Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Montag, 25. Dezember 2023

Wünsche beim Wechsel vom Dezember zum Januar

Weihnachtsbaum vor dem Rathaus in Meißen/Sachsen (2004);
Aus: Adventskalender des Kunstverlags Brück & Sohn, Meißen; PK № 32900;
Foto: Eigen. Werk Brück & Sohn; via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 4.0


Wünsche beim Wechsel
vom Dezember zum Januar

Sollte Nikolaus zum Lohn
dafür, dass wir überheblich
oftmals über ihn nur lächeln,
ernsthaft mit der Rute drohn,
könnten wir genauso ernsthaft
auf die Schnelle innehalten -
wechseln in den Plauderton.

Sollte uns der Weihnachtsmann
unter allen den Geschenken
wieder nur Krawatten liefern,
hoffen wir, dass irgendwann
auch was andres käm infrage,
selbst ein Schnaps wäre noch besser -
hörst du, alter Scharlatan?

Sollte uns das Neue Jahr,
das wir mit erhobnen Gläsern
schließlich aus der Taufe heben,
weil es wieder so weit war,
noch zu vage und verschwommen
scheinen – nun wie könnt‘ es anders!
Oder birgt es wo Gefahr?

Doch es braucht nur kurze Zeit,
bis es läuft normalerweise
ohne Holpern und geschmeidig.
Gleich fühlt man sich da bereit,
noch ein Wegstück mitzuwandern.
Schließlich hofft man heimlich bei sich:
wär‘s doch bloß nicht schon so weit ...

© elbwolf (W.H.)

-------------------------------------------------
Die Beitragsserie ″Vom Büchersammeln″ wird
im Januar 2024 fortgesetzt.

Dienstag, 19. Dezember 2023

Lichter

Georg Friedrich Kersting (1785-1847):
Junge Frau, beim Schein einer Lampe nähend (1825; Detail).
Neue Pinakothek, München, via Wikimedia Commons; Liz.: gemeinfrei.

        Lichter


Lichter hinter Fensterscheiben,
Lichtermeer im bunten Treiben,
Lichter an Balkongeländern
Lichterschmuck in breiten Bändern

Über Straßen sternenhell.
Lichter, viel zu bunt und grell.
Lichter in den großen Bäumen,
Auf den Märkten, in den Räumen,

Lichterglanz zu groß, zu weit
Für die dunkle Jahreszeit.
Himmelslicht, in große Ferne
Sind entrückt der Weihnacht Sterne.

Licht, von Hand geschützt umfangen
Leuchtet auf dem dunklen, langen
Weg zum Fest der Hoffnung mir.
Öffnet auch die Seele dir.

© A. Weinhart

-------------------------------------------
Der letzte Beitrag für 2023 wird am 25.12. gepostet!

Freitag, 8. Dezember 2023

Jahreszeitenwechsel

Tom Brane: Der Herbst – Wandmalerei mit den vier Jahreszeiten;
Haus Lessingstraße 8 in Freiburg/Breisgau; via Wikimedia Commons;
Foto: Andreas Schwarzkopf, 27.11.2020; Liz.: CC BY-SA 4.0


Jahreszeitenwechsel

Der Herbst zieht ein mit Sturm und Regenschauern;
der Sommer ist für dieses Jahr vorbei –
wie immer, so auch diesmal wir‘s bedauern.
Naturgegeben, keine Faselei!

Der Sommer ist für dieses Jahr vorbei;
der Zeitenwechsel ist schon fast vollzogen.
Naturgegeben, keine Faselei:
der Jahreskreis zieht eben seinen Bogen.

Der Zeitenwechsel ist schon fast vollzogen.
Vorbei, dass Tag und Nacht sich waren gleich;
der Jahreskreis zieht eben seinen Bogen;
die Enten schwimmen weiter auf dem Teich.

Vorbei, dass Tag und Nacht sich waren gleich;
die Sonne steht viel später auf am Morgen
und Enten schwimmen weiter auf dem Teich,
doch um den Jahreslauf gibt‘s keine Sorgen.

Die Sonne steht viel später auf am Morgen;
die Tage werden nun schon merklich kalt –
doch um den Jahreslauf gibt‘s keine Sorgen.
Wir werden dabei doch so langsam alt.

