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Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Dienstag, 17. September 2019

Das Ghasel als Gedichtform

Der Pizza-Ofen im Lokal "Kleine Kreationen", Fremantle, West-Australien;
Foto&©: Gnangarra, 15.1.2011; via commons.wikimedia.org; Liz.: CC BY 2.5 au

Das Ghasel als Gedichtform

Das Ghasel (oder die Ghasele – stammt aus dem Orient) ist ein Gedicht, das man auch als eine (einzige) Strophe auffassen kann; es scheint aber auch nicht untersagt zu sein, mehrere solcher "Ghasel-Strophen" zu einem Gedicht zusammenzufügen – wie schon in der "Moritat von der Gräfin und ihrem Ritter" anschaulich gezeigt.

Ein (einstrophiges) Ghasel oder eine einzelne Ghasel-Strophe besteht aus aneinandergefügten Verspaaren mit folgenden Eigenschaften:
·         ihrer Anzahl nach sind es mindestens 3, allerhöchstens 10 Verspaare;
·         das erste Verspaar ist immer ein Paarreimer ("aa");
·         alle folgenden Verspaare sind ungereimt und haben den Aufbau "xa", d. h. die erste Verszeile reimt nicht mit (Kodierung dafür ist "x"), die zweite endet immer auf ein Wort mit der im allerersten Reimpaar verwendeten Reimsilbe "a";
·         das Ghasel/die Ghaselstrophe hat damit die Struktur "aaxaxa…xa";
·         die Verse dürfen beliebig viele 2- oder sogar 3-silbige Versfüße haben, müssen aber alle den gleichen Bau aufweisen.

Man wird die nicht-mitreimenden x-Verse so handhaben, dass der jeweils folgende a-Vers möglichst plausibel gerät. Andererseits wird man oft längere Verse (also mit mehr Versfüßen) einsetzen, um das Wiederauftreten des a-Reims natürlicher erscheinen zu lassen.
Ursprüngliches Anliegen des Ghasels war eine in erotischen Worten gehaltene Ansprache des Dichters an die abwesende Geliebte.
Hier folgen zwei bescheidenere Versuche mit Ghaselen über Alltäglichkeiten:


Essenspause (Lehrgedicht in Ghaselform)

Nun scheint mir doch, ich hätte lang genug gesessen,
es wäre Zeit, um endlich wieder was zu essen!
Im Wirtshaus riefe ich jetzt nach der Speisekarte,
doch hier bei mir daheim ist das nicht angemessen.
Da ist ja auch die immer gutgelaunte Köchin,
sie hat noch nie selbst kleinste Wünsche je vergessen,
ist stets bestrebt, das Beste jedem zu servieren,
egal, wenn Missgunst das auch ausgibt als "verfressen".
Die Köchin lässt sich niemals aus der Fassung bringen,
behält den Herd im Blickfeld, auf dem unterdessen
die Speisen garen; bald schon können sie vom Feuer.
Der Gong ertönt – zu Tische! – fertig ist das Essen.


Pitsche-Patsche (Lehrgedicht in Ghaselform)

Jede Fliege wird zu Matsche –
schlägt man sie mit einer Patsche.

Sieben gleich mit einem Schlage,
das ist dümmliches Gequatsche.
Zielen muss man schon ein wenig

nicht bloß fuchteln mit der Tatsche.
Schließlich gibt’s dafür Geräte:
bestens geht die Fliegenklatsche.
Schaff dir eine an – noch heute:
schon ist Ruhe auf der Datsche!

© elbwolf (09/2019)
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Beim Layoutieren hatte sich der Beitrag versehentlich "verlaufen" – wir bitten das verspätete Erscheinen zu entschuldigen!

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