Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Sonntag, 21. Juli 2019

Ballade-8: Perseus (Heliane Meyer a. G.)

Benvenuto Cellini (1500-71, Florenz): Perseus,
mit dem Haupt der Medusa, stehend auf deren restlichem Körper;
Bronze auf Marmorsockel; Loggia dei Lanzi, Florenz; aufgestellt 1554.
Foto & ©: Jastrow, 2005; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY 2.5

Perseus
- Ballade -

Es kam in alten Zeiten ein Jüngling frisch daher,
der tötete Medusa, es fiel ihm gar nicht schwer.
Er tat es hinterhältig und überaus gemein,
so konnte er auch lange nicht wirklich glücklich sein.

Herr Zeus, das war sein Vater, der zeugte ihn mit List.
Von Haus aus Schwerenöter und schlimmer Bigamist
umhüllte er mit Goldstaub die schöne Danaë,
sie konnte ihn nicht sehen auf ihrem Kanapee.

Gebar bald einen Knaben, den sie Perseus nannt,
sie ahnte nicht, welch Schicksal vor ihnen beiden stand:
Akrisios, der Opa, mocht seinen Enkel nicht,
es wurde ihm geweissagt, er würd ein Bösewicht.

Drum sperrte er die beiden in eine Kiste ein,
ließ sie im Meere treiben, verängstigt und allein.
Weil ihnen Götter halfen, kam’s nicht zur Katastroph,
es fand sie Polydektes, nahm sie an seinen Hof.

Der sorgte gern für Unbill, war ziemlich intrigant,
war tief in seinem Herzen für Danaë entbrannt.
Perseus stand im Wege, so gab es ständig Zwist,
bald sorgte Polydektes für die infame List:

Er wusste, dass Athene Medusas Feindin war:
Es sah die weise Göttin, war eifersüchtig gar,
im Tempel die Gorgone nah bei Poseidon ruhn!
Die Tempelherrin ahnte, sie müsse etwas tun:

So strafte sie die Schöne mit einem Schlangenhaupt,
was durchaus bei den Göttern von damals war erlaubt,
gab ihr dazu den stechend, gar tödlich bösen Blick,
für jeden, der sie ansah, ein schlimmes Missgeschick.

Athene ließ nicht locker, sie war in großer Wut,
sie brauchte einen Jüngling mit wildem Heldenmut.
Der böse Polydektes wollt endlich freie Bahn,
er stiftete Perseus zum Abenteuer an.

Das Schlangenhaupt Medusas sollt Mutters Kaufpreis sein,
da willigte der Jüngling aus Mutterliebe ein.
Wohl wissend, dass sein Vater an seiner Seite stand,
schritt er mit leichtem Fuße und Zuversicht durchs Land.

Es schenkten ihm die Nymphen nicht nur den Mantelsack,
auch Flügelschuh und Kappe entsprachen dem Geschmack:
Die Zauberschuh, er wusste, sie trügen schnell und weit,
die Zauberkappe nähme ihm jede Sichtbarkeit!

Der Götterbote Hermes gab eine Sichel her,
als kleine, feine Waffe und leichter als ein Speer.
Athene übergab ihm ein spiegelnd Zauberschild,
so musste er’s nicht sehen, Medusas Schreckensbild.

Mit diesen Gaben zog er erwartungsvoll durchs Land,
bis er dann eines Tages Medusa schlafend fand.
Er trennte der Gorgone das Haupt vom Rumpfe ab,
post mortem sprang Pegasus aus ihrem Hals im Trab.

Was kümmerte Perseus das flüglig Dichterross?
Er gab es ohn Bedenken an einen Reitertross.
Dann knöpfte er den Schädel im Mantelsacke ein,
er sollte ihm auch weiter Garant für Stärke sein.

Perseus war nicht mutig, er tötete mit List.
Nur durch der Götter Hilfe geriet er nicht in Zwist.
Sah sich als großen Helden, bereute nicht die Tat,
hat voller Stolz und Freude sie obendrein bejaht.

Doch musste er sie büßen im Kampf an jedem Ort,
bis er die Mutter löste aus ihrem schrecklich Tort.
Der Heißsporn blieb noch lange sehr wild und impulsiv -
am Ende wurd er stiller, zuweilen depressiv …


 © Heliane Meyer
-----------------------------------------------------------------------------------------------  
Zur Einordnung in die griechische Mythologie:
Perseus ( griechisch Περσεύς) ist einer der berühmtesten Heroen in der griechischen Mythologie und ein Sohn des Zeus. Zeus zeugte ihn mit der schlafenden Danae, der Tochter des Königs von Argos (14. Jh. v.u.Z.), der er sich in Gestalt eines sie überschüttenden Goldregens näherte.

Im Balladentext ist die Betonung einiger griechischer Namen ggf. dem deutschen Rhythmusverlauf anzupassen. Laut Duden wären als Betonungen Per|seus und  Da|na|e anzunehmen.

Das Team von Versbildner dankt der Berliner Gastautorin Heliane Meyer herzlich für die zur Publikation auf unserem Blog überlassenen insgesamt zwölf Beiträge samt der ihr als Markenzeichen dienenden Silhouettenbildchen. Wir hoffen, die Zusammenarbeit über dieses bislang vereinbarte Maß bei Gelegenheit weiterführen resp. erneuern zu können.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen