Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Freitag, 27. Januar 2023

Poesie des Poesiealbums (3/?)

Aus einem Poesiealbum mit eigenhändigem Gedicht von Gottfried Keller; 1899

Du möchtest jemandem per Poesiealbum einfach einen Gruß entbieten?
Nein, Du hast die Absicht, eine dauerhafte Bekanntschaft zu schließen?
Noch mehr – du möchtest offenbaren, dass Du ein Mensch bist, mit dem man Pferde stehlen könnte?
Ach – Du hast ernsthaft vor, einen Antrag zu machen?
Ist alles recht!

 

Sag's mit Saint-Exupéry:
Man sieht nur mit dem Herzen gut

Zum Atmen braucht man Atmosphäre,
die auch ansonsten nützlich wäre.
Zum Denken braucht es Denkanstöße,
denn ohne gäb es nichts von Größe.
So hängt ein jedes Menschenkind
von Dingen ab, die nützlich sind.

Man braucht zum Leben Lebensmittel
und Geld fürs letzte Lebensdrittel;
Beim Lesen dient das Lesezeichen,
das Wichtigste sich anzustreichen.
Ein Paddelboot, ein kleines Zelt,
und schon denkt man: Was kost die Welt?!

Als Geschenk für dich ein Wort,
nimm es her und führ es fort.
Mach daraus 'nen ganzen Satz,
stell es auf den rechten Platz.
Soll's dir doch den Anstoß geben
ganz verändert aufzuleben,
soll erheitern, soll erbauen -
kannst es jetzt schon selber schauen.

Kann erinnern, kann vergleichen,
setzt vielleicht ganz neue Zeichen.
Weckt die Neugier, dies mein Wort?
Halt es, oder gib es fort!

Ein Tipp hier für den Ruhestand:
Ein Narr, der keine Ruhe fand.
Er hat die beste Zeit verschenkt,
Wenn er zurück statt vorwärts denkt.

Mit dem Herzen kann man sehen,
wer einem gewogen ist.
Bist du's, bleibe bei mir stehen –
unsre Zeit wird niemals trist!

© immergruen (A.W.)

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Änderungen bei der Abbildung und an zwei Textstellen!
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Anm.: Wir haben am 18.01.23 auf Empfehlung von Microsoft den Browser IE suspendiert und sind auf Edge übergegangen, wo wir uns (unter Windows-10) z. Z. stets eine Fehlermeldung unseres Sicherheitssystems Avast einfangen, die wir erst noch dauerhaft neutralisieren müssen - die Ursache liegt mit Sicherheit am durchgeführten Microsoft-Update. Unsere eigenen Blog-Dateien sind fehlerfrei.

Montag, 23. Januar 2023

Poesie des Poesiealbums (2/?)

Eintrag von Ernst Zuppinger in einem Poesiealbum (7.2.1892);
Privatsammlung; via Wikimedia Commons; Liz.: gemeinfrei.

Nachdem der vorige Beitrag im Rahmen einer üblichen Albumseinteilung gezeigt hatte, wo dem Eintragenden der Platz für seine Lebensweisheiten, Ratschläge und Meinungen zur Verfügung steht, die er dem Albumbesitzer antragen möchte, kommen wir nun zu Vorschlägen, was man eintragen könnte.
Wer je ein älteres Album in den Händen hielt, hat sich davon überzeugt, dass es vielen Verseschreibern auf religiöses Gedankengut ankam, zumindest scheint es damit seinen Anfang genommen zu haben. Heutigentags leben wir zwar in einer nicht mehr vom Glauben (allein) geprägten Welt, aber Respekt wollen wir durchaus den Ursprüngen zollen, andererseits auch den heutigen "Status quo" zur Kenntnis nehmen.


Respekt vor dem Glauben – eine Gepflogenheit im Poesiealbum

Der HErr ist stets dein Sachverwalter
von Jugend an bis hin zum Alter
doch hat er dir für dieses Leben
auch die Gebote aufgegeben!

