Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Freitag, 25. Februar 2022

Männer lesen/02 – "Ein Mann Ein Buch"

Grafik: Gerd Altmann – Pixabay Licence – freie Nutzung zugesichert!

Vom modernen Mann wird heute viel erwartet. Er soll im Haushalt helfen, die Windeln wechseln, der Frau zuhören können und dergleichen mehr. Gibt es noch die Männerdomäne oder bleibt das ursprüngliche Bild vom starken Mann auf der Strecke?

 

Der Mann im Haus

Wozu brauchts einen Mann im Haus?
Der Buchautor setzt nichts voraus,
beschreibt jedoch gleich vorn im Buch
das Cocktail-Mixen bei Besuch.

Der Mann, der wirklich sich was traut,
der lernt auch, wie man Biere braut,
und meistert selbst die Wissenschaft
zu braten Steaks in ihrem Saft.

Erst wer die Wohnung tapeziert,
der weiß, wie man Geduld verliert;
und wer Beton zu lange bohrt,
dem in der Hand der Bohrer schmort.

Treibt dich Belastung fast zum Wahn –
spiel mal elektrisch Eisenbahn;
die ist zwar für den Sohnemann,
doch jetzt bist du erst selber dran.

So geht es weiter kunterbunt,
das Buch ist fester Untergrund;
bist du beim Buchkapitel zehn,
wird jeder dich als Mann verstehn!

© gitte (15.02.'22)

Montag, 21. Februar 2022

Monatsbild-02v2022: Wetterkapriolen

Wetterkapriolen                                                                  © eigenes Foto der Verfasserin
/ es ist noch Februar, keinesfalls April! /


  Februars Wetterkapriolen


Ein kleiner Monat mit sehr kurzen Tagen
ist Februar, dazu stets kalt und grau;
da hat der strenge Winter noch das Sagen,
und selten ist zu sehn des Himmels Blau.
Was dann noch folgte, machte fassungslos:
ein Hagelschauer ... der war ganz furios.

Bald drauf – der Äther wieder voller Farben …
die Kolorierung einfach grandios;
Momente nur, die allzu schnell erstarben –
das Handy hielt sie fest ganz mühelos.
Die Strahlen hat uns Helios geschickt,
dass jeder diese Malerei erblickt.

Natur und höhre Macht sind nicht zu trennen;
das sollten wir beachten  – nicht verkennen!

© Luzie Rudde

Mittwoch, 16. Februar 2022

Geschichte eines Sonetts, Teil 2(2) – nach Azevedo (Übertragung aus dem Portugiesischen)

 Rückblick auf Teil 1 (siehe 11. Februar):

Der 23-jährige Ludgero Baptista hatte sich Hals über Kopf in die noch junge stadtbekannte Schönheit Laura Rosa verliebt, die Kommandanten-Gattin. Um ihre Aufmerksamkeit zu erringen und die Verehrer auszustechen, schrieb er ein gefühlvolles Sonett – setzte aber in unverzeihlicher Weise Lauras Namen in eine der Strophen und seine Initialen darunter. Die Verse erreichten zwar ihr Ziel, aber für den jungen Mann folgte gar nichts weiter. Nach langer Wartezeit schlug er sich die Sache aus dem Kopf, erlernte einen Beruf und wurde erfolgreicher Fabrikant.

’∕‚

Mit 37 Jahren verspürte Ludgero dann doch den Wunsch, eine eigene Familie zu gründen. Bei Freunden lernte er Blandina kennen, eine interessante, etwas romantische junge Frau von 23. Kurz – sie heirateten. Nach über zehn sehr glücklichen Jahren begann Ludgero, nun fast 50, sein einsetzendes Alter gegen Blandinas anhaltende Jugendlichkeit kritischer zu sehen, er "wurde unruhig und beobachtete mit eifersüchtigen Augen, was um ihn herum geschah".
Und tatsächlich fand er heraus, dass um sein Haus ein sehr junger Mann herumlungerte. Zufällig sah er auch, wie der an einer Hausecke dem Koch einen Brief übergab. Ludgero versteckte sich und "fing das Schreiben genau in dem Moment ab, in dem es aus den Händen des Vermittlers an seine Frau überging". Blandina erschrak, brach in Tränen aus, beteuerte ihre Unkenntnis, wer der Absender sei und schwor, "dass sie diesen Brief ungeöffnet zurücksenden würde!" Aber Ludgero durchkreuzte – zitternd vor Aufregung – dieses Ansinnen: er zerriss den Umschlag – und fand darin ... ein Gedicht, dessen erster Vers so ging:

Seit jenem Tag, als ich voll Glück und Staunen ...

Auf einen Blick und mit unfassbarem Erstaunen erkannte Ludgero sein eigenes Sonett, das er vor über 25 Jahren Laura Rosa hatte zukommen lassen und das nie beantwortet worden war. Und natürlich lautete der seinerzeitige Vers des Anstoßes nun

Oh schöne Blandina, den erbet'nen Kuss, ...

was den Rhythmus störte – ein Poet war der junge Mann also auch nicht!

Ludgero lachte befreit auf, kramte sein Sonett aus einer alten Schublade vor, zeigte es seiner Frau und eröffnete ihr, dass er "früher" selber Verse geschrieben habe. Damit war die "Affäre" aus der Welt, ehe sie zu einer geworden wäre; nun aber kam auch noch der Schalk zu seinem Recht.

Ludgero dichtete für seine Blandina ein Antwort-Sonett an den "Kopisten", ließ es von ihr in ihrer Handschrift abschreiben und übergab es dem jungen Mann persönlich, als er ihn das nächste Mal ums Haus schleichen sah:

’∕‚

RESPOSTA

Para satisfazer ao seu pedido,
Na parte da denúncia e não do beijo,
Revelei a meu dono o seu desejo.
Os versos entreguei a meu marido.

Este em vez de ficar enfurecido,
E de agarrar um ferro malfazejo,
Tomou a coisa á conta de gracejo,
E pôs-se a rir como um perdido!

Pois se e ele o autor do tal soneto!
O senhor copiou-o da Nova Aurora,
Estragando-lhe apenas um quarteto...

Ele, que a Musa já mandou embora,
Cede-lhe os versos (discrição prometo),
Mas não quer sociedade na senhora.



ERWIDERUNG

Bei dem Ersuchen, das Sie an mich stellen,
erübrigt sich die Bitte nach dem Kuss;
und weil ich meinem Mann nichts beichten muss,
wollt' er nach Ihrem Vers ein Urteil fällen.

Um sich die Laune selbst nicht zu vergällen
jedoch zu knacken diese harte Nuss,
nahm er's für einen Scherz – so sein Entschluss;
befreites Lachen hört ich gleichsam quellen.

Er dichtete vor Jahren dies Sonett –
das Sie zu Unrecht lediglich kopierten.
Nun drängt er Sie zu eigenem Quartett!

Die Muse zählt ihn nicht als Motivierten;
Ihr Vers entschädigt ihn – ich schweig honett.
Auch wünscht er nicht, dass wir uns je liierten!

© W. Herrmann (12.02.2022), für die freie
Übertragung aus dem brasilianischen Portugiesisch

’∕‚

Die Androhung einer Tracht Prügel, falls sich der Jüngling nochmals blicken lassen sollte, tat ihre Wirkung – er tauchte nie wieder auf. Ludgero zog für seine Person den Schluss, "dass ein Mann früher oder später durch die Waffe, die er mit böser Absicht schmiedet, verletzt werden kann, selbst wenn diese Waffe ein schlichtes Sonett wäre."
Ach ja: Ludgero entdeckte, dass der junge Mann Laura Rosas Sohn war; das alte Sonett hatte er sicher unter den Papieren seiner Mutter gefunden.

’∕‚

Liebe Leserinnen und Leser unseres Blogs!
Ludgero liebte seine Blandina (und sie ihn), wie die Liebe größer nicht sein und nicht werden könnte.Mir will scheinen, dass diese Geschichte an das Ende vieler Märchen unserer Gebrüder Grimm erinnert: "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!"
Dennoch schwingt im Hintergrund das Gefühl der Eifersucht irgendwie mit und ist Anlass, hier eine der Darstellungen des Malers Munch von diesem Thema beizugeben:


Edvard Munch (1863-1944): Jealousy, 1913-15;
Quelle: Munch-Museum Oslo; via Wikimedia Commons; Liz.: gemeinfrei.

© elbwolf, für Nacherzählung und Gestaltung des Beitrags.

Anm.: Entgegen der Ankündigung wird der obige Teil-2 des Beitrags
sofort im Anschluss an Teil-1 zum Posten freigegeben, nicht erst Mitte März.

