Montag, 1. Februar 2021

Unser Gast: Erika Müller-Pöhl mit Buchgrafik/2

 Kalenderblatt Februar 2021

© Erika Müller-Pöhl: Buchillustration zu 'Carsten Curator', ehem. Greifenverlag, 1985; S. 64:
"Carstens, der Vater und die Tante, besuchen täglich Schwiegertochter Anna und den Enkel."

 

Storms Novelle 'Carsten Curator', 1878

Vater Carsten ist bemüht, des Sohnes Existenz zu sichern. Heinrich aber setzt immer wieder Erreichtes aufs Spiel, veruntreut Geld, spekuliert, so dass der Vater mit dem Familienvermögen aushelfen muss. Aus einer besonderen Notlage rettet sich Hein­rich durch die Heirat mit Anna. Deren Vermögen verwaltet der 'Curator' getreu zu ihren Gunsten und des bald nach der Hochzeit geborenen Enkelsohns.

Heinrich steht später erneut vor dem Bankrott. Der 'Curator' gibt Annas Vermögen nicht heraus. Da flieht Heinrich während eines Novembersturms; er rudert in die aufgewühlte See und kommt um.

Carstens Besitztümer werden zwangsversteigert. Er muss mit Anna und dem Enkel in die Armeleute-gegend des Ortes umziehen. Umsorgt von der Schwiegertochter, erlebt er doch noch in seinem Lebensabend ein bescheidenes Glück. 

Weiße und schwarze Schafe

Nicht selten haben große Sippen
in ihren Reihn ein schwarzes Schaf;
selbst strahlend Weißes könnte kippen,
denn keiner ist ja ständig brav.

Die rechte Warnung – sagt die Kunde –
schlägt mancher einfach in den Wind;
sieht nicht bei sich die offne Wunde;
wagt lieber, was er nie gewinnt.

Wie kann ein Älterer erreichen,
dass sich der Jüngre helfen ließ?
Bloß Reden, selbst zum Steinerweichen,
taugt nichts, das Besserung verhieß.

Der eigene Verstand entscheidet,
wer glücklich lebt, wer Schmerz erleidet.

/© W.H./  

Anmerkung:
Über seiner Novelle "C.C." hat Theodor Storm bald ein Jahrzehnt gebrütet – der Erfahrungen wegen, die er mit seinem eigenen Sohn machen musste. Dann schrieb er diese ausgedachte Konflikt-Situation mit all ihrer kleinbürgerlichen Personage nieder. Das brachte ihm prompt das Kopfschütteln eines Teils seiner zeitgenössischen Schriftststellerkollegen ein. Die meinten, die Akteure wären charakterlich 'überzeichnet' – bis Storm schließlich einräumte, sein persönliches Schicksal wäre so abschreckend nicht gewesen. Trotzdem empfindet man die Novelle als … eben melodramatisch. Warum sollten da meine begleitenden Verse eine andere, mildere Stimmung erzeugen wollen?
Bei den heutigen Ausbildungsanforderungen kennt ja kaum einer Storm noch – außer vielleicht den 'Schimmelreiter'.
Unseren Gast, die Buchgrafikerin Erika Müller-Pöhl, hat der 'Versbildner-Blog' bereits Mitte Januar vorgestellt – Vita, grafisches Werk, Bibliografie sowie den Buchumschlag zu den beiden Novellen Carsten Curator und Der Herr Etatsrat. /elbwolf al. W.H./

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