Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

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Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Dienstag, 26. April 2022

Der Mann in Gefahr – "Ein Mann Ein Buch"/4

Foto Pablo Cobos: Der Torero Manuel Jesús - 12.8.2018;
via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 4.0; Link: *)


Vom modernen Mann wird heute viel erwartet. Er soll im Haushalt helfen, die Windeln wechseln, der Frau zuhören können und dergleichen mehr. Gibt es noch die Männerdomäne oder bleibt das ursprüngliche Bild vom starken Mann auf der Strecke?
Ach ja – manches Mal gerät "Er" in wirkliche Gefahr. Aber spürt "Er" sie auch, diese "Gefahr im Verzug"? – Der Torero (s. o.!) schon …

 

Der Mann in Gefahr /lyrische Schnurre/

Welch Mann kennt die "Gefahren im Verzug"?
Doch hat er erst einmal davon genug,
versucht er es, sie gänzlich zu vermeiden –
warum soll grade er darunter leiden?
Sitzt er im Flieger und der macht klipp-klapp,
nimmt er den Fallschirm und springt einfach ab!

Beim Waldspaziergang stochert "Er" im Moos
und denkt, er stochert einen Steinpilz los,
doch der Geschmack erweist sich als recht bitter.
Eh ich (so denkt "Er" da) erst lange zitter,
wärm ich mir auf von Kaisers Tafelspitz
und trink dazu ein Stamperl Slibowitz.

Ein Abend vor der Glotze – kein Problem!
Mal ehrlich, das ist wirklich sehr bequem:
auf allen Sendern nehmen Kommissare
die Mörder im Akkord an die Kandare.
Wie kann da von Gefahr die Rede sein –
im Fall der Fälle hat ein Mann stets Schwein!

Kommt es mal vor, dass "Sie" das Auto lenkt,
dann ist die Fahrt noch lange nicht verschenkt.
Sie hat um Auskunft übers Ziel gebeten,
als "Er" im Geist die Bremse schon getreten,
und lächelt "Er" dabei, gibt’s niemals Streit –
bis zur Gefahr ist es noch meilenweit!

Geschrieben steht das im Kapitel vier:
Ein Mann Ein Buch – ein wahres Elixier!

© gitte (21.04.'22)

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*) Link auf Gestattung:
https://ticket.wikimedia.org/otrs/index.pl?Action=AgentTicketZoom&TicketNumber=2019042310003956

Donnerstag, 21. April 2022

Monatsbild-04v2022: Verwunschen

© eigenes Foto der Verfasserin

Verwunschen

Verwunschen scheint das Schlößchen an der Ahr ...
ich schau hinüber und bin fasziniert:
die Spiegelung ist klar, nichts irritiert;
und Schloß wie Abbild bleiben Jahr für Jahr.
Im Leben läuft nicht immer alles klar –
es ist dafür auch viel zu kompliziert,
doch wer gelassen bleibt und motiviert,
umgeht sie auch, die drohende Gefahr.

So haben beide Bilder ihren Reiz,
der träumen lässt, regt an die Fantasie;
und die Gedanken schweifen vielerseits
hinein in Welten voller Poesie.
So haltet ein, nehmt euch die Zeit und träumt –
es wird sonst viel, was alles ihr versäumt!

© Luzie Rudde (April 2022)

Samstag, 16. April 2022

Fiktiver Werdegang

Hans Volkert (1878-1940?): Schwer herein schwankt der Wagen (1905);
via Wikimedia Commons; Liz.: gemeinfrei

 
Fiktiver Werdegang  / Lenau-Strophen *) /

So schnell geht's in den Stand nicht aus der Hocke –
darum erwartet jetzt kein "Lied der Glocke"!

1. Vorspann
Du bleibst dein ganzes Leben lang beim Fach,
für das du seit der Jugend dich begeisterst,
hast nie bezweifelt, dass du's einmal meisterst,
wenngleich es dir entlockt doch manches "Ach".
Nach Jahren Lehrling sein, dann als Geselle,
drückt man dir ein Papier in offne Hand,
das nennt mit Schrift und Siegel jene Quelle,
die künftig sprudeln wird in manchem Land.
Die Quelle nennt man Neudeutsch meistens "Job",
und leider ist darunter manch ein Flop.

