Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Samstag, 29. Juli 2017

Bäume schlagen aus & grünen (5) – Die Linde

Notabene: Jeder kennt den volksliedhaften Vers "Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus" – und wie machen es die Nadelbäume? Und dann noch aus jenem Musical "Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühn" – als ob sie dort die "Grünblüher" hätten! Aus beiden Liederzeilen haben wir ein eigenes Motto gemacht, das logischer erscheint. In einer Endlosfolge lassen wir hier Bäume jeglicher Art und zu jeder Jahreszeit durch den Mund unserer Gedichteschreiber sprechen – auf denn!
Die Schmorsdorfer Linde bei Maxen mit dem winzigen Clara-Schumann-Museum dahinter.
Foto: Rainer Lippert, 13.7.2009; Quelle: wikimedia.commons; Foto vom Autor gemeinfrei gestellt.
Das Deutsche Baumarchiv zählt die 400 – 800-jährige Linde zu den national bedeutsamen Bäumen.

 "Bäume schlagen aus & grünen … "
(5) – Die Linde
(Kanzone)

Von alters her ist sie der Baum der Frauen:

Sie fanden sich um ihres Stammes Rund,

Sie tanzten, spielten, lachten und sie sangen.

Im Sommer ging es bis zum frühen Morgengrauen,      

Sie schauten nicht auf Nacht und nicht auf Stund:

Von ihrem Zauber waren sie gefangen.

Und Liebeslieder klangen.

Es träumte mancher sehnsuchtsvolle Mund.

Das Blatt, ein Herz, wer sollte Zweifel haben

Am Baum und seiner Blüte reichen Gaben.

© immergruen (A.W., 08/2016, durchgesehen 07/2017)

Mittwoch, 26. Juli 2017

"Bräuche meiner Münsterländischen Heimat" (1) - Schützenfest

Der Festadler auf dem Böllerbüsken –  mit Sicherheits-Kugelfang!
Foto aus dem Archiv des Schützenvereins vom vorjährigen Schützenfest in meiner Heimatstadt.

"Bräuche meiner Münsterländischen Heimat"
(1) – Schützenfest


Musikanten trommeln, blasen –     
eingeböllert wird das Fest.             
Holzgewehre sind geschultert,      
Gamsbart steckt am Hutrand fest.

Schützenfest kann nun beginnen, 
Schützenbrüder stehen stramm:   
warten stumm auf ihr Kommando,
streng geht alles nach Programm.
Forsch kommt aus berufnem Munde:
"Abmarsch nun im gleichen Tritt!" 
Kameraden werden munter,          
schreiten aus und halten Schritt.    



Angekommen auf dem Platze,                
sieht man hoch auf einem Pfahl              
wohlgeschmückt den stolzen Vogel –
Thronanwärter leiden Qual! 
                     
Schuss auf Schuss wird abgefeuert,
bis das Holzvieh bricht entzwei.    
Jubelnd heben Untertanen            
hoch den König mit Geschrei.        
Der darf nun das Zepter führen     
für ein Jahr, so will's der Brauch.  
Und der Festball muss gelingen –
zahlen darf er den ja auch.            



Schnell ist so ein Jahr vergangen,
denn die Zeit verstreicht rasant.    
Öfter ging ein Königspärchen        
auch durchs Leben Hand in Hand.

Doch im weitren Eheleben             
fragt sich, wer das Zepter schwingt,
denn nur dauernd zu befehlen      
selbst dem König nicht gelingt.
Möglich, dass der Herr der Krone 
unterm Ehejoche stand –     
diese Untersuchung – leider!
die versickerte im Sand …   




© lillii (L-R, im Juli 2017)
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Der Sammelbegriff "Brauchtum" besagt natürlich, dass ein Brauch nie allein dasteht, und so ist es auch bei uns im Münsterland! Deshalb werden zu diesem ersten Beitrag einige Fortsetzungen in loser Folge dazukommen, die sich diesen Themen widmen:
die Pingsterbrut; der Kroamstuten; Drei-Königs-Singen; Jubiläen und Feste "im Hook".

