Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

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Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Mittwoch, 29. Januar 2020

Tierkreiszeichen/01: Wassermann findet Wasserfrau (Teamwork)

Als wir zur Verabschiedung des alten Jahres schon einmal ein solches Bilder-Tableau entwarfen – und zwar zum doppelgesichtigen Janus – entstand der Gedanke, es monatlich über ein Jahr hinweg mit den Tierkreiszeichen genauso zu versuchen und mit einem "Ulk"-Horoskop zu verbinden. Zudem fiel uns auf, dass von den zwölf Tierkreiszeichen die Mehrzahl (nämlich acht) ohne weibliches Pendant sind, die Jungfrau unbemannt ist, die letzten drei dagegen (modern aufgefasst) geradezu divers wirken. Anfangs bringen also wir eine "Wasser"-Frau ins Spiel.

Wassermann / Aquarius
vom 21.01.2020 ← gültig → bis 19.02.2020


"Ich, Ganymed, Mundschenk und Liebling der griechischen Götter, wurde von Zeus selbst als Sternbild in den Tierkreis am Himmel versetzt und bin seitdem schlicht 'der Wassermann'. Das passt mir als einem Vielgeliebten schon geraume Zeit nicht, denn ich mag sehr viel mehr die Frauen.
Die wissen natürlich von meinen vergangenen Beziehungen, so dass ich mir immer nur welche rauben kann. Auch die Wassermänner sollen nicht aussterben - nämlich! Die Römer handhabten es mit den Sabinerinnen ja ebenso, und auch der hiesige Volksglaube weiß in seinen Liedern um meine Bedürfnisse: "Als wir jüngst in Regensburg waren“, "Es freit ein wilder Wassermann um Lilofee“ usw. usf.
Einer Frau muss man als Mann natürlich etwas bieten, logo! Ich habe im Bild festgehalten, wie ich die (jetzige) Meine gerade mit einer modernen Erfindung in Versuchung bringe – Berieselung per Dusche …
Schluss mit dem Wasserschleppen und wieder mehr Zeit für eine ganz normale Beziehung haben – ich gehe voran mit einer reinen, klaren Liebe."


Fast überall brennt es ja heut in der Welt,
Und man weiß nicht mehr, was dagegenhält.
Es fehlt ganz entschieden ein mythischer Mann,
der das Wasser riechen und herbringen kann.
Man hat dieses Wesen bereits auch entdeckt,
und wissenschaftlich ist durchgecheckt,
dass seine Vermehrung die Krisen mindert -
falls man ihn nur bei der allerschönsten Sache der Welt nicht andauernd behindert.
/letzter Vers ist mir etwas lang geraten - ich weiß/

© Manfred Albert a. G.

© Manfred Albert a. G.: originale PC-Grafik, 01/2020
"Wassermann hat für Wasserfrau die Dusche erfunden"
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Quellen zu den Bildern im Wassermann-Tableau ganz oben
(sämtlich lizenziert und via wikimedia.commons):
links:  Sternbild des Wasserträgers, Foto: till Credner, 17.07.2004; © CC BY-SA 3.0.
oben:  am linken Portal der Kathedrale von Amiens; Foto: Vassil, 18.04.2007.
unten: Book of Hours, the Fastolf Master, Bodleian Library, Oxford, ~ 1440-1450.
rechts: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz; Faltkalender ~1400
Die PC-Grafik wurde vom Autor mit einem eigenen Grafikprogramm erstellt.

Samstag, 25. Januar 2020

Fortune – Vermögen – Zufall – Glück

Hans Sebald Beham (1500-50): Fortuna (1541);
Privatsammlung; Foto: Yellow Lion, 2006;
via wikimedia.commons; Liz.: CC-BY 4.0.

Fortune – Vermögen – Zufall – Glück

Deine Welt ist nicht die meine!
Ich werd andre Wege gehen,
du kannst meine nicht verstehen –
jeder geht für sich alleine.