Ein Lebewohl für ferne Tage,
wenn unsre Wege anders gehn;
der HErr mit dir in jeder Lage ­–
doch dich lass mich einst wiedersehn!

Die Sonne schenkt am Tage Licht.
die Sterne tun's in dunkler Nacht,
dies alles ist von Gott gemacht,
damit es uns an nichts gebricht.
Er nimmt dich fest in seine Hand –
hat nie verlangt etwas als Pfand.

Spruch nach Friedrich v. Logau (1605-55):
Langsam mahlen Gottes Mühlen,
mahlen dafür wirklich fein;
oft gleicht Langmut fast schon Qualen –
Worte brennen sich da ein.

Spruch nach Abraham a Santa Clara (1644-1709):
Die Himmelspforte ist als Durchlass klein –
drum richte dich beizeiten darauf ein:
ein Tagedieb und Prahlhans käm' nicht rein,
doch es genügt, durchaus normal zu sein.

© Luzie Rudde

Dienstag, 17. Januar 2023

Poesie des Poesiealbums (1/?)

Typischer Spruch aus einem Poesiealbum aus Zürich, 1929 (in Privatbesitz);
Urheber: Ursula Steinbrüggen; via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 3.0.

Die Poesie des Poesiealbums
Dies ist kein Ulk, sondern der Anfang einer ernst gemeinten Beitragsserie sowie ein weiterer Anlauf, das Poesiealbum am Leben zu erhalten! Wer mit dem Begriff schon gar nichts mehr anzufangen weiß, der findet →hier← eine Einführung. Einige kurze Auszüge seien zitiert (s. ebendort); der Wechsel in den Zeitformen der Verben weist übrigens drauf hin, wie "lavede" die ganze Sache doch schon geworden ist:

-       Durch die Beziehung zwischen dem Besitzer des Albums und den Eintragenden wird das Poesiealbum zum Dokument einer bestehenden oder gewesenen persönlichen Beziehung.

-       Die eingetragenen Lebensweisheiten, Ratschläge und Mahnungen religiösen und weltlichen Inhalts leisteten einen Beitrag an theoretischer Lebenshilfe und -bewältigung.

-       Der Albumbesitzer als Textempfänger übte im Allgemeinen keinen Einfluss auf die Auswahl des Textes bzw. die äußere Gestaltung der Eintragung aus. Dieser Bereich blieb als individueller Frei- und Spielraum den Eintragenden vorbehalten.[

-       Der Besitzer des Albums gibt auf der ersten Seite oft einige Regeln bekannt und nimmt so Kontakt zu den Eintragenden auf.


Das Album wird meist in drei einfache Abschnitte eingeteilt:

1. Die Einleitung als Zustimmung, nichts Überdurchschnittliches (!) zu erwarten:

Schreib mir was ins Album rein,
kann durchaus bescheiden sein –
einfach was, das bisher dein:
dann bedenken wir's zu zwein!

Liegt dein Spruch mit andern quer,
achte drauf nicht allzu sehr –
Sachen haben meist zwei Seiten
mit den gleichen Schwierigkeiten!
Wählen könnte ich mir dann,
die, mit der ich besser kann.

 
2. Der Hauptteil, um Meinungen von "bleibendem Wert" und auch Späße zu äußern:
 
Trage winters Pudelmütze,
denn die wärmt im Kopf die Grütze –
nur wem Grütze fehlt im Kopf
trägt statt Mütze einen Topf.

Zwischen Wiege und der Bahre
gönne ich dir hundert Jahre,
die das Schicksal überstürzt
oft auf neunundneunzig kürzt.

Machst du eine längre Reise –
meide ausgelatschte Gleise!
Auch beim Drehn im Endloskreise
kriegst du eher eine Meise.
Die Gedanken aber blitzen
oft schon beim bequemen Sitzen.
 