Sonntag, 23. Juli 2017

Herz-Schmerz (2+3) – trotzdem verreimt

 Eine junge Frau besucht einen kranken Mann in der Hoffnung, ihn durch ihre Liebe zu heilen.
Farb-Lithografie (Steindruck) von Jean-Baptiste Adolphe Lafosse (Paris 1810/4?-1879)
nach Paul-Emile Destouches (1794-1874).
Iconographic Collection 563331i, United Kingdom; Liz.: CC BY-SA 4.0 (2014)

 "Herz-Schmerz" (2+3) – trotzdem verreimt …
       (… und einer Lyrik-Sünde entkommen!)

Herz-Schmerz (2) – als Canzone toscana

Wann sagte ich es Dir, du mir Vertraute,
dass ich dich fühle wie mein eigen Herz 
und mich ganz unbegreiflich nach dir sehne? 
Du bist die lange schon von mir Geschaute,
doch statt der Antwort hörte ich den Scherz,
ob aus dem Fenster ich zu weit mich lehne.
Ich lauschte dir, Sirene;
empfand nach deinen Worten feinen Schmerz,
den mit Vernunft und Wollen man nicht zähmt 
und der so nachhaltig den Willen lähmt.


Herz-Schmerz (3) – als Sonett, deutsch

Um dich geht lange schon mein heftig Werben,
jedoch vernehm ich stets nur deinen Scherz – 
mit dem du zufügst mir so manchen Schmerz,
doch nie gelingt, die Hoffnung zu verderben.

So rasch wie sich der Himmel kann verfärben,
kommt auch zur einen noch die andre Terz –
im Dreiklang schlägt es dann für dich, mein Herz,
wie könnte auch das Liebeshoffen sterben?

Wir gehen oftmals zaudernd unsern Weg,
erst recht, wenn wir die Liebe finden wollen –
und Vorurteil gleicht einer Hypothek!

Was wir im Zweifelsfalle machen sollen?
Ganz einfach auf die innre Stimme hören
und auf das Heil der wahren Liebe schwören.

© elbwolf (WH, Juli 2017)
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Nachgehakt:
Im Vorgänger-Beitrag "Herz-Schmerz (1) – zu oft verreimt" war mit Bezug auf das Standardwerk des Sprachpflegers J. V. Stummer ein Argument vorgebracht worden, dass eine Doch-Noch-Herz-Schmerz-Reimung passabel sein könnte. Dazu müssten die fraglichen Reime nur weit genug voneinander entfernt stehen, damit sie kaum als aufeinander (direkt bzw. unmittelbar) Bezug nehmend wahrgenommen würden.
Oben in der Kanzone mit der Reimstruktur "ab1cab2ccb3dd" steht das Reimwort b3=Schmerz erst in der 6. Zeile nach b1=Herz und reimt "wahrnehmbar" nur auf b2=Scherz.
Unten im Sonett mit der Reimstruktur "ab1b2a ab3b4a cdc dee" steht das Reimwort b4=Herz erst in der 4. Zeile nach b2=Schmerz und reimt "wahrnehmbar" nur auf b3=Terz (und erst recht nicht auf b1=Scherz).

Was am Beispiel zu verdeutlichen hier als Aufgabe gestanden hatte …
(Mir persönlich gefällt meine Kanzone aber besser als das Sonett.)

Freitag, 21. Juli 2017

Herz-Schmerz (1) – zu oft verreimt …

"Vogel Selbsterkenntnis" im Tiroler Volkskunstmuseum (Innsbruck, ehem. Franziskanerkloster)
Foto & ©: Javier Carro, 26.08.2006; Quelle: wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0
Eines der berühmtesten aber allegorisch rätselhaften Exponate (~ 17. Jh.) des Museums.
Der Vogel meint: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" (Kant)

 "Herz-Schmerz" (1) – zu oft verreimt …
       (… eine unter vielen Lyrik-Sünden!)

Was reimt sich eigentlich auf was?
Das regelt meistens ein Erlass,
gemäß dem reimt nur dies auf das!
Selbst wer schon war auf dem Parnass,
der reimt nicht einfach frisch vom Fass:
die Füße werden zu schnell nass!

Was ist ein abgedroschner Scherz?
Wenn einer trägt der Liebe "Schmerz"
als Weh der ganzen Welt im "Herz"!
Als wenn da einer trüg den Nerz
nicht hals-wärts, sondern unterm Sterz – 
den Dreiklang macht die zweite Terz! 

Was fängt sich sonst im Wörter-Sieb?
Was wär dir denn so gar nicht "lieb" – 
wenn stets sich jemand um dich "trieb"?
Den setzest du schon aus Prinzip
schach-matt mit gut gezieltem Hieb 
und hörtest nie mehr sein Gepiep! 

Dir wird allmählich jetzt bewusst,
was hier zu lesen du gemusst,
empfändest du als starken "Frust", 
der ziemlich dämpft der Sinne "Lust".
Ach sei ein bisschen mehr robust
und nimm zum Ausgleich was zur Brust! 

Ein Reim ist immer gut und schlicht, 
egal, wovon er zeugt und spricht. 
Wie sehr auf ihn du auch erpicht – 
du wahrst auf jeden Fall Gesicht,
machst du dir eins zur steten Pflicht:
vermeidest strikt den Pfui-Reim "nicht"! 

© elbwolf (WH, Fassung Juli/2017)
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Nachgehakt:
Der herausragende Sprachpfleger J. V. Stummer (1910-81, Linz) warnt in seinem Standardwerk "Vers – Reim – Strophe – Gedicht" vor dem Bilden schlechter Vollreime und zählt auch die total "abgenützten Reime" dazu (S. 73), insbesondre also ein Vorkommen solcher Reimwörter in Paarreimen – wie oben provokant bis nervtötend dargestellt.
Andererseits findet sich bei Stummer (Diskussion der Sonett-Struktur, S. 121) die Aussage, dass dort "die Reime nicht weiter als drei Zeilen voneinander entfernt sein" sollten. Das ist zwar auf die beiden Sonett-Terzette gemünzt, aber doch ganz offensichtlich ohne Abstriche verallgemeinerungsfähig! Hieraus ließe sich ein Notnagel für die Doch-Noch-Herz-Schmerz-Reimung ableiten: wenn die Reime nur weit genug voneinander entfernt stünden, würden sie kaum als aufeinander (direkt bzw. unmittelbar) Bezug nehmend wahrgenommen.
Machen wir doch, geneigter Leser, gemeinsam die Probe aufs Exempel:

Wenn einer trägt der Liebe Schmerz 
nicht nur herum wie einen Scherz,
als wenn er trüge einen Nerz
nicht halswärts, sondern unterm Sterz – 
der fühlt das Weh der Welt im Herz.
Den Dreiklang macht die zweite Terz.

Dienstag, 18. Juli 2017

Wagemut

Regenbogen bei Sopot in Polen im Juni 2015
Autor: Joergsam,
21.06.2015, 19:12:53; Quelle: wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 4.0 Int.

 Wagemut

Wage ihn
den Tanz auf dem Regenbogen

wage es
in ein neues Schweben zu geraten;
über eine schmale Brücke zu gehen;
beflügelnde Träume zuzulassen.

Wage ihn
den Aufbruch
auf federnden Füßen
mit aufkeimender Hoffnung

wage es
auf neuen Wegen!

© lillii (L-R, 28.06.2017)

Samstag, 15. Juli 2017

Juli – ein Monatsbild

Gerard Horenbout u. a.: Breviarium Grimani, Monatsbild Juli (Buchmalerei/Pergament, ~1510)
Standort: Nationale Markusbibliothek, Venedig; Quelle: wikimedia.commons; gemeinfrei.
In der Landwirtschaft war der Juli der arbeitsreichste Monat: Heumahd, Höhepunkt der Schafschur,
Ernte des Wintergetreides unter Mithilfe der gesamten Dorfgemeinschaft – und die Kehrseite dazu:
die Abgabe des Getreidezehnten an den Grundherrn am Tag der hl. Margarete, dem 13. Juli.

Juli – ein Monatsbild

Ab Juli gibt uns die Natur zurück,
was wir zuvor an Mühen aufgewendet –
doch sieht es auch nicht nach Geschenken aus,
was sie uns da voll Großmut scheinbar spendet.

Die Schafe haben Wolle angesetzt:
die werden in der Schur sie nun verlieren.
Dann dreht die Spindel wieder sich ein Jahr;
aus Garn wird Stoff – und niemand wird erfrieren.

Getreide mäht gemeinschaftlich das Dorf
und überlässt nur Weniges den Nagern;
der Hunger plagt zu oft das Arbeitsvolk –
da muss man sorgfältig das Saatgut lagern.

Zudem gehörte vom Ertrag der Zehnt
dem Grundbesitzer mit den saubren Händen.
Das ist dem Staat auch heute ja nicht fremd:
nur lässt er's bei dem Zehnten nicht bewenden.
./.
Den Namen trägt der Monat schon seit Rom,
erinnert an den Staatsmann und Cäsaren
und scheint im Lauf der Zeit nicht abgenutzt –
was lässt sich sonst Jahrhunderte bewahren?

© elbwolf (WH, 10.07.2017)
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○ Link auf eine populäre Darstellung des Juli in mittelalterlicher Zeit.
○ Link auf eine Sammlung Lyrik- und Prosa-Titel über den Juli.

Mittwoch, 12. Juli 2017

Mundart-Verse (4) – Westerzgebirgisch (Matthias Fritzsch als Gast)


Notabene: Fortsetzung der losen Folge von Gedichten, die ihre Verfasser/Innen in Mundart schreiben. Der Begriff mag für Sprachwissenschaftler etwas unscharf sein – hier steht er für Gedichte, die man in solcher "Würze" nur in "Regionalsprachen" findet. Auch sind sie den formalen poetischen Auflagen durch das Hochdeutsche weit weniger (oder nicht) verpflichtet.
Für Unkundige, die gar manches Mal "begriffsstutzig" sein würden, gibt es heute und hier zwar keine hochdeutsche Übertragung, aber doch eine ganze Reihe Worterklärungen.
Blick von der Joachimsthaler Straße auf Breitenbrunn im Erzgebirge; 660 m ü. NHN
Autor: Hejkal, Mai 2004; Quelle: Wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 3.0
 Matthias Fritzsch …
… begrüßt auf der Seite "Literatur im Erzgebirge" Leser und Autoren mit den Worten:
"Neies schaffen un des Alte bewahrn / is unner Aliegn un innigster Drang,
du mei arzgebirgische Haamit / in Mundart und Gesang."
Er selbst stellt uns neben zwei Mundartgedichten aus Paarreimen einen Liedtext vor, der zum Repertoire von Volksmusik-Gruppen gehört.
Wir übertragen die Verse nicht ins Hochdeutsche – erklären aber Dialektworte:
???  "allaa dorham" - "e mol e weng" – "ka fei" – "Haisle" – "Schänners"  ???
Jeweils neben den Originalen stehen rechts die Lösungen zu diesen Rätseln!


De Kur
oder de Fried un dor Kar

De Fried, die is zor Kur gefahrn, allaane nauf zor See.
Vierzehn Tog, e lange Zeit, dor Abschied tat fei weh!
Dor Kar, dar blieb allaa dorham, des is nu halt mol su,
de Zeit ging aber fix vorbei, de Fried, die war fei fruh!
Mit ihrn Gepacks do fuhr de Fried is Dingel wieder ro,
zun Bahhuf nauf, do stärzt dor Kar un hult se dort'n o.

Von weiten hot de Fried gewedelt aus'n Fanster raus,
dor Kar winket net zerück, er mahnt, 's sieht albern aus!
Dor Zug hielt a un mit de Koffer steigt se aus, de Fried
un läft in Richtung Ausgang hie, dort wu ihr Kar rümstieht.
Nu endlich hot sich aah dor Kar e mol e weng bewegt,
er schnappt de Koffer un hot Na, wie war's?" gefregt.

