Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Montag, 29. Juli 2019

Sommer

Sommer – erntereifes Feld im westfälischen Münsterland
© Eigenes Foto der Verfasserin vom 19.07.2019

Sommer

Unterm lichten, blauen Himmelszelt,
Tragen gelbe Halme reife Ähren;
Die im Winter Mensch und Tier ernähren.
Sehe auch, wie schön ist unsre Welt!

Dunkle Bäume diese Felder säumen;
Lebensraum für mancherlei Getier;
Frischen Lebensatem ich nun spür;
Sommerzeit, du lädst mich ein zum Träumen.

Fahr im leichten Abendwind den Weg
Mit dem Rad am Rand des Feldes lang
Und verspüre einen starken Hang,
Dank zu sagen für ein Privileg.

Dem, der sehen macht, was ich da schau –
nenne ihn mal Gott – dem ich vertrau.

© lillii (Luzie-R; Ende Juli 2019)

Donnerstag, 25. Juli 2019

Schillers "Göttinnen der 7 Künste"/4: Poesie

Zsigmond Vajda (1860-1931): Die Muse (Privatsammlung)
(die Lyra weist sie als Erato aus, die Muse der Liebesdichtung)
Urheber/Abb.: nagyhazi.hu; via wikimedia.commons; gemeinfrei

Die Schutzgöttinnen der Künste sind in der griechischen Mythologie
die olympischen Musen: 9 an der Zahl, wie von Hesiod überliefert;
 dargestellt z. B. im Musen-Peristyl des Achilleion auf Korfu (~1890).
Betrachtern fällt auf, dass unter diesen neun die bildenden Künste fehlen,
 aber Astronomie, Geschichte sowie 4 literarische und 3 musikalische Gattungen
 vertreten sind! Auch Friedrich Schiller verließ das alte Muster und benennt in der
 "Huldigung der Künste" (1804) als "der Künste Schar des Schönen" und Göttinnen:
 Architektur, Skulptur, Malerei, Poesie, Musik, Tanz und Schauspielkunst.

           
Schillers "Göttinnen der 7 Künste"/4: Poesie

Ihr denkt, ein leeres Blatt sähe den Reimer
voll Arglist an, erwartend, dass er's füllt?
Was seid ihr doch für brave Pappenheimer –
ihr wähnt, dass der sich in Gedanken hüllt …
Der schreibt! Und bringt sich ein mit Feuereifer,
denn Zeilenenden brauchen ihren Reim,
und sei er auch kein Diamantenschleifer,
ganz rechts im Vers – da zahlt er's jedem heim!
Da geht der Dichter richtig und aufs Ganze
und zäumt den Ochs (nach Lichtenberg *) vom Schwanze.

Ja was denn außerdem gäb's zu beachten,
das nicht beim Schaffen hielte ständig auf?
Den Vers etwa mit Rhythmus zu befrachten –
der nimmt von ganz alleine seinen Lauf!
Schon gar nicht macht der Inhalt bang noch bänger,
denn würden es an Strophen etwas viel,
zieht man die Verse gegen Ende länger
und rettet so sein Thema doch ins Ziel.
- Hört ihr die Göttin der Poetik weinen?
- Und wenn, die hat doch ständig was zu greinen!

© elbwolf, 24.07.2019
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*) Georg Christoph Lichtenberg (1742-99; Begründer des deutschsprachigen Aphorismus): "Die Leute, die den Reim für das wichtigste in der Poesie halten, sie betrachten die Verse wie Ochsen-Käufer von hinten."

• Der Verfasser dieses Versuchs ist sich sehr wohl bewusst, dass man zwar die Schiller'sche Metrik aus der "Huldigung der Künste" nachbilden kann, dass aber niemand Schillers Wortgewaltigkeit und die Tragweite seiner Worte erreichen könnte – und bittet daher um Nachsicht.

