Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

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Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Freitag, 24. November 2023

Tristesse

Jan van Goyen (1596-1656): Landschaft mit zwei Eichen (1641);
Rijksmuseum Amsterdam; Foto: Alonso de Mendoza, 08.09.2016
;
via Wikimedia Commons; Liz.: Public Domain.


Tristesse

Die Welt hüllt sich in tristes Grau.
Der Wald scheint schwarz und fern.
Der Nebel webt an seinem Kleid
Aus Dunst und Regenkern.

Die Bäume altern pflichtgemäß.
Das Laub wird ihnen Last,
Die dunklen Stämme ragen stumm.
Verkahlt so mancher Ast.

Es scheint, dass alles Leben starb,
Dass alle Hoffnung ging.
Doch birgt Vergehen unsichtbar
Beginn in jedem Ding.

© A. Weinhart

Donnerstag, 16. November 2023

Vom Büchersammeln-2: Platz brauchen sie schon!

 

Der Lesesaal des British Museum in London.
Foto von Diliff (~2006); via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY 2.5


Liebe Anhänger unseres Lyrik-Blogs,

nicht gleich erschrecken, denn SO VIEL an Platz für Bücher ist gut und erforderlich für das British Museum – aber für uns einfachere Leute mache ich hier drunter gleich eine vernünftigere (wenn auch durchaus anspruchsvolle) Rechnung auf!

Wieder habe ich mich nach einem Kronzeugen umgese­hen, um mir nicht alle Einzelheiten selbst ausdenken zu müssen, und wieder habe ich einen gefun­den, d. h. eine Kronzeugin, nämlich die Autorin des nebenstehend abgebildeten Buches:

Gabriele Goettle: Deutsche Sitten. 1991 im Eichborn-Verlag in einer veränderten Zweitauflage erschienen.

In ihrem Buch zählt Frau Goettle – gänzlich unkommen­tiert! – den gesamten Nachlass eines Anfang 1987 verunglückten Münchener Gymnasiallehrers auf. Und aus dieser Quelle kennen wir (neben etwa der Anzahl der Krawatten dieses Herrn) auch die Anzahl der Bücher und der Bücherschränke seiner Privatbibliothek. Beides ist so interessant, dass ich nicht zögere, dies in Form eines längeren Zitats wiederzugeben [ a.a.O., S.46/47]:

·        ~300 Bände Lexika und Nachschlagewerke;

·          ~300 Fachbücher Medizin, Chemie, Physik, Mathematik;

·         ~200 Sachbücher Pflanzen, Tiere, …, Kochbücher, …, Heimwerker;

·          ~  70 Bildbände;

·          ~100 Bände Erotica, Romane u. ä. m.;

·         ~750 Bände Philosophie, Psychologie, Soziologie, darunter

o   die ges. Werke von S. Freud, W. Benjamin;

o   die vollst. Werke von E. Bloch, Th. W. Adorno;

o   die Cotta’sche Ausgabe von J. W. v. Goethe;

o   die MEW (Marx-Engels-Werke), bis auf 2 Fehlbände.

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~1920 Bände insgesamt

Für diese Bücher war an Stellfläche in lfd. Metern verfügbar:

·        2 Bücherschränke à 1,50 m breit; je 5 Fächer *) = ~ 15 m

·        6 Bücherregale à 1 m breit, je 4 Fächer *)           = ~ 24 m

·        9 Hängeregale à 1 m breit *)                               = ~   9 m

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48 lfd. Meter insgesamt für 2,5 cm/Band *)

Damit vorhandene Stellfläche für                        = ~1920 Bände

 

Die angenommenen Kapazitäten *) sind durchschnittlich, aber völlig realistisch, und das Resultat ist geradezu verblüffend! Selbst wenn wir einmal schmeichelhaft annehmen wollen, dass Romane und Philosophen heutigentags die Plätze getauscht haben könnten.
Überprüfen Sie doch einmal Ihren eigenen Bestand an Büchern und an Stellplatz und Sie werden sehen, dass hier nicht getrickst worden ist!
Das nächste Mal kommen wir dann endlich auch zu Rezepten für das Sammeln.

