Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

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Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Freitag, 28. Februar 2020

Tierkreiszeichen/02: Fisch & Fischin (Teamwork)

Als wir zur Verabschiedung des alten Jahres schon einmal ein solches Bilder-Tableau entwarfen – und zwar zum doppelgesichtigen Janus – entstand der Gedanke, es monatlich über ein Jahr hinweg mit den Tierkreiszeichen genauso zu versuchen und mit einem "Ulk"-Horoskop zu verbinden. Zudem fiel uns auf, dass von den zwölf Tierkreiszeichen die Mehrzahl (nämlich acht) ohne weibliches Pendant sind, die Jungfrau unbemannt ist, die letzten drei dagegen (modern aufgefasst) geradezu divers wirken. 
Folglich haben wir es hier mit "Fisch|in" zu tun.

Fische / Pisces
vom 19.02.2020 ← gültig → bis 20.03.2020


  
Die Aufklärung hat was für sich …

Ein junger Mensch steht erst auf eignen Füßen,
nachdem man ihm, was Sache ist, erklärt,
denn wenn er das von anderen erfährt,
dann haben alle rundherum zu büßen.

Den eignen Hausstand dermaleinst zu gründen,
da braucht es Vorbild, und das nicht zu klein!
Wer eignet sich dafür, wer soll das sein?
Von Eva erbt sonst Adam alle Sünden!

Zu loben sind als Vorbild manche Fische –
Die Stichlings sind in vielem unerreicht,
Denn wer dem Stichling nicht vom Stachel weicht,
erfährt das Wichtigste in aller Frische.

Das Nest, das baut das Männchen ganz alleine
und lädt das Weibchen dann zum Schäkern ein
und denkt, es kann auf keinen Fall doch sein,
dass "Sie" was andres meint, als "Er" wohl meine.

Braucht es an Aufklärung noch etwas mehr –
erklären Fischens gern den übrigen Verkehr!!

             © Manfred Albert a. G.                 
und überzeugter Vertreter der Gleichberechtigung                   

© Manfred Albert a. G.: originale PC-Grafik, 02/2020
"Fisch und Fischin als Beispiel ersprießlicher Arbeitsteilung"
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Quellen zu den Bildern im Fische-Tableau ganz oben
(sämtlich lizenziert und via wikimedia.commons):
links:    Sternbild der Fische, Foto: till Credner, 17.07.2004; © CC BY-SA 3.0.
oben:   am linken Portal der Kathedrale von Amiens; Foto: Vassil, 18.04.2007.
unten: Book of Hours, the Fastolf Master, Bodleian Library, Oxford, ~ 1440-1450.
rechts: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz; Faltkalender ~1400
Die PC-Grafik wurde vom Autor mit einem eigenen Grafikprogramm erstellt.

Montag, 24. Februar 2020

Von Rosenmontag nach Aschermittwoch

Pieter Bruegel der Ältere (~1525/30-1569)
Der Kampf zwischen Karneval und Fasten (1559); KHM Wien (GG_1016)
Zentrales Bilddetail: Ein Paar folgt einem Narren. Liz.: Gemeinfrei.

Von Rosenmontag nach Aschermittwoch
     - englisches Sonett -

Dem bunten Treiben kehren sie den Rücken –
so gehen die zwei Alten ihren Weg;
ein lebenslanges Band ist ihr Entzücken –
und gilt den Beiden als ein Privileg.

Es kümmern sie nicht mehr die Narreteien,
ob das nun sei ein Clown, der Fackeln schwenkt;
sei es ein Schwein, das sucht nach Fressereien.
Gemeinsam gehen sie – er ist's, der lenkt.

Sie haben es fast hinter sich gelassen,
das Leben, das sie beide hat gebeugt.
Es locken weder Geld noch Menschenmassen;
ein müdes Lächeln ihnen dies erzeugt.

Zusammensein und sich zu zweit genügen –
sie brauchen gar kein Karnevalsvergnügen.

