Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Donnerstag, 28. Juni 2018

Moritat von der bekanntesten EU-Kuh

Von diesen Kühen ist höchstens eine die Bedichtete, vielleicht die links unten,
aber alle (und weitere) hat die Presse abgedruckt // rechts unten – eine "Musterkuh".
(Foto&© : Björn S., 31.5.2014; via wikimedia.commons; Liz. CC BY-SA 2.0)

Moritat von einer EU-weit bekannten Kuh
       an der bulgarisch-serbischen Grenze.

Im Land Bulgarien*) gibt es eine Kuh,
mit Namen "Penka" schlicht geheißen;
tat die auf ihre Wiese sch…ßen,
dann brüllt sie auf Bulgarisch nur ein "Muh".

Das ist natürlich überhaupt kein Grund,
dass alle müssten "Penka" kennen,
doch wer - wie sie - sich tat verrennen,
gilt bald als bunter denn ein bunter Hund.

Die Kuh lebt an der Grenze recht beengt,
denn die tut sie von Serbien trennen.
Das wollt sie niemals anerkennen –
hat sich nach grünem Serben-Gras gedrängt.

Die Grenzkuh ward bewacht von einem Hirt,
doch tat der einmal soviel saufen,
dass sie nach Serbien*) konnt entlaufen.
Dort leider war's 'ne Rechnung ohne Wirt!

Sie brüllte "Muh" und fraß das Gras vom Fleck;
ein Heidenspaß, so tat sie aasen!
Die Kuh sch…ss nochmals auf den Rasen,
dann fingen Serben sie ganz einfach weg!

Sie schoben "Penka" ab in die E-U:
Bulgarien tat sie ja behausen.
Das denken freilich nur Banausen,
und diesmal sind das eben … ich und Du.

Denn gelten tut natürlich das, was fair:
die Kuh, die unsre "Außengrenze"
ja überschritt, die hat zur Gänze
kein Rückkehr-Recht, auch nicht mal subsidiär*).

Was solls, dass Rotz und Wasser ihr jetzt heult –
freut lieber euch, dass ihr zu Gänzen
tut leben in den "Binnengrenzen"!
Die Kuh? Hat Pech! Sie wird demnächst gekeult.

- - -

Der Daily Telegraph schrieb ein Gesuch –
tat Brüssel drin um Milde bitten:
die Serben hätten nicht gelitten,
denn "Penka" kam doch nur auf Kurzbesuch!

Begnadigung wär hier sehr angebracht,
was sollen sonst die Leute denken,
wie Brüssel die E-U tut lenken –
man hielt' am Ende das für ungeschlacht!

© Wolfgang H. (elbwolf, 18.06.2018)
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Ausriss (Detail) einer dpa-Meldung in der Dresdner "SZ" vom 6.6.2018, S.24

Dazu die Agentur Monitor:
"Penka ist ein Held. Macht sie nicht zum ersten Märtyrer des vereinten Europas."

Letzte Kuh-Information:
Die SZ vom 11.06.2018 titelt: "EU-Kuh Penka bleibt am Leben"

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Anmerkung:
*) Beim Deklamieren oder Vorlesen sind die Wörter Bulgarien, Serbien, subsidiär nicht mit Pause nach dem (zweiten) "i" zu sprechen; dieses ist vielmehr mit der Reimsilbe durch "Jotieren" zusammenzuziehen (also: [Bul|gar|jen], [Ser|bjen], [sub|si|djär]).
Pardon: Als Wort ist "subsidiär" heute doch so bekannt, wie die Ländernamen Bulgarien und Serbien auch - oder?
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Versbildner in eigener Sache:
Wir bringen diese Moritat anstelle der angekündigten Juni-Ballade unserer Berliner Gastautorin Heliane Meyer – sie wird erst im Juli oder August die Fortsetzung ihrer  Balladen-Serie ermöglichen können.

Montag, 25. Juni 2018

Die kleine und die große Welt

Aufnahme der Erde während des Apollo-17-Fluges zum Mond am 07.12.1972.
Foto: Astronauten Harrison Schmitt, Ron Evans; via wikimedia.commons; lizenzfrei.

Die kleine und die große Welt

Wie groß ist unsre Welt bei Sonnenlicht,
das Wärme schenkt und neues Leben bringt.
Ein Junikäfer hat naturbedingt
als Masse und nach Lichtkraft Leichtgewicht.

