Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Sonntag, 28. April 2019

Immer wieder im Lenz (Villanelle)

Flieder (Syringa vulgaris), kultiviert im Botanischen Garten der Universität Wrocław
Foto: Agnieszka Kwiecień, 15.05.2010; via wikimedia.commons; Liz.: CC BY-SA 4.0 

Immer wieder im Lenz
-      Villanelle   -

Im Lenz blüht jedes Jahr der blaue Flieder;
betörend füllt sein Duft die Frühlingsluft
und Vögel putzen munter ihr Gefieder.

Sie zwitschern schon am Morgen ihre Lieder,
eh schon der Hahn kikeriki! laut ruft.
Im Lenz blüht jedes Jahr der blaue Flieder.

Ein Staunen ist zu spüren immer wieder –
ein Hauch nur dieser leichte Fliederduft
und Vögel putzen munter ihr Gefieder.

Auch wir, wir strecken unsre steifen Glieder,
die ausgestiegen aus der Wintergruft.
Im Lenz blüht jedes Jahr der blaue Flieder.

Die blauen Dolden wippen auf und nieder,
vom Wind bewegt, der federleicht sie knufft
und Vögel putzen munter ihr Gefieder.

Ich atme tief, schließ meine Augenlider;
der Lenz ist da, der Winter ist verpufft.
Im Lenz blüht jedes Jahr der blaue Flieder
und Vögel putzen munter ihr Gefieder.

© lillii (Luzie-R)
---------------------------------------------------------------------------------
Zur Gedichtform der "Villanelle":
Die Villanelle kommt aus Frankreich. Sie behandelte zunächst den bäuerlichen Alltag und Kirchenthemen in einfacher, direkter Sprache und fröhlich-übermütiger Stimmung. Soweit man ihr Reimschema befolgt bzw. einhalten kann, gehen mit ihr aber auch durchaus andere Themen abzuhandeln – wie hier und später gezeigt wird.
Im Deutschen wird als Versform der jambische Fünffüßler in vollständiger (Zehnsilbler), übervollständiger (Elfsilbler) Form oder aus beiden Formen gemischt bevorzugt. Entscheidend ist aber das Reimschema, das der Hobby-Dichter kaum ohne ein gutes Reimlexikon wird umsetzen können.
Die Villanelle besitzt 5 Terzette und 1 abschließendes Quartett, besteht also aus insgesamt 19 Versen, ABER sie hat mit nur zwei Reimsilben a, b auszukommen!
Jedes Terzett hat die Form aba, das Quartett die Form abaa. Die Reimwörter b verreimen also übergreifend die 6 Strophen miteinander!
Die beiden a-Reimwörter des 1. Terzetts, 1a und 2a haben die Aufgabe, die Strophen mit einem Refrain auszustatten: der 1a-Vers wird als 3. Vers in der 2., 4. und 6. Strophe, der 2a-Vers als letzter Vers in der 3., 5. und 6. Strophe vollständig  wiederholt wird. Damit ist das Reimschema festgelegt als:
1ab2a / ab1a / ab2a / ab1a / ab2a /ab1a2a
Die Anzahl unterschiedlicher a-Reimwörter verringert sich daher um die 3+3 in den  "Refrain-Zeilen": es werden für die 13 a-Verse nur 7 verschiedene a-Reimwörter gebraucht, während die 6 b-Reimwörter natürlich alle verschieden sein sollten.

Mittwoch, 24. April 2019

Schillers "Göttinnen der 7 Künste"/1: Architektur

Die Baukunst. Modell: Albert Wolff, 1868. Ausführung: Eduard Stützel, 1871.
Figur am Mittelbau des Orangerieschlosses, Potsdam, Sanssouci; via wikimedia.commons
Bundesarchiv, Bild 170-705 / Foto: Max Baur (1898-1988) / CC-BY-SA 3.0

Die Schutzgöttinnen der Künste sind in der griechischen Mythologie
die olympischen Musen: 9 an der Zahl, wie von Hesiod überliefert;
 dargestellt z. B. im Musen-Peristyl des Achilleion auf Korfu (~1890).
Betrachtern fällt auf, dass unter diesen neun die bildenden Künste fehlen,
 aber Astronomie, Geschichte sowie 4 literarische und 3 musikalische Gattungen
 vertreten sind! Auch Friedrich Schiller verließ das alte Muster und benennt in der
 "Huldigung der Künste" (1804) als "der Künste Schar des Schönen" und Göttinnen:
 Architektur, Skulptur, Malerei, Poesie, Musik, Tanz und Schauspielkunst.