Die Tage werden nun schon merklich kalt;
doch hätte ich nur eines zu bedauern:
wir werden dabei doch so langsam alt.
Der Herbst zieht ein mit Sturm und Regenschauern

© Luzie Rudde

--------------------------------------------------------
Der nächste Beitrag wird am 16./17.12.2023 eingestellt.

Freitag, 1. Dezember 2023

Kalenderblatt 12v2023: Zille hats geahnt – und das vor 100 Jahren!

Heinrich Zille (1858-1929): Vor dem Feste; ~1910?
Aus Zilles druckgrafischem Werk; Liz.: gemeinfrei.

 

Vor dem Feste

„Mieze, nächstes Jahr wirste wohl
müssen den Tannenbaum
unter die Schürze stecken,
da werden wir wohl schon
die heilige Christbaum-Steuer hab’n!“

Unterschrieb mit diesen Worten
höchstpersönlich seine Zeichnung
                                       
Heinrich Zille

Kalenderblatt 12/2023 –"Vor dem Feste"
Bild-Untertitel und Prosa-Text original von Heinrich Zille

Freitag, 24. November 2023

Tristesse

Jan van Goyen (1596-1656): Landschaft mit zwei Eichen (1641);
Rijksmuseum Amsterdam; Foto: Alonso de Mendoza, 08.09.2016
;
via Wikimedia Commons; Liz.: Public Domain.


Tristesse

Die Welt hüllt sich in tristes Grau.
Der Wald scheint schwarz und fern.
Der Nebel webt an seinem Kleid
Aus Dunst und Regenkern.

Die Bäume altern pflichtgemäß.
Das Laub wird ihnen Last,
Die dunklen Stämme ragen stumm.
Verkahlt so mancher Ast.

Es scheint, dass alles Leben starb,
Dass alle Hoffnung ging.
Doch birgt Vergehen unsichtbar
Beginn in jedem Ding.

© A. Weinhart

Donnerstag, 16. November 2023

Vom Büchersammeln-2: Platz brauchen sie schon!

 

Der Lesesaal des British Museum in London.
Foto von Diliff (~2006); via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY 2.5


Liebe Anhänger unseres Lyrik-Blogs,

nicht gleich erschrecken, denn SO VIEL an Platz für Bücher ist gut und erforderlich für das British Museum – aber für uns einfachere Leute mache ich hier drunter gleich eine vernünftigere (wenn auch durchaus anspruchsvolle) Rechnung auf!

Wieder habe ich mich nach einem Kronzeugen umgese­hen, um mir nicht alle Einzelheiten selbst ausdenken zu müssen, und wieder habe ich einen gefun­den, d. h. eine Kronzeugin, nämlich die Autorin des nebenstehend abgebildeten Buches:

Gabriele Goettle: Deutsche Sitten. 1991 im Eichborn-Verlag in einer veränderten Zweitauflage erschienen.

In ihrem Buch zählt Frau Goettle – gänzlich unkommen­tiert! – den gesamten Nachlass eines Anfang 1987 verunglückten Münchener Gymnasiallehrers auf. Und aus dieser Quelle kennen wir (neben etwa der Anzahl der Krawatten dieses Herrn) auch die Anzahl der Bücher und der Bücherschränke seiner Privatbibliothek. Beides ist so interessant, dass ich nicht zögere, dies in Form eines längeren Zitats wiederzugeben [ a.a.O., S.46/47]:

·        ~300 Bände Lexika und Nachschlagewerke;

·          ~300 Fachbücher Medizin, Chemie, Physik, Mathematik;

·         ~200 Sachbücher Pflanzen, Tiere, …, Kochbücher, …, Heimwerker;

·          ~  70 Bildbände;

·          ~100 Bände Erotica, Romane u. ä. m.;

·         ~750 Bände Philosophie, Psychologie, Soziologie, darunter

o   die ges. Werke von S. Freud, W. Benjamin;

o   die vollst. Werke von E. Bloch, Th. W. Adorno;

o   die Cotta’sche Ausgabe von J. W. v. Goethe;

o   die MEW (Marx-Engels-Werke), bis auf 2 Fehlbände.