Zudem behindern auch das Vorwärtskommen
stets die, die schlicht nur hinterhergeschwommen.

2. Widrigkeiten
Es lohnte, hättest du die fest im Blick
und nicht erst dann, wenn sie mit ihrer Tücke
schon angesägt die Pfosten jeder Brücke
und schon gedreht für deinen Hals den Strick.
Mach dir doch eins für immer klar, dass "jobben"
dem Dasein dient und nicht dem Wohlergehn;
ob du entkamst all denen, die gern mobben –
das wird man nämlich erst viel später sehn.
Was du dir wünschst, ist sicher ganz famos,
doch nur vom Wünschen geht noch gar nichts los.

Dann, später, sitzt du auf dem Goldnen Wagen –
und kannst die Konkurrenten überragen.

3. Balance
Wenn du geschickt das Leben balancierst,
so darfst du dich an ihm jetzt etwas freuen,
die Zweifel am Erreichten sanft zerstreuen,
gesetzt, dass du auch niemand provozierst!
Du gründest kurz vor knapp die eigne Sippe,
du hast die Partnerwechsel schließlich satt;
du schneidest dir ein Auto aus der Rippe
und nimmst den angebotenen Rabatt.
Du schnupperst ständig irgendeinen Duft –
doch Vorsicht: es ist meistens heiße Luft!

Wenn du es schaffst, ein ganzes Jahr zu sparen,
so fahr zum Urlaub auf die Balearen.

4. Abspann
Ein paar Jahr später merkst du einen Hang
zum Nicht-mehr-zuzuhören und Vergessen
und grübelst, ob gesungen nun die Messen –
da wirst du langsam doch ein wenig bang.
Du schätzt die Höhe deiner Altersrente,
ziehst ab die Rate dann der Inflation
und fühlst: der Einzige, der stets nur pennte,
bist wieder du – doch ahntest du das schon.
Der "Friedrich" hat den Vers für uns gereimt:
der Wohlstand war's, der nun nicht länger leimt!

Und wer das hält für billiges Geschwafel,
der schau den Andrang nur bei jeder "Tafel"!

© elbwolf (WH., 15.04.2022)

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*) Lenau-Strophen oder Strophen à la Lenau nenne ich die flexiblen
Kombinationen der drei lyrischen Grundformen (gepaarte Reime,
gekreuzte bzw. Wechselreime, Umfassungsreime), wie sie Lenau
im Poem Ahasver verwendet. In der Verslehre von J. V. Stummer
heißen sie "einmal frei wiederkehrende Reime (dort s. S. 67).

Montag, 11. April 2022

Eselei

Poitou-Esel von der Île de Ré, Frankreich, Atlantikküste;
Fotograf unbekannt (18.8.2005); via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 1.0
 
 

Eselei

Passiert mal jemand ein Malheur,
ist schnell als Esel er verschrien –
war er doch grade der Akteur
beim Vorfall, der nicht klug erschien.
Den Esel wird er nimmer los.        

Wenn mancher sich ein Grautier hält,
dann nur an einem langen Strick;
hat selber er was angestellt,
kriegt er den Esel beim Genick.
Damit sind's jetzt der Esel zwei!

Ein Esel probt tagtäglich laut
"iah!" als den Erkennungston,
worauf ein Grautier locker baut –
das ist bei Eseln Tradition.
Und sozusagen angeborn!

Bald wird der eine Symbiont
des anderen – und umgekehrt
und jeder fühlt: sein Horizont
ist jetzt erst wirklich nennenswert.
Gemeinsam stimmt man ins "i-ah!".

