Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Donnerstag, 25. Februar 2021

Hanebüchene Physik-2: Spiegelreflexe (mit Manfred Albert a. G.)

© Manfred Albert a. G.              

Legende zum unteren Schema:
re: Spiegel mit erweiterter Reflektierung; an den Ecken: virtuelle Betrachter;
li:   realer Betrachter in Draufsicht; L, R – sein linkes bzw. rechtes Ohr

 

Hanebüchene Physik-2: Spiegelreflexe

Licht und Spieglung ringsum schon immer bestehen –    
sind schon in der Tiefe aller Homo-Höhlen zu sehen;
sie füllen Begräbniskammern in Alt-Ägypten zuhauf.
Solch Mythen, wie die von Narziss, die werten sie auf.

Die Kamera brauchte sie nur als Hilfsmittel zu wählen.
Spieglungen sind es, die seit der Mensch-Formung zählen.
Internet wie Bücher berichten von Experimenten –
doch tun wir, als ob wir den Spiegelreflex nicht kennten.

Unsre Augen geben meist dem Waagrechten Präferenz;
doch lassen wir ihnen beim Rechts-Links-Tausch Agens,
stellen es aber vor dem Spiegel selbst wieder richtig
und nehmen den Spiegel als Betrüger nicht für wichtig.

Sich das Haar zur Probe vorm Spiegel zu schneiden,
sollte man der Gesund- wie Schönheit zuliebe meiden.
Wenn Leonardo in Spiegelschrift schrieb, dann halt,
weil das Heutige auch schon für Früheres galt.

Klar, dass wir uns permanent nur selber betrügen.
Erst der andre, der Rundspiegel befreit uns von Lügen.
"Schiefes" wird immer der Menschen Leben erfüllen –
mögen Friseur und Philosoph sich lachend verhüllen!

© Manfred Albert a. G.                          

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Liebe Leser unseres Blogs,

wir bringen heute den zweiten Beitrag in einer neuen Reihe "Hanebüchene Physik", zu der Text und Bild von unserem Gast Manfred Albert beigesteuert werden. Er folgt damit Anregungen, aus dem seit den Gründerjahren (genauer: 1887 ff.) in vielen Auflagen erschienenen Buch "Kolumbus-Eier" einige seltsame Experimente aus der Physik auf gänzlich neue Weise  zu interpretieren oder überhaupt eigene Ansichten dazu zu äußern.

Und bitte nicht irre machen lassen, weil es in der Schule möglicherweise SO nicht gelehrt wurde! Wir nehmen es ja auch "entspannt"!

Das  Versbildner-Team

Sonntag, 21. Februar 2021

Pandoras Büchse

Sir Lawrence Alma-Tadema (1836-1912): Pandora (1881);
Privatsammlung; via Wikimedia Commons; gemeinfrei

 

  Pandoras Büchse

Auf Weisung Zeus' ist sie aus Lehm geboren
und brachte Unheil über unsre Erde.
Ich nehme dies als Anlass zur Beschwerde,
weil allezeit die Menschen unverfroren
bereit sind, Neugier mehr an Raum zu geben –
Pandora gleich, das Letzte zu erstreben.

Pandora ist der Neugier schnell erlegen,
als Zeus ihr eine Büchse übergab –
bis heute hält sie Menschen stets auf Trab,
zu forschen auf gefährlich neuen Wegen.
Sie konnte ihre Neugier nicht bezwingen;
dies war von Unheil bei so vielen Dingen.

Die Büchse war ursprünglich wohl gedacht
als ein Geschenk: Pandora war der Bote.
Geraten ist die Sache aus dem Lote,
worüber sicher nur der Teufel lacht.
Als sie geöffnet, ist der Fluch entwichen –
bis heute seine Wirkung nicht verblichen.

So sind wir durch Pandoras Schuld geschlagen
mit Mühen, Lastern, Krankheiten und Tod;
die Umwelt gar ist vielerorts marod.
Sind sie von Zeus geschickt, die neuen Plagen?
Doch eines ist der Büchse nicht entflohen:
die Hoffnung ist‘s, sie lässt uns nicht verrohen.

Nun sucht nach dieser unheilvollen Büchse!
Wer immer sie entdeckt, der ist der Held
der neuen, guten Zukunft für die Welt;
dass aus dem Inhalt Hoffnung uns erwüchse.
Nun meine Frage – würde Zeus das wollen?
Ich höre schon ein fernes Donnergrollen.

© lillii ( Luzie-R )

Mittwoch, 17. Februar 2021

Maus-Gesänge (Kanzone)

 
Foto: gnuckx, 22.09.2012; Titel nicht spezifiziert.
via Wikimedia Commons; Liz.: CC0 1.0 Verzicht auf Copyright

 

Maus-Gesänge
(canzone toscana; Reimform abc|abc|cbdd)

Vor 50 Jahren zernichtete der ehem. Bundesaußenminister kraft seines Amtes
eines der schönsten deutschen Wörter, das Fräulein.

Ich singe euch vom Lob auf eine Maus!
Auch sind das keine Verse auf die Schnelle
mit Worten, die mir eben eingefallen.
Mein ich die Feldmaus oder die im Haus?
Ihr Maß zu nehmen, nähm ich welche Elle?
Was käm heraus, was würde widerhallen?
Nicht gleich die Fäuste ballen,
weil ich die gute Laune euch vergälle.
Statt dass wir aneinander noch geraten,        
sei hier des Rätsels Lösung gern verraten.

S'ist keine Maus im samtig-grauen Pelz,
die man mit Umsicht nähme in die Hände,
ihr übers seidig-weiche Fell zu streichen.
Doch jeder Mann weiß sicher um den Schmelz
und um den Duft der Haut, wie er sie fände
bei seiner Liebsten als Erkennungszeichen.
Bezweifelt wer dergleichen?
Selbst das Me Too hat seine Schicksalswende!
Nun sei nur eines noch zuletzt verraten:
Zur Rechten muss der Richtige geraten!

© elbwolf (WH, 16.02.2021)

Samstag, 13. Februar 2021

Erkennt ihr mich – zum Monat Februar

© eigenes Foto der Verfasserin

 

Erkennt ihr mich?

Ich bin noch immer euer Weihnachtsbaum;
im weißen Kleid und wie in einer Tracht –
die ward mir angezogen über Nacht:
nun steh ich hier im schneeig-weißen Flaum.

Das alles scheint mir wie ein seltsam Traum,
der nur vorüberzieht, ganz still und sacht.
der sich versteckt und sich recht lustig macht,
doch diese fremde Welt, die kenn ich kaum!

Der kleine Nachbar mit dem weißen Häubchen
ahnt nicht, wer ihm die Mütze angepasst;
sie wärmt ihn nicht und ist ihm eine Last.

Er träumt vom Frühling und von Turteltäubchen;
vom Sonnenschein; von zartem Frühlingsduft ...
und übersteht die kalte Wintersluft.

© lillii Luzie-R.

Dienstag, 9. Februar 2021

Die Qual der Wahl (Pantun-2, nach Chamisso)

Adrian Ludwig Richter (1803-1884): Brautzug im Frühling (1847; Detail)
Dresden, Albertinum; via Wikimedia Commons; Foto: Dguendel; Liz.: CC-BY 4.0


Adelbert de Chamisso: Die Korbflechterin (Pantun)

Der Regen fällt, die Sonne scheint
Die Windfahn dreht sich nach dem Wind,
Du findst uns Mädchen hier vereint,
Und singest uns ein Lied geschwind.

Die Windfahn dreht sich nach dem Wind,
Die Sonne färbt die Wolken rot –
Ich sing euch wohl ein Lied geschwind,
Ein Lied von übergroßer Not.

Die Sonne färbt die Wolken rot,
Ein Vogel singt und lockt die Braut –
Was hat's für übergroße Not
Bei Mädchen fein, bei Mädchen traut?

Ein Vogel singt und lockt die Braut –
Dem Fische wird das Netz gestellt,
Ein Mädchen fein, ein Mädchen traut,
Ein rasches Mädchen mir gefällt.

 


Dem Fische wird das Netz gestellt,
Es sengt die Fliege sich am Licht,
Ein rasches Mädchen dir gefällt
Und du gefällst dem Mädchen nicht.

