Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

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Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Montag, 26. Juli 2021

Hanebüchene Physik-7: Schalmei (mit Manfred Albert a. G.)

Selbstgebastelte Rindenschalmei

Es tönen die Lieder, der Frühling kehrt wieder.
Es flötet der Hirte auf seiner Schalmei ...

Dies Volksinstrument kommt noch heute
wie Jahrhunderte schon unter Leute.
Die Hirten konnten sich einst sie nicht leisten,
weil doch gedrechselt waren die allermeisten.

Zu unserer Zeit hat man selbst sie gebaut,
und ich habe den "Bauplan" mir abgeschaut.
Ich köpft' einen graden Salweidenstamm,
im Frühling, wenn er im Safte schwamm.

Geklopft, um zu erweichen die Rinde;
durchschnitten sodann wie ein Gewinde;
geschält zuletzt im Stücke vom Stamm
als ein Streifen Rinde, noch etwas klamm.

Den wickelte ich überlappend zur Rolle,
bis der konische Trichter war unter Kontrolle.
Mit Dornen fixiert ich das wacklige Ding,
bis die elastische Art ihm völlig verging.

Ein Mundstück aus hohler, runder Rinde,
am Ende gepresst, kam vor das Gewinde.
Was dann beim Üben mich stets verdross:
die Löcher – die ich mit Harz erst noch schloss.
 

© Manfred Albert a. G          


Soest, St. Petri, Aldegrever Brunnen vom 9.8.1989 von Kord Winter
Foto+©: Mbdortmund, Oktober 2009; via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 3.0

Mittwoch, 21. Juli 2021

Juli – ein Monatsbild ... (Abendsonne)

Foto-©: die Verfasserin

 

Die Abendsonne

Die Abendsonne schenkt dem Tag noch Licht;
indes der Wald versinkt in dunklem Schweigen;
der Tag will sich zu seinem Ende neigen;
die Dämmerung verdeckt sein Angesicht.

Rein nichts, was dem Gedanken widerspricht –
vor diesem Abendlicht sich zu verneigen.
Ein Augenblick, und dem ist es zu eigen,
wie er im Jetzt durch Harmonie besticht.

Es ist ein Zeugnis, das wir nicht vergessen:
vergänglich ist auch Schönheit; achte sie –
sie lässt sich nicht mit einem Maße messen.

Es ist ein Bild von reiner Harmonie.
Die Sonnenstrahlen lassen Wolken glühen;
vergessen macht der Anblick Alltags Mühen.

© Luzie Rudde

Freitag, 16. Juli 2021

Wettervorhersage (Heliane Meyer a. G.)

Plastik Wetterfrosch in Dresden-Niedersedlitz, Am Wehr / Tögelstr.
Urheber: SchiDD, 8.6.2014; via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 3.0
  
Wettervorhersage
 

Vor seiner Leiter hockt ein Frosch,
betrachtet sich die Welt:
"Wie sieht es droben traurig aus,
nur Grau am Himmelszelt."

So grübelt Wetterfrosch im Glas
und hüpft zum höchsten Spross:
"Ich schenke meinem Herren Mut,
obgleich es morgens goss."

Der Mensch schaut ahnungslos hinein:
"Du bist so gut zu mir!
Wie freundlich, dass du oben sitzt,
denn ich vertraue dir.

Nimm diese Fliege, die ich fing,
den Schirm lass ich zuhaus.
Besuche SIE, gehab dich wohl",
und freudig geht er aus.

Sogleich trifft ihn ein Regenschwall,
der bis zur Ferse rinnt.
Es zuckt ein Blitz, der Donner grollt,
zudem bläst kalter Wind.

|  Durchnässt stürzt er ins Haus zurück,
|  hats Stelldichein verpasst.
|  Beäugt den Frosch mit heißer Wut,
|  der keinen Deut erblasst.
|
|  "Na warte, du verlogner Wicht,
|  den Trug bereust du noch.
|  Erzähltest mir vom Sonnenschein
|  und dann gewitterts doch.
|
|  Ich blas dich auf, seziere dich,
|  ganz langsam, Schnitt für Schnitt,
|  ertränke dich im Suppentopf –
|  hernach erst sind wir quitt."
|
|  Den Frosch, der auf der Leiter sitzt,
|  störts Säbelrasseln nicht,
|  springt flugs in seinen Teich zurück,
|  hinaus in Luft und Licht.
|
|  Er lacht sich in die grüne Faust,
|  lehnt locker sich ins Gras:
|  "Du Depp du, ach, du dauerst mich,
|  setz dich doch selbst ins Glas."

 
© Heliane Meyer a. G.

Sonntag, 11. Juli 2021

Ein bisserl lyrischer Nonsens

The solution to the Sam Loyd donkey puzzle;
Urheber: Sakurambo, 03.07.2016; via Wikimedia Commons; gemeinfrei.

Vom Epigramm zum Limerick:
Wir greifen auf gut Glück zu den Humanisten-Epigrammen "Galle und Honig" [RUB 942, S. 89] und finden bei Georg Schüler (1508-60) das Epigramm

Ein Dieb durchsuchte nachts das Haus
          des Bankrotteurs Philen:
Vergeblich", rief der, "stöberst du:
          Ich kann auch tags nichts sehn."                       /G. Schüler/

Das nehmen wir als Anregung zu einem Limerick:

Sie hätten mich nachts fast bestohlen –
drauf hab ich den Dieben empfohlen:
        "Was soll diese Plage –
        kommt lieber am Tage                                    /nach Schüler/
und seht, es gibt kaum was zu holen!"                        /© elbwolf/


Noch einen Spiegel-Limerick (9-zeilig):

Begrenze für anstehnde Feste
die Zahl der geladenen Gäste,
          denn höchstens neun Musen
          sind noch zu verknusen –
du hast nur ein Haus, nicht Paläste;
          zumindest drei Grazien
          lass knabbern Pistazien –
und Dach überm Haus ist das Beste,
weil Regen dann keinen durchnässte!

 

Und nun Kreuzworträtselwörter – "um die Ecke gedacht"

Lasst uns nun so um die Ecke denken, wie uns das die Autoren gewisser Kreuzworträtsel zumuten: sie verpacken die gesuchten Rätselwörter so, dass man oftmals den Eindruck hat, sie machten sich über die armen Aufrater lustig.
Ein Beispiel:

         Schreiber bei Goethe, wegen Kopflosigkeit als Reiseführer ungeeignet.

Goethes "Schreiber" hieß ... Eckermann! Unter den Reiseführern gibt es auch die von Neckermann; fehlt einem solchen der Kopf, also der erste Buchstabe (ich meine: den Neckermann, nicht den Goethe!), ist das Eintragungswort gefunden.
Hier in dieser Abteilung ist das gesuchte Wort nicht nur textlich spitzfindig beschrieben, es ist bereits in ein Sprüchlein verreimt worden! Sie sollen nun herausfinden, wie das Lösungswort heißt, das dann schon ins Kreuzworträtsel einzutragen wäre:

Gezogen wie geschoben
(1)     Das Weib folgt wie die Lücke seinem Schritt,
         und nichts zu sehen, was sie sonst noch eint;
         dem Bau wie Jahr folgt er sofort im Tritt,
         doch ist beileibe Baujahr nicht gemeint.

Ein Schnaps vom Wachholder
(2)     Tschaikowski sucht vergeblich einen Namen
         für seine Oper, sie damit zu rahmen;
         trinkt dann 'nen einzelnen Wachholderschnaps,
         als er ganz unerwartet ruft: "Ich hab's!"

Verschränkte Hände
(3)     Ein Mann, der uns die Reize einer Frau
         beschreibt und das zudem auch sehr genau
         und ohne zu gebrauchen seine Hände –
         der ist ein Mann! Doch oft genug Legende.

