Sonntag, 28. Mai 2023

Anno-04.1: Steinklopfer

Gustave Courbet (1819-1877): Die Steinklopfer (1849);
Kriegsverlust der Dresdner Galerie Neue Meister bei der Stadt-Bombardierung 1945;
via Wikimedia Commons & The Yorck Project; gemeinfrei.


Wir vom Versbildner
entschuldigen uns bei den Besuchern unseres Blogs, dass wir diesmal keinen abgeschlossenen Beitrag einstellen können – bekanntlich heißt es ja sowieso über Pfingsten:
         Zu Pfingsten
         sind die Geschenke
         am geringsten.
Geplant war die Adaptation eines Gedichtes von Karl Henckell, der vierzig Jahre lang den Ehrennamen eines 'Arbeiterdichters' trug. Vielleicht versuchen sich die Besucher selbst einmal an der Aufgabe? Die Reimformel für die Strophen ist: axabcxcb und sollte – weil sehr eigenartig – am besten beibehalten werden.

 

Karl Henckell (1884-1929)
Das Lied des Steinklopfers

Ich bin kein Minister,
ich bin kein König,
ich bin kein Priester,
ich bin kein Held;
mir ist kein Orden,
mir ist kein Titel
verliehen worden
und auch kein Geld

Dich will ich kriegen,
du harter Plocken,
die Splitter fliegen,
der Sand stäubt auf –
"Du armer Flegel,"
mein Vater brummte,
"nimm meinen Schlegel!"
und starb darauf.

Heut hab ich Armer
noch nichts gegessen,
der Allerbarmer
hat nichts gesandt;
von goldnem Weine
hab ich geträumet
und klopfe Steine
fürs Vaterland.

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Quelle:
Heinz Benzmann (Hg): Moderne Deutsche Lyrik, 1907²
Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig

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