Gilt die Welt allein dem Scheine –
dieser Glimmer wird verwehen:
der wird vor dem Nichts dann stehen,
wer nicht kommt mit sich ins Reine.

Wer sich mag für groß auch halten –
seine Taten, sein Gehabe –
Meinungen sind da gespalten.

Freu sich jeder seiner Gabe!
Denn trotz allem Gut und Geld –
man ist nur ein kleiner Held.

© Luzie-R.
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 Bildbeschreibung:
A winged woman holding a palm branch in her right hand and a spinning wheel with a small man perched on top in her left, walks past a globe, while a ship with billowing sails is passing by in the background; allegorical figure representing Fortune; first state of six. A fine impression, the monogram and date under-inked and printing faintly, a small abrasion at top left corner. [zit. Wikimedia Commons]

Mittwoch, 22. Januar 2020

Korsisches Klagelied - nach Gregorovius

Jacques-Louis David (1748-1825): Die letzten Augenblicke des Michel Lepeletier.
Gestochen von Pierre Alexander Tardieu (1793; Detail);
via wikimedia.commons; gemeinfrei.

Legende
Bei einer Reisevorbereitung geriet mir das Merianheft über Korsika (2/1980) in die Hände. Dort fand ich ein vom deutschen Schriftsteller und Historiker Ferdinand Gregorovius (1821-91) mitgeteiltes korsisches Klagelied.
Gregorovius hatte 1852/53 drei Monate lang die Insel durchwandert und seine Eindrücke 1854 in einer zweibändigen Ausgabe "Corsica" beschrieben. Damals gab es noch die Vendetta, die Blutrache für erlittene Beleidigung der Ehre oder der Familie. Eigenartigerweise stachelten die weiblichen Familienmitglieder ihre Ehemänner, Brüder oder Söhne an, solche Unbill nicht auf sich sitzen zu lassen – und schon war ein nicht enden wollender Kreislauf in Bewegung gesetzt. Dafür beweinten sie aber auch jeden heftig, der um sein Leben gekommenen war.

Ein solches – noch an die Antike gemahnendes – Klagelied nach gewaltsam erlittenem Tod hieß Vôcero – im Unterschied zum Lamento nach natürlichem Tod. Gregorovius notierte sich in den insgesamt 8 verschiedenen Dialektgebieten Korsikas eine Reihe Vôcero und nahm sie auch in sein Buch auf.
Das hier von mir wiedergegebene Vôcero widerstand anfangs meinem Verständnis, so dass ich mich länger mit ihm auseinandersetzte. Da ja Gregorovius selber beim Sammeln der Lieder diese nach eigenem Ermessen nachgedichtet haben musste, hielt ich es für statthaft, dem heutigen Informationsbedürfnis noch ein wenig mehr entgegenzukommen und deutlicher die verwandtschaftlichen Beziehungen und Erwartungen auszudrücken.


Korsisches Klagelied – nach Ferdinand Gregorovius
– Vôcero –
Klagelied im Dialekt von Niolo der Maria Felice von Calacuccia
auf den gewaltsamen Tod des letzten oder einzigen Bruders

Als ich spann an meiner Spindel,
Hörte ich's wie Donner schallen:
War der Schuss aus einer Flinte;
Tat im Herz mir widerhallen,
Schien mir doch, als ob er riefe:
Lauf, dein Bruder ist gefallen.

In die Kammer schnell gesprungen,
An das Fenster, das stand offen.
Hab' ins Herz den Schuss empfangen,
Schrie: er fiel zu Tod getroffen.
Selbst bin ich nicht auch gestorben
Um des einen, einzig Hoffen:

Muss mir eine Waffe kaufen,
Will in Hosen mich verkleiden,
Zeigen will ich nun dein Bluthemd.
Bleibt mir doch zu diesem Leiden
Niemand mehr, der seinen Bart sich
Nach der Rache könnte schneiden

Sprich, wen würdest du dir wählen,
Die Vendetta zu erwerben?
Deine Mutter? Liegt zu Tode;
Schwester Mari will sie erben,
liegt ihr Bruder doch im Grabe:
Der soll ohne Blut nicht sterben.