  
Schillers "Göttinnen der 7 Künste"/1: Architektur

Dem Menschen reichte anfangs für sein Leben
ein sichres Plätzchen unterm Himmelszelt –
eh er in Höhlen kroch; doch sein Bestreben
galt der Eroberung der ganzen Welt.
Die Göttin wies ihm wohl den Weg zum Bauen,
gab Werkzeug für ein Arbeiten mit Holz,
doch leicht Vergänglichem war schwer zu trauen,
der Steinbau erst erfüllte ihn mit Stolz.
Des Arbeitsvolkes endloses Gewimmel
stemmt bald steil auf das Mauerwerk gen Himmel.

Doch schnell genügten Bauten nur aus Steinen
nicht mehr den Bauherrn, denn ein neues Maß
wies Nützliches mit Schönem zu vereinen –
sie bauten nun mit Stahl, Beton und Glas.
Wo schaust du, Göttin, hin, wenn solche Türme
an Wolken kratzen, schaukeln dort im Wind;
ob sie wohl überleben auch die Stürme,
für die sie gar nicht vorgesehen sind.
Da wird manch Architekt vergeblich hoffen –
hat seine Göttin nie jemals getroffen!

© elbwolf, 04/2019; bearb, 09/2019

--------------------------------------------------------------------------------
Der Verfasser dieses Versuchs ist sich sehr wohl bewusst, dass man zwar
die Schiller'sche Metrik aus der "Huldigung der Künste" nachbilden kann,
dass aber niemand Schillers Wortgewaltigkeit und die Tragweite seiner Worte
erreichen könnte – und bittet daher um Nachsicht.

Samstag, 20. April 2019

Anleihe bei Altreimer Busch (Teamwork)


Wilhelm Busch (1832-1908): Der Virtuos, Szene 12
Scan (2007) nach der Busch Gesamtausgabe in 4 Bänden, Band 1
Quelle: wikimedia.commons; Liz.: gemeinfrei
Wilhelm Busch: Gemartert (nach 1848)
Ein gutes Tier
ist das Klavier,
Still, friedlich und bescheiden,
Und muss dabei
Doch vielerlei
Erdulden und erleiden.

Der Virtuos
stürzt darauf los
Mit hochgesträubter Mähne
Er öffnet ihm
Voll Ungestüm
den Leib, gleich der Hyäne.
Und rasend wild
das Herz erfüllt
von mörderischer Freude
Durchwühlt er dann,
Soweit er kann,
Des Opfers Eingeweide.

Wie es da schrie,
das arme Vieh,
Und unter Angstgewimmer
Bald hoch, bald tief
Um Hilfe rief,
Vergeß ich nie und nimmer. *)


Anleihe bei Altreimer Busch
'n bättken Moral
PC-Muffel
Ich denk mir mal,
es ist egal,
was andre von dir glauben,
denn du bist DU,
nicht Müllers Kuh,
der man's Gehörn will klauben.

Es streiten sich
ganz fürchterlich
sehr viele um Moneten;
eh du dich biegst,
nimm, was du kriegst
und guck nicht so betreten!

Der Leute Schwatz
ist eine Hatz
und bringt hervor nur Neider.
Hör gar nicht drauf,
nimm es in Kauf;
dann bist du aus dem Schneider.

Drum bleib Dir treu,
hab keine Scheu.
lass Deine Meinung wissen!
Verlogne Ehr,
nützt dir nicht sehr,
sie kannst du durchaus missen!
Es tut recht weh,
wenn der PC,
an den einst alle glaubten,
mit Ironie
und Infamie
sich ständig will behaupten.

Dem Laien scheint,
wenn jener greint,
ein Update als vonnöten,
doch kann damit
in einem Schritt
sich die Maschine töten.

Das Internet
spielt gern Roulett,
wenn man mal Hilfe bräuchte;
Man googelt rum,
nimmt nie was krumm,
wenn's einen nur erleuchte.

Doch ich, Idiot,
komm nie ins Lot –
so kann's nicht weitergehen!
Drum lass voll Hohn
den Rechner schon
ich künftig einfach stehen!
                                    © lillii, 14.04.2019
                           © elbwolf, 15.04.2019, **)

----------------------------------------------------------------------------
*) Das Originalgedicht von Busch steht in allen Gesamtausgaben abgedruckt und ist im Internet mehrfach verfügbar – samt einer Gedichtanalyse!
Wir entnahmen die Fassung der Anthologie "Die komischen Deutschen – 881 gewitzte Gedichte aus 400 Jahren" in Hoffmanns Verlag bei Zweitausendeins, 2004 ff, 940 S.; ISBN 978-3-86150-598-3.
**) Parodien auf Gedichte Busch's hatten wir auf Versbildner früher auch schon.

