Sonntag, 28. Oktober 2018

Ein Liebesantrag

Arthur Hughes (1832-1915; Präraffaelit): The Long Engagement, 1859
Urheber: Tony Hisgett, Birmingham; via wikimedia.commons; Liz.:
CC-BY-2.0


Der Liebesantrag

Wenn ich dir in die dunklen Augen schau,
erahne ich nach einem langen Blick:
was ich zu sagen mich bislang nicht trau,
obwohl es längst erfüllt mir die Gedanken,
denn sagte ich's – wird das mir zum Geschick.

Auf solche Art sinnieren fällt nicht leicht:
sich irren, sei's auch nur um einen Deut,
ein falsches Wort – was hätte ich erreicht?
Vertan bei dir womöglich jede Chance
und selber lange noch danach bereut.

Doch braucht's in diesem Falle denn mein Wort?
Wie gäbe ich dir meinen Wunsch sonst kund?
Die unfehlbare Geste, dass sofort
die Antwort stünde außer jedem Zweifel …
als du zum Kuss mir bietest deinen Mund.

© Wolfgang H. (elbwolf, 16.10.2018)
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Die Metrik für die Verse fand ich im Gedicht von Hermann Hesse (1847-1962) "Hafen von Livorno" (April 1901; abgedruckt z. B. im Insel TB 3482; 2006). Freilich kann man sich des von Hesse gewählten Gedichtformats (mit den 5-zeiligen jambischen 5-Hebern und der nicht-mitreimenden 4. Zeile) bedienen, aber an Hesses Wortreichtum und den einzigartigen Fluss seiner Worte wird man als Laie kaum auch nur herankommen.

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