3. Das Ende des Hauptteils kennzeichnet eine Einzelseite, die nicht überschritten werden darf:

Mag auch dein Gedankengut
         ohne Ende heftig sprudeln –
bitte nicht vor Übermut
         in den Rest des Albums trudeln:
Nur bis hier zu dieser Seite
         hast du freies Schreibgeleite!


© elbwolf (WH) / 16.01.2023

Mittwoch, 11. Januar 2023

Irgendwie ... schon mittendrin

Foto: sasastro,  8.1.2017: Twelfth Night celebrations.
via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY 2.0

 

Irgendwie ... schon mittendrin
        und
Doch bloß nach den rauen Tagen

Das Alte geht, das Neue kommt,
Mit Vorschuss reich versehen.
Was kann es besser, bringt es mit,
das wir nicht schon gesehen?

Ein Schaltjahr steht zwar nicht bevor
So eins mit Maienkäfern,
Doch reicher Ernte, wie man hofft –
und hoch zufried'nen Schäfern.

Es gäbe Lämmer reichlich viel
Und einen Kindersegen.
Das alles wohl und noch viel mehr
Wird uns noch oft bewegen.

Doch kommt es alles, wie es muss.
Wir sind's, die sich erhoffen,
Dass unsre Wünsche sich erfüll'n –
Für Wunder sind wir offen ...

© immergruen (A.W.)

Freitag, 6. Januar 2023

Sternsinger

"Sternsinger vor meinem Haus"                                                  Foto: Die Verfasserin


 

Aus dem Lied der hl. 3 Könige

Wir kommen daher aus dem Morgenland,
wir kommen geführt von Gottes Hand.
Wir wünschen euch ein fröhliches Jahr:
Kaspar, Melchior und Balthasar.

 

Die Sternsinger

Drei Könige machen sich auf ihren Weg,
wie's Brauch ist am Sechsten im Lande.
Einst brachten sie Kostbares mit als Beleg,
doch die sind zu andrem imstande.

Ein Caspar, ein Melchior, ein Balthasar gar,
die waren im Stall, nicht auf Straßen;
die Sternsinger bringen heut Ständchen uns dar –
mit ihnen ist immer gut spaßen!

Sie sammeln auch ernsthaft für Kinder in Not,
denn das gibt es noch zur Genüge:
den Hunger bekämpfen mit einem Stück Brot –
wir wären sonst wert eine Rüge!

© Luzie  Rudde

Sonntag, 1. Januar 2023

Kalenderblatt 01/2023 – "Neujahr ist hier das ganze Jahr"

Camille Flammarion: "Die Gestalt des Himmels" (Holzstich, 1.1.1888; gemeinfrei)
/ Diese geniale Illustration wird meistens für eine authentische Darstellung
des mittelalterlichen Weltbildes gehalten – ist aber eine "moderne" Grafik! /
Sprechblase mit Jahreszahl vom Autor der Verse ergänzt

Nicht leicht fallen uns Erkenntnisse ...

Da ist "Er" nun den weiten Weg gekrochen,
das letzte Stück vermutlich gar auf Knien,
ein Weg von ganzen zweiundfünfzig Wochen,
der an den Rand der Welt zu bringen schien,
und wie es scheint, hat er den Pfad vollendet.
Was ist die Botschaft, die von dort er sendet?

Er hat die Weltentrennwand glatt durchstoßen
und fand den Zifferncode fürs Neue Jahr ­­–
auf den wär man auch so unschwer gestoßen –
gilt doch "plus Eins" als gut berechenbar.
Daneben harren dort noch viele Themen
und meist zu deutlich ernsteren Problemen.

Am wichtigsten steht's doch mit der Erkenntnis
dass wieder zweiundfünfzig Wochen lang
vergehen, einfach wegen der Bewandtnis,
es gibt nun einmal keinen andren Gang.
Drum kehren wir zurück und ins Geschehen –
auch diesmal werden wir nicht untergehen.

 


 

Kalenderblatt 01/2023 –"Neujahr ist hier das ganze Jahr"
Verse von Wolfgang Herrmann