Mittwoch, 17. April 2019

Tierischer Nonsens – kleine Limerick-Sammlung-2

Rotes Moorhuhn in den Mooren von Yorkshire (England); Foto vom 20.5.2008
    Urheber: lostajv; Quelle: flickr, via wikimedia.commons; Liz.: CC BY 2.0

Tierischer Nonsens – kleine Limerick-Sammlung-2
-       Teamwork mit Gästen    - 

Moorhuhn-Flug
Das Moorhuhn im Sumpf schreit gickgack; 
es pfeift auf das Hick und das Hack.
Nur ist es nicht dumm:
hört's Jäger-Bumbum,
so fliegt es gleich zicke und zack.                  /© elbwolf/

Spatzen-Suchanzeige
Die Sperlingsfrau tschilpt: "Bin ein Spatz,
ich suche mir grad einen Schatz.
Muss pfeifen wie ich
und keifen nie nich –
dann wär er ein lieblicher Fratz.                     /© lillii/

Katzenwäsche
Die Katze jagt immer die Maus
und schleppt die Erwischte ins Haus,
dann leckt sie die Pfoten,
weil Reinheit geboten
sonst wirft man samt Maus sie hinaus.        /© lillii/

Brillenschlange
Es kriecht eine Schlange mit Brille
sehr sorgsam durch jegliche Rille.
Sie jagt gern als Beute
erwachsene Leute,
mit denen sie spielt "kille-kille"!                      /© elbwolf/

Eisbärjob
Der Eisbär, der schleicht ohne Schmollen
auf Sohlen ganz leis über Schollen
und jagt eine Robb'.
Getan diesen Job,
tut meistens er wieder sich trollen.                /© elbwolf/

Kroko-Trip
Man sieht noch im Nil Krokodile –
im Ganges sind's nicht mehr so viele.
Vom Nil bis zum Ganges
schwamm einst ein ganz langes –
es war ihm zu weit bis nach Chile.                /© elbwolf/

Beweislage bei Spechtens
Frau Buntspecht hat endlich Beweise,
klopft wütend und dreht sich im Kreise:
ihr Specht bricht die Treue,
beklopft eine Neue –
ganz sicher hat er eine Meise!                       /© HeCaro a.G./

Kuckucksrufe
Wann gibt sich der Kuckuck 'nen Ruck –
ruft künftig ein einfaches Kuck?
Sein Doppel-Signal,
das klingt so fatal,
als nähm er zu oft einen Schluck.                 /© elbwolf/

Zusammenstellung: 16.04.2019
-----------------------------------------------------
Anmerkung:
Teil-1 unsres "tierischen Nonsens" hatten wir hier auf "Versbildner" bereits unter dem Datum des 17.2.2019 gepostet.

Samstag, 13. April 2019

April– ein Monatsbild

Hans Thoma (1839-1924): April (Monatsbild aus dem Festkalender)
Mappenwerk, Seemann Verlag Leipzig; via wikimedia.commons; gemeinfrei.

April, aber nicht April-April

Da sitzt der alte Wintergreis und grollt:
den Frühlingsboten misst sein strenger Blick.
Die Blumengeister sind ihm gar nicht hold -
sie zeigen ihm eindeutig sein Geschick:
" Nun geh schon Alter, es ist an der Zeit,
mach endlich Dich zum Abgange bereit."

"Noch nicht", meint der,"schenkt mir ein wenig Zeit,
Ich weiß ja wohl, ihr könnt es kaum erwarten.
Bei mir macht sich die Müdigkeit schon breit
und ihr, ihr wollt hinaus in Feld und Garten –
Geduld, die ist so gar nicht eure Stärke,
doch glaubt es mir, schon lang ich dies bemerke."

Den jungen Frühlingsboten drängt das Jahr,
er solle seine Aufgaben erfüllen -
bestünde doch ansonsten die Gefahr
dass, wenn Natur sich will in Blüten hüllen
der Wintergreis noch ausübt seine Macht
und dann wärs aus mit neuer Blütenpracht.

Der junge Bursche unterm Regenbogen
nimmt seinen Sonnenspiegel schnell zur Hand
und blendet nunmehr gegenwartsbezogen
den alten Herrn mit diesem Gegenstand.
Der alte Grantler macht sich jetzt von dannen;
will bis zum nächsten Winter sich entspannen.

Die Blumengeister hüpfen vor Vergnügen,
sie machen sich nun hurtig auf den Weg.
Die Frühlingssonne wird es bald schon fügen
es ist seit Ewigkeit ihr Privileg.
Der Winter hat sein Werk getan, muss gehen.
So kann, wie stets, auch dieses Jahr bestehen.


