Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

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Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Montag, 28. Januar 2019

Beziehungen-3/4: Geist und Natur – beides ganz pur (Teamwork)


R. Wolf: Postkarte Nr. 6394, (Leipzig o.J.; Rechte, Quelle nicht recherchierbar)
 Lithograph. Verlagsanstalt Bruno Bürger & Ottilie (tätig 1894-1908)
Natur zu Geist, Geist zu Natur
so wandelt ihr die rechte Spur!
J. W. v. Goethe (? Werther? Faust?)

Geist und Natur – beides ganz pur
              - - Burleske - -

- Er bringt mich immer zum Erröten,
zitiert er diesen Spruch von Goethen!
Das macht er nämlich ziemlich oft,
wobei ich weiß, auf was er hofft:
Ich hör ihn gerne zärtlich flöten,
nur wärs bei mir gar nicht vonnöten …

- Sie sucht verschmitzt mich zu vertrösten,
und will mich doch nur etwas rösten,
denn meine Wünsche sind zwar dreist,
entspringen aber meinem Geist,
darunter einige der größten,
bislang von ihr nie eingelösten …

- Er sieht Natur so gerne wogen
und meint dies ganz auf mich bezogen.
Damit hat er natürlich recht,
denn was da wogt, ist wirklich echt,
geradezu ein Bilderbogen –
das könnt ihr glauben – ungelogen!

Ihr sag ich unter Händeringen,
mit Worten, die sonst stets verfingen:
- Lass wandeln uns die rechte Spur,
erfordert das doch die Natur:
es fehlt nichts weiter zum Gelingen,
als jetzt zu widmen sich den Dingen!

© elbwolf (19.01.2019)
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Den zugrundeliegenden Spruch konnte ich im Wortlaut bisher
leider nicht als von J.W.v.G. stammend belegen – vielleicht ist
jemand findiger und fündiger?


Geistiges und Naturell


Wird der Geist natürlich fließen,          
ist auch die Natur ihm hold:
sie erfordert jedoch Sold,
dürfte ihn kaum je verdrießen.

Wenn Natur, beseelt vom Geist,
sich vertraulich zu ihm wendet,
schaut man doch voraus, wies endet –
wenn sie lieblich um ihn kreist.

Zweifellos, ganz ohne Frage –
er wird sich entscheiden müssen;
Abwehr führt zu falschen Schlüssen,
so gefragt - wirds ihm zur Plage.

Wird er ihrem Charme erliegen?
Oder hält er das für dumm?
Fürchtet er das Publikum?
Seine Lage ist gediegen!

Da ist manches abzuwägen;
ei, was sagen denn die Leut,
ist der Geist etwa zerstreut …
das könnt Volkes Meinung prägen.

Wer nun kennt Naturgewalten,
weiß, wie schnell der "Geist" erschlafft –
während die Natur es schafft,
ihre Art sich zu erhalten.
 


© lillii ( Luzie-R; 20.01.2019)

Donnerstag, 24. Januar 2019

Beziehungen-1/2: Erwartungen (Teamwork)

Autor unbekannt: Bildpostkarte, um 1900;  o.O.
Quelle: http://www.zeno.org/20000710210; Liz.: gemeinfrei

In Erwartung

"Stets findet Überraschung statt.
Dort, wo man’s nicht erwartet hat"
meint Wilhelm Busch als Diplomat -
mit diesem trefflichen Zitat.

Es kommt oft anders, als man denkt,
der Mensch, er denkt, dass Gott ihn lenkt -
vergeblich sich nach vielem renkt,
wo andres ist umsonst verschenkt.

Zu oft schlägt die Erwartung fehl
und dies zu leugnen ist ein Hehl.
Die Hoffnung ist wie ein Juwel,
läuft mit Erwartung parallel.

So wartete nun dieser Engel
auf seinen ausgerückten Bengel,
er sollte spüren, ihre Prengel,
das würd zu hören sein im Sprengel.