         Wie jede Sache in der Welt
         Braucht auch ein Buch so richtig Platz;
         Wird‘s einfach ins Regal gestellt,
         Fühlt sich geschmäht der kleine Schatz –
         Drum gebt ihm Raum in den vier Wänden
         Und nehmt erneut ihn euch zu Händen!

elbwolf (W.H.)

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Der nächste Lyrikbeitrag erscheint hier am 23./24.11.2023.

Mittwoch, 8. November 2023

Gedankenlos

Rudolf Wacker (Bregenz, 1893-1939): Mädchen in Gedanken (1923)
Bleistift auf Papier – Geschenk für einen Kriegskameraden;
via Dorotheum & Wikimedia Commons; gemeinfrei


 

„Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat.“
                                   Wilhelm Busch *)

 

Gedankenlos

Die Worte tat der Wilhelm kund –
sie kamen einst aus seinem Mund.
Sie tönen da bis heut‘ ins Ohr;
ich denke dann, mach dir nichts vor
und leg die Feder flugs beiseite;
es wird doch wieder eine Pleite …

Gedanken – nehmen sie Reißaus –
belassen mich allein zu Haus.
Ich flieh ins Freie … mich zu sammeln,
und nicht Gedanken nur zu stammeln,
such im Gehirn, sie dort zu finden –
Gedanken … schwer sind sie zu binden.

Ich seh‘ den Wolken nach – sie fliehen;
seh‘ gleichsam sie mit Wolken ziehen
und wirbeln rund um mich herum;
Ach Gott, denk ich, und bleibe stumm
ich bin heut mal gedankenlos
und eben nur ein Trauerkloß.

Ich wollte schreiben ein Gedicht
von Liebe, Leid – aus meiner Sicht.
Gedanken lassen sich nicht zwingen!
Merk, Mädchen, das! Denn zum Gelingen
langt‘s heute sicherlich nichts mehr,
bin einfach zu „gedankenleer“.

Den Busch als guten Dichtervater
erkür ich mir als den Berater :
schrieb er doch einstens ganz dezent,
wie man mal einen Tag verpennt:
Gedanken sind nie stets parat,
drum schreibt auch, wer mal keine hat.

©
Luzie Rudde

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Der nächste Beitrag wird am 16./17.11.2023 eingestellt.

*) ein gut formulierter Gedanke, aber als Reim? Unmöglich!

Mittwoch, 1. November 2023

Kalenderblatt 11/2023: Meine Wahlheimat – vor einhundert Jahren.

Rudolf Döring (1888-1969?): Blick in Dresden vom Ring in die Seestraße.
Titelbild der Wochenendbeilage des ″Dresdner Anzeiger″, 1.12.1929.
(Besitz, Verbleib des Bildes und evtl. Rechte sind z. Z. nicht nachweisbar)


Meine Wahlheimat – vor 100 Jahren

Dies gleich: da war ich noch nicht auf der Welt,
und bald schon könnte ich es nicht mehr sein.
Was also zeigt uns dieses Bild so fein:
ich hab es nicht gesehn und nicht bestellt!

Doch an der Stadt ist manches, das gefällt:
sie war schon damals überhaupt nicht klein,
nur leider ist von ihr fast gar nichts mein –
ich pfeif′ darauf und fühle mich als Held.        

Nun wohne ich nicht hier, es ist zu laut –
bewohne ein recht stilles Vorstadt-Eck
und das ist einer Vorstadt auch ihr Zweck.

Wer solcherart mein Dasein überschaut,
der findet schnell heraus, um was es geht:
um Friedvolles, das nicht von selbst entsteht.
 
 

Kalenderblatt 11/2023 –"Meine Wahlheimat – vor 100 Jahren"
Verse © Wolfgang Herrmann al. elbwolf