Nichts blieb dir von deinem Stamme
Als die Schwester, diese eine,
Keine Vettern gleichen Blutes,
Nur die Waise, sie alleine –
Zu vollziehen die Vendetta
Ist sie besser noch als keine.

elbwolf (18.01.2020)
(für metrische Ausrichtung und besseres Verständnis
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Legende zu einem Vorgang historisch-politischer Blutrache:
Als Lepeletier, der am 17. Januar 1793 für die Hinrichtung Ludwig XVI gestimmt hatte, drei Tage darauf in seinem Stammrestaurant zu Abend aß, stach ihn ein ehemaliger Soldat der königlichen Leibgarde für die Zustimmung zur Hinrichtung des Königs nieder. Lepeletier verstarb kurz darauf. Als Erstem gewährte ihm der Nationalkonvent ein Staatsbegräbnis im Pantheon. Robespierre forderte in einer Rede: "Die Mörder Marats und Lepeletiers müssen ihre schrecklichen Verbrechen sühnen, … müssen mit ihrem Blut für das Blut unserer Brüder zahlen …"
Im Auftrag des Konvents malte David zwei Bilder, die die Ermordung von Marat und von Lepeletier als zweier Helden der Revolution stilisierten. Nach dem Sturz Robespierres ein Jahr später wurde Lepeletier aus dem Pantheon entfernt, das ihm gewidmete David-Bild vernichtet. Erhalten ist nur dieser Stich von Tardieu nach dem Gemälde. 
Zum engerem Motiv der Blutrache fand sich sonst selbst andeutungsweise kein Bild.

Freitag, 17. Januar 2020

Stadtlyrik/5 – Im Taxi (Perdita Klimeck a. G.)

Nächtliche Taxifahrt durch die Wilhelmstraße in Tübingen
Urheber+©: Dktue, 15.02.2019; via wikimedia.commons; Liz.: CC0 1.0 

Im Taxi

Autoscheiben leicht getönt
lassen Mond in blau erscheinen.
Formvollendet steht das blanke Rund
mehr als erhaben,
fast majestätisch schon,
über meiner Stadt.

Es lockt der Schlaf,
doch bindet Blick
mir das Ersehnte.
  
Das Farbenspiel der Ampeln,
Leuchtspuren auf dem Regennass
schwarzen Asphalts.
Durch leises Motorrauschen
hör ich das stete Klacken
des Taxameters.
Ab und an streift mich
der Blick des Fahrers
und Worte, unausgesprochen,
hängen in der Luft.
 
Wozu auch reden,
zwei Fremde in der Nacht,
die nur durch Zufall
nebeneinandersitzen.
 
Und den selben
blauen Mond betrachten.


© Perdita Klimeck

Montag, 13. Januar 2020

Monatsbild Januar mit "La Belle Jardinière"

Eugène Grasset (1845-1917): Monatsbild Januar ("La Belle Jardinière", 1896)
via wikimedia.commons; gemeinfrei

A young woman with a kerchief over her head and a long
brown dress shovels snow away from the garden path.
Behind her a fountain with frozen water. Upper right: JANVIER
/Text laut Grafik-Slg. des Smithonian Design Museums/


Monatsbild Januar mit der
'Belle Jardinière' von Eugène Grasset

Silvesterknaller sind nun längst verglüht;
das neue Jahr, es hat bereits begonnen;
auf Gartenarbeit wird sich bald besonnen,
so dass im Mai es wieder grünt und blüht.

Die Gärtnerin sich mit dem Graben müht –
mit einem Spatenstich ist nichts gewonnen;
zum Ende hin sind Stunden schnell verronnen;
und solche Arbeit, sie ist nie verfrüht.

