Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

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Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Sonntag, 29. März 2020

Tierkreiszeichen/03: Widder & Widderin (Teamwork)

Als wir zur Verabschiedung des alten Jahres schon einmal ein solches Bilder-Tableau entwarfen – und zwar zum doppelgesichtigen Janus – entstand der Gedanke, es monatlich über ein Jahr hinweg mit den Tierkreiszeichen genauso zu versuchen und mit einem "Ulk"-Horoskop zu verbinden. Zudem fiel uns auf, dass von den zwölf Tierkreiszeichen die Mehrzahl (nämlich acht) ohne weibliches Pendant sind, die Jungfrau unbemannt ist, die letzten drei dagegen (modern aufgefasst) geradezu divers wirken. Hier haben wir es mit "Widder|in" zu tun. Augenzwinkernd!

Widder / Aries
vom 21.03.2020 ← gültig → bis 20.04.2020

Digitale Übertragung schöner Gedanken

Das Zentrum für Künstliche Intelligenz
forscht nicht nur Robotik und Datenentwirrung.
Es schafft auch biotische Algorithmen,
besonders die Spezies Widder im Blick.

Magnetische Wellen aus Hörnerspitzen,
gespeist von des Cortexes Batterien,
sie tragen die digitale Botschaft,
die Hörnerspulen aus Hirnschmalz formen.

Lasst uns den Versuch doch begleiten!
(ich mag nämlich Widder ein bisschen leiden)

© Manfred Albert a. G.         
           
© Manfred Albert a. G.: originale PC-Grafik, 03/2020
"Widderin und Widder bei dauerhafter Verkontaktierng"
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Quellen zu den Bildern im Widder-Tableau ganz oben
(sämtlich lizenziert und via wikimedia.commons):
links: Sternbild des Widders, Foto: till Credner, 23.03.2003; © CC BY-SA 3.0.
oben: am linken Portal der Kathedrale von Amiens; Foto: Vassil, 18.04.2007.
unten: Book of Hours, the Fastolf Master, Bodleian Library, Oxford, ~ 1440-1450.
rechts: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz; Faltkalender ~1400
Die PC-Grafik wurde vom Autor mit einem eigenen Grafikprogramm erstellt.

Donnerstag, 26. März 2020

Lebenslust (Kanzone)

Hans Makart (1840-84): Allegorie auf die Lebenslust (1868/69 *)
Standort unbekannt (Auktion?); via Wikimedia Commons; Public Domain.

Lebenslust
– Kanzone –

Wer Lebenslust besitzt, hat viel gewonnen –
sie ist ja nichts als reinste Energie,
dem dauerhaften Optimisten eigen.
Der sieht in Lebensfreude seinen Bronnen,
und nutzt ihn gern als Form von Therapie –
das bringt auch Zank und Hader rings zum Schweigen.
Sein Leben ist ein Reigen,
nicht schon von vornherein mit Garantie,       
da geht es nämlich nicht allein ums Wollen:
man muss dem Dasein auch Tribute zollen.

© lillii (Luzie-R)
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*) Das Original scheint seit einem Jahzehnt unverkäuflich auf Auktionen aufzutauchen. Der Name des Gemäldes wird fast immer falsch geschrieben, bis hin zu Absurditäten wie "Frauen und Obst" – Makart, einst stilbildender Münchener Malerfürst vor Franz von Stuck (1863-1928), dürfte sich im Grabe umdrehen!

Montag, 23. März 2020

Drei mögliche Richtungen zum Aus-, Über- und Weiterleben

Evgenij M. Ratschow (Signatur EP unter dem linkem Rad):
"Schwan, Hecht und Krebs" (1965); Illustration zu Krylows gleichnamiger Fabel.
(einige Jahre mit entfernter Signatur dem Kukryniksy-Trio als Fake zugeordnet)

Drei mögliche Richtungen
zum Aus-, Über- und Weiterleben …
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– den neuen Virusplagen trotzend –

(1+2)
Drei Tiere spannten sich vor einen Wagen –
der Fabulierer wollte damit sagen:
drei Richtungen im Leben sind variabel!
Krylow beschrieb sie uns in seiner Fabel.

Der Hecht im Wasser zieht gradaus,
Der Krebs strebt rückwärts in sein Haus ,
Der Schwan fliegt auf mit Sturmgebraus.
Der Wagen steht – das Spiel ist aus!

(3+4)
Ich kannte einstmals einen Mittelständler,
der war ein bied'rer kleiner Kohlenhändler;
der hängte ins Kontor sich diesen Segen,
um Säumige zum Zahlen zu bewegen:

"Nach rückwärts – voller Dankbarkeit;
Nach vorne – mutig stets bereit;
Und aufwärts – gläubig alle Zeit!"
Er hielt's für richtiges Geleit.