Ein Mensch an sich ist nur ein kleiner Wicht –
ein Wettstreit zwischen Welt und ihm misslingt;
doch blicken wir ins All, das in uns klingt,
so werden die Gemüter warm und licht.

Wer dieses auch erschuf – dem Dank gebührt
für große und für kleine Wundertaten,
denn jeder fühlt sich davon tief berührt.

Drum wären wir in allem gut beraten,
das Schöne uns Geschenkte hoch zu achten;
und Schöpfers Werk mit Ehrfurcht zu betrachten.

© Luzie R. (lillii, 10.06.2018)

Freitag, 22. Juni 2018

Zum Gedenken an Chamissos "Zopf"

Minutensprunguhr nach dem Vorbild der Bahnhofsuhr Zurüch
Design: Hans Hilfiker, Liz.: als gemeinfrei ausgewiesen

Adelbert de Chamisso (1781-1838)

Zum Gedenken an Chamissos "Zopf"

Tragische Geschichte

Zeitumstellungen

's war Einer, dem's zu Herzen ging,
Dass ihm der Zopf so hinten hing,
          Er wollt' es anders haben.

So denkt er denn: wie fang ich's an?
Ich dreh' mich um, so ist's getan –
          Der Zopf, der hängt ihm hinten.

Da hat er flink sich umgedreht,
Und wie es stund, es annoch steht –
          Der Zopf, der hängt ihm hinten.

Da dreht er schnell sich anders 'rum,
's wird aber noch nicht besser drum –
          Der Zopf, der hängt ihm hinten.

Er dreht sich links, er dreht sich rechts,
Es tut nichts Gut's, es tut nichts Schlecht's –
          Der Zopf, der hängt ihm hinten.

Und seht, er dreht sich immer noch,
Und denkt: es hilft am Ende doch –
          Der Zopf, der hängt ihm hinten.

Er dreht sich wie ein Kreisel fort,
Es hilft zu nichts, in einem Wort –
          Der Zopf, der hängt ihm hinten.

/Text nach dem Gutenberg-Projekt/
's war Einer, der konnt' nicht verstehn,
im Lande Lug und Trug zu sehn.
          Er schätzte nämlich Haltung!

Einst wachte er des Morgen auf –
die Sommerzeit nahm grad den Lauf,
          und keine Uhr ging richtig.

Er schaltete den Rundfunk ein –
verschlimmert dámit seine Pein:
          heut fehle eine Stunde!

Ihm war das überhaupt nicht schnurz:
den Tag empfand er als zu kurz –
          es war gerade Sonntag!

Zwang ernstlich seine innre Uhr
ein halbes Jahr in neue Spur –
          dann folgte "Kehrt das Ganze!"

Zurück die Zeiger auf normal –
wann endet denn bloß diese Qual
          des Vor- und Rückwärtsstellens …

Was ist die Krönung am Verdruss?
Dass es selbst hier wie sonst sein muss –
          nichts geht mehr ohne Brüssel!

© Wolfgang H. (elbwolf)

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Anmerkungen:
• "Den Zopf" hörte ich das erste Mal in der Deutschstunde bei Studienrat Nachtigal, einem meiner Rostocker Oberschullehrer. Seitdem habe ich viele Situationen erlebt, in denen – wie man (oder die "Situation") sich auch drehte – der Zopf immer hinten hing.
• Die Rechtschreibung ist an einigen Stellen in Chamissos Gedicht dem heutigen Stand angeglichen.

Infos aus dem Nachrichtenticker:
• 08.02.2018 (Die Welt): 384 EU-Abgeordnete haben im EU-Parlament für die Abschaffung der Sommerzeit gestimmt – nur 154 dagegen.
• 08.02.2018 (SWR Aktuell): Bei der Abstimmung im EU-Parlament konnten sich die Gegner der Zeitumstellung nicht durchsetzen. Stattdessen soll die EU-Kommission die Zeitumstellung überprüfen.
• 22.03.2018 (heise News): Der Bundestag hat gegen die Abschaffung der Zeitumstellung … gestimmt.
• 24.03.2018 (paz-online): Zweimal pro Jahr stehen die Europäer am Sonntagmorgen orientierungslos vor ihren Uhren.