Freitag, 11. Februar 2022

Geschichte eines Sonetts, Teil 1(2) – nach Azevedo (Übertragung aus dem Portugiesischen)


 Zur Einführung:

Zum zweiten Mal wendet sich dieser Blog dem Brasilianer Artur de Azevedo (voller Namen: A. Nabantino Gonçalves de A.; 1855-1908) zu, der mehr als ein Jahrhundert nach seinem Ableben weiter als vielseitiger und beliebter Schriftsteller gilt. Er vereinte neben zahlreichen Talenten offenbar auch diese beiden Züge in sich, die man speziell der brasilianischen Schriftstellergilde nachsagt:

-      Hang zur Erotik in der Poesie (s. "Versbildner" vom 11.6.2021!)

-      Ausschmücken eigener Erzählungen mit eigenen Versen (wie bei uns etwa in Lion Feuchtwangers Roman "Goya" zu finden).

Hier geht es um eine Erzählung Azevedos, die nicht nur den Titel "Geschichte eines Sonetts" trägt, sondern in der besagtes Sonett selbst auch "das Salz in der Suppe" ist. Dabei stellt es der Autor so raffiniert an, dass nach hundert Jahren und von fern (d. h. ohne Zugriff auf das Archiv der Brasilianischen Akademie für Literatur) wir nicht entscheiden können, was an seinem Text alles Wahrheit und was doch eher ... "Dichtung" ist.

’∕‚

Ein 23-jähriger junger Mann namens Ludgero Baptista begegnet im Jockey-Club der stadtbekannten Frauenschönheit Laura Rosa, die ihr Mann, Kommandant Rosa, überallhin ausführt. Sie genießt es sehr, ständig "einen Haufen männlicher Herzen hinter sich herzuschleppen".
Ludgero bildet keine Ausnahme und verliebt – nein: verknallt – sich heftig in Laura und denkt intensiv darüber nach, wie er diesen platonischen Zustand "in eine positivere Situation bekäme".
Er, der schon seit längerem "harmlose Lyrik" verfasst, nimmt sich ein Sonett vor, mit dem er leider, vielleicht aber auch bewusst, weit über das moralisch Vertretbare hinausschießt: er nennt darin Laura beim Namen und setzt seine Initialen darunter– eine unverzeihbare Indiskretion.
Trotzdem versteht es Ludgero, der Dame seine Verse zuzuspielen. Er veröffentlicht das Sonett in den Neuesten Nachrichten einer speziellen Literaturzeitschrift und lässt Laura ein Heft vom Verlag schicken, am Kommandanten vorbei und direkt zu ihren Händen!
Danach tut sich von ihrer Seite ... rein gar nichts. Nicht einmal Nachteile ergeben sich für den erfolglosen Liebhaber, den ein ins Bild gesetzter Kommandant ja auch zum Duell hätte fordern können – nichts!
Dann beruhigt sich Ludgeros Gemüt allmählich. Statt weiter zu hoffen und es mit Lyrik zu versuchen, rüstet er sich für den "endgültigen Eintritt ins praktische Leben" und wird ein erfolgreicher Fabrikant.

’∕‚

Das Sonett befand sich zwar tatsächlich in Lauras Händen, andererseits aber war es von ihr auf die sprichwörtliche lange Bank geschoben worden und damit so gut wie untergegangen. Um dieses Sonett handelt es sich:

’∕‚

SÚPLICA

Desde o dia feliz em que, pasmado,
Pela primeira vez te vi, senhora,
Um sentimento no meu peito mora
Feito de angústia e feito de pecado.

Não creias que ninguém houvesse amado
Tão loucamente como eu te amo agora,
Nem mesmo, oh! linda Laura, no de outrora
Cavalheiresco tempo celebrado!

Para que finde o meu suplício airoso,
Ou me concede o mendigado beijo,
Este martírio transformado em gozo,

Ou revela ao teu dono o meu desejo:
Talvez ele me faça venturoso,
Dando-me a doce morte, enfim, que almejo!

L. B. (?)

 

FLEHENTLICHE BITTE /nach Azevedos SÚPLICA/

Seit jenem Tag, als ich voll Glück und Staunen
zum ersten Male dich erblickte, Frau,
nagt ein Gefühl an mir, dem ich nicht trau:
ich höre angstvoll ständig Sünden raunen.