----------------------------------------------------------

~1920 Bände insgesamt

Für diese Bücher war an Stellfläche in lfd. Metern verfügbar:

·        2 Bücherschränke à 1,50 m breit; je 5 Fächer *) = ~ 15 m

·        6 Bücherregale à 1 m breit, je 4 Fächer *)           = ~ 24 m

·        9 Hängeregale à 1 m breit *)                               = ~   9 m

---------------------------------------------------------

48 lfd. Meter insgesamt für 2,5 cm/Band *)

Damit vorhandene Stellfläche für                        = ~1920 Bände

 

Die angenommenen Kapazitäten *) sind durchschnittlich, aber völlig realistisch, und das Resultat ist geradezu verblüffend! Selbst wenn wir einmal schmeichelhaft annehmen wollen, dass Romane und Philosophen heutigentags die Plätze getauscht haben könnten.
Überprüfen Sie doch einmal Ihren eigenen Bestand an Büchern und an Stellplatz und Sie werden sehen, dass hier nicht getrickst worden ist!
Das nächste Mal kommen wir dann endlich auch zu Rezepten für das Sammeln.

         Wie jede Sache in der Welt
         Braucht auch ein Buch so richtig Platz;
         Wird‘s einfach ins Regal gestellt,
         Fühlt sich geschmäht der kleine Schatz –
         Drum gebt ihm Raum in den vier Wänden
         Und nehmt erneut ihn euch zu Händen!

elbwolf (W.H.)

----------------------------------------------------------
Der nächste Lyrikbeitrag erscheint hier am 23./24.11.2023.

Mittwoch, 8. November 2023

Gedankenlos

Rudolf Wacker (Bregenz, 1893-1939): Mädchen in Gedanken (1923)
Bleistift auf Papier – Geschenk für einen Kriegskameraden;
via Dorotheum & Wikimedia Commons; gemeinfrei


 

„Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat.“
                                   Wilhelm Busch *)

 

Gedankenlos

Die Worte tat der Wilhelm kund –
sie kamen einst aus seinem Mund.
Sie tönen da bis heut‘ ins Ohr;
ich denke dann, mach dir nichts vor
und leg die Feder flugs beiseite;
es wird doch wieder eine Pleite …

Gedanken – nehmen sie Reißaus –
belassen mich allein zu Haus.
Ich flieh ins Freie … mich zu sammeln,
und nicht Gedanken nur zu stammeln,
such im Gehirn, sie dort zu finden –
Gedanken … schwer sind sie zu binden.

Ich seh‘ den Wolken nach – sie fliehen;
seh‘ gleichsam sie mit Wolken ziehen
und wirbeln rund um mich herum;
Ach Gott, denk ich, und bleibe stumm
ich bin heut mal gedankenlos
und eben nur ein Trauerkloß.

Ich wollte schreiben ein Gedicht
von Liebe, Leid – aus meiner Sicht.
Gedanken lassen sich nicht zwingen!
Merk, Mädchen, das! Denn zum Gelingen
langt‘s heute sicherlich nichts mehr,
bin einfach zu „gedankenleer“.

Den Busch als guten Dichtervater
erkür ich mir als den Berater :
schrieb er doch einstens ganz dezent,
wie man mal einen Tag verpennt:
Gedanken sind nie stets parat,
drum schreibt auch, wer mal keine hat.

©
Luzie Rudde

----------------------------------------------------------------
Der nächste Beitrag wird am 16./17.11.2023 eingestellt.

*) ein gut formulierter Gedanke, aber als Reim? Unmöglich!

Mittwoch, 1. November 2023

Kalenderblatt 11/2023: Meine Wahlheimat – vor einhundert Jahren.

Rudolf Döring (1888-1969?): Blick in Dresden vom Ring in die Seestraße.
Titelbild der Wochenendbeilage des ″Dresdner Anzeiger″, 1.12.1929.
(Besitz, Verbleib des Bildes und evtl. Rechte sind z. Z. nicht nachweisbar)


Meine Wahlheimat – vor 100 Jahren

Dies gleich: da war ich noch nicht auf der Welt,
und bald schon könnte ich es nicht mehr sein.
Was also zeigt uns dieses Bild so fein:
ich hab es nicht gesehn und nicht bestellt!

Doch an der Stadt ist manches, das gefällt:
sie war schon damals überhaupt nicht klein,
nur leider ist von ihr fast gar nichts mein –
ich pfeif′ darauf und fühle mich als Held.        

Nun wohne ich nicht hier, es ist zu laut –
bewohne ein recht stilles Vorstadt-Eck
und das ist einer Vorstadt auch ihr Zweck.

Wer solcherart mein Dasein überschaut,
der findet schnell heraus, um was es geht:
um Friedvolles, das nicht von selbst entsteht.
 
 

Kalenderblatt 11/2023 –"Meine Wahlheimat – vor 100 Jahren"
Verse © Wolfgang Herrmann al. elbwolf

Sonntag, 22. Oktober 2023

Vom Büchersammeln-1

 

Sammlung aus verschiedenen Ausgaben von Mary Shelley’s ″Frankenstein″
Foto: Andy Mabbett (5/2013); via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 3.0


Liebe Anhänger unseres Lyrik-Blogs,

heute – und in einer sporadisch nachfolgend erscheinenden kleinen Serie – einmal etwas ganz anderes: kaum gereimt, aber textlich durchaus von einigem Interesse ...
Etwas ″sammeln″ ist eine nicht wegzudenkende Beschäftigungsmöglichkeit des Menschen, will sagen: der Menschen. Eine Antwort auf die Frage ″was sammeln″ ist gar nicht gefragt, denn sammeln lässt sich alles und jedes. Eine andere Frage ist schon die nach dem ″wie viel sammeln″ und als Konsequenz: wie viel Sammlungselemente machen eine Sammlung aus?

Ein Beispiel dazu.
Angenommen, Sie sammeln Briefmarken und besitzen schon einmal die Blaue Mauritius, die 9-Kreuzer-Baden und die rote Sachsen-Dreier. Drei Marken – aber eine kaum zu übertreffende Sammlung! Alt-Komiker Georg Schramm aus der früheren TV-″Anstalt″ würde das so kommentieren: ″Kleiner Scherz!“ Es sollten schon ein paar Sammlungselemente mehr unter den Leuten kursieren – und bei Büchern ist das der Fall. Mindestens drei könnten aber eine Sammlung bilden!

Das Büchersammeln kann sich dagegen auf sehr verschiedene Art und Weise vollziehen. Um mir nicht alles Diesbezügliche selber ausdenken zu müssen, habe ich mich nach einem Kronzeugen umgesehen – und bin fündig geworden:
Umberto Eco: Bücher sprechen über Bücher. 2015 bei Carl Hanser Verlag erschienen – eine nur mal 40-seitige, echt Eco’sche ″Giftspritze″, die auch so beginnt:
″Das Sammeln alter Druckwerke kommt wieder in Mode. Das ist merkwürdig in einer Zeit, die vom Aufbruch ins elektronische Publizieren gekennzeichnet ist. Oder vielleicht ist genau das der Grund: Wenn ein Gegenstand im Verschwinden begriffen ist, werden die übriggebliebenen Exemplare zusammengetragen.
Die Sammelwut betrifft die unterschiedlichsten Gegenstände: {...} geht man auf den Flohmarkt, so trifft man leidenschaftliche Sammler, die nach Telefonkarten suchen, nach Freimaurergegenständen, Postkarten, Aufklebern, ... Rasierklingen, Diplomen ...
Natürlich grenzt so etwas an Wahnsinn, während es sich beim Sammeln alter Bücher um etwas ganz anderes handelt″.                                                                                            [a. a. O., S. 5]
Um was es sich aber bei unserer Art Büchersammeln NICHT handelt, das ist ein ″Aufsammeln″ (allen Bedruckten, das zwischen zwei Deckeln eingebunden ist und uns den Weg versperrt) und auch nicht ein ″Ansammeln″ (durch Einstellen ausgelesener Bücher in ein Regal, um nie wieder auf sie zurückzukommen).
Was also ist es? Ein effektives Mittel, um die Flut an Büchern zu unserem eigenen Nutzen zu begrenzen. In einer kleinen Schrift, die aber wiederum ein Buch wäre, will ich dazu eine Anleitung geben.

Kein Debütant verbricht solch Buch;
nennt ihn auch keinen Dilettanten –
zu viel an Büchern ist ein Fluch:
es fehlen einfach Intendanten!
Drum nehmt dies hin als
den Versuch
mit Ecken noch und vielen Kanten –
und nicht bloß als ein rotes Tuch,
geschwenkt von einem Querulanten!

elbwolf (W.H.)

----------------------------------------------------------
Für das verspätete Posten dieses Textbeitrages bittet der Verfasser um Entschuldigung.
Der nächste Beitrag erscheint hier zum Monatswechsel.

Mittwoch, 11. Oktober 2023

Salomos Spruch

Pedro Berruguete (1450-1504): Salomon, ~1500.
Standort: Santa Eulalia, Parades de Nava; via Wikimedia Commons; lizenzfrei.

 

                           – Salomos Spruch –
          Ja, Weisheit übertrifft die Perlen an Wert,
          Keine kostbaren Steine kommen ihr gleich.

 

Salomos Sprüche
– ein Auch-Sonett –

Ein Spruch, wie Salomo ihn brachte,
gehört nicht zu den Billigwaren –
er ist gefügt zu offenbaren,
wie man vom großen Ganzen dachte.

Erfahrungen, die er einst machte
in Stunden, Tagen oder Jahren
gab er uns preis und wir erfahren,
wobei man weinte oder lachte.

Es nutzt uns schon, fortan zu wissen,
was er uns zu berichten hatte,
und das sind nicht nur Kurzgeschichten!

Denn Salomo war nie beflissen;
gab andrerseits auch nie Rabatte
er lehrte einfach uns die Pflichten ...

© Luzie Rudde

-------------------------------------------------
Der nächste Beitrag wird am 16./17.10.2023 eingestellt.

Sonntag, 1. Oktober 2023

Kalenderblatt 10v2023 – Moden sind nun mal vergänglich!

Zwei hochgeschlossene Abendkleider und eines mit Ausschnitt.
Modebeilage einer Zeitschrift Anfang der "Goldenen 20er Jahre" (oder früher)

 

Moden sind nun mal vergänglich

Grad noch der Mode letzter Schrei ...
da war's mit dieser schon vorbei!
Doch was war vor ihr denn im Schwange,
und was wird nach ihr sein zugange?

Nun, vorher trugen Adelsbienen
nur unbequeme Krinolinen –
die hielten ab und auf Distanz
Galane, aber niemals ganz.

Und nachher kam sofort Marlene,
die steckte ihre schlanken Beene
flugs rein in eine Männerhose;
ihr Mundwerk aber war recht lose.

Heut folgt auf breiter Front ... Tattoo;
das kennt kein einziges Tabu
und legt die Modefans aufs Kreuz.
Die merken's nicht mal, nein – die freut's!

 

 


 Kalenderblatt 10/2023 –"Moden sind nun mal vergänglich!"
Verse © Wolfgang Herrmann al. elbwolf

Samstag, 23. September 2023

Von der Zeit

MsSaraKelley: Pedley Street (2013); Liz.: CC BY 2.0
Quelle: Back to the Future by Graffiti Life; via Wikimedia Commons

 

Von der Zeit

Es dreht sich stets, das große Rad,
An dem das Unbekannte zog.
Die Zeit – mit eingeteiltem Takt –
Schließt jeden ein in ihren Sog.

Die Lebenszeit, sie steht nicht still,
Ist wie ein Uhrwerk, das uns treibt,
Das seit dem ersten Tag beweist,
dass nichts von allem übrig bleibt.

Schau auf den Weg im Jetzt und Heut,
Es ist der deine ganz allein.
Geh ihn bewusst zu jeder Zeit,
Dann wird die Zeit dir gnädig sein.

Und kommt der letzte Glockenschlag,
Das Zeitrad steht ganz plötzlich still.
Dann hat man alle Zeit der Welt.
Ob man sie dann noch haben will?

© A. Weinhart

Freitag, 15. September 2023

Eile mit Weile

Marianne von Werefkin (1860-1938): Sturmwind, ~1915-17.
via Wikimedia Commons; gemeinfrei.

 

Eile mit Weile

Gibt's wirklich einen Anlass für den Spruch?
Ist er bloß ausgedacht? Denn beide Teile
erscheinen doch wie aufgesetzt in Eile:
die Sollstelle für vorbestimmten Bruch …

Als scheuten wir vor brandigem Geruch,
der uns ganz unerwartet eine Weile
zwingt einzuhalten, statt in Windeseile
zu unternehmen anderen Versuch.

Nun, abzuwägen gänzlich neue Mittel,
das brauchte schon ein Quäntchen mehr an Zeit
und solcher Aufwand tut uns meistens leid.

Da wählen wir kaum anderes Kapitel
und bleiben umständlich am alten Ort –
selbst der, der eilt, muss kaum gleich jemals fort.

© elbwolf

-----------------------------------------------
Hinweis:
Nächster Beitrag wird am 23.9. online gestellt!

Freitag, 8. September 2023

Lebensalter

 Leopold von Kalckreuth (1855-1928 ): Die drei Lebensalter (1898);
Bayer. Staatsgemäldesammlung; via Wikimedia Commons; gemeinfrei.

 

Wer fragt schon danach?

Vergnüglich ist es nicht, das Älterwerden –
drum fragt auch keiner, ob es mir gefiel;
so wie auch niemand fragt, was für ein Ziel
verfolgte wohl mein Leben hier auf Erden.

Wie kam es überhaupt zum eignen Werden?
Es ging hervor aus fremdem Liebesspiel:
das ist nicht wenig und auch nicht sehr viel
und lässt im Nachhinein nicht zu Beschwerden.

Vergänglich ist das Dasein – wie wir wissen;
voll Mühen oft, was gäb es andre Wahl,
als uns zu ducken in die weichen Kissen?

Das Lebensalter ist nur eine Zahl.
Doch um es auch auf diese Frist zu bringen,
muss man gar manche öden Strecken zwingen.

© Luzie Rudde

--------------------------------------------------------------

Hinweis:
Nächster Beitrag wird am 15.9. online gestellt!

Freitag, 1. September 2023

Kalenderblatt 09/2023 – Ein Pâris-Urteil zu Paris

Albert Guillaume (franz. Genremaler, Grafiker, Karikaturist, 1873-1942):
"Das Urteil des Pâris", ~1920 (?); via Wikimedia Commons; gemeinfrei.

 

Ein Pâris-Urteil zu Paris

Herabgestiegen hoch vom Berge Ida
ist Pâris auf das Feld der Èlysées
und sieht entzückt, wie dreifach eine Frieda     
sich drängelt in sein Auto-Cabriolet.

Die drei ­– sie wollten sich nicht lange spreizen:
der ersten kommt ihr Rückenschwung zupass;
die zweite weiß, dass Frauenbeine reizen;
die dritte zeigt sich ohne Scheu en face.

Die war's – sie hat den Pâris auch bestochen
und lacht den anderen jetzt ins Gesicht:
sie hat Helenen heimlich ihm versprochen ...
der Deal kam erst in Troja vor Gericht!

 


 Kalenderblatt 09/2023 –"Ein Pâris-Urteil zu Paris"
Verse © W. Herrmann al. elbwolf

Donnerstag, 24. August 2023

Erntezeit – seinerzeit

George Stubbs (1724-1806): Bei der Kornernte (1785).
Tate Gal., London; via Wikimedia Commons & The Yorck Project; public domain.

 

Genreszene des 18. Jh. nach der gängigen August-Ikonographie. Herausgeputzte Männer und Frauen bei der Ernte unter Aufsicht eines Berittenen: ein „Bühnenstück“, das die soziale Wirklichkeit der Landbevölkerung konsequent verleugnet.

 

 

Erntezeit – seinerzeit

Sie warfen sich in ihre beste Schale,
wenn es hinaus aufs Feld zum Ernten ging;
sie hofften nur, dass sie ein Künstler male
und sorge, dass der Segen grade hing.

Die Puppen stellte man in langen Reihen
und manchmal spielte man darin Versteck –
der Aufpasser zu Pferd tat's gern verzeihen;
und rührte sich ansonsten nicht vom Fleck.

Doch das ist – erstens! – heute längst vergangen;
heut rattern die Traktoren übers Feld;
und – zweitens! – geht das Korn nur zu erlangen,
wenn man den Acker mühevoll bestellt.

Doch die, die glauben Früheres zu kennen
und wehmutsvoll erzählen es dem Kind,
die sollten wirklich nicht um Altes flennen –
die Zeiten fliegen wie der Wirbelwind!

© teamwork (elbwolf – Str.1+2, Luzie Rudde – Str.3+4)

Mittwoch, 16. August 2023

Wenn du mich magst

Ludwig Hofmann-Zeitz (1832–1895):  Fensterln – bayerischer Brauch;
Stich (vor 1896); via Wikimedia Commons; gemeinfrei.


  Wenn du mich magst


Wenn du mich magst,
Dann lass mich leben!
Erdrück mich nicht
Mit deiner Last.
Was nützt es dir,
Wenn ich mich beuge
Und du mich dann verloren hast?

Wenn du mich magst,
Dann lass mich atmen!
Angst höhlt mich aus
Und engt mich ein.
So, wie du wolltest,
Dass ich wäre,
So könnt ich ohne Ängste sein.

