Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Samstag, 29. August 2020

Tierkreiszeichen/08: Jungfrau – Teamwork

Als wir zur Verabschiedung des alten Jahres schon einmal ein solches Bilder-Tableau entwarfen – und zwar zum doppelgesichtigen Janus – entstand der Gedanke, es monatlich über ein Jahr hinweg mit den Tierkreiszeichen genauso zu versuchen und mit einem "Ulk"-Horoskop zu verbinden. Zudem fiel uns auf, dass von den zwölf Tierkreiszeichen die Mehrzahl (nämlich acht) ohne weibliches Pendant sind, die Jungfrau unbemannt ist, die letzten drei dagegen (modern aufgefasst) geradezu divers wirken. Hier haben wir es mit "Jungfrau/Jungmann" zu tun. Augenzwinkernd!

Jungfrau / Virgo
vom 23.08.2020 ← gültig → bis 22.09.2020
(Zeitraum des scheinbaren Sonnendurchgangs)



Jungfrau & Jungmann … beide sooo jung!

Ambivalenz prägt das Leben des Sternbildes Jungfrau.  
Raubte sie einstens der Unterwelt Gott sich zur Ehe,
darf sie auf Bitten der Mutter erneut in die Welt-Au.         
Frühling auf Erden – er macht, dass Natur frisch entstehe.

Herbstens jedoch, wenn hier oben die Frucht ist geborgen,
Kehrt sie zurück in ihr Unterwelt-Heim zu dem Gatten;    
kennt also viele uns drückende irdische Sorgen              
unsriges Sonnenlicht wie auch der Unterwelt Schatten.  

Nicht bloß die Fruchtbarkeit war für ihr Tun eine Frage,  
auch als Justizia das Trennen in Böses und Gutes:         
sinnbildlich trägt sie dafür in der Linken die Waage,        
während die Rechte das Schwert hält – erhobenen Mutes.

Jungfrau-Geborene gelten als fleißig, verhalten.              
Intoleranz: sie beeinträchtigt manchmal ihr Leben.          
Wenn sie ihr Motto - mein Ich und mein Alltag – gestalten,
tun sie am besten, die Seiten recht fest zu verweben.

© Manfred Albert a. G.                


© Manfred Albert a. G.: originale PC-Grafik, 08/2020
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Quellen zu den Bildern im Jungfrau-Tableau ganz oben
(sämtlich lizenziert und via Wikimedia Commons):
links: Sternbild der Jungfrau, Foto: Till Credner, 16.05.2004; © CC BY-SA 3.0.
oben: am linken Portal der Kathedrale von Amiens; Foto: Vassil, 18.04.2007.
unten: Book of Hours, the Fastolf Master, Bodleian Library, Oxford, ~ 1440-1450.
rechts: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz; Faltkalender ~1400

Die PC-Grafik wurde vom Autor mit einem eigenen Grafikprogramm erstellt.

Dienstag, 25. August 2020

Spätsommer

Foto + ©: Frank Liebig (28.09.2018; Mecklenburg)
Spätsommer mit abgeernteten Feldern, Sonnenblumen und Strohballen;
Quelle: Frank-Liebig-Archiv, via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 3.0

Spätsommer

Nun sind die heißen Tage fast dahin –
die Stoppelfelder künden es längst an:
es ist vom späten Sommer der Beginn;
der zieht uns jedes Jahr in seinen Bann.

Die Sonnenblumenköpfe wenden immer
die Blüten zu dem Sonnenlichte hin –
für Bienen in dem duftigen Geflimmer
ist dort das Nektarnaschen ein Gewinn.

Die zweite Heumahd ist längst eingefahren,
die reifen Äpfel haben rote Bäckchen.
Es wiederholt sich wie in all den Jahren:
sie ziehen an zum Herbst ein rotes Jäckchen.

Noch hat die Sonne Macht und lässt sie spüren;
doch Tag für Tag wird kürzer ihre Zeit.
Zum Sonnenbaden lässt sich gern verführen,
wer Bräune liebt für seine Haut als Kleid.

Altweibersommer – er steht schon bereit:
schön bunt wird sein das neue Tageskleid.

© lillii (Luzie-R)

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Freitag, 21. August 2020

Siebzehn ↔ Siebzig

Interpretation dieses Verkehrszeichens: "Immer weiter und geradeaus"
Auf einer Webseite fiel mir ein Gedicht auf, das der dortige Autor wohl zuvor selber erst im Web gefunden und dann bei sich unter Angabe eines Links eingestellt hatte: "Siebzehn". Ich schrieb stante pede dagegen unter dem Titel "Siebzig" an und stellte meins drunter ein, fand aber nach einer Weile, dass es auch einen Einzelplatz verdient hätte – den bekommt es nun hier unter dem endgültigen Titel:


Siebzehn ↔ Siebzig

Man könnte ruhig siebzig werden –  
selbst das ist nicht besonders viel;   
zieht mancher seine Spur auf Erden 
erheblich länger doch zum Ziel.  

Der Mut, den er auf solchem Wege   
wohl nötig hat, fällt ihm nicht zu,   
Drum Siebzehner, wohl überlege –  
es geht von da bis jetzt … im Nu!  

Was dich dabei behindern sollte,  
das räumt Dir fremde Hand nicht fort;   
wer sich in jeden Busch gleich trollte, 
setzt keinen Fuß auf neuen Ort.  

© elbwolf (19.08.2020)
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Anmerkung:
Das Bezugsgedicht war durch den folgenden Link bezeichnet (ohne Gewähr und Verantwortung): http://worteweber.de/Feierabend/Siebzehn/Siebzehn.html

Montag, 17. August 2020

Monatsbild August mit "La Belle Jardinière"

Eugène Grasset (1845-1917): Monatsbild August ("La Belle Jardinière", 1896)
via Wikimedia Commons; gemeinfrei

Monatsbild August mit der
'Belle Jardinière' von Eugène Grasset

August - ein Monat voller Lust und Leben!
Vom frisch gemähten Heu strömt herber Duft,
bereichert abendliche Sommerluft,
in der voll Stechlust Mückenschwärme schweben.

Die Spinnen sind dabei, ihr Netz zu weben;
vom Wald her klingt der Kauz wie aus der Gruft;
die Feldmaus reckt in ihres Ganges Kluft
das Näschen hoch und lässt ihr Barthaar beben.

Im Sommerblumenfeld sich zu verstecken –
das galt als Spaß in ferner Kinderzeit.
Noch liegt im Ohr, wie gern sich Kinder necken.

Jetzt ist auch gleich die Gärtnerin so weit:
sie will nur noch fürs Heim sich Blumen schneiden,
denn leere Vasen mag sie gar nicht leiden.

© lillii (Luzie-R)

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Zum Künstler:
Eugène Samuel Grasset (* 25. Mai 1845 in Lausanne; † 23. Oktober 1917 in Sceaux bei Paris) war ein schweizerisch-französischer Bildhauer, Maler und Illustrator der Belle Époque und Wegbereiter des Jugendstils. Seine grafische Serie "Die Schöne Gärtnerin" war ein Welterfolg.

Donnerstag, 13. August 2020

Stadtlyrik/12 – Tag/Traum; Fädchen (Perdita Klimeck als Gast)

Letzter Supermond des Jahres 2020 – am 6. Mai, 19:42;
aufgenommen mit einem 300mm-Nikon-Objektiv an einem dunstigen Abend.
Foto + ©: Jessie Eastland; via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY 4.0

Der Tag zeigt Traum
Und das Gefühl – ich bin
Wirkt seltsam surreal
Die Nacht zu laut
Und das Gefühl zu sein
Wird mit dem Mond zur Qual

So sitz ich da
Mit diesem Satz – ich bin
Und ich versuch – zu sein
Und fühle mich
Bei all der Prozedur
Zwar substanziell, doch klein.


/ Fädchen /

War einst ein kleines Fädchen,
der Name war Geduld.
Man zog daran,
so dann und wann,
bis es das Handtuch schmiss
und irgandwann zerriss.

Auch ich hab so ein Fädchen,
der Name ist bekannt.
Man zieht daran,
so oft man kann
und wartet nur darauf –
gleich gibt das Fädchen auf.

Doch sieh, mein kleines Fädchen
ist stark und sehr stabil.
Drum zieh daran,
gern dann und wann,
wenn es dir Freude macht.
Hörst du, wie's Fädchen lacht?


