Freitag, 9. August 2024

Kleine Eselei

Esel im Wildpark Rheingönheim/Rheinland-Pfalz; Liz. CC BY-SA 3.0.
Fotograf: ″4028mdk09″; Foto vom 23.05.2011, via Wikimedia Commons.

 

Kleine Eselei

Als ″Langohr″ einmal dazustehn
nun dávon geht die Welt nicht unter:
denn Menschensicht ist meistens bunter,
was Esel sonst viel ″grauer″ sehn.

Es kann natürlich dies geschehn,
dass einem Mitmenschen mitunter
die Welt erscheint, sie stünd‘ kopfunter,
und ihm blieb‘ nur, sie umzudrehn.

Was wäre denn so Schlimmes dran,
wenn Esel uns zu bieder nennen –
denn schlau sein kann nicht jedermann.

Du brauchst nur nicht gleich wegzurennen …
Denn was im Leben wirklich wichtig,
das unterscheidest du schon richtig!

© Luzie Rudde

Donnerstag, 1. August 2024

Kalenderblatt 08v2024: Entscheidung zwischen zwei Heuhaufen.

 

Paul Rieth (1871, Pößneck/Thüringen – 1925, München);
Kunstmaler und Zeichner, einer der Hauptmitarbeiter an der ″Jugend″;
Abb. aus Neue Gedichte ″Volante und Marie″ in № 50 der Jugend von 1899, S. 819.
(Exemplar der Zeitschrift befindet sich im Besitz des Verfassers)

  

Ein Esel vor zwei gleich-guten Heuhaufen

Du siehst sie nicht, die Haufen voller Heu?
Doch die zwei Mädchen siehst du tollen –
Gib zu, du bist erfüllt noch voller Scheu
Und fast am Punkt, auch noch zu schmollen ...
Jedoch der Esel, den man Grautier nennt,
Der ist doch wenigstens, wie man ihn kennt?

Der Esel wirft jeweils ein einz’ges Aug′
Nach seitlich rechts und links gesondert
Und denkt, nun spare er sich den Klamauk –
Dass man am Ende sich noch ″wondert″!
Jetzt freut er sich an diesem Riesenspaß
Zu beißen in das Heu, will sagen: Gras!

Hier schließt sich unschwer an auch die Moral:
Triffst du – nicht oft! – auf gleich zwei Gutes,
Erspare doch den Heuhaufen die Qual:
Vernasche sie erhobnen Mutes.
Wenn dir das Schicksal einen erst verheißt,
Zeig auch beim and′ren Unternehmungsgeist!


 


Kalenderblatt 08/2024 – © elbwolf.