© lillii (Luzie-R)

Dienstag, 9. April 2019

Windmühlenflügel - Auch eine Art Moritat

Armand-Louis-Henri Telory (1820-74): Illustration (1850)
zu einer Adaptation des Don Quijote für Kinder,
erneut erschienen im 20. Jh. als Mango in der Sammlung "Au Temps Jadis".
Abb. 5 (von 17), Detail; via wikimedia.commons; Liz.: gemeinfrei

Windmühlenflügel
Auch eine Art Moritat

Sie ritten durch die Kargheit von La Mancha,
Der Hagre in der Rüstung und mit Spieß;
Ein Grautier trug den Burschen Sancho Pancha –
Was der jetzt sah, nichts Gutes mehr verhieß:
Dort drehten sich, wie's schien, gewalt'ge Flügel
Am sonndurchglühten fahlen Horizont.
Der Don, Quix'ote namens, zog am Zügel
Und brachte seine Haltung voll in Front;
Er schien sich selbst beständig ein Verwegner –
Und stand nun vor dem langersehnten Gegner!

Im Dorf Toboso wuchs in jenen Jahren
'Ne Bauernmagd zu einer reifen Frau,
Mit Rundungen, die wirklich üppig waren,
Die sie voll Stolz im Brustlatz trug zur Schau.
Sie herrschte über unsres Dons Gedanken,
Obwohl der Umstand ihr ganz unbewusst …
Allein – den Don machte die Liebe wanken:
Er schmolz dahin in vorgestellter Lust.
Wer andrer Meinung war, galt schlechtberaten:
Sie ward zur Dulcinea seiner Taten!

Der Don und Sancho fingen an zu traben
Und wechselten allmählich in Galopp,
Sie hörten auf dem Kampfplatz schon die Raben –
Doch war es längst zu spät für jeden Stop!
Der Knappe ging zuletzt doch auf die Bremse,
Der Don indes – die Lanze eingelegt –
Sprang auf den Mühlenflügel gleich der Gemse;
Der dreht ihn um und um – und unentwegt.
Der Bursch' tat später ihm ins Öhrchen flüstern:
"Zieh Dulcineen vor, wirst, Herr, du lüstern!"

© elbwolf, 08.04.2019
--------------------------------------------------------------------
Die Metrik
ist wie in den Musen-Beschreibungen in Schillers lyrischem Spiel "Huldigung der Künste" und erinnert an den Anfang von Hildebrandstrophen (s. Stummer, S. 83; aber mit 5-füßigen Jamben, denen ein weiterer Paarreimer folgt).

Freitag, 5. April 2019

Der dänische Zaun

Schweine in extensiver Haltung. Foto von 2005.
via wikimedia.commens; zur freien Verwendung gemäß CC BY-SA 3.0

"Politik ist die Kunst, die Leute daran zu hindern,
sich um das zu kümmern, was sie angeht."
Paul Valéry (1871-1945;
franz. Lyriker, Philosoph, Essayist)

Der dänische Zaun


Da bauen nun die Dänen
sich einen Eisenzaun …
Sie tun auch gern erwähnen,
dass Schweine so was traun –
als Schutz vor Pestilenz
von jenseits ihrer Grenz'!

Es züchten dänisch Bauern
ein kerngesundes Schwein.
Weshalb sie tief erschauern,
käm Schweinepest herein.
Auf vielen Kilometern
ein Zaun gebaut – nicht zetern!

Doch südlich von dem Zaune –
ist das nicht Ironie –
vergeht dem Schwein die Laune:
von Pest hört' es noch nie!
Und gleich gab es Gemunkel …
was Helles scheut, sucht Dunkel.

Es wird ja keine Mauer,
was da die Dänen baun,
und stünd ihr Zaun auf Dauer –
lasst uns den Bauplan schaun!
So zieh ich meinen Hut:
die Dänen haben Mut!

elbwolf, Anfang 2019

Montag, 1. April 2019

Kalenderblatt 04/2019 (Dietmar Kunze als Gast)



----------------------------------------------------------------------------------------------------------

April / Meinhold'sches Turmhaus

Es muss ein heiterer Anblick gewesen sein auf der Hoflößnitzstraße, Ecke Weinbergstraße 10, auf das Meinhold'sche Turmhaus zuzulaufen. Im Hintergrund schwingt sich die Weinbergslage, rechts neben dem "Goldenen Wagen" zur ursprünglichen Höhendominante, empor zum Spitzhaus.
Doch dann, um 1907, geschah es, städtisch-nationales Selbstbewusstsein errichtet den Bismarckturm, zwischenzeitlich zum "Turm der Jugend" mutiert. Man muss diese neu geschaffene Dominante mögen.
Jetzt thront er über der elegant geschweiften Turmhaube und ist nicht mehr wegzudenken aus der Stadtsilhouette.
Aber die Entscheidungssituation, geht der Weg nach rechts, die Weinbergstraße hinauf oder führt der Weg nach links zur Hoflößnitz, ist dann, je nach Tageslaune immer spannend oder: man überlegt bei einem Glas Wein, gekeltert von der Aust-Dynastie, ob das Skizzenbