Samstag, 24. November 2018

Der Maulkorb

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Unbekannter Urheber: Der Denkerclub, 1819; via wikileaks; Liz.: gemeinfrei.
 Tafel oben: „Wichtige Frage welcher in heutiger Sitzung bedacht wird: 
Wie lange mochte uns das Denken wohl noch erlaubt bleiben?Tafel rechts, 3°: "Auf das kein Mitglied in Versuchung geraten möge, seiner Zunge freyen Lauf 
zulassen . . . so werden beim Eintritt Maulkörbe ausgeteilt"

 Der Maulkorb *)
muzzle – морда – bozal – namlu – qiāng kǒu /  **)

Ich wollt, ich wär ein Hund – ein kleiner –
und trüg ein Körbchen um das Maul,
Kandare? Nein, erheblich feiner:
ich bin doch immerhin kein Gaul!

Will ich den Durst durch Trinken lindern –
und das muss immer wieder sein,
darf nicht der Korb mein Maul behindern,
zieh ich mir Wasser schlabbernd rein.

Auch jage ich – und jetzt nicht lächeln –
so manchem Typen hinterher;
da hab ein Anrecht ich zu hecheln:
beim Japsen steht's Gesetz nicht quer.

Weit schlechter ist es mit dem Beißen:
das wird verwechselt mit "Gebell";
zwar könnt auf ersteres ich sch~ßen
doch braucht's den bellenden Gesell!

Dem Herrchen gellt es in den Ohren …
Wenn er in Rittergutsmanier
den Bello macht zum schwarzen Mohren,
klappt der herunter sein Visier.
- - - - -
- "Und die da oben auf dem Bilde,
was haben die denn angestellt?"
- "Die führen längst etwas im Schilde,
nur haben niemals laut gebellt."

© elbwolf/Wolfgang H. (21.11.2018)
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*) Der Begriff Maulkorb bezeichnet: /nach Wikipedia/:
Aus Fürsorge (um die Hunde!) fügt der Gesetzgeber zum Hundemaulkorb hinzu: "Ein Maulkorb darf den Hund nicht übermäßig behindern: er muss so groß sein, dass der Hund hecheln und trinken kann, aber nicht so groß, dass der Hund trotzdem beißen kann."

**) Das Wort ist "kosmopolitisch" und in vielen Sprachen enthalten, so u. a. im Englischen, Russischen, Spanischen, Türkischen, Chinesischen; auf Eskimo/Inuit z. Z. nicht nachweisbar.

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