Dienstag, 19. Juni 2018

Mein Juni-Sonett

James Barry (1741-1806): Juno verführt Jupiter auf dem Berge Ida (~1795, Detail).
Sheffield City Museum and Mappin Art Gallery; Public domain.
(via wikimedia.commons & The Yorck Project, Nr. 374)
  
Mit Erstaunen kann man feststellen, dass im Juni
die hochfahrenden Gedichte nur so purzeln – da wollte ich
auch noch auf den anfahrenden Zug aufspringen!

 Mein Juni-Sonett

Zwölf Monate gibt es in allen Jahren.
Den Juni man in Sonderheit gut kennt,
weil nach der Göttin Juno er sich nennt,
Beschützerin der Ehe vor Gefahren.

Natürlich ist sich jede Frau im Klaren,
dass Jovis-Zeus nur deshalb sich verrennt,
weil Frauenreiz ihn wieder einmal brennt.
Sie setzt drum selbst auf lustvolles Gebaren!

Denkt nicht, das gelte nur im Juni-Mond!
Ein Jahr, das dauert einfach viel zu lange,
als dass einander man so seltsam schont!

Im Grunde bin ich da auch gar nicht bange:
Zwar knistert es den schwülen Sommertag –
doch lange Winternacht noch mehr vermag …

Wolfgang H. (elbwolf,10. Juni 2018)
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Giulio Bonasone (1531-after 1576): Amorosi diletti degli dei –  
"Juno watching Jupiter and Io", Metropolitan Mus. of Arts (US); Public domain
Legende - oder wie die Antike mit Ehebruch umging
Juno beobachtet Jupiter und sein Interesse für Io. Juno verwandelt Io in eine Kuh, 
die unaufhörlich von einer Viehbremse gepeinigt wird. Erst im Nildelta kann sich 
Jupiter der Io "mit einer zarten Berührung" nähern – "nicht ohne Ergebnis" …

Samstag, 16. Juni 2018

Juni – Ein Monatsbild

Brüder von Limburg: Monatsbild Juni (Miniatur, Tempera/Pergament, 1412-16),
aus dem "sehr reichen Stunden(Gebet)buch des Jean de Valois, Herzog von Berry";
heute im Musée Condé auf Schloss Chantilly; via wikimedia.commons; gemeinfrei.
./.
Darstellung der für den Monat Juni typischen landwirtschaftlichen Tätigkeiten.
Die Szene spielt sich am Ufer der Seine ab, auf einem Feld unweit des
Hôtel de Nesle, der Pariser Stadtresidenz des Herzogs von Berry.

Juni – Ein Monatsbild
  
Der Juni bringt den Wendepunkt im Jahr.          
Das Gras steht an zu einer ersten Mahd,        
und das Gesinde schwingt im Takt die Sensen.
Bekleidet ist man sommerlich sehr leicht;        
die Hüte schützen vor den Sonnenstrahlen.    
Die Frauen binden weiße Tücher um.              

Den Männern obliegt die Arbeit mit den Sensen;
sie ist schwer und fordert ständig Umsicht.     
Deutlich zeichnet sie im Grase Spuren.           
Die Frauen haben es nur wenig leichter:          
sie harken das gemähte Gras zusammen       
und wenden es, um es dann noch zu häufeln.

Gemähtes Gras wird in der Farbe heller ,        
verströmt dabei auch den Geruch der Frische.
Am Wiesenrand stehen belaubte Bäume         
als eine Art Begrenzung zu den Bauten,          
in denen sich die Herrschaft wohlsein lässt.   
So zeigt das Bild uns wieder nicht den Adel,   
sondern die Bauernschaft bei ihrer Arbeit,      

© Luzie R.. (06/2018)
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Anmerkungen:

Das Monatsbild Juni vom Vorjahr 2017 verwendete als Illustration ein Bild aus dem "Breviarium Grimani" (1490-1510); ihm gegenüber entstand dieses Bild hier oben fast ein Jahrhundert früher. Was diese Zeitspanne von 1412-16 bis etwa 1500 gebracht hat, zeigt ein Bilder-Vergleich: Juni-Bild aus dem Grimani-Brevier!

○ Link auf eine umfängliche Beschreibung des Juni im "Stundenbuch"
● in der deutschen Fassung der Wikipedia
● und in einer originalen französischen Kurzfassung.

