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Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Donnerstag, 25. Juli 2019

Schillers "Göttinnen der 7 Künste"/4: Poesie

Zsigmond Vajda (1860-1931): Die Muse (Privatsammlung)
(die Lyra weist sie als Erato aus, die Muse der Liebesdichtung)
Urheber/Abb.: nagyhazi.hu; via wikimedia.commons; gemeinfrei

Die Schutzgöttinnen der Künste sind in der griechischen Mythologie
die olympischen Musen: 9 an der Zahl, wie von Hesiod überliefert;
 dargestellt z. B. im Musen-Peristyl des Achilleion auf Korfu (~1890).
Betrachtern fällt auf, dass unter diesen neun die bildenden Künste fehlen,
 aber Astronomie, Geschichte sowie 4 literarische und 3 musikalische Gattungen
 vertreten sind! Auch Friedrich Schiller verließ das alte Muster und benennt in der
 "Huldigung der Künste" (1804) als "der Künste Schar des Schönen" und Göttinnen:
 Architektur, Skulptur, Malerei, Poesie, Musik, Tanz und Schauspielkunst.

           
Schillers "Göttinnen der 7 Künste"/4: Poesie

Ihr denkt, ein leeres Blatt sähe den Reimer
voll Arglist an, erwartend, dass er's füllt?
Was seid ihr doch für brave Pappenheimer –
ihr wähnt, dass der sich in Gedanken hüllt …
Der schreibt! Und bringt sich ein mit Feuereifer,
denn Zeilenenden brauchen ihren Reim,
und sei er auch kein Diamantenschleifer,
ganz rechts im Vers – da zahlt er's jedem heim!
Da geht der Dichter richtig und aufs Ganze
und zäumt den Ochs (nach Lichtenberg *) vom Schwanze.

Ja was denn außerdem gäb's zu beachten,
das nicht beim Schaffen hielte ständig auf?
Den Vers etwa mit Rhythmus zu befrachten –
der nimmt von ganz alleine seinen Lauf!
Schon gar nicht macht der Inhalt bang noch bänger,
denn würden es an Strophen etwas viel,
zieht man die Verse gegen Ende länger
und rettet so sein Thema doch ins Ziel.
- Hört ihr die Göttin der Poetik weinen?
- Und wenn, die hat doch ständig was zu greinen!

© elbwolf, 24.07.2019
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*) Georg Christoph Lichtenberg (1742-99; Begründer des deutschsprachigen Aphorismus): "Die Leute, die den Reim für das wichtigste in der Poesie halten, sie betrachten die Verse wie Ochsen-Käufer von hinten."

• Der Verfasser dieses Versuchs ist sich sehr wohl bewusst, dass man zwar die Schiller'sche Metrik aus der "Huldigung der Künste" nachbilden kann, dass aber niemand Schillers Wortgewaltigkeit und die Tragweite seiner Worte erreichen könnte – und bittet daher um Nachsicht.

• Die hier zugrundeliegende Strophe aus Schillers "Huldigung der Künste" enthält als ihr erstes Quartett jene Zeilen, die nach meinem Empfinden den schönsten Vierzeiler in deutscher Sprache darstellen:

                        Mich hält kein Band, mich fesselt keine Schranke,
                        Frei schwing' ich mich durch alle Räume fort,
                        Mein unermesslich Reich ist der Gedanke,
                        Und mein geflügelt Werkzeug ist das Wort.

Dieser Spruch steht unter der Schillerbüste im Schillerzimmer des Stadtschlosses zu Weimar (Foto+©: Der Verfasser, 5.10.2011, Detail):

2 Kommentare:

  1. Wir posten im Auftrag eine Zuschrift, die uns soeben erreicht hat:

    Poesie
    ======
    Wie kann man diese Schöne nicht verehren?
    Sie ist die Lieblichste der sieben Musen,
    mit schlankem Körper und mit zartem Busen
    könnt' sie die Skeptiker bekehren.

    Sie trägt die Lyra in den schlanken Händen,
    das heißt, sie kleidet ihre Worte in Musik.
    und deren Zauber trägt sie auch in ihrem Blick.
    Doch dabei lässt sie's lang noch nicht bewenden.

    Die Reime, die von ihren Lippen tropfen,
    sind honigsüß und immer unvergleichlich klar,
    sind tiefe Emotionen, ganz der Arglist bar;
    auch manchmal bitter wie der Duft von Hopfen.

    Ich liebe ihre Art, sich auszudrücken.
    Die Noten, die mir ihre Seele singt.
    Wenn ihre Stimme hell in meinem Herzen klingt,
    dann könnt' ich sterben vor Entzücken.

    Luise Winrich

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  2. danke für Deine schönen Verse auf die Poesie, liebe Luise

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