Wie ich dich liebe – das sind keine Launen:
dich liebte man so nie! Ich weiß genau,
selbst wenn ich auf der Ritter Zeiten schau,
als im Turnier noch schmetterten Posaunen.

Oh schöne Laura, den erbet'nen Kuss,
den gib mir Bettler; lös' mich von der Folter
und wandle so mein Leiden in Genuss!

Erwartet sonst mich deines Manns Gepolter?
Bringt er mir dann aus lauter Überdruss
den süßen Tod – wär' mir ein sehr gewollter.

© W. Herrmann (10.02.2022), für die freie
Übertragung aus dem brasilianischen Portugiesisch

’∕‚

Lieber Leser – wie hättest Du als Mann einer so begehrten Frau gehandelt?
Liebe Leserin – hättest Du das Ansinnen ignoriert, wie Laura es tat?
Das Geheimnis, wie dieses Sonett doch noch ein zweites (Sonett!) nach sich zog, lüftet der Teil 2 des Beitrags ... schon am 16.2. (und nicht erst in vier Wochen).

© elbwolf , für Nacherzählung und Gestaltung des Beitrags.

Sonntag, 6. Februar 2022

Spiegelbilder

© eigenes Foto der Verfasserin

 

Spiegelbilder

Ein schnurgerader Weg führt selten bis zum Ziel –
Ich habe also Zeit mich gründlich umzusehn;
Und von das Umfelds Reichtum seh ich wirklich viel,
ich brauch mich um die eigne Achse nur zu drehn.
Auch ich als kleiner Teil vom großen Erdenkreise
bin eingebunden in ihm ganz auf meine Weise.

Das blaue Himmelszelt - es spiegelt sich im See;
mitsamt den Wolken und dem dunklen Waldessaum;
den Bergeshang bedeckt vom Winter her noch Schnee.
Wir Menschen sehen es mit Augen wie im Traum:
da zaubert etwas auf das Wasser diese Schatten,
in ihren Tönungen – von hellen bis ganz matten.

Schon jeder leichte Wind verwischt das Spiegelbild –
ich sähe dann, schaut' ich hinein, mein Bild verzerrt.
Das rechts wird links und dieses würde jen's – und gilt.
Kritik an Seitenumkehr? Die ist ganz versperrt!
Die Wahrheit ist nur schwer auf einen Blick erkennbar
drum schaue besser zweimal hin – ist sicher machbar!

Im Spiegelbild ist Wirklichkeit mit angezeigt,
nur ist sie etwas mehr verästelt und verzweigt ...

© Luzie Rudde.

Dienstag, 1. Februar 2022

Kalenderblatt 02/2022 – Osterzgebirgsbilder von Udo Petzold

© Udo Petzold (*1950)                                           Geising (Osterzgebirge), Lange Sraße ( Öl)

 

 

↑ © Bild: Udo Petzold (s. u. Hinweis)                                                          ↑ © Text: W. Herrmann

Hinweis:
Das ©-Right für das Bild von Herrn Udo Petzold, Dresden, liegt
 – zusammen mit der Verantwortung für Bildbenennung und -datierung –
vollumfänglich beim Autor. Diese Wiedergabe entspricht einer einmaligen Gestattung
durch den ©-Inhaber und ist auch bei dieser nicht-kommerziellen Verwendung
auf "Versbildner" keinerlei Lizenzierung nach CC BY-SA 2.0-4.0 gleichgestellt!.
Sämtliche Bilder befinden sich im Privatbesitz des Künstlers.

Kalenderblatt 02/2022 – Osterzgebirgsbilder von Udo Petzold (*1950)
Geising (Osterzgebirge), Lange Straße (Öl)
Anmerkung:
Geising ist ein Stadtteil von Altenberg in Sachsen im östlichen Erzgebirge
unweit der
tschechischen Grenze. Der Geisinger Stadtrat stimmte am 21. Dezember 2010
mehrheitlich der Eingemeindung nach Altenberg zum 1. Januar 2011 zu.
Durch die Eingemeindung wuchs Altenberg auf eine Fläche von über 146 km² und wurde damit
 die mit Abstand größte Gemeinde im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Die Einwohnerzahl stieg von ca. 5.700 Einwohnern auf knapp 8.900 Einwohner.
Zugleich entstand eine neue regionale Touristenhochburg. [nach Wikipedia]