Montag, 24. Dezember 2018

Menschwerdung (Manfred Albert a. G.)

Wilhelm Haverkamp (1864-1929): Menschwerdung, 1924;
(Bronze; entstanden unter dem Eindruck von der Geburt seiner Kinder Benno und Ursel)
Urheber: Lordring; Foto: 2015; via Wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 4.0


Menschwerdung (Terzine)

Ein neuer Mensch muss sich ins Dasein finden:
nur angelegt wird grad sein eignes Leben,
wenn beider Eltern Zellen sich verbinden.

Als Ungebornes wird er dies erleben:
noch ist geborgen er in Mutters Schoß,
der wird zur rechten Zeit ihm Freiheit geben.

Ob Stall, ob Schloss – nicht Wahl, wohl eher Los,
wo dann die Welt erblickt das Menschenkind
als hilflos Bündel, klein und nackt und bloß.

In einem Stall weht stets ein kalter Wind –
im Schloss lebt man indes auf breitem Fuß.
Der Zufall ist es: der entscheidet blind.

In Bethlehem erging ein Engelsgruß,
verkündend, dass das Heil der Welt geboren,
auch heute macht es manchen noch konfus,
dass sich das Heil den Stall als Heim erkoren.

© lillii  (Luzie-R; 21.12.2018)


Besinnlicher Zusatz

Das Heil der Welt ist nicht ein hehrer Bote
der niederschwebt in tönendem Gesang.
Doch die Verklärung ohne diese Note,
sie käme nie und nirgends recht in Gang.

Das Christkind arm und irgendwo geboren,
der Jesus unauffällig, hässlich gar,
wer hätte dafür Augen denn und Ohren
und säh sein Heil darin, wie's wirklich war.

Wir schufen uns Appelle, Traumgestalten,
nicht achtend, dass er einer von uns sei.
Doch seine Botschaft, die hat sich erhalten
in Glaube, Liebe, Hoffnung – diesen drei.

© Manfred Albert (als Gast; 21.12.2018)

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