© Luzie Rudde & elbwolf (WH.) /Teamwork/

Mittwoch, 6. April 2022

Bachstubenverwuchsleng (Nonsens)

Scan einer Faksimile-Ausgabe Darmstadt 1966 am 7.3.2007 des Originals:
Georg Christian Lehms: Franckfurt am Mayn / Zu finden bey Samuel Tobias Hocker.
Gedruckt bey Anton Heinscheidt / Anno 1715.

 

Bachstubenverwuchsleng
/Nonsens, in 4-füßigen Amphibrachen & Reimung à la Lenau/

Ein Mensch schreibt gefühlvoll ein Liebesgedicht;
in dem mit Gefühl von der Liebe er spricht –
und nur um die Liebe soll's gehen im Text!
Er könnte, das weiß er, gar manches behandeln,
bemerkt drum auch nicht, wie, vom Kobold verhext,
zum Leibesgedicht sich die Verse verwandeln.

Zum Schluss stellt der Dichter sich selbst dem Gericht
und macht zu dem Hergang verdutzt ein Gesicht:
Wie kann es denn sein, dass du ständig mich neckst;
voll Mutwillen musst mir die Verse verschandeln;
du Kobold absurder, was du nur bezweckst?
Gleich werde ich einmal dich selber misshandeln!

Er nimmt auf der Stelle den Kobold in Pflicht
erzählt uns dann seine ganz andere Sicht –
die Einsicht, die faktisch schon längst in ihm wächst!
Denn sieht man was deutlich, so muss man auch handeln:
statt dass du beständig was Neues dir bäckst,
sind ienfach dei Buchstaben recht zu verbandeln!

© elbwolf (WH; 05.04.'22)

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Das Gedicht hat folgendes Reim-Rhythmus-Schema:
a: u-u|u-u|u-u|u-        ← unvollständiger Vers         }  Paar-
a: u-u|u-u|u-u|u-        ← unvollständiger Vers         }  reim
b: u-u|u-u|u-u|u-        ← unvollständiger Vers         \  zweimal
c: u-u|u-u|u-u|u-u      ← vollständiger Vers              } wech-
b: u-u|u-u|u-u|u-        ← unvollständiger Vers          } selnder
c: u-u|u-u|u-u|u-u      ← vollständiger Vers             /  Reim

Der 300 Jahre alte Werbetext für den in der Abbildung zit. Titel lautet:

"Teutschlands Galante Poetinnen Mit Ihren sinnreichen und netten Proben; Nebst einem Anhang Ausländischer Dames / So sich gleichfalls durch Schöne Poesien Bey der curieusen Welt bekannt gemacht, und einer Vorrede. Daß das Weibliche Geschlecht so geschickt zum Studieren / als das Männliche / ausgefertiget Von Georg Christian Lehms."

Freitag, 1. April 2022

Kalenderblatt 04/2022 – Osterzgebirgsbilder von Udo Petzold

© Udo Petzold (*1950)                       Geising, Osterzgebirge (Ölgemälde)
(Wintergewitter; die Stadtkirche von 1689 im Hintergrund)

 

Das Naturereignis

Natürlich hat die Wetterfee den Frühling einbestellt
und, wie man sieht, auch schon das Taun erfolgreich angeschoben;
zu Recht, es ist ja immerhin – und außerdem – April!
Wem da ein bisschen Donnergroll schon aufs Gemüte fällt,
den sollte man im Überschwang nicht noch als Scherzkeks loben.
Auch wenn das Datum passend wär – April macht was er will!
Nur Blitzanbeter scheuen nicht das Gleißen, das erhellt:
für sie ist nie etwas zu hell – das wissen die da oben!
Wer alles glaubt, dem sagen wir – wie stets – April, April!

 

 
↑ © Bild: Udo Petzold (s. u. Hinweis)                                                          ↑ © Text: W. Herrmann

Hinweis:
Das ©-Right für das Bild von Herrn Udo Petzold, Dresden, liegt
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Kalenderblatt 04/2022 – Osterzgebirgsbilder von Udo Petzold (*1950)
Geising (Osterzgebirge), Wintergewitter