Freitag, 28. Juni 2019

Narren und Weise

Hieronymus Bosch (~1450-1516): Das Narrenschiff (~1495-1510); Louvre; gemeinfrei.
Ernst Moritz Geyer (1861-1941): Die Weisheit (1887); gemeinfrei
(Quellen: links – wikimedia; rechts – Westermanns Monatshefte 1931, Bd. 150, II/366)

Über die Unterschiede zwischen Weisen und Narren
heißt es im Buch Jesus Sirach 21 Vers 29 (2. Jh. v.u.Z.):
"Ein Narr lacht überlaut; ein Weiser lächelt nur ein wenig."


Narren und Weise

Die Narren gabs schon immer auf der Welt,
sie lärmen viel und lachen übermäßig.
Für Narrheit gibt es oft noch ein Entgelt;
das brauchen sie – denn sie sind auch gefräßig.

Dem Weisen ist das Lächeln mehr vertraut;
er möchte das Besinnliche nicht missen
und sucht Beständigkeit, auf die er baut.
Das Laute böte ihm kein Ruhekissen.

Es teilen viele sich den Lebensraum,
und der ist ungeschützt uns überlassen.        
Wer nun nur närrisch denkt, den stört das kaum –
doch nur um Himmelswillen nichts verpassen!

So hoffe ich, dass sich die Weisen finden,
zu einem Weltenschutzbund sich verbinden.

© lillii (Luzie-R)
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Gedicht in Form eines englischen Sonetts mit fünffüßigen Jamben.
Sein Reimschema will in den 3 Quartetten jeweils eigene Reim-Silbenpaare in
Kreuzreimung und im Schlussreim ein weiteres, insgesamt also 7 Reimsilben
(mehr als jede andere Sonettform) und lautet daher: abab – cdcd – efef – gg.

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