Madame de ~, die B&B-Vermieterin
Nach den unzähligen Stunden des Selbststudiums der
Sprache standen endlich Planung und Durchführung der Reise selbst an. Sie sollte privates, individuelles Erleben von Land und Leuten ermöglichen. Geeignet erschien mir die Reiseform Bed & Breakfast - aber wie würden sie denn sein: Bett, Frühstück und Wirtsleute?
Das Ziel, besser: die Route, habe ich ja noch gar nicht
genannt: der Südwesten Frankreichs – Toulouse über Bordeaux bis La Rochelle: heute die beiden Regionen Okzitanien und Aquitaine, einst Gascogne, Heimat der Musketiere. Und mit Bordeaux der Ort, wo de Gaulle zur Befreiung Frankreichs von den Deutschen aufrief.
Den Vermieter bei Bordeaux wies der Reiseführer mit
einem "de" im Namen aus, was mich ganz besonders interessierte. Natürlich vermietet der Hochadel Burgen und Schlösser für alles mögliche an Veranstaltungen -
aber hier mit "B&B"? Es war denn auch tatsächlich ein
kleines Land-Schlösschen mit reinem Fleur von 1900.
Bei
der Begrüßung sagte Madame de ~ zu mir etwas
wohl Unübliches: "Lassen Sie sich ansehen; man hat schon oft aus Deutschland bei uns angefragt, aber wir haben bisher noch nie an Deutsche vermietet … Der Grund, weshalb wir jetzt erstmals anders entschieden: Es war Ihre Mail – die erste in korrektem Französisch!
Da wusste ich, dass die vielen Stunden des Büffelns
über den Büchern nicht umsonst aufgewendet waren, und Madame de ~ hatte nach manchen Überlegungen vielleicht den Eindruck gewonnen, dass ein Deutscher von 2004 - nicht jeder zumindest - noch denen ähnelt, die einst la Patrie an den Rand des Abgrunds führten. |
Wolfgang H. (elbwolf), 23.12.2017
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Zu meiner "Gedicht"-Form bemerke ich, um manchen Skeptiker vielleicht
abzuhalten, sich an die Stirn zu tippen:
Ist leider nicht meine
Erfindung! Ich habe sie mir während des Lyrikseminars an der Schwäbischen
Sommerakademie in Irsee beim Kursleiter abgeguckt: Ulf Stolterfoht, der seit
Jahren als Hauptberufs-Lyriker die meisten Preise in Deutschland abräumt.
Und ja: man kann sie als
eine Gedichtform ansehen: von den 3 Merkmalen eines Gedichtes (Zeilen;
Rhythmik, Reimung) hat sie immerhin noch ½ (zeilenorientiert) + ½
(rhythmisch) = 1!
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