© lillii (Luzie – R)

Freitag, 21. Februar 2020

Globetrotter-2/2: Von den Niltempeln endlich wieder heimwärts (Limerick-Ballade)

via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 4.0

Legende, die legendär ist:
Gereist wird noch und noch, bis das Geld alle ist und/oder die Gesundheit streikt.
Spätestens dann aber … da wird erzählt:
"Waren wir doch vor drei Jahren - oder sind es schon vier? - mit dem Reisebüro ..., hach, ich komm jetzt nicht auf den Namen, in äh … Dingsda ..., na, nu  sag schon!"
Ja, so trottet man über den Globus und produziert Kohlendioxyd!


Globetrotter (2/2):
Nach den Niltempeln endlich heimwärts
– Ballade aus einer Folge von Limericks –

Von der wird man ziemlich labil.             
Dran schuld sind die Tempel,       
Die machen plemplempel:            
Es sind ihrer einfach zu viel!                   

Ein Tipp noch betreffs des Oman: *)      
Der gleicht nämlich einem Vulkan –       
          Schon manch einer büßte            
Die Hitze der Wüste                      
Mit seinem Verstand ganz spontan.      

Im Park von Oom Krüger **) die Viecher,
Die sind überhaupt keine Kriecher         
Und nehmen als Beute                 
Nur manche der Leute –               
Sie haben für die einen Riecher!           

Foto: Ernmuhl (lb.wikipedia), Leopard im Kruger National Park (2006);
via Wikimedia Commons; GNU-Liz. f. freie Dok. ab V.1.2

In "Jurop" sind nur Balearen                  
Ein Ziel für teutonische Scharen:           
Die kommen in Haufen,                
Um voll sich zu saufen                  
Und denken beim Bier nicht an's Sparen.

Schluss-endlich bleibt übrig: Paris!        
Doch findet selbst das mancher mies:  
          Beim Turm von Herrn Eiffel ***)    
          Kommt mancher in Zweifel,         
Wie hoch denn der sei – ganz präzis.    

Wer nirgendwo ernsthaft gestrandet     
Und heil ist zu Hause gelandet,             
Erzählt dann haarklein                  
Das größte Latein,                        
Wie rundum der Globus so brandet.      

Es wird sowieso niemand wagen          
Zu stellen noch dümmliche Fragen.      
          Erinnerungslücken                        
Sind übliche Tücken –                   
Die kosten nicht Kopf und nicht Kragen!

© elbwolf (2008 ff., bearbeitet 2020)
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→ Im 1. Teil ging's westwärts zu den hl. Kühen! ←
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**) gemeint ist das größte Wildschutzgebiet Afrikas, seit 1926 benannt nach dem einstigen Präsidenten der SAR, "Oom" Paul Kruger (1825-1904) als Kruger-Nationalpark.
***) Die Höhe des Eiffelturms beträgt seit dem Jahr 2000 (einschließlich der Antennenaufbauten) genau 324,82 m.

Montag, 17. Februar 2020

Stadtlyrik/6 – Immer schon; Randerscheinung (Perdita Klimeck a. G.)

Amsterdamer Gracht mit dem Erotikmuseum, Oudezijdsachterburgwal 54;
Aufnahme: 24. April 2010, 20:52; Public-Domain-Pictures von pixabay.

immer schon

tagträume pulsen über das pflaster
hängen in mauerritzen
längst vergangen und doch
immer wieder neu erfunden

chick lit *) im herzen der mädchen        
 
und die hitze der nacht
trägt blüten aus lust

wie eh und je


Randerscheinung

Hartbeton kratzt am Horizont
Monotoniegewirktes hängt mutlos
hinter blinden Scheiben.
 
Graukreise, aufgereiht wie Perlen
fangen ihn ein,
den Stoff aus dem die Träume sind.
 
Über allem hängt schweigend
der bittere Geruch Resignation.
 
Und zwischen gelben Säcken
spielt ein Kind.

