Sonntag, 17. November 2019

November – ein Monatsbild

Hans Thoma (1839-1924): November (Monatsbild aus dem Festkalender)
Mappenwerk, Seemann Verlag Leipzig; via wikimedia.commons; gemeinfrei.
"Im November gießen unheimliche Wettergeister
aus grauen Wolken die Fülle des Regens
auf die dunkle Erde."  [Hans Thoma]


November

Auf grauen Wolken sitzen Wettergeister.
Sie schütten auf die ausgedorrte Erde,
damit im nächsten Jahr sie fruchtbar werde,
des Regens Fülle aus: da sind sie Meister.
Ein Schauer folgt dem andern, tagelang;
Die Geister machen viele Winde munter;
das letzte Laub fällt von den Bäumen runter:
es ist fast wie ein Weltenuntergang.

Wenn diese Wichter pusten früh am Morgen
mit aufgeblähten Wangen Nebel aus,
dass nicht heraus traut sich die kleine Maus
und sich im Loch fühlt wohlig und geborgen –
dann werden kürzer des Novembers Tage,
auch weil die Sonne sich erst später zeigt
und nicht mehr hoch am Firmamente steigt.
So ist des Herbstes und des Winters Lage.

Die Nebelschwaden über Wald und Wiesen
sie zeigen deutlich: es ist Herbstes Zeit.
Natur ist für den Winter schon bereit;
die ersten Fröste haben dies bewiesen.
Der Übergang zum Herbst – er ist vollzogen;
Altweibersommer, fast vom Wind verweht.
Nicht lange mehr, eh dass der Wind sich dreht,
ist Winterzeit; das Jahr zieht seinen Bogen.

© lillii (Luzie-R)
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Anmerkung:
Die Verse sind fünffüßige Jamben (teils übervollständige). Das Reimschema aller drei Strophen ist "abbacddc" und gleicht darin einem Strophenbau nach Art von Lenau (s. dazu unseren vorletzten Beitrag vom 11.11.2019!)

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