Im Vatikan bedient man sich
Palmsonntag echter Palmen
Die Kardinale beugen sich
und singen alte Psalmen.
Dieselben Psalmen singt man auch,
Ölzweiglein in den Händen,
Muß im Gebirg zu diesem Brauch
Stechpalmen gar verwenden.“

Auf Versbildner bringt unsere Autorin mit ihrem Sonett die Mannstreu mit den Stechpalmen endlich auch in lyrischer Hinsicht auf Augenhöhe …

Samstag, 17. August 2019

Puzzlespielereien

Legespiel mit 36 Würfeln – zu 6 verschiedenen Bildern zusammenstellbar.
Ohne Ort und Verlag, um 1850; via wikimedia.commons; gemeinfrei.


Puzzlespielereien
 
Es puzzelt sich so schön am frühen Morgen –  
Man ahnt da ja noch nicht die neuen Sorgen,  
Die dieser Tag erst bringt. 

Es puzzelt sich normal um zwölf zu Mittag,   
Sieht man die Sache nicht als einen Anschlag,  
Der nur zu hungern zwingt.  

Es puzzelt sich mit Mühe spät am Abend,  
Wenn einer, statt am kühlen Bier sich labend,   
Schon mit dem Schlafe ringt. 

Es sitzt ganz unbegreiflich mancher Dussel   
Auch tagelang mal über einem Puzzle,  
Weil sonst ihm nichts gelingt.  

Mit Puzzeln hab ich selber nichts am Hute;
 
Ist mir jedoch nach Herzhaftem zumute,        
Dann weiß ich, was beschwingt.                              

© elbwolf, 2018/19
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Was das soll? Das hier drüber?
Bloß als eine kleine Mutwilligkeit …

Dienstag, 13. August 2019

August – ein Monatsbild

Hans Thoma (1839-1924): August (Monatsbild aus dem Festkalender)
Mappenwerk, Seemann Verlag Leipzig; via wikimedia.commons; gemeinfrei.

           Erntezeit

Es tanzt, wenn grelle Sommerwetter schweigen,
August mit seiner Windsbraut bunten Reigen.
Sie drehn sich wirbelnd um und um im Tanze.
Geschmückt sind beide mit dem Blütenkranze
aus Blumen, die im Felde sich gewiegt,
und das – gemäht – im Abendlicht nun liegt.

Der Sommer bleibt nicht allzu lange mehr,
sobald das Korn gemäht, die Felder leer.
Der Tag wird kürzer und die Nächte länger,
auch schweigen bald des Waldes muntre Sänger;
doch ehe uns der Sommer ganz verlässt,
beginnt als Dankeschön das Erntefest.

Gewunden wird ein bunter Erntekranz;
die Helfer finden alle sich zum Tanz,
und schau doch, wie zum Klang der frohen Geigen
August und Windsbraut tanzen ihren Reigen!
Ganz still und heimlich stehlen sie sich fort,
Wohin – wird nicht verraten, dieser Ort …

© lillii (Luzie-R)

Freitag, 9. August 2019

Lange Leitung? Kurze Leitung? Oder bloß normale?

Leitungen im Industriebetrieb (2005; Urheber unbekannt); Elektrische Freileitung (2005; © MdE);
Telefon-Hauptkabel (2006; © Stefan Müller); Glasfaser-Lichtleiter (2018; © BigRiz);
via wikimedia.commons; Liz.: links/unten: GNU, sonst CC BY-SA 3.0;

Lange Leitung? Kurze Leitung?
Oder bloß normale?
- Betrachtung mit Septetten*) der Reimform ababccb -

Die Menschen sind nicht alle gleich –
wenn jedem passten Schusters Leisten,           
macht das die Menschheit denn erst reich?
Von welcher Art gibts wohl die meisten,
doch nur so viele, um mitnichten
auf alle andren zu verzichten …
Zu fragen, heißt nicht – sich erdreisten!