Der Bengel, der ein Schlitzohr war,
er hat geahnt wohl die Gefahr -
drum bracht' er mit der Kumpelschar;
der "Braven" schnell ein Ständchen dar.

Der Beistand wirkte ganz frappant:
zwar klang Musik leicht dissonant,
doch die Gewalt war schnell gebannt
und beide lebten konziliant.

© lillii ( Luzie-R; 17.01.2019)

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Ich wüsste bessres Erwarten
 
Feuerhaken, Klopfer, Besen,
die man ohne Federlesen
Manne übern Brägen zieht –
ganz egal, wie auserlesen
früher einstens er gewesen –
klar, dass er solch "Liebchen" flieht!

Viel gibt’s da nicht zu bedenken.
Erstens … ginge einzulenken –
käm die Harmonie zurück.
Zweitens … bliebe umzuschwenken
statt sich fortan zu verrenken.
Wo nun wartet größres Glück?

Ach, ihr holden Ehedrachen,
nur nicht solch Großreinemachen,
denn bedenkt: der Frühling naht!
Wollt ihr nicht mit einem Lachen

lieber doch Gefühl entfachen,
das im Höchstmaß delikat …

© elbwolf (18.01.2019)

Freitag, 18. Januar 2019

Das Jahr begann

Sascha Schneider (1870-1927):  Friede auf Erden, 1904
(Titelbild zu Karl Mays Und Friede auf Erden; "Sascha-Schneider-Ausgabe" von 1904)
via: wikimedia.commons; gemeinfrei.

Das Jahr begann

Die Tage und das Jahr gehn schnell dahin.
Zu halten ist nicht einmal eine Stunde.
Es war doch eben erst Neujahrsbeginn,
vorbei die wilde Jagd mit einem Dschinn –
als alle Geister machten ihre Runde.

Drei Könige, sie sind schon längst erschienen,
sie huldigten dem Herrscher dieser Welt;
Geschenke brachten sie um ihm zu dienen;
derweil zwölf Menschen sterben in Lawinen,
ist vielerorts Ernährung schlecht bestellt.

Noch ist das Jahr nicht weit vorangeschritten,
es steht am Anfang seiner neuen Frist.
Es wird gelacht, geweint und auch gestritten;
und weiter geht die Zeit mit kleinen Schritten –
für Juden, Moslems, Christen und Buddhist.

Die Menschen träumen sich weit fort von Kriegen;
sie bringen Unheil über Volk und Land;
wo Kinder sterben schon in ihren Wiegen.
Ein Wunder wärs, wenn Eintracht würde siegen;
und diese hätt' für alle Zeit Bestand.


© lillii ( Luzie-R; 12.01.2019)

Montag, 14. Januar 2019

Wort-Akrostichon nach Goethen

1 Tagewerk vermutlich zweier Fresken-Maler, die über Kreuz arbeiteten 
(einer malte die Floralornamentik, der andere die Tiere), von ca. 1180 (Romanik).
Autor: Markoz, Foto: 11.12.2014; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0

Doppeltes Wort/Strophen-Akrostichon
 (nach einem Vers von J. W. v. Goethe)

Ein  

Tag hat seine vierundzwanzig Stunden
wie soll man die bloß füllen? Was tu


ich
Guter
selbst? Frühes Aufstehn sichert Schwung,
der dann auch halten müsste bis an


den
Abend
hin, und das bedeutete, einen vollen lieben langen Tag! Wie stets im großen


Ganzen
kommt
es darauf an, sich niemals zu verlieren:
schnell vertrödelt ist er nämlich, der helle


Tag.
Heran
schleicht sich die Dunkelheit; unvollendet
liegenbleibt, was bis dahin noch nicht


getan.
Wenn
wir uns hielten an die großen Vorbilder – 
dazulernen könnten wir auch von unsrem


Goethe

elbwolf, 13.11.2018
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→ Lit.: STUMMER, S. 106/7