Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Sonntag, 26. Juni 2022

Klapphornknabens Spanienfahrt (Nonsens)

Group of windmills at Campo de Criptana in La Manche
Foto:Lourdes Cardenal, 2004; via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 3.0


 
Klapphornknabens Spanienfahrt
+Nonsens+

(1)
Zwei Knaben saßen auf 'ner Bank,
die war recht schmal, dafür sehr lang:
um von der Länge mehr zu haben,
da legten längs sich beide Knaben.

(2)
Zwei Knaben fuhren mit Elan
nach Spanien mit dem Caravan,
um dorten in La Manchas Hügeln
zu kämpfen mit den Windmühlflügeln.

(3)
Zwei Knaben fuhr'n nach Gibraltar,
wo keiner jemals früher war,
doch wollt' auf hohem Felsenrücken
selbst ihnen Affenfang nicht glücken.

(4)
Zwei Knaben trotzten den Gefahren
und fuhren auf die Balearen
dort tranken sie zu viel auf "ex" –
schnell war'n sie pleite und perplex.

(5)
Zwei Knaben wollten wieder heime,
nicht leimen lassen sich mit Leime –
sie hatten Sehnsucht nach der Bank
und machten sich's dort längelang!

© elbwolf

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Anm.:
En ursprünglich vorgesehener Beitrag wird nachgeholt!

Dienstag, 21. Juni 2022

An der Realität bleiben

Foto: Mathias Krumholz, 19.06.2014, Mitternacht: Brandenburg/Havel;
Teil des Sternhimmels (~280°) mit Lichtdom am Horizont;
Panoramabild aus 14 Einzelbildern; "Bild des Tages" am 29.06.2018

 

An der Realität bleiben

(1+2)
Ein jeder lebt in seiner eignen Welt
und glaubt daher, nur seine sei auch richtig –
sie scheint real und ihm besonders wichtig.
Bedenkt er, ob auch andern sie gefällt?

Gesteh' dem Einen zu, dass er so denkt,
warum sollt' das nicht auch dem Nächsten gelten?
Es führt zu nichts, gerade den zu schelten,
denn Unmut ist es doch, der sich schlecht lenkt.

(3+4)
Zum Beispiel liebt der Eine es zu radeln;
der Andere spaziert durch die Natur;
ein jeder bleibt für sich in seiner Spur –
so sind die zwei getrennt; nichts ist zu tadeln.

Der eine isst zu gerne saure Gurken,
der andre mag den süßen Hirsebrei;
Warum denn einen zeih'n der Kinderei,
dafür den andern nennen einen Schurken?

(5+6)
Ein Menschenwesen ist stets singulär
und ganz spezifisch ist sein Lebensziel,
denn "Leben leben" ist niemals ein Spiel.
Es zeigt sich, vieles läuft nun mal konträr.

Das Ende nennt Verlierer oder Helden –
und führt sie jeweils vor auf ihre Weise,
in ihrer schicksalhaft bestimmten Reise.
Das galt es hier auf schlichte Art zu melden.

© Luzie Rudde

Donnerstag, 16. Juni 2022

Ehem. Jokers-Gedichte/2– 'Musenkuss'

Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (1722-89): Die Muse Erato (1781);
Standort: Neue Galerie, Kassel;  via Wikimedia Commons; Liz.: gemeinfrei.

Aufräumen unseres Archivs förderte ein dort schlummerndes Relikt lyrischer Tätigkeit zu Tage: aus dem "Wochenkalender 2011" mit den besten Gedichten des (damaligen und bald darauf leider eingestellten) Jokers-Lyrik-Preis-Wettbewerbs 2010. Wir haben uns vergeblich um persönliche Kontakte bemüht und ersatzweise beim heutigen Jokers-Verlag um Zustimmung nachgesucht, einige Gedichte zitieren und an ihren Inhalten arbeiten zu dürfen.
Vielleicht meldet sich auch die bei uns leider als verschollen geltende Autorin, deren "Gedicht-Idee" uns beeindruckt hat.


Stefanie Warner (19. Woche, 2011):
"Meine Muse"

Die Muse klopft um Mitternacht,
ich bin von diesem Lärm erwacht.
"Ich werde dich jetzt küssen,
und du wirst dichten müssen!"

Sie tat es und nun sitz' ich hier,
der Zeiger steht auf kurz nach vier.
Alles schläft noch hierzulande,

ich bring' kein Gedicht zustande.
Ich tu' die Muse sehr vermissen;
tja, die schläft jetzt … in meinen Kissen!

 

Musenkuss
/nach einer Idee von St. Warner/
– Sonett –

Erato küsst ihr Dichtervolk beizeiten,
mit mir nur wird es mindest Mitternacht.
Mir passt das schon und ist auch vorbedacht:
dass sie denn gar nicht käm', will ich bestreiten.

Auch diesmal ließ ich mich so spät verleiten,
Was andres steht auch nicht in meiner Macht!
Sie küsst mich auf die Stirne – ach so sacht,
weil sicher sich, ich könnt' ihr nie entgleiten.

Das war nun schon an die vier Stunden her:
es scheint, jetzt dichte ich wohl doch nichts mehr –
die Muse selbst ist etwas ausgelaugt.

Wo ist sie denn, die ich beginn zu missen?
Sieh einer an – sie liegt auf meinem Kissen!
Vielleicht ein Umstand, der zu andrem taugt ...