Der Leitung Länge steht zur Wahl!
Wenn wir einander Infos senden,
empfindet man gehörig Qual,
falls die schon unterwegs verenden.
Hat jemand also lange Leitung,
erfordert das mehr Aufbereitung:
die Dinge hin und her zu wenden.

Ganz anders, wenn die Leitung kurz,
dann braucht man nicht erst lang zu feilen
und meidet auch den Kassensturz.
Doch kommt es vor selbst hier bisweilen,
dass so ein Tropf aus Übereifer
noch fällt auf seinem Fußabstreifer,
den er vergaß, auch anzupeilen.

Normalo heißt in Sonderheit,
dass der nicht vor den Kopf geschlagen;
auch hat er's andrerseits noch weit
zu reden sich um Kopf und Kragen.
Es ist nicht notwendig ein Schlauer,
doch sieht nicht überall nur Mauer –
mit dem wär es vielleicht zu wagen?

So glaubt ihr es in dem Moment
und lügt euch selber in die Tasche.
Weil ihr euch selbst am besten kennt,
fahrt ihr die immer gleiche Masche:
ihr wählt zu kurz oder zu lange
und das gerade macht mir Bange –
doch streu aufs Haupt ich mir jetzt Asche!

© elbwolf, 08.08.2019
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*) Die Reimform eines Septetts kann man sich mit folgender Überlegung verdeutlichen:
Man stellt sich zwei logisch zusammengehörige (unterschiedlich gereimte) Quartette vor, die aber weder mit 4 noch mit nur 2 unterschiedlichen Reimsilben reimen, sondern mit 3:
. . . . . abab bccb (mit Wechsel/Kreuzreimung im ersten Quartett) oder
. . . . . abba acac (mit Umfassungsreimung im ersten Quartett)
und zieht an der Stoßstelle (hier unterstrichen) beide Verse zusammen:
. . . . . ababccb
. . . . . abbacac
Im obigen Gedicht steht die Wechselreimung voran; alle Strophen sind gleichgebaut. Versfußart und/oder Versfußanzahl sind nicht reglementiert. Kein Reimwort steht weiter entfernt von seinem Vorgänger als in der 3. Folgezeile. In Verslehren wird die Form nicht aufgeführt.

Montag, 5. August 2019

Gentleman & Tambourine (Terzanella & Terzine; Teamwork)

Jules Chéret (1836-1932, Schöpfer des modernen Bildplakats)
Werbeplakat zu Champsaurs Roman der Moderne "Liebhaber der Tänzerinnen",
erschienen 1888; via wikimedia.commons; Liz.: gemeinfrei
[anstelle des geplanten Postkartenmotivs von Donald McGill (1875-1962 ),
für dessen Werke das Copyright bis 2032 bei Greaves & Thomas liegt]

Der Gentleman
- Terzanella -

Beim Gentleman wirds abends manchmal später -
doch möchte zeitig er nach Hause gehen -
denn er ist einer dieser braven Väter.

Sein Blick umflort, die Augen leicht sich drehen -
sieht er die Schöne an der Hauswand kleben;
doch möchte zeitig er nach Hause gehen.

Nun es passiert, wie konnt es nur geschehen,
als er den Blick zur Wand hinüber wendet -
sieht er die Schöne an der Hauswand kleben.

Die Wachsamkeit jedoch bei ihm nicht endet
er denkt sich nur, sie wird des Nachts dort frieren,
als er den Blick zur Wand hinüber wendet.

Nun hat ein Herr von Welt sehr wohl Manieren
drum bietet er den Mantel an zum Schutze -
er denkt sich nur, sie wird des Nachts dort frieren.

Es käme der Gesundheit sehr zu Nutze.
Beim Gentleman wirds abends manchmal später –
drum bietet er den Mantel an zum Schutze –
denn er ist einer dieser braven Väter.

© lillii (Luzie-R, 7/2019)

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Die Tambourine
- Terzine -

Das Mädchen mit dem Tambourin, das traut
den Augen nicht beim Blick auf den Befrackten:
den Typen hat sie früher schon geschaut!

