“Im Frühling“ (1896); üblicher Titel: “Zärtlichkeiten unter Apfelblüten“;
Standort: Privatsammlung; Aufnahme: Sotheby′s Publications 1989;
via Wikimedia Commons; Liz.: gemeinfrei.
An den Frühling
Du bist so ungestüm, mein Liebster!
Du bist zwar stürmisch, aber kalt.
Ich hab so lang auf dich gewartet!
Der Wald war jung und wurde alt.
Jetzt trägt er neue Lebensknospen.
Ich wusste es, du kommst jetzt bald.
Du hast gesäuselt und geschmeichelt,
Dein Atem streifte meine Haut.
Lass mich erneut von dir verführen,
Wär gerne deine schöne Braut.
Doch du bist launisch wie ein Jüngling,
Reißt mir den Schleier vom Gesicht.
Und trägst ihn fort zu einer Andern.
Mein Liebster, das ertrag ich nicht.
Es ist wohl so, dass alles Leben
Mit deiner Ankunft neu beginnt.
Drum sollst Du allen Liebe geben,
Damit das Dunkel nicht gewinnt.
Ich schau dir zu und lass dich lieben,
Auch wenn ich nun verzichten muss.
Berühr die kahle Welt und schenk ihr
Den lang ersehnten Frühlingskuss.
© A. Weinhart