Schlechte Lehren
(4)     Die Ariadne hat solch einen Faden,
         für rein und wieder raus am Labyrinth;
         wer ungeachtet dessen leidet Schaden,
         der merkt, dass manchmal jede Lehre spinnt.

Dicke Luft
(5)     Nicht jede 'dicke Luft' ist hausgemacht,
         und diese hier vermindert gar den Schaden;
         falls es beim Autofahren einmal kracht:
         da will gestaute Luft sich auch entladen.


© elbwolf, Juli 2021
Ja, die Lösungen ... die finden Sie hier unter dem Strich!
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Markt / Onegin ("Ein Gin") / Gentleman / Irrlehre / Airbag

Dienstag, 6. Juli 2021

Sommernachtstraum

John Simmons (1823-76): Hermia and Lysander. A Midsummer Night's Dream (1870)
Private collection; via Wikimedia Commons; in the public domain.

Sommernachtstraum

Der Wind beruhigt sich spontan;
ganz sanft und ruhig wird die Nacht.
Werd selber still und gib leis acht –
und siehe zu, wie filigran
die zarten Elfen uns umschweben:
die Nacht erwacht ganz leicht zum Leben.

Es ist die Zeit der Sommernächte;
im blauen Schimmer liegt die Welt.
Wer liebt, für den ist das erhellt –
so stark sind eben Liebesmächte.
Sie sind wie Feuer, leicht entzündend,
die Lieb' und Zärtlichkeit verkündend.

Vergessen sind in solchen Nächten
manch Ungemach, Verzweiflung, Pein.
Verliebt im Sommer-Mondesschein –
das zählt zu Freuden, zu den echten.
Viel später hast du noch bedacht,
dass auch der Mond dich angelacht.

© Luzie Rudde

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Link zum Gemälde
Link zu Shakespeares Komödie "Ein Sommernachtstraum

Donnerstag, 1. Juli 2021

Unser Gast: Erika Müller-Pöhl mit Buchgrafik/7

 Kalenderblatt Juli 2021

© Erika Müller-Pöhl – Ill. zu J. I. Kraszewski: "Gräfin Cosel", Bd. 1 der Sachsen-Trilogie;
(zu Teil 1, Kap. V, S. 69 der 2. Ausgabe im ehem. Greifenverlag zu Rudolstadt, vor 1980)  

Anmerkung:
Unseren Gast, die Buchgrafikerin Erika Müller-Pöhl, hat der 'Versbildner-Blog' bereits Mitte Januar vorgestellt – Vita, grafisches Werk, Bibliografie sowie den Buchumschlag zu den beiden Novellen 'Carsten Curator' und 'Der Herr Etatsrat', im I. Quartal 2021 hier gezeigt.

Unter ihren buchgrafischen Arbeiten hat Erika-Müller-Pöhl die zur Ausgestaltung von Rainer Hohbergs 'Schachtelhälmchen – Pflanzenmärchen aus aller Welt" besonders liebevoll ausgeführt.

Im diesem Quartal zeigen wir drei Illustrationen zu "Gräfin Cosel", dem Teil 1 der Sachsen-Trilogie von Kraszewski. Der Titel war zunächst in mehreren Auflagen (darunter der ersten vollständigen) vom damals sehr bekannten Buchgrafiker Stratil illustriert worden, wurde aber nach Jahren verlegerischen Pausierens und nach dem Ableben von Stratil erneut – und zwar an Erika Müller-Pöhl – vergeben. Da der Verlag nach 1989 gleich zweimal in die Insolvenz getrieben wurde und sein Inventar heute praktisch unzugänglich ist, können wir nicht einmal das Erscheinungsjahr dieser 2. vollst. Auflage rekonstruieren – es müsste vor 1980 liegen, und sämtliche anderen Angaben sind unzuverlässig.

Die verwendeten Verse sind Akzentverse (s. Stummer, S: 45/46) mit je vier Hebungen, ungereimt und strophisch nicht gebunden – "ein leicht zu handhabender und darum sehr oft verwendeter Vers". (a.a.O.)

/elbwolf al. W.H./