© Perdita Klimeck
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Anmerkung:
*) Unter Chick-Lit (wörtlich etwa „Mädels-Literatur“, sinngemäß „anspruchslose Frauenliteratur“) versteht man [nach Wikipedia] belletristische Literatur, die sich an Frauen und Mädchen wendet. Die abwertende  Bezeichnung stammt aus dem Amerikanischen und setzt sich aus den beiden Wörtern chick und lit zusammen, wobei chick ein umgangssprachlicher und abwertender Begriff ("Küken") für eine junge Frau und lit die Abkürzung für literature, also Literatur ist.

Donnerstag, 13. Februar 2020

Monatsbild Februar mit "La Belle Jardinière"

Eugène Grasset (1845-1917): Monatsbild Februar ("La Belle Jardinière", 1896)
via wikimedia.commons; gemeinfrei

A young woman on a ladder with a long black fur scarf
around her neck. She is trimming branches in a walled garden.
White lilies can be seen in the foreground.
Upper left in a yellow circle: FE-VRI-ER.
/Text laut Grafik-Slg. des Smithonian Design Museums/



Monatsbild Februar mit der
'Belle Jardinière' von Eugène Grasset

Die Tage werden wieder fühlbar länger
und öfter strahlt das helle Sonnenlicht,
vertreibt die Nebel und bringt klare Sicht –
nur nachts ist die Natur noch kalt und strenger.

Auf dürrem Zweig sitzt nun schon mancher Sänger
und zwitschert aufgeregt, der kleine Wicht:
ihn stört die Gärtnerin, dieweil sie bricht
das Alt-Astwerk – sie ist nie Müßiggänger.

Vor Kälte gut geschützt, schaut sie sich um –
sie steht im Garten ganz im Vordergrund,
die schöne Frau – und sonst kein Publikum!

Im Februar, da ist die Welt nicht bunt:
doch halt: ganz vorn die weißen Glöckchen,
sie sind die ersten "bunten" Flöckchen.

© lillii (Luzie – R)
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Zum Künstler:
Eugène Samuel Grasset (* 25. Mai 1845 in Lausanne; † 23. Oktober 1917 in Sceaux bei Paris) war ein schweizerisch-französischer Bildhauer, Maler und Illustrator der Belle Époque und Wegbereiter des Jugendstils. Seine grafische Serie "Die Schöne Gärtnerin" war ein Welterfolg.

Sonntag, 9. Februar 2020

Globetrotter-1/2: Westwärts zu den heiligen Kühen (Limerick-Ballade)

Foto: Alex Proimos, Cinematic New York City / Broadway (2011)
via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY 2.0

Legende, die legendär ist:
Gereist wird noch und noch, bis das Geld alle ist und/oder die Gesundheit streikt.
Spätestens dann aber … da wird erzählt:
"Waren wir doch vor drei Jahren - oder sind es schon vier? - mit dem Reisebüro ..., hach, ich komm jetzt nicht auf den Namen, in äh … Dingsda ..., na, nu  sag schon!"
Ja, so trottet man über den Globus und produziert Kohlendioxyd!


Globetrotter-1/2:
Westwärts zu den heiligen Kühen
– Ballade aus einer Folge von Limericks –

Darüber gibt’s keine Debatte:
Die deftigen Reise-Rabatte
Die musst du nicht suchen,
Nur rechtzeitig buchen,
Und schon stehst du mit auf der Matte.

Das Ticket zu kaufen – ein Spiel;
Big Äppel ist strahlendes Ziel.
Am Broadway mal shoppen
Das geht nicht zu toppen –
'Ne Wrangler, die kostet nicht viel.

In Mexiko sind die Vulkane
Mit Eis ganz bedeckt wie mit Sahne:
Nach oben gehts munter,
Nicht aber herunter,
Doch hilft einem da der Schamane.

Für'n Abstecher bis nach Australien
Besorgst du dir Zusatz-Fressalien:
Wenn die Kängurus hüpfen
Ist's vorbei mit Entschlüpfen
Zwecks Suche nach mehr Naturalien.

Überflieg' dann getrost Philippinen;
Das erspart dir entsprechend Zechinen:
Nur Inseln vorhanden –
Das lohnt nicht zu landen!
Du lässt dich woanders bedienen.