(5+6)
Man möge mir verzeihn, wenn ich es wage,
wo ich das weiße Haar schon lange trage,
einmal die Richtungen danach zu werten,
ob sie das Weiterleben nicht beschwerten.

Nach rückwärts? – Dank, und zwar recht gern!       
Noch weit nach vorn? – Nicht allzu fern!
Doch aufwärts? – Da, wo blinkt mein Stern?
Da möcht' ich mich noch etwas sperrn! 

© elbwolf (29.02.2020 - Schalttag)
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(1)  Die zitierte Krylow-Fabel war früher im deutschen Gutenberg-Projekt zugänglich, das aber den verschärften Datenschutzbestimmungen geopfert wurde.

Der Schwan, der Hecht und der Krebs

Wenn zur Genossenschaft sich Eintracht nicht gesellt,
Ist's mit dem Werke schlecht bestellt:
Es gibt nur Quälerei, und man bringt's nicht zurecht.
Einst wollten Schwan und Krebs und Hecht
Fortschieben einen Karrn mit seiner Last
Und spannten sich zu drein davor mit Hast.
Sie tun ihr Äußerstes; er rückt nicht von der Stelle.
Die Last an sich wär' ihnen leicht genug,
Allein der Schwan nimmt aufwärts seinen Flug.
Der Krebs kreucht rückwärts, und der Hecht strebt in die Welle.
Wer schuld nun ist, wer nicht, darüber hier kein Wort,
Der Karren aber steht noch dort.

(2)  Diese Krylow-Fabel ist eine der hintersinnigsten des Dichters! Die Illustration hat 1965 Evgenij Michailowitsch Ratschow (1906-97) für die Krylow-Ausgabe im Moskauer Verlag für Kinderliteratur geschaffen und (unter dem vorderen Karrenrad mit "EP") auch signiert, obwohl sie zeitweilig (und fälschlich) der Karikaturisten-Troika  Kukryniksy von der Satirezeitschrift "Krokodil" zugeordnet war – mit welchem "Kalkül" auch immer …

Freitag, 20. März 2020

Im Zeichen der Fische (L. Winrich a. G.)

S. Zaskewitsch: Commemorative Coins "Fish" of Belarus (2009).
 Gedenkmünze in Silber, Weißrussland; via Wikimedia Commons.
(This work is not an object of copyright according to the Law of the Belarus

Im Zeichen der Fische

Ich bin ein Fisch / Und sehr verletzlich.
Drum trage ich / Ein Schuppenkleid.     
Es schirmt mich ab / Weil ich entsetzlich
An unbedachten / Worten leid.               

Ich bin ein Fisch / Und brauche Hände,
Die meinen Ängsten / Stütze sind,        
Die stark sind / Und mich wie vier Wände
Vor Wetter schützen / Und vor Wind.    

Ich bin ein Fisch / Und meine Trauer     
Bleibt stumm / Denn Fische weinen nicht.
Es tropft auf meine / Klagemauer         
Aus meinem inneren / Gesicht.             

© Luise Winrich a. G. (März 2020)

Dienstag, 17. März 2020

Stadtlyrik/7 – Stadtgeflüster; hafen (Perdita Klimeck als Gast)

Zentraler Teil der St. Pauli-Landungsbrücken, Hamburg.
Foto+©: Martina Nolte, 08.06.2013; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0 de

Stadtgeflüster

Schlaglöcher treten nach mir
während schmutzige Gardinen,
die aus grauen Löchern starren,
mich höhnisch angrinsen.

Grün, gelb, rot,
die Lichter quälen den Asphalt.
Die Absätze sind gebrochen,
wie die Gedanken an dich.

Gescheitert, im Schwanengesang
einer lauen Sommernacht.

Schicksal, denke ich trotzig
und hole den Lippenstift
aus meiner Tasche.


hafen

kräne säumen den rand
stahlköpfe, die ihr haupt neigen
manchmal, für dich
oder die dirne dort hinten im wagen

container leuchten schmutz
in blau und gelb
wie reifer weizen, denkst du
und erinnerst dich an den duft
ihrer schenkel im kornblumenblau

träum nicht seemann
lass die alten lieder frei
das meer erzählt andere geschichten
nicht deine


© Perdita Klimeck

Freitag, 13. März 2020

Monatsbild März mit "La Belle Jardinière"

Eugène Grasset (1845-1917): Monatsbild März ("La Belle Jardinière", 1896)
via Wikimedia Commons; gemeinfrei

Monatsbild März mit der
'Belle Jardinière' von Eugène Grasset

Die Märzensonne lässt den Frühling ahnen;
der Boden hatte Zeit sich zu erholen.
Es schaut die Gärtnerin etwas verstohlen:
das Gärtnern fordert stets vorauszuplanen.