Wenn du mich magst,
Dann lass mich lachen,
Auch wenn du meinst,
Das steht mir nicht.
Ich bin so froh
In jenen Stunden
Und Sorge hat dann kein Gewicht.

Wenn du mich magst,
Dann lass mich leben!
Verform mich nicht
Nach deinem Bild!
Ich müsste eine Maske tragen
Und für die Seele einen Schild.

Wenn du mich magst,
Dann lass mich lieben
Auf meine Art,
Die dir zu bang.
Die großen Flammen lodern heller,
Die kleinen dafür wärmen lang.

© A. Weinhart

--------------------------------------------------------------
Anm.:
Den letzten Beitrag für Monat August posten wir am 24.08.2023.

Dienstag, 8. August 2023

Kleinigkeiten

Trödel in Istanbul.
Foto: Mark Ahsmann, 07.12.2013; via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 3.0

 

Kleinigkeiten

Das Leben ist voll Kleinigkeiten,
die allesamt nicht triftig sind,
wir aber lieben es zu streiten,
sind trotzig wie ein kleines Kind –
zum Trotz lässt man sich schnell verleiten.

Der Streit bringt neue Schwierigkeiten,
die nicht so leicht zu lösen sind,
doch schnell uns aus den Händen gleiten:
man wird fürs wahre Leben blind –
kann gar die Grenzen überschreiten.

Der Ausgangspunkt war'n Nichtigkeiten,
sie formen sich zum Labyrinth;
und nur ein Knäuel kann uns leiten,
das einer Göttin Hand entrinnt –
da zählen auch mal Kleinigkeiten!

© Luzie Rudde

--------------------------------------------------------------
Hinweis:
Nächster Beitrag wird am 15.8. online gestellt!

Dienstag, 1. August 2023

Kalenderblatt 08/2023 – Schiller liest im Park zu Tiefurt vor

 

           Fichte     Herder   Knebel             Schiller          Wieland                  Herzog Karl August   Goethe
                                                                                       Herzogin Amalie   Herzogin Luise

 Schiller liest dem Kreise der Weimarer Auserlesenen im Park zu Tiefurt vor.
Lithographie nach einem Gemälde von Theobald v. Oer (1807/85)
(Zu Schillers 100. Todestag. Aus dem Sonderdruck im Verlag J. J. Weber von 1905)


Wundersames
Nicht oft geschieht es, dass ein Genius in dieser Weise
nimmt einen Kreis von Auserlesenen mit auf die Reise,
denn leider gibt es Auserwählte nicht in großer Zahl –
drum wiederholt sich solches Wunder kaum ein zweites Mal.

 



Kalenderblatt 08/2023 –"Schiller liest … im Park von Tiefurt vor"
Versquartett © Wolfgang Herrmann.
(Ein Exemplar des Jubiläum-Sonderdrucks befindet sich im Besitz des Verfassers)

Sonntag, 23. Juli 2023

So sind sie – Sommerkinder

Barwenkovsky: Badefreuden mit Neptun (2011);
via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 3.0.


So sind sie – Sommerkinder

Das sind die sinnenfrohen Kinder,
So frisch wie ein Gewitterwind.
Wie Kleider aus gewirktem Linnen,
Die leicht und gut zu tragen sind.


Sie sind der Farben Vielfaltskala,
Die Lust, im hellen Licht zu stehn.
Sie tanzen auch mit Seelennarben
Im Sommerregen auf den Zehn.

Sie gehen gern mit leichten Schuhen,
Sind langer Nächte Sternenlicht.
Sie sind des Sommers Gastgeschenke
Und ihre Fröhlichkeit besticht.

Sie taumeln wie die Schmetterlinge
Durch Blüten voller Üppigkeit,
Sie nehmen Nektar mit und Wärme
Im Sommer der Unendlichkeit.

Sie nehmen von dem Überreichen
Auch in die kalten Zeiten mit,
Willst du ein Sommerkind begleiten,
Gewöhn dich an den schnellen Schritt.

© A. Weinhart

--------------------------------------------------------------
Anm.:
Ein stimmungsmäßig recht gegensätzliches Prosawerk ist der Roman "Winterkinder" der Dänin Dea Trier Mørch (1941-2001); Edition mit 15 Linolschnitten der Autorin von 1988
.

