© immergruen (A.W., 2017):
(1) Klatschmohn – Schönheit und Fluch (Kanzonen)
In Unschuld, grün, so
steht sie, noch geschlossen,
Ein kleiner roter Streif
am untern Rand,
der Hoffnung gibt auf
baldiges Erblühen.
Der Frühling ist für
dieses Jahr verflossen
und sie die erste
Knospe, die ich fand.
Die Blüte Mohn mit ihrem
roten Glühen.
Ihr schiens gering an
Mühen.
Mit Kraft durchstieß sie
spröden Stein und Sand.
Bald wird sie nun ihr
rotes Kleid entfalten.
Die Schönheit wächst
sogar in Pflasterspalten.
Die Unschuld ist ihr
leider nicht geblieben.
Die Schwestern auf dem
großen Opiumfeld,
die haben ihren guten
Ruf verloren.
Und jetzt gehört sie zu
den bösen Sieben
zum Fluch für jene auf
der ganzen Welt,
die sich allein dem
Rausch der Sucht verschworen.
Schon tot sind die geboren.
Steht nach dem Kampf
Verlierer oder Held?
Auch Tod und Schlaf sind
ihm nach Schönheit eigen,
sind Fluch und Segen im
Bedeutungsreigen.
(2) Die
Klatschmohnblüte
Rot
wie ein Flamencokleid.
Gebauscht, gestuft,
in der Drehung
zum vollen Rund
geschwungen
und dann
in der Pose erstarrt.
So steht sie
auf ihrem Stängel.
Aus der Knospe gebrochen
heute am Morgen.
Zerbrechlich
und filigran.
Jetzt
holt sie Atem
für den Tanz mit dem Wind.
Sie breitet ihr Kleid
für ihn,
der sich ergötzt
an ihrer Schönheit
und sie dreht,
bis das Kleid
den Boden berührt
und in sich zusammenfällt.
–
Vergangen und gewesen.
(3) Der Klatschmohn
In seiner Art ist er
bescheiden,
die Farbe voller Leidenschaft.
Sein Lebenswille ist beträchtlich
und sein Verhalten beispielhaft.
Er blüht an Rändern,
unbeachtet.
Ich hol sein Rot mir gern ins
Haus.
Mit Margeriten und mit Ähren
entsteht im Nu ein
Sommerstrauß.
Die bunte Mischung aller Farben
bringt mir den Sommer gänzlich nah.
Der Mohn und seine roten
Kleider
sind schön, wie ich sie selten
sah.
Klatschmohn im Innenhof des
Kreuzgangs der Wallfahrtskirche Mariaschein, Graupen
(Bazilika Panny Marie Bolestné, Krupka, CZ) / Aufnahme: elbwolf (WH, 28.05.2017) |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen