Donnerstag, 21. Oktober 2021

Wer ist noch nicht gedruckt? (Glosse)

Collage of Printing, 1.12.2016; via Wikimedia Commons, gemeinfrei.

Wer ist noch nicht "gedruckt"?
(gesetzt aus vier Dezimen im Format "espinela")


                     Motto:

Kosten kann es Kopf und Kragen,
wer da aufmuckt, wenn er schreibt. -
Lohnt es sich doch einzuklagen:
schwarz auf weiß Gedrucktes bleibt!

 

Jemand hat was mitzuteilen,
doch das liebe Publikum
nimmt schnell Mitgeteiltes krumm –
sollte man das noch beeilen?
Zeigt sich doch nicht nur bisweilen:
Langmut meidet Unbehagen.
Alles kann man nicht vertagen,
schließlich kommt es doch heraus,
nimmt wie vor sich selbst Reißaus –
kosten kann es Kopf und Kragen!

Wer besitzt schon solche Gabe
und zum Worte reiht das Wort,
immer weiter und so fort –
nicht als Angeber-Gehabe.
Erst wenn sich der Geist dran labe,
manches Wort auch hängenbleibt.
Kommt drauf an, wie man's betreibt :
um Ideen zu verfrachten,
gibt es vieles zu beachten,
wer da aufmuckt, wenn er schreibt.

Flüchtig ist selbst gute Rede,
schnell verblasst die schönste Schrift;
was den Inhalt anbetrifft,
da geht gar nichts stante pede!
Ja, da staunst du, alter Schwede,
was man alles könnte wagen!
Aber lass dir eines sagen:
hält man dich für zu gering –
mache das zu deinem Ding.
Lohnt es sich doch einzuklagen.

Willst du, dass umsonst geschrieben,
und geredet in den Wind,
Worte, die doch passend sind
und schon gar nicht untertrieben?
Meutre, dass die Funken stieben,
wer dich auch zum Ducken treibt!
Dass dich keiner einverleibt –
gegen Einflüsse gefeit
braucht dein Werk die Sicherheit:
schwarz auf weiß Gedrucktes bleibt!

© elbwolf (10.10.2021)

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Lit.:
Stummer: Vers, Reim, Strophe, Gedicht, S.109

Die "Glosse" berührt den Herzenswunsch jedes Verfassers – einmal gedruckt zu werden. Und wenn es denn endlich so weit wäre, da haben die Papierfabriken des Landes von Buchdruckpapier auf Verpackungsmaterial umgestellt …

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