• Die hier zugrundeliegende Strophe aus Schillers "Huldigung der Künste" enthält als ihr erstes Quartett jene Zeilen, die nach meinem Empfinden den schönsten Vierzeiler in deutscher Sprache darstellen:

                        Mich hält kein Band, mich fesselt keine Schranke,
                        Frei schwing' ich mich durch alle Räume fort,
                        Mein unermesslich Reich ist der Gedanke,
                        Und mein geflügelt Werkzeug ist das Wort.

Dieser Spruch steht unter der Schillerbüste im Schillerzimmer des Stadtschlosses zu Weimar (Foto+©: Der Verfasser, 5.10.2011, Detail):

Sonntag, 21. Juli 2019

Ballade-8: Perseus (Heliane Meyer a. G.)

Benvenuto Cellini (1500-71, Florenz): Perseus,
mit dem Haupt der Medusa, stehend auf deren restlichem Körper;
Bronze auf Marmorsockel; Loggia dei Lanzi, Florenz; aufgestellt 1554.
Foto & ©: Jastrow, 2005; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY 2.5

Perseus
- Ballade -

Es kam in alten Zeiten ein Jüngling frisch daher,
der tötete Medusa, es fiel ihm gar nicht schwer.
Er tat es hinterhältig und überaus gemein,
so konnte er auch lange nicht wirklich glücklich sein.

Herr Zeus, das war sein Vater, der zeugte ihn mit List.
Von Haus aus Schwerenöter und schlimmer Bigamist
umhüllte er mit Goldstaub die schöne Danaë,
sie konnte ihn nicht sehen auf ihrem Kanapee.

Gebar bald einen Knaben, den sie Perseus nannt,
sie ahnte nicht, welch Schicksal vor ihnen beiden stand:
Akrisios, der Opa, mocht seinen Enkel nicht,
es wurde ihm geweissagt, er würd ein Bösewicht.

Drum sperrte er die beiden in eine Kiste ein,
ließ sie im Meere treiben, verängstigt und allein.
Weil ihnen Götter halfen, kam’s nicht zur Katastroph,
es fand sie Polydektes, nahm sie an seinen Hof.

Der sorgte gern für Unbill, war ziemlich intrigant,
war tief in seinem Herzen für Danaë entbrannt.
Perseus stand im Wege, so gab es ständig Zwist,
bald sorgte Polydektes für die infame List:

Er wusste, dass Athene Medusas Feindin war:
Es sah die weise Göttin, war eifersüchtig gar,
im Tempel die Gorgone nah bei Poseidon ruhn!
Die Tempelherrin ahnte, sie müsse etwas tun:

So strafte sie die Schöne mit einem Schlangenhaupt,
was durchaus bei den Göttern von damals war erlaubt,
gab ihr dazu den stechend, gar tödlich bösen Blick,
für jeden, der sie ansah, ein schlimmes Missgeschick.

Athene ließ nicht locker, sie war in großer Wut,
sie brauchte einen Jüngling mit wildem Heldenmut.
Der böse Polydektes wollt endlich freie Bahn,
er stiftete Perseus zum Abenteuer an.

Das Schlangenhaupt Medusas sollt Mutters Kaufpreis sein,
da willigte der Jüngling aus Mutterliebe ein.
Wohl wissend, dass sein Vater an seiner Seite stand,
schritt er mit leichtem Fuße und Zuversicht durchs Land.

Es schenkten ihm die Nymphen nicht nur den Mantelsack,
auch Flügelschuh und Kappe entsprachen dem Geschmack:
Die Zauberschuh, er wusste, sie trügen schnell und weit,
die Zauberkappe nähme ihm jede Sichtbarkeit!

Der Götterbote Hermes gab eine Sichel her,
als kleine, feine Waffe und leichter als ein Speer.
Athene übergab ihm ein spiegelnd Zauberschild,
so musste er’s nicht sehen, Medusas Schreckensbild.

Mit diesen Gaben zog er erwartungsvoll durchs Land,
bis er dann eines Tages Medusa schlafend fand.
Er trennte der Gorgone das Haupt vom Rumpfe ab,
post mortem sprang Pegasus aus ihrem Hals im Trab.

Was kümmerte Perseus das flüglig Dichterross?
Er gab es ohn Bedenken an einen Reitertross.
Dann knöpfte er den Schädel im Mantelsacke ein,
er sollte ihm auch weiter Garant für Stärke sein.

Perseus war nicht mutig, er tötete mit List.
Nur durch der Götter Hilfe geriet er nicht in Zwist.
Sah sich als großen Helden, bereute nicht die Tat,
hat voller Stolz und Freude sie obendrein bejaht.

Doch musste er sie büßen im Kampf an jedem Ort,
bis er die Mutter löste aus ihrem schrecklich Tort.
Der Heißsporn blieb noch lange sehr wild und impulsiv -
am Ende wurd er stiller, zuweilen depressiv …


 © Heliane Meyer
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Zur Einordnung in die griechische Mythologie:
Perseus ( griechisch Περσεύς) ist einer der berühmtesten Heroen in der griechischen Mythologie und ein Sohn des Zeus. Zeus zeugte ihn mit der schlafenden Danae, der Tochter des Königs von Argos (14. Jh. v.u.Z.), der er sich in Gestalt eines sie überschüttenden Goldregens näherte.

Im Balladentext ist die Betonung einiger griechischer Namen ggf. dem deutschen Rhythmusverlauf anzupassen. Laut Duden wären als Betonungen Per|seus und  Da|na|e anzunehmen.

Das Team von Versbildner dankt der Berliner Gastautorin Heliane Meyer herzlich für die zur Publikation auf unserem Blog überlassenen insgesamt zwölf Beiträge samt der ihr als Markenzeichen dienenden Silhouettenbildchen. Wir hoffen, die Zusammenarbeit über dieses bislang vereinbarte Maß bei Gelegenheit weiterführen resp. erneuern zu können.

Mittwoch, 17. Juli 2019

Des Morgens / Zeiten für die Liebe

Philipp Otto Runge (1777-1810): Der Morgen (1. Fassung, 1808, Detail).
Hamburger Kunsthalle; via wikimedia.commons & The Yorck Project; Liz.: gemeinfrei

Des Morgens
(Liebesgedicht – nicht bloß liebes Gedicht)

Es ist noch zeitig
und dämmert kaum
wir ruhen friedvoll
im stillen Raum
Sie möchte schlafen
und zwar noch sehr
doch ich dagegen
schon gar nicht mehr
Sie trägt das lange
das rote Kleid
reicht bis zum Fuße
das heißt … zu weit
Ich möcht es heben
und wohlgemerkt
ich fühlt mich wirklich
dafür gestärkt
Mir scheint, sie lächelt
fein und verschmitzt
hat den Gedanken
mir wohl stibitzt
Leg meine Arme
jetzt fest um sie
will Liebe machen
gleich oder nie

© elbwolf, 11.07.2019
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Angemerkt:
Nebenbei lässt sich hier ein gangbarer Weg zu Paarreimern angeben, aber wohl nur bis zu einer Verslänge von 11 Silben:
Zunächst werden Strophen als Quartette geschrieben. Hier oben sind sie nur "halb-gereimt" und wegen ihrer Kürze ohne Zwischenräume (aber mit Einrückungen) und ohne Satzzeichen notiert. Schreibt man die Quartette in Paarreimer um, so kommt die Sprechpause hier nach der 5. Silbe, aber benachbarte Verse sind dort dann eben nicht binnen-gereimt (was aber bei Wechselreimung der Fall wäre). Da alle Verse jambisch sind und die nicht-mitreimenden übervollständig, so folgen hier an der Sprechpause außerdem zwei unbetonte Silben aufeinander:

Es ist noch zeitig und dämmert kaum                 u-u-u||u-u-
wir schliefen friedvoll im stillen Raum                 u-u-u||u-u-
… usw. usf. …

Wer meint, er hätte doch schon irgendwo etwas "Ähnliches" …? Bravo!
Link: http://www.handmann.phantasus.de/g_gefunden.html

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Zeiten für die Liebe

Die kurze Blütezeit in unsrem Leben              
setzt für die Liebe nirgends eine Schranke:   
auf anderes zu richten unser Streben             
erscheint als unzweckmäßiger Gedanke.       

An jedem rüttelt späterhin das Alter …           
Beständigkeit gilt es dann zu beachten,         
man hofft auf einen Partner-Mitgestalter        
noch nicht Erlebten, aber Angedachten.        

Ein Tag hat weiter vierundzwanzig Stunden, 
doch kaum, um sich in jeder hinzugeben –    
wer ist der Dämmerung so eng verbunden,   
wer will im Licht Mysterien erleben?               

Die Fetzen müssten ja nicht dauernd stieben –
erhielte sich nur Vorliebe fürs Lieben!   
        
© elbwolf, 16.07.2019
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Ursprünglich hatte ich auf Kommentare zu 'Des Morgens' antworten wollen (das zuvor schon an anderer Stelle eingestellt war), aber nach drei Quartetten in Kreuzreimung erschien mir der Text eigenständig zu werden und ich habe ihn mit einem abschließenden Paarreim als englisches Sonett ausgegeben.

Samstag, 13. Juli 2019

Juli – ein Monatsbild

Hans Thoma (1839-1924): Juli (Monatsbild aus dem Festkalender)
Mappenwerk, Seemann Verlag Leipzig; via wikimedia.commons; gemeinfrei.
Sommerzeit

Man denkt: das Jahr- es hat gerade erst begonnen
und glaubt es kaum, dass schon sechs Monde sind zerronnen.
Der Juli zeigt uns seine Wetterkapriolen;
die Luft, sie schwirrt, es ist zu heiß zum Atemholen.
Die Sommerhitze hat den Juli so erregt,
dass er im Zorn den Donnerhammer schon bewegt.
Er schlägt erzürnt aus Wolkenmeeren heiße Blitze;
nur kurze Schauer folgen dieser Affenhitze.

Die erste Heumahd hat der Bauer eingebracht,
fast klagend klingt es durch die warme Sommernacht;
das Lied der Drossel, deutlich ist es nun zu hören,
ihr "drü-drü, zit"; mit ihm kann sie ein Herz betören.
Sie singt auch nach der Sommersonnenwende weiter.
Ihr spätes Lied stimmt froh und macht die Herzen heiter.
Die andren Sommersänger suchten längst die Stille,
das, was noch immer munter ist, das ist die Grille.

Die Weizenfelder sind vanillegelb gebleicht,
die Erntezeit, sie ist in kurzer Zeit erreicht.
Die Wiesen haben sich erholt von erster Mahd,
ihm nächsten Blütenkleid sich schon die zweite naht.
An Bäumen, Sträuchern reifen schon die ersten Früchte;
die wecken Gaumenfreuden und erzeugen Süchte.
Auf heller Wolke sitzend, es der Juli sieht,
was nun zu dieser Zeit auf Mutter Erd' geschieht.

Der Sonne Wärme, Freude und der Kinder Lachen
ist wie ein Traum, nicht einer möcht daraus erwachen.
Zwar fegt die Mittagshitze Platz und Straßen leer,
wer es sich leisten kann, der flieht hinaus ans Meer.
Behaglich räkelt Juli sich mit leichtem Stöhnen;
"Ich bin ein Held, wer kann - wie ich - die Welt verwöhnen?"
Er hat ja recht, an trägen, warmen Sommertagen,
da sollte man nicht kleinlich sein und hinterfragen!

© lillii (Luzie-R)

Dienstag, 9. Juli 2019

Verkehr – schneller, höher … und so weiter (Lehrgedicht Schlagreimung)

Hapag-Lloyd Containerschiff Express Hamburg-Antwerpen; Foto: "hummelhummel", 22.08.2013
ÖBB EC 162 Transalpin nach Basel beim Halt in Innsbruck; Foto: S. Roland, 12.03.2007
Eastshore Freeway bei Berkeley, Kalifornien; Foto:"Minesweeper", 14.05.2005
Boeing 747-400 im Landeanflug auf London Heathrow Airport; Foto: A. Pingstone, 07/2004
(alle Abbildungen: via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0 oder gemeinfrei)

Verkehr – schneller, höher … und so weiter

Das Reisen war gebunden als Begriff  
zu Anbeginn am ehsten an das Schiff:   
tat lautstark das am Kai den letzten Pfiff,   
dann hielt den Fahrgast es schon fest im Griff –  
und lief mit ihm mitunter auf ein Riff.   

Auf Schienen rumpelte zunächst die Bahn –   
sie fuhr am Anfang keinen Affenzahn,    
doch wenigstens bereits nach einem Plan.   
Mit der Geschwindigkeit wuchs Größenwahn    
und immer mehr Verspätungen "geschahn".   

Die Gäule machten einen müden Satz   
und traten ab dem Auto ihren Platz.  
Aus Autofahren wurde manche Hatz …   
hielt dann der Lenker auch noch einen Schwatz,   
verblieb im Chrom ein richtig tiefer Kratz.  

Am allerschnellsten ist bestimmt der Flug,   
sofern der Flieger nimmt darauf Bezug,  
denn oft genug kommt arg er in Verzug;   
und cancelt man ihn ganz, hast du genug, -
du bleibst daheim und redest von Betrug.  

Betrachtet man in summa den Verkehr   
ist einzusehn, es gibt ihn schon zu sehr,  
und das genau macht auch das Atmen schwer.  
Es legt Benziner sich mit Diesel quer,  
und das erfordert langsam Gegenwehr.   

© elbwolf, 03.07.2019
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Anmerkungen:
1.    Der Titel enthält eine Anspielung auf das moderne Motto der Olympischen Spiele: "schneller, höher, stärker" (übers. ins Deutsche), aber im dt. Sprachgebrauch als "schneller, höher, weiter" geführt. Mit den olymp. Ringen zusammen bildet diese Devise das olymp. Emblem, dessen Verwendung für kommerzielle Zwecke strikt untersagt ist.
2.    Schlagreimung liegt vor, wenn in einem "Haufen" von Versen keine zwei mit gleicher Reimsilbe durch eine andersartige Reimsilbe getrennt sind. Schon der Paarreim "aa" erfüllt das, aber vor allem seine Ausweitung auf beliebig viele Verse "aa … a". 
Baut man ein ganzes Gedicht in Schlagreimung auf, müssen alle Strophen gleichgestaltet sein, aber jede sollte eine andere Reimsilbe haben.

Freitag, 5. Juli 2019

Ausgepumpt hat sie

Der einst für Hochwürden reservierte Brunnen samt Sitzbank bei seiner Amtswohnung 1)
in der Nähe von St. Walburga, Ramsdorf (d. i. meine Heimatstadt im nordwestl. Münsterland).
Foto&©: die Verfasserin; 5. Juni 2017

Ausgepumpt hat sie

Schaut her, die Pumpe in der alten Gasse
erzählt in etwa so: "Ich war einmal
ein Utensil der allerersten Klasse:
das Wasserschöpfen war für mich normal.

Mein Pumpenschwengel ward von Hand betätigt;
sein Heben, Drücken fördert Nass hinauf.
Es ist in alten Urkunden bestätigt,
dass Nachbarschaften bauten stets darauf.

Ich diente treulich meiner Hooksgemeinschaft 2)
weshalb ich häufig deren Namen trug;
benötigt wird heut nicht mehr diese Tatkraft.
Dazu sag ich im Alter: aus der Spuk!

Heut rinnt das Wasser aus den Wasserhähnen –
ich wollte nur die alte Zeit erwähnen."

© lillii (Luzie-R), 06/2019 3)
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Angemerkt:
1)  Besondere Wertschätzung brachte man dem Pfarrer entgegen, der für das Pfarrhaus über "sien egen Pump" verfügte und den kühlen Trunk auch mal gleich daneben "up de Bank" genoss.
2) Die Hooks- oder Anrainer-Nachbarschaften unterhielten meist jede eine von ihnen eingerichtete oder ihnen zugewiesene Pumpe als Frischwasser-Zapfstelle.
3) Die Gedichtform ist die eines englischen Sonetts.