© elbwolf

Samstag, 11. Juni 2022

Ehem. Jokers-Gedichte/1 – 'Der Linde Rinde'

Die Schmorsdorfer Linde mit Clara-Schumann-Museum in Maxen (Sachsen)
Autor: DynaMoToR, 29.09.2012; via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 3.0

 

Aufräumen unseres Archivs förderte ein dort schlummerndes Relikt lyrischer Tätigkeit zu Tage: aus dem "Wochenkalender 2011" mit den besten Gedichten aus dem (damaligen und bald darauf leider eingestellten) Jokers-Lyrik-Preis-Wettbewerb 2010. Wir haben uns vergeblich um persönliche Kontakte bemüht und ersatzweise beim heutigen Jokers-Verlag um Zustimmung nachgesucht, einige Gedichte zitieren und an ihren Inhalten arbeiten zu dürfen.
Vielleicht meldet sich auch ein bei uns leider als verschollen geltender Autor, dessen "Gedicht-Idee" uns beeindruckt hat.


Gerhard Kleinhaus (38. Woche, 2011):
"Schick"

Wie es bloß mit Rinde gelingt,
mit der sich die Linde umringt,
mit ländlichem Kleid von der Stange
und sie trägt es unverständlich lange.

 

 

Lindes Kleid
/nach einer Idee von G. Kleinhaus/

Die gute alte Linde,
sie trägt das ganze Jahr
als Kleid nur ihre Rinde –
als ob nie andres war.

Ihr ist es gleich, dass Mode
sich ändert in der Zeit;
die ihre hat Methode
und steht auf Ländlichkeit.

Das Kleid, von keiner Stange,
naturbelassen ganz;
sein Leben dauert lange
und reich ist die Bilanz.

Die Linde wächst, wird runder,
ihr Kleid wird alt und grau;
doch wen nimmt das schon Wunder
Es passt vereint genau!

© Luzie Rudde
 

Montag, 6. Juni 2022

Pamphlet auf "52 Plagiate" – /in 'Sprachnachrichten' № 94, VDS/

 
Zeitungsausriss; Quelle: 'Sprachnachrichten' № 94, VDS

Pamphlet auf '52 Plagiate'
/auf ein Pseudogedicht
in 'Sprachnachrichten' № 94, S. 12 des VDS/

Gesucht und freilich auch gefunden
Hat unser Maxe vom Verein –
Und zwar in angespannten Stunden,
Was nie und nimmer darf so sein.
Er meint das pralle Angebot
An allen möglichen Gedichten,
Die leider kaum noch gehn zu richten:
Für Notzucht gilt ja ein Verbot:
Selbst Max bekäme da Manschetten,
So zwecklos sei es, was zu retten ...

Gefährlich ist's, wenn Zeitgenossen
Ersticken förmlich den Verlag
Mit ihrem lyrischen Gequak –
Doch nun ist Schluss mit solchen Possen:
Die Redaktion muss drauf verweisen:
Nichts wird gedruckt aus solchen Kreisen!
So weit, so ungut – einen Haken
Den hat natürlich das Geschäft:
Saht ihr, dass Stümperer erschraken?
Ich hörte, wie die Meute kläfft!

Und nun zu Maxens "Plagiaten" –
Da war der Gute schlecht beraten!
Gleich Strophe Eins will ich zitieren:
     "Das Mägdlein an der Zinne stand"
      nebst "frisch Gesellen, seid zu Hand."
Muss da noch jemand meditieren?
Das sind schon ziemlich üble Sachen
Und keineswegs bloß Dernier cri –
Das ist schon echt Pornografie:
Auf meinen Lippen starb das Lachen!

© W. Herrmann
al. "elbwolf" bei https://versbildner.blogspot.com/

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Die Strophen sind aus Versen wie im Poem "Ahasver" (1827) von Nikolaus Lenau. Der Sprachpfleger Josef Viktor Stummer (1910-81) nennt sie in seinem einzigartigen "Lehr- und Lesebuch über das Handwerkliche in der deutschen Dichtkunst" (1968, S. 67) "die einmal frei wiederkehrenden Reime". Für mein obiges Gedicht (!) ist hier in jeder Strophe ein Paarreimer charakteristisch, der nacheinander von unten nach oben "durchläuft".
Im übrigen erlaube ich mir den Hinweis auf ein eingereichtes Manuskript, zu dem hier im 'versbildner' der Entwurf des Buchumschlags abgebildet war:
https://versbildner.blogspot.com/2021/11/kehraus-ii-bei-eigenen-versen.html

Mittwoch, 1. Juni 2022

Kalenderblatt 06/2022 – Osterzgebirgsbilder von Udo Petzold

© Udo Petzold (*1950)                       Blick von der Wache auf Geising (Ölgemälde)

 


↑ © Bild: Udo Petzold (s. u. Hinweis)                                                       ↑ © Text: W. Herrmann

 

Hinweis:
Das ©-Right für das Bild von Herrn Udo Petzold, Dresden, liegt
 – zusammen mit der Verantwortung für Bildbenennung und -datierung –
vollumfänglich beim Autor. Diese Wiedergabe entspricht einer einmaligen Gestattung
durch den ©-Inhaber und ist auch bei dieser nicht-kommerziellen Verwendung
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Kalenderblatt 06/2022 – Osterzgebirgsbilder von Udo Petzold (*1950)
Blick von der Wache auf Geising (Osterzgebirge)