Der Boden ist noch kalt und teils gefroren;
doch für das Frühjahr gilt es früh zu planen;
das haben Gärtnerinnen sich geschworen.

Die Zeit ist nah, wir schon den Frühling ahnen,
und was zu tun ist, tun sie mit Elan –
zur eignen Freude und nach Jahresplan.

© lillii (Luzie – R)
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Zum Künstler:
Eugène Samuel Grasset (* 25. Mai 1845 in Lausanne; † 23. Oktober 1917 in Sceaux bei Paris) war ein schweizerisch-französischer Bildhauer, Maler und Illustrator der Belle Époque und Wegbereiter des Jugendstils. Seine grafische Serie "Die Schöne Gärtnerin" war ein Welterfolg.

Donnerstag, 9. Januar 2020

Sie schmollt gerade – auf Watteaus "La Boudeuse"

Antoine Watteau (1684-1721): La Boudeuse, 1718
Eremitage; via wikimmedia.commons & The Yorck Project № 10175; gemeinfrei.*)

Sie schmollt gerade
– auf Watteaus "La Boudeuse" –

Auf einmal fühlte sie den Schmerz –
und war doch grad noch rumgetollt;
sie hatte rasch und wie im Scherz
sich hingesetzt. Sie sitzt und schmollt;
der Zweifel nagt, ob ein Roman
wohl lohnend wär mit dem Galan …

Er hatte sie mit manchem Scherz
das lange Fest herumgeschwenkt
und fühlte plötzlich, dass ein Schmerz
aus der erstrebten Bahn sie lenkt;
jetzt fragt verwirrt sich der Galan,
ob es noch käme zum Roman …

Er sucht den Blick in ihr Gesicht,
sie sitzt nur halb ihm zugewandt –
wer geht mit wem hier ins Gericht,
wer hat den anderen verkannt?
Den Busen, im Jabot versteckt,
denkt sie, den hat er längst entdeckt.

Wie lange dauert solch Gericht,
eh Urteile gesprochen – sag!
Schaut man erneut sich ins Gesicht,
vermutend, dass man sich noch mag?
Weil Reizvollstes noch nicht entdeckt,
da es sehr sorgfältig versteckt?

Ob nicht am Ende jeder wollte,
dass keiner länger schmollen sollte …

© elbwolf (08.01.2020)

Antoine Watteau (1684-1721): Die Figurengruppe von "La Boudeuse" im Detail
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*) Der französische Bildtitel "La Boudeuse" wird in der Kunstgeschichte mit "The Capricious Girl" (en), "Die Schmollende" (de), "Капризница" (ru) übersetzt.
Standort des Gemäldes ist die Eremitage, St. Petersburg; via wikimedia.commons & The Yorck Project (2002), № 10175.

Sonntag, 5. Januar 2020

Zum Dreikönigstag

El Greco (1541-1614): Die Anbetung der Könige (~1568); gemeinfrei.
Museo Soumaya Plaza Carso, Mexiko-Stadt; via wikimedia.commons.

Zum Dreikönigstag

Drei weise Männer suchten ihren Herrn,         
der ihnen von dem Engel einst verkündet;     
geleitet wurden sie durch einen Stern,            
der in den Nächten vorher ward entzündet.   

Sie fanden ihren Herrn in einem Stall –          
war dies der Herrscher übers Weltenall?       

Auch heute ziehen Könige durchs Land         
und bitten für die Menschen in der Not –        
nun lasset sie nicht stehen, gebt ein Pfand,  
denn vielen Menschen fehlt ein Stückchen Brot.

© Luzie-R. (Januar 2020)

Die Könige (in Überzahl) sind in meinem Münsterland angekommen!
(eigenes Foto der Verfasserin vom 4.1.2020)
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Die El-Greco-Abbildung steht auch in Hochauflösung mit 3.870 × 3.202 Pixel als MIME-Typ tif mit 35,48 MB zur Verfügung.