Mount Everest – monumental !
Du wirst dann im Frühjahrs-Quartal
Mit Kräften nach oben
Von Sherpas geschoben –
Nur DANN ist das Trekking nicht Qual.

Foto: Marc Shandro, Eine Kuh, heiliges Tier in Indien, im Straßenbild (2004);
via Wikimedia Commons; Liz.: CC 2.0 Gen

Der indische Subkontinent
Ist so, wie ihn jeder schon kennt:
Nicht die Spur eines "Muh!"
Sagt die heilige Kuh,
Die über den Haufen dich rennt.

© elbwolf (2008 ff., bearbeitet 2020)
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→ Im 2. Teil geht’s endlich wieder heimwärts! ←
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Anmerkungen:
1) Der Broadway ist eine breite Avenue in New York City, die Manhattan in ganzer Länge durchzieht und dann noch die Bronx. Er ist die älteste Nord-Süd-Hauptverkehrsader der Stadt.
2) Wrangler Jeans bekam man einst in Deutschland schon für € 49.99; jetzt hat man meist von 59,95 an aufwärts zu berappen – vielleicht also doch besser in "Big Äppel" shoppen?!

Mittwoch, 5. Februar 2020

Wunderwerk Mensch

Michelangelo (1475-1564): Die Erschaffung Adams (1508-12)
Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle, Rom, Vatikan; via Wikimedia Commons;
/ Foto: Jörg Bittner Unna, 16.08.2011; Liz.: CC BY-3.0 /

Wunderwerk Mensch

Wie meisterhaft sind Menschen doch beschaffen;
mit Augen können sie die Welt betrachten;
ihr Atem fließt erfrischend durch die Lungen.
Gewisslich: fühlen können auch die Affen.
Ein leichtes Lachen kann den Frohsinn pachten;
das Riechen, Schmecken ist erst recht gelungen.
In Träumen oft besungen,
wie finstre Mächte ständig uns umnachten.
Des morgens die Dämonen fortgelacht –
das Leben lieben und nicht nur bei Nacht.

Dies alles ist dem Menschen überlassen;
er kann es nutzen, doch er muss es wählen.
Ob es zum Wohl gereicht, vielleicht zum Schaden;
ob er es lieben lernt, vielleicht nur hassen:
das ist am Ende das, das geht zu zählen.
Er hat die Auswahl wie in einem Laden.
Nutzt er nun diese Gnaden?
Gelingt's, den Kern der Frucht herauszuschälen?
Nach sieben Wundern noch das Wunder acht –
Es liegt beim Menschen, was er daraus macht.

© lillii (Luzie - R)
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Anmerkungen:
● Das Gedicht ist als Doppelkanzone angelegt mit gleich reimenden Paarreimern an den Strophenenden.
● "das Wunder acht" meint das ganz individuelle Wunder, das ein Mensch den sieben Weltwundern von sich aus und für sich als achtes hinzufügen darf.

Samstag, 1. Februar 2020

Kalenderblatt 02/2020 - Der Maler Paul Poetzsch

Paul Poetzsch (1858-1936)                                  Blick zum Erzgebirge (20-er Jahre)


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   ↑ © Bild: Lutz Käubler                                                                               ↑ © Text: W. Herrmann
Zugabe
Bei der Suche nach Anregungen kam ich auf ein thematisch ähnliches Gedicht von Eichendorff, das ich sehr gern hier druntersetze. Wie wir Amateure uns auch befleißigen möchten, könnten oder tatsächlich würden, ein Eichendorff ist eben – ein Eichendorff!

Joseph von Eichendorff: Im Walde

Es zog eine Hochzeit den Berg entlang,
Ich hörte die Vögel schlagen,
Da blitzten viel Reiter, das Waldhorn klang,
Das war ein lustiges Jagen!
Und eh' ich's gedacht, war Alles verhallt,
Die Nacht bedecket die Runde,
Nur von den Bergen noch rauschet der Wald
Und mich schauert im Herzensgrunde.


Kalenderblatt 02/2020 - Der Maler Paul Poetzsch
Paul Poetzsch (1858-1936)
Blick zum Erzgebirge (20-er Jahre)