Das ist bestimmt so einer der Beknackten,
der denkt, Zylinder und die feinen Schuh
die machten aus ihm schon einen Gelackten.

Er gibt dem Tambourmädchen keine Ruh,
und das beschließt, ihn tüchtig einzuseifen,
er dächte sonst, sie wär 'ne dumme Kuh!

So kann sie es sich folglich nicht verkneifen,
als er ihr jetzt galant den Mantel hält,
zunächst nach seiner Börse flink zu greifen.

So ist das nun einmal auf dieser Welt:
Was einer macht, muss andern nicht gefallen:
statt frohen Muts zu sein, ist man geprellt
und hört noch höhnisches Gelächter schallen.

© elbwolf (7/2019)
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Anmerkung zur Metrik:

Die Terzanelle ist eine Kombination des Reimemusters der Terzine und einer besonderen Art einzelner Verswiederholungen. In ihrer häufigen 19-zeiligen Form lässt sich dieses Gedicht (zumeist aus übervollständigen fünffüßigen Jamben) als Schema und mit Worten folgendermaßen beschreiben:
a1 b1 a2  /  b2 c1 b1  /  c2 d1 c1  /  d2 e1 d1  /  e2 f1 e1  /  f2 a1 f1 a2

Die Zeilen 1 der Strophen 2-6 (b2, c2, d2, e2, f2) kehren nirgends wieder.
Jede mittlere Zeile der Strophen 1-5 (b1, c1, d1, e1, f1) kehrt als Zeile 3 der Folgestrophe wieder.
Die Zeilen 1 und 3 der Strophe 1 (a1, a2) kehren als Zeilen 2 und 4 in Strophe 6 wieder.

Terzine: bei Stummer, S. 76/77.
s. unter den Schlagworten rechts außen → Terzine(n)

Donnerstag, 1. August 2019

Kalenderblatt 08/2019 (Dietmar Kunze als Gast)



August / Wackerbarths Ruh'; Belvedere – Pavillon mit Uhr

Wie geschickt haben es unsere Vorfahren doch verstanden, ihren Bauwillen und Baugedanken behutsam und (ein bisschen) zurückhaltend in die umgebende Landschaft, die irgendwie natürlich auch von Menschenhand geschaffen wurde, einzubetten. Dieses Gewusel von Mauern, Wegen, Treppen, Weinspalieren in den unterschiedlichsten Richtungen und den kräftigen Dominanten Belvedere und Jakobstein ist Anreiz zum Zeichnen. Wieviele Skizzen habe ich den Jahren versucht und dann doch in den Papierkorb geworfen.

Architekt Dr. Dietmar Kunze, Radebeul
Links:
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Das Team von "versbildner.blogspot.com" bedankt sich beim Künstler und Autor für Original­zeichnung und begleitenden Text sowie bei der Redaktion der Radebeuler Monatshefte "Vorschau & Rückblick" für die Vermittlung dieser Zusammenarbeit. Das hinzugenommene Farbfoto zeigt nicht nur die bloße – manchmal sogar wenig romantische – Realität, sondern vermittelt eine Vorstellung von Auffassung und Abstraktionsvermögen des Künstlers, das Typische und Wesentliche seines Motivs wiederzugeben.
Foto (Detail): X-Weinzar, 11.05.2008: Gartenanlage vor Belvedere, bestuhlt für eine Veranstaltung des Erlebnisweinguts; via wikimedia.commons, Liz.: CC BY-SA 2.5
Das beigefügte Gedicht "Beim Grafen Wackerbarth" hat zwei Strophen aus jambischen Fünffüßlern mit dem Reimschema ababcc (die b-Verse übervollständig).

Unser Blog stellt Besuchern das aktuelle Kalenderblatt ab jedem Monatsersten zur Verfügung. Interessierte können es sich nach Umkopieren auf zwei A4-Seiten Word (die Seitenränder sind dabei an allen Seiten auf 2 cm einzustellen) im Duplexdruck auf ein A4-Blatt herausdrucken.
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Kalenderblatt 08/2019 auf "Versbildner" mit Dietmar Kunze als Gast