○ Literatur: Heinrich Trost: Die Monatsbilder der Brüder von Limburg; Henschelverlag 1962 (Broschur); Reihe "Welt der Kunst"; antiquarisch/selten, Preis 5 - 20 €, aber dafür auch eingeklebte farbige Bilder und Beschreibungen aller Monate!

○ Die Verse sind fünfhebige ungereimte Akzentverse (s. Stummer, S. 45/46).

Dienstag, 12. Juni 2018

Vogelgefieder (Sonett)

Bildmontage nach zwei Fotos (Quelle: wikimedia.commons; Liz.: CC-BY-SA 3.0/2.5):
• Spatz (Passer domesticus) in Nordbaden, 28.05.2014, Urheber:  4028mdk09;
• Blauer Pfau (Pavo cristatus) in Indien; 21.11.2011. Urheber: Joseph Lazer.

 Den Vögeln ihr Gefieder –
       den Poeten ihre Verse! *)

Wo man Sonette schreibt, dort lass dich nieder!
Dort hörst du, neben manchem schlichten Sang,
wie Verse von recht wohlgefügtem Klang
sich formen zu den Strophen ganzer Lieder.

Bedrängt mir den Poeten nicht, der bieder
die Worte setzt. Gar manches Vöglein schwang
von Ast zu Ast und war durchaus nicht bang,
denn Glanz ist auch im einfachsten Gefieder.

Auch hindern wir den Pfauen nicht, sein Rad
zur Schaulust aller ringsherum zu schlagen:
er nimmt doch in der Menge bloß das Bad.

Verzicht wär uns Veranlassung zum Klagen:
es muss ein Ort für Vielfalt sein, der bleibt.
Lass nieder dich, wo man Sonette schreibt!

© Wolfgang H., (elbwolf, 04.04. 2017; bearb. Juni 2018)

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Anmerkung:
Das Sonett entstand beim Nachdenken einerseits über das Gedicht & Volkslied "Die Gesänge" (1804) von Johann Gottfried Seume (1763-1810), andererseits über die Anforderungen an den Aufbau eines Sonetts, also den "inhaltlichen Lastenabgleich" sowohl zwischen wie auch unter den beiden Quartetten und Terzetten. Dazu hatte sich der Lyrikpädagoge Stummer in "Vers Reim Strophe Gedicht" (S.121 unten) geäußert und a.a.O. aus Mehrings "Der Reim in seiner Entwicklung und Fortbildung" ausgiebig zitiert.
*) Ich war schon dabei, den nachträglichen Vorschlag einer Poetessa anzunehmen, des Reimens wegen meinen Titel in "Den Vögeln ihr Gefieder – Poeten ihre Lieder" abzuändern. Dann kamen mir aber Zweifel: hier gibt es die Singvögel; dort Poeten, die nur ausnahmsweise mal ein Lied verfassen …

Samstag, 9. Juni 2018

Am 27. Mai war "Purzelbaumtag"!

Nevit Dilmen (2007): Rolle vorwärts.
via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0

Zum "Welttag des Purzelbaums" – am 27. Mai

Die meiste Zeit ist ja was los
zum Schutz vor langer Weile,
denn jeder findet es famos,
gibt's mal nicht Krach und Keile;
man wartet auf den Paukenschlag –
des Purzelbaums Weltfeiertag!

Den gibt es erst seit zwanzig-neun
und vorher – keinen Schimmer!
Ein Pastor wollte uns erfreun,
Jörg Brandtner, und für immer.
Geglaubt hat er's wohl selber kaum –
er schlug den Ehren-Purzelbaum!

Dem Akrobat bleibt freie Wahl:
wer will, kann vorwärts rollen,
und wem die Richtung piepegal,
rollt rückwärts aus dem Vollen –
nur rundherum! Sonst wär der Traum
schnell ausgeträumt vom Purzelbaum.