Samstag, 15. Juli 2023

Die verhinderten Bremer-Stadtmusikanten (Scherzgedicht, fast schon Nonsens)

Gerhard Marcks (1889-1981): Bremer Stadtmusikanten (1953; am Bremer Rathaus).
Foto: Jaimrsilva (2008); via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 4.0


 

Die verhinderten Bremer Stadtmusikanten
/Scherzgedicht, fast schon Nonsens/

Einst setzte sich der Esel in den Kopf,
er müsse dringend in die Stadt, nach Bremen,
und eifrig wie er war, der arme Tropf,
ließ er sich bei, den langen Weg zu nehmen.
Ihm schien die ganze Zeit, das Ziel sei nah;
er schrie nicht "Bahne frei", doch laut "iah".

Alsbald traf er den herrenlosen Hund:
"Schließ dich mir an, ich will ganz schnell nach Bremen!"
Der Kläffer dachte: "Eigentlich ein Grund,
warum sollt ich mich dazu nicht bequemen?
Ich trag mein Scherflein bei zu unsrer Schau
und bell den ganzen Weg forsch mein Wauwau."

Von so viel Lärm ward schnell ein Kater wach,
"Was reckst den Buckel du, komm mit nach Bremen!
Du bietest unterwegs den Mäusen Schach –
egal, was wir für Wege fortan nehmen!"
Nun klang im groben Esel-Hund-Radau
sehr schmeichelhaft des Katzentiers Miau.

Ein Hahnenschrei, ein grelles Kik'riki,
erscholl, als man schon unweit war vor Bremen!
Das hörte an sich echt wie Hysterie
und wurde Start-up für ein Unternehmen.
Die Liga war schnell unter Dach und Fach,
der Hahn verursachte den meisten Krach!

Dann stand am Wege einsam noch ein Haus,
und die Quadriga enterte das Fenster.
Die Stube war voll Räuber, die welch Graus,
urplötzlich sahen röhrende Gespenster.
Sie rissen aus und so fiel alles Feld
den Vieren zu – und jeder war ein Held!

Dort blieben sie. Es war auch zu vernehmen,
dass keiner mehr Bedarf gehabt an Bremen.

© elbwolf (W. Herrmann, 11.07.2023)

-----------------------------------------------------------------------

Anm.: Die Bremer Stadtmusikanten ist der Titel eines Volksmärchens, das von den Brüdern Grimm 1819 in ihrer berühmten Sammlung Kinder- und Hausmärchen (""Grimms Märchen") erstmals veröffentlicht wurde. /nach Wikipedia/

Unser nächster Beitrag wird hier am 23.07. eingestellt!

Freitag, 7. Juli 2023

Sonnenstrahl

Sonnenaufgang nahe Hausdülmen bei Dülmen, NRW;
Urheber: Dieter Rabich (*1962); Foto vom 25.01.2015, 4925.jpg;
via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 4.0.


Sonnenstrahl
Cancone toscana

Ein Sonnenstrahl allein macht keinen Sommer,
allein erhellt er nicht die ganze Welt;
ein Blick von dir – was könnt' ich sonst ersehnen?
Deshalb mein Wusch – und der ist kein so frommer –
er ist, wie man so sagt, ein weites Feld:
dich bräuchte ich, nicht diesen oder jenen!
Sich aneinander lehnen
in einer Art, die schon für immer hält.
Es wird nicht jeden Tag die Sonne scheinen;
gemeinsam werden lachen wir und weinen.

© Luzie Rudde

---------------------------------------------------------
Liebe Besucher, den nächsten Beitrag posten wir am 15. Juli!

Samstag, 1. Juli 2023

Kalenderblatt 07/2023 – Sesshu (japanische Tuschmalerei)

Sesshu Toyo (1420-1506),
(ein Zen-Mönch namens Toya und mit Künstlernamen Sesshu
war der bedeutendste japanische Maler der Muromachi-Zeit, 15. Jh.):
"Huang Chuping, nach Liang Kai" von Sesshu; Nationalmuseum Kyoto;
via Wikimedia Commons; gemeinfrei

 

< H a i k u >


Hab  ich  euch  erwischt!

Jetzt  hilft  kein  Verstecken  mehr –

wie  ihr  auch  wehklagt …

 


Kalenderblatt 07/2023 –"Erwischt" – in der Art eines Haiku;
© Wolfgang Herrmann