Die Beete formen sich zu langen Bahnen;
gegraben wird nach Vorschrift, wie empfohlen,
das ist ermüdend mit oft Kapriolen –
die Arbeit ist recht schwer, doch vom Profanen.

Die Gärtnerin hockt sich im bunten Kittel,
wenn sie in dunkle Erde steckt die Samen
und ihr der Pflanzstock dient als Arbeitsmittel.

Natur tut Wunder schon, wenn auch im Rahmen:
die Blumen blühen und die Knospen treiben –
man müsste dortsein und nicht hier nur schreiben.

© lillii (Luzie – R)
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Zum Künstler:
Eugène Samuel Grasset (* 25. Mai 1845 in Lausanne; † 23. Oktober 1917 in Sceaux bei Paris) war ein schweizerisch-französischer Bildhauer, Maler und Illustrator der Belle Époque und Wegbereiter des Jugendstils. Seine grafische Serie "Die Schöne Gärtnerin" war ein Welterfolg.

Montag, 9. März 2020

Über zeitgemäßes "Werfen von Wasser"

Wasser wird schon seit geraumer Zeit auch "geworfen"
ob/li: Berliner Polizei: authentisches Polizeifoto vom 24.10.2011; CC BY-SA 4.0
ob/re: Brüssel: Euro-Kundgebung gegen Sparkurs, 24.03.2011; Picture by M0tty
un/li: Kolumbien; eigenes Werk Blindajes, 19.01.2011; CC BY-SA 3.0
un/re: Ankara: Solidarität mit Taksim-Platz; Sabri76, 02.06.2013; CC BY-SA 3.0
(alle Fotos: via Wikimedia Commons; Details)
  
Über zeitgemäßes "Werfen von Wasser"

Es ist doch sonnenklar, ihr lieben Leute,
dass alles anders war vor Jahr und Tag:
fünf Jahre her – da war noch nichts wie heute,       
jetzt sind die rar, wer Wiederholung mag.

Die "Deutsche Wirtschaft" – nicht mehr so begeistert,
doch auf dem Lande wär' noch etwas Raum,
nur die Probleme wurden nie gemeistert,
beredet zwar, dabei der Mund voll Schaum.

Dieweil lässt Menschen man wie Schachfiguren
bis greifbar nahe an der Grenze Zaun: 
weist ihnen Schleichwege und stellt die Uhren,       
denn bis zum Morgen müssten sie sich traun!

Auch sollten Freudentränen viel mehr fließen;
es gibt ja schließlich Tränengas dafür,
das geht mit Blendgranaten zu verschießen
und ist bei der Begrüßung eine Kür!

Das Wasser wird wie überall "geworfen";
es kommt als Strahl aus einem großen Fass.
Hat Volk mit Obrigkeit sich überworfen,
dann geht es nicht ins Trockene – ins Nass!

Paris: Anti-CPE-Proteste mit 3 Millionen Teilnehmern,
Place de la République, 19.05.2006; CC BY-SA 2.0
(Verabschiedung der Protestler auf den Nachhauseweg)
© elbwolf (02.03.2020)

Donnerstag, 5. März 2020

Im Frühlingswind (Akrostichon)

Walter H. K. Schulze, Worpswede: Gemälde für eine Postkarte.
Quelle: Archiv Schulze-Stanjek, 2014; via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 3.0

Im Frühlingswind
–  Akrostichon  –

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r
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g
s

w
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n
d
m Frühlingswind beginnt ein neues Leben;
an spürt den frischen Atem der Natur;

rei lassen wir die Blicke weithin schweben.
eihum erwachen bald der Wald, die Flur.
nd sollte uns der Winter nochmals dräuen:
r ist in Bälde seiner Macht beraubt,
at wenig Kraft und könnte uns erfreuen,
ieß er es zu, dass Schöpfung sich belaubt;
n ein’gen Wochen soll schon alles blühen.
un wird, wie jedes Jahr, es weitergehn.
eheimnisvoll – ohne menschliches Bemühen.
o wird die Pflanzenwelt fortan bestehn.

ir Menschenkinder sind hinzugekommen,
m Wesen eingebunden in den Kreis –
icht Zufall hat uns mit hineingenommen –
och wie? Mir fehlt da leider der Beweis.

© lillii (Luzie-R)
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Das Akrostichon kann man als Brücke von den Strophen- zu den Gedichtformen ansehen. Die Anfangsbuchstaben der Zeilen haben, nacheinander gelesen, einen engen Bezug zum Inhalt des Gedichtes. Strophengliederung, Versart und -länge sowie gegebenenfalls die Reimung unterliegen keinen Vorschriften, dürfen aber auch nicht regellos daherkommen. [nach Stummer: Vers, Reim, Strophe, Gedicht; S. 106]