Ganz entsetzt sat glei de Fried: Nu des ka fei net sei!
Ich war zor Kur, bie endlich do, fällt dir nischt wetter ei?
Guck nüber, of'n Bahsteig drübn e Ma un seine Fraa,
die schmatzn do in aaner Tour; schie, denne zuzesah.
Worüm, frog iech, machst du's net su wie die zwee dort?"
Dor Kar: Ne, du kimmst aah eham un die drübn fährt fort!"
Die Kur oder
Frieda & Karl

an die See
sehr
allein |mal so
froh
Weg zurück
holt sie ... ab

gewunken
meint
hielt an
läuft
ein bisschen
gefragt

kann doch
weiter
ein Mann
küssen |zu-
       \zusehen
ja heim


Kumm fahr miet nauf ins Arzgebirg

De Woch die gieht ze End
un jeder schafft un rennt.
Is Wochenend kimmt ra;
was stell ich wieder a?
Su mancher hot sei Plog,
für mich gibts do ka Frog.
Ich find des halt mol schie,
naus Wannern ze gieh.
In Rucksack pack ich ei,
tu was ze Assen nei.
De Wannerschu fix na,
dos endlich lus gieh ka.
Ich hob e gruße Frad,
is Wannern agesat.
Ich find des halt mol schie,
naus Wannern ze gieh.

Refrain:
Kumm fahr miet nauf ins Arzgebirg, mir wolln dort wannern gieh.
Im Schriet un Triet am Faldwag lang, an Bachle wunner schie.
Kumm fahr miet nauf of Bargeshöhn, durch Täler weit zengst hie,
durch unner schienes Arzgebirg, kumm lasst uns wannern gieh.


Of'n Barg stieh

Wenn ich ubn of'n Barg stieh un ins Land nei saah,
is des, wos mich bedrückt, of aamol nichtig un klaa.

Su weit mor saah ka: Mei Arzgebirg, su wunnerschie,
mit Täler un Höhn, Falder un Wiesen im saftigen Grü.

De Stroßen, de Haisle im Tol wie Spielzeig su gruß
un de Barg ringsrüm, dor Blick lässt mich nimmer lus.

Su of'n Barg ze stieh, wos ka's noch Schänners gabn!
Aber mor stieht halt net immer of'n Barg in senn Labn.
Auf dem Berg
              \stehen
oben auf |schau
klar

man sehen kann
Felder

Häuser
los

Schönres geben
in seinem Leben

© Matthias Fritzsch
"Mit enn herzlichen "Glück auf!" aus'n westlichn Arzgebirge!"
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Unsere heutiger Gast, Matthias Fritzsch, wurde 1956 geboren, ist in Raschau aufgewachsen und lebt seit 1988 in Zwickau. Er begann 1992 in westerzgebirgischer Mundart gereimte lustige Gedichte, darunter singbare, und Kurzgeschichten zu schreiben. Er tritt damit bei zahlreichen Lesungen in Vereinen, Schulen und öffentlichen Veranstaltungen im gesamten Erzgebirge, im Vogtland und auch darüber hinaus auf. Er hat Veröffentlichungen in einer Reihe von Zeitungen, Zeitschriften, Heimatblättern und Kalendern. Matthias Fritzsch hat sechs Bücher herausgebracht und ein Dutzend Mundartlieder getextet und komponiert. Seit 2010 ist er Mitorganisator der Erzgebirgischen Mundarttage des "Erzgebirgsverein e.V." und gehört zur Erzgebirgsgruppe "De Rödelbachtaler" aus Kirchberg (s. Abb., rechts).
./.
"Erzgebirgisch (oder auch Aarzgebèèrgsch) ist ein deutscher Dialekt, der vor allem im mittleren Erzgebirge, aber auch im Oberharz in Niedersachsen, gesprochen wird. Er ist bisher nur wenig sprachwissenschaftlich erforscht. Aufgrund der hohen Mobilität der Bevölkerung und des damit verbundenen starken Kontakts zum Obersächsischen, der großen Abwanderungsrate und nicht zuletzt auch aufgrund seiner geringen Verständlichkeit gegenüber anderen Dialekten verringert sich die Sprecherzahl immer mehr.
Das Erzgebirgische wird heute in den Landkreisen Mittelsachsen (hier nur noch im Süden), Zwickau (im Südosten sowie in Lichtenstein) sowie hauptsächlich im Erzgebirgskreis gesprochen." (zitiert nach institut-sks; die kartografische Darstellung zeigt, dass im Erzgebirge die Naturräume und die mundartlichen Gebiete
nicht deckungsgleich sind!)