© Perdita Klimeck (2013)
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Wir vom Verbildner
beenden mit diesem Beitrag die Serie von Gedichtveröffentlichungen unserer Gastautorin Perdita Klimeck aus NRW, die uns aus diesem Anlass die folgenden Zeilen übermittelte:

Es war mir eine Ehre, hier auf dieser so liebevoll und mit der gebührenden Ernsthaftigkeit gestalteten Lyrikseite meine Werke präsentieren zu dürfen. Für ein ganzes Jahr bot dieser Platz Monat für Monat eine kleine Heimat für meine lyrischen Arbeiten. In der Hoffnung, dem ein oder anderen Leser eine Freude damit bereitet zu haben, mache ich nun den Platz frei für den nächsten Gast. Möge Er oder Sie ebenfalls soviel Bereicherndes erfahren, wie ich. Herzlichen Dank für alles!
Perdita Klimeck
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Quelle für die Gedichte
"wortgefecht"
Lyrik aus dem Sperling-Verlag, Nürnberg, 2013
S. 104 – Tag/Traum;
S.   78 – Fädchen;
Abdruck mit Einverständnis der Autorin

Sonntag, 9. August 2020

Ein Witz, wie schnell ein Witz kein Witz mehr ist!

Lieber Simplizissimus – Hundert Anekdoten;
Kleine Bibliothek Langen, Bd. 43. Verlag Albert Langen, München 1908.
(Zur Zeit in keinem Online-Antiquariat im Angebot!)

Lieber Simplizissimus – Hundert Anekdoten (1908)

An einer der Stellen, wo ich nun schon viele Jahre ostdeutsche Bücher vor dem Untergang rette und in neue Leserhände weitergebe, kam mir ein handliches Büchlein in die Hände, dessen massiver dunkler Leineneinband sofort verriet:
etwas Älteres, so um 1900!
Es war der erste Titel einer Serie von damals bereits 5 Titeln gleichen Namens: "Lieber Simplizissimus" – Verlag von Albert Langen München 1908. Langen hatte 1896 die wichtigste satirische Wochenschrift Deutschlands gegründet, im gleichen Jahr, wie Hirth & v. Ostini "Die Jugend".
In diesem ersten Simplizissimus-Sammelbändchen waren 100 Anekdoten vereint, unter denen ich mit vollen Händen zu schöpfen gedachte, um sie dem Versbildner-Publikum vorzulegen, garniert jeweils mit einem Epigramm, das dem scharfen Text eine noch schärfere Spitze aufsetzen sollte.
Oh weh!
Sie waren in etwas über hundert Jahre stumpf geworden, die alten Witze. Mehr noch, sie waren geradezu gefährlich geworden! Sie haben sich in Beispiele für Dünkel, Rassismus, Sexismus und ähnliche Abscheulichkeiten verwandelt, die ihre Verbreiter zum Objekt amtlicher Beobachtung machen könnten oder der #me-too-Bewegung in die Hände spielen würden.
Mit einem Wort, ich hatte ziemliche Mühe, 3 – 4 Simplizissimus-Witze in die Neuzeit herüberzuretten, ohne gleich selbst Kopf und Kragen zu riskieren.
Und das für etwas, das einst als "Witz" auf die Welt gekommen war!

Epigramme auf Simplizissimus-Witze von 1908
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Motto: Ein Witz, wie schnell ein Witz kein Witz mehr ist – und gefährlich!

(1) Die Beichte /S.14, etwas gekürzt/
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| Ein Mann hatte seine beträchtlichen Sünden gebeichtet,
| schien dem Pfarrer aber immer noch bedrückt. Der fragte:
| "Mein Sohn, hast du noch etwas hinzuzufügen?"
| "Ja, eins schon, Herr Pfarrer: ich bin a Biehm."
| "Nun," sagte der Pfarrer, "eine Sünd' ist das net, aber eine
| Schweinerei schon!"
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Nur gut, dass unser Biedermann bloß "Biehme",
denn wenn er gar als Ungarmann erschiene
(befasst von Kindesbeinen nur mit Schweinen),
wär heut ein weitrer los von allen Leinen.

(1)  Polizeiliches Führungszeugnis /S.143, umgetitelt!/
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| In einer kleinen Garnisonsstadt mit Sitte und Gottesfurcht
| beschuldigte man eine junge Dame mit Namen X., gegen
| die guten Bürgertugenden verstoßen zu haben. Bei ihrem
| Prozess wurde folgendes Führungszeugnis verlesen:
| "Das Zimmer der X. war wie bei einer Dirne ausgestattet –
| so befanden sich an den Wänden die Bilder von Offizieren
| sämtlicher Waffengattungen der hiesigen Garnison."
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Nur fühlt der Leser sich auch durchs Gericht betrogen:
das hatte leider überhaupt gar nicht erwogen,
dass all die Herren vorher auch schon blankgezogen!
Und das ist sicher nicht "erstunken und erlogen"!