© Wolfgang H. (elbwolf, am 26.5.2018,
mitten im Training zum Purzelbaum-Tag)
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Anmerkungen:
  Die paar Scherzverse gehen auf eine Anregung durch einen Artikel von Bernd Klempnow in der "Sächsischen Zeitung" (26.5., S. 9) zurück. Die Zeitung hat sich wohl auch die 24 € geleistet, um eine alte Illustration beizustellen, für die sich Getty Images die Lizenzrechte bestimmt schon vor Urzeiten gesichert hat.
Der Aktionstag selbst wurde 2009 durch den evangelischen Theologen und Pfarrer Jörg Wilkesmann-Brandtner für den 27. Mai. eingeführt.
  Unsere Dichterfürsten scheinen den Purzelbäumen abhold gewesen zu sein – Fans könnten das ja mal nachprüfen. Aber in der zweiten Reihe wird man fündig:
  Christian Morgenstern bedichtet den Purzelbaum in den Galgenliedern.
  Bei Frank Wedekind findet sich der Purzelbaum unter seinen Zitaten.

Dienstag, 5. Juni 2018

Feuer und Wasser

Alexander Calder (1898-1976): The Four Elements; at Moderna Museet in Stockholm.
Foto+©: Frankie Fouganthin, 19.02.2015; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 4.0.
./.
Calder was an American sculptor. The Four Elements was created as a giant metal sculpture
(it stands about 10 metres tall) in 1961 from a model he’d originally made in 1938.
The sculpture is motorised and turns slowly.


Feuer und Wasser (Pantun)

Als Feuer und das Wasser sich einst trafen -
war einer von dem andern hingerissen.
Das ungestüme Feuer ward zum braven -
Dem kühlen Nass sei Dank für kluges Wissen.

War einer von dem andern hingerissen,
stets ziehen Gegensätze sich stark an,
Dem kühlen Nass sei Dank für kluges Wissen,
denn dieses steht schon lang in einem Plan.

Stets ziehen Gegensätze sich stark an -
wenn Unterschiede aufeinander prallen.
Denn dieses steht schon lang in einem Plan,
dass auch der Mensch am andern find Gefallen.

Wenn Unterschiede aufeinander prallen -
wie heißes Feuer und des Wasser Kühle;
dass auch der Mensch am andern find Gefallen -
es brodelten bei beiden die Gefühle.

Wie heißes Feuer und des Wassers Kühle
zusammen feierten ein großes Fest.
Es brodelten bei beiden die Gefühle;
der Bund fürs neue Leben stand bald fest.

Zusammen feierten ein großes Fest
die beiden, die im Grunde sehr verschieden -
der Bund fürs neue Leben stand bald fest;
und eigenständig sind sie mehr zufrieden.

Die beiden, die im Grunde sehr verschieden -
das ungestüme Feuer ward zum braven -
und eigenständig sind sie mehr zufrieden -
als Feuer und das Wasser sich einst trafen.


© Luzie-R. (lillii; Juni 2018)

Freitag, 1. Juni 2018

Kalenderblatt 06/2018 (Renate Totzke–Israel a. G.)



  2 0 1 8

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14
28
Do


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Fr


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30
Sa


3
17
1
So

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2
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5
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3
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4
Mi


7
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5
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6
Fr


9
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7
Sa


10
24
8
So

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©  Renate Totzke-Israel
(Illustration zu Branstners
Die Ochsenwette, 1982³)
 ©  Wolfgang H. (Verse)

Die Ehrenrettung eines Brunnenbauers /chinesische Anekdote/
Der Weg vom Dorfe in die Stadt           
war lang – und nirgendwo ein Labsal –
ein Brunnen müsste dringend her.        
Wie gut, wer Handwerksleute hat,        
die jederzeit bereit zu Diensten:           
nach Wasser graben fiel nicht schwer.

Der Brunnenbauer, hoch gelobt,           
sonnt sich im Glanz getaner Arbeit.      
Doch kurz währt nur sein Höhenflug:    
ins Brunnenloch, noch kaum erprobt,   
fiel nachts ein Mann und kam zu Schaden,
tat schnell den letzten Atemzug …       
Zunächst empörten sich die Leut:
der Brunnen sei am falschen Orte –
von allem Lob rein gar nichts blieb!
Doch zeigte man sich hocherfreut,
als man den Leichnam untersuchte:
ein nie entdeckter Hühnerdieb!   

Die Stimmung gab sich gleich entspannt:
nun gönnte man dem Brunnenmeister  
für den Erfolg gar einen Preis.              
Ein Korb, gefüllt bis hin zum Rand        
mit Eiern – das schien angemessen     
für solcherart Gewerbefleiß!