  

Die Qual der Wahl

Die Sonne schaut aus Wolken vor,
Sacht weht ein lauer Frühlingswind;
Die Mädchen singen leis' im Chor –
Zum Singen trifft man sich geschwind.

Sacht weht ein lauer Frühlingswind;
Auf weiten Feldern wächst die Frucht;
Zum Singen trifft man sich geschwind –
Und nicht ganz ohne Eifersucht.

Auf weiten Feldern wächst die Frucht;
Ein jedes Mädchen wär gern Braut –
Und nicht ganz ohne Eifersucht,
Weil jede nach der andren schaut.

Ein jedes Mädchen wär gern Braut –
Sie haben heimlich schon gewählt,
Weil jede nach der andren schaut,
Wobei der eigne Wunsch nur zählt.

Sie haben heimlich schon gewählt,
Erträumt sich eines Manns Gestalt.
Wobei der eigne Wunsch nur zählt ...
Dann schlügen Hochzeitsglocken bald!


© elbwolf (24.01.2021)

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Anmerkung:
Der Gedichtform Pantun waren früher schon 8 Beitrage gewidmet, die leicht im Blog zu finden sind, wenn man das Label "Pantun (Sprechgesang)" auf dem rechten (schwarzen) Seitenrand anklickt.
In schriftlicher Form liegen Pantune im Ursprungsland Malaysia seit dem 16. Jh. vor. In Frankreich, England und Deutschland haben Lyriker seit dem 19. Jahrhundert Pantune gedichtet. Dazu zählen auch die drei Gedichte in so genannter "maleyischer Form" von Adelbert de Chamisso (1781-1838), die Chamisso in Deutsch verfasste.
Dieser Beitrag zeigt das zweite Pantun "Die Korbflechterin", das mir Anregung zu einer abgewandelten Version war.

Freitag, 5. Februar 2021

Der frühe Morgen (Pantun-1, nach Chamisso)

Bernhard Hoetger (1874-1949): Dämmerung (1911; Plastik; Detail)
Standort: Bremen, Hoetgerhof; via Wikimedia Commons; gemeinfrei.
 
Adelbert de Chamisso: Genug gewandert (Pantun)

Es schwingt in der Sonne sich auf
ein Bienchen in guldiger Pracht
Bin müde vom irren Lauf
Erstarrt von der Kälte der Nacht

ein Bienchen in guldiger Pracht
in würziger Blumen Reihn
Erstarrt von der Kälte der Nacht
begehr ich nach stärkerem Wein.

in würziger Blumen Reihn
bist Rose, du herrlichste Du
begehr ich nach stärkerem Wein.
wer trinket den Becher mir zu.

bist Rose, du herrlichste Du
die Sonne, der Sterne fürwahr
wer trinket den Becher mir zu.
aus der rosigen Mädchen Schar

die Sonne, der Sterne fürwahr
die Rose entfaltete sich
aus der rosigen Mädchen Schar
empfängt die Lieblichste mich

die Rose entfaltete sich
das Bienchen wird nicht mehr gesehn
empfängt die Lieblichste mich
ists fürder ums Wandern geschehn.

  

Der frühe Morgen

Im frühen Tagessonnenschein
die Bienchen sich schon fleißig tummeln.
Ich geh entlang am Wiesenrain;
seh‘ dies und höre zu dem Brummeln.

die Bienchen sich schon fleißig tummeln
es lockt sie an der Blütenduft;
seh‘ dies und höre zu dem Brummeln –
Der Frühling liegt schon in der Luft.

es lockt sie an der Blütenduft
der Rose, die so sehr ich liebe.
Der Frühling liegt schon in der Luft.
wer stillt mir nun die süßen Triebe?

Der Rose, die so sehr ich liebe.
schenk ich mein Herz, ich bin der Deine.
Wer stillt mir meine süßen Triebe;
löscht mir den Durst beim Glase Weine.

schenk ich mein Herz, ich bin der Deine
der, dem die Rose sich entfaltet
löscht sie den Durst beim Glase Weine,
auf dass die Liebe nie erkaltet!

dem, der die Rose sich entfaltet
ist sie verbunden ewiglich.
Auf dass die Liebe nie erkaltet –
es gibt für sie nur "Du und Ich."

© lillii (Luzie-R)

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Anmerkung:
Der Gedichtform Pantun waren bisher schon 8 Beitrage gewidmet, die leicht im Blog zu finden sind, wenn man das Label "Pantun (Sprechgesang)" auf dem rechten (schwarzen) Seitenrand anklickt.
In schriftlicher Form liegen Pantune im Ursprungsland Malaysia seit dem 16. Jh. vor. In Frankreich, England und Deutschland haben Lyriker seit dem 19. Jahrhundert Pantune gedichtet.
Dazu zählen auch die drei Gedichte in so genannter "maleyischer Form" von Adelbert de Chamisso (1781-1838), die Chamisso in Deutsch verfasste.
Dieser Beitrag zeigt das erste Pantun "Genug gewandert", von dem sich unsere Bloggerin Luzie-R zu einer abgewandelten Version anregen ließ.

Montag, 1. Februar 2021

Unser Gast: Erika Müller-Pöhl mit Buchgrafik/2

 Kalenderblatt Februar 2021

© Erika Müller-Pöhl: Buchillustration zu 'Carsten Curator', ehem. Greifenverlag, 1985; S. 64:
"Carstens, der Vater und die Tante, besuchen täglich Schwiegertochter Anna und den Enkel."

 

Storms Novelle 'Carsten Curator', 1878

Vater Carsten ist bemüht, des Sohnes Existenz zu sichern. Heinrich aber setzt immer wieder Erreichtes aufs Spiel, veruntreut Geld, spekuliert, so dass der Vater mit dem Familienvermögen aushelfen muss. Aus einer besonderen Notlage rettet sich Hein­rich durch die Heirat mit Anna. Deren Vermögen verwaltet der 'Curator' getreu zu ihren Gunsten und des bald nach der Hochzeit geborenen Enkelsohns.

Heinrich steht später erneut vor dem Bankrott. Der 'Curator' gibt Annas Vermögen nicht heraus. Da flieht Heinrich während eines Novembersturms; er rudert in die aufgewühlte See und kommt um.

Carstens Besitztümer werden zwangsversteigert. Er muss mit Anna und dem Enkel in die Armeleute-gegend des Ortes umziehen. Umsorgt von der Schwiegertochter, erlebt er doch noch in seinem Lebensabend ein bescheidenes Glück. 

Weiße und schwarze Schafe

Nicht selten haben große Sippen
in ihren Reihn ein schwarzes Schaf;
selbst strahlend Weißes könnte kippen,
denn keiner ist ja ständig brav.

Die rechte Warnung – sagt die Kunde –
schlägt mancher einfach in den Wind;
sieht nicht bei sich die offne Wunde;
wagt lieber, was er nie gewinnt.

Wie kann ein Älterer erreichen,
dass sich der Jüngre helfen ließ?
Bloß Reden, selbst zum Steinerweichen,
taugt nichts, das Besserung verhieß.

Der eigene Verstand entscheidet,
wer glücklich lebt, wer Schmerz erleidet.

/© W.H./  

Anmerkung:
Über seiner Novelle "C.C." hat Theodor Storm bald ein Jahrzehnt gebrütet – der Erfahrungen wegen, die er mit seinem eigenen Sohn machen musste. Dann schrieb er diese ausgedachte Konflikt-Situation mit all ihrer kleinbürgerlichen Personage nieder. Das brachte ihm prompt das Kopfschütteln eines Teils seiner zeitgenössischen Schriftststellerkollegen ein. Die meinten, die Akteure wären charakterlich 'überzeichnet' – bis Storm schließlich einräumte, sein persönliches Schicksal wäre so abschreckend nicht gewesen. Trotzdem empfindet man die Novelle als … eben melodramatisch. Warum sollten da meine begleitenden Verse eine andere, mildere Stimmung erzeugen wollen?
Bei den heutigen Ausbildungsanforderungen kennt ja kaum einer Storm noch – außer vielleicht den 'Schimmelreiter'.
Unseren Gast, die Buchgrafikerin Erika Müller-Pöhl, hat der 'Versbildner-Blog' bereits Mitte Januar vorgestellt – Vita, grafisches Werk, Bibliografie sowie den Buchumschlag zu den beiden Novellen Carsten Curator und Der Herr Etatsrat. /elbwolf al. W.H./