(3) Fachmännischer Rat /S.123/
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| Jochen will heiraten, traut sich aber nicht recht. Er fragt
| seinen verheirateten Freund Hinrich:
| "Du kennst dat nu, sall ick heirohde"!
| "Du? Heirohde? Dohn et – un du laachst dich kapot!"
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Solche Auskunft ist ein wirklich guter Rat,
jetzt ist Jochen klar –  er soll es ruhig machen!
Wer nun aber keinen seiner Freunde bat,
denkt, es gäbe in der Ehe nichts zu lachen!

(4) Columbus /S.133, erweitert/
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| Fragt Durchlaucht seinen Sekretär: "Lese da eben, äh, von
| diesem, äh, Christoph Columbus. Kommt mir bekannt vor,
| äh, wirklich bekannt! Was war der Mann doch eigentlich?"
| "Columbus war ein großer Entdecker, Durchlaucht!"
| "Ah, sehr richtig! War das nicht der, welcher, äh, die Eier
| nach Europa gebracht und gezeigt hat, äh, wie man sie
| auch auf die Spitze stellen kann?"
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Heute stellt Columbus keine Eier auf die Spitze!
Heutzutage kröche der in jede kleine Ritze!
Heute stürzt den Dämlack lieber man von seinem Sockel,
als Vernichter indigener Völker – dieser Gockel!

© versemacher (für die Epigramme)
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Und so sah eine Nummer der Satirezeitschrift im Original aus:

Mittwoch, 5. August 2020

Sommerabend

© lillii (Luzie-R)   

 Sommerabend

Im letzten Abendlicht liegt nun die Welt –                
unmerklich geht sie über in die Nacht;                     
der Mond, hoch oben noch bei seiner Wacht,         
hat wenig nur die Dunkelheit erhellt.                        
Des Windes Atem, eigentlich ein Hauch,                 
bewegt ganz leicht das Laub an Baum und Strauch.

Im Dunste dieser letzten Abendstunde           
gibt es kaum noch ein anderes Geschehen:
man sieht den Elfenreigen Kreise drehen,     
und Spatzen fliegen eine letzte Runde.          
Ein Ton noch von der Kirchenglocke hallt –
dann kehrt die Stille ein in Feld und Wald.     

Verliebte Pärchen gehen Hand in Hand;                 
der Mond scheint recht zu ihren Zärtlichkeiten.
Das ist genau noch wie zu frühren Zeiten,     
wenn sich ein Herz zu einem Herzen fand.    
Wer mit dem Schatz am Waldesrand gesessen,
wird dieser Stunde Glück wohl nie vergessen.

© lillii (Luzie-R; 7/2020)

Samstag, 1. August 2020

Kalenderblatt 8/2020 - Der Maler Paul Poetzsch

Moritz Heidel (1847-1927):
"Paul Poetzsch, malend am Strand", 1912, Öl auf Holz.




   ↑ © Bild: Lutz Käubler (s. u. Hinweis)                                                    
   *)  Text: Deutsches Künstler-Lexikon der Gegenwart in biograph. Skizzen (persönliche 
        Einsendungen); Leipzig & Berlin, Verlag C. G. Röder, 1898; S.531 [hier gekürzt].

Hinweis
Das ©-Right für das von Moritz Hendel gemalte Bild liegt
 – zusammen mit der Verantwortung für Bildbenennung und -datierung –
vollumfänglich bei Herrn Lutz Käubler, Dresden.
Diese Wiedergabe entspricht einer einmaligen Gestattung durch den ©-Inhaber
wegen ihrer nicht-kommerziellen Verwendung auf "Versbildner"
und ist nicht einer Lizenzierung nach CC BY-SA 2.0-4.0 gleichgestellt!

Kalenderblatt 8/2020 - Der Maler Paul Poetzsch
Moritz Heidel (1847-1927):
"Paul Poetzsch malend am Strand", 1912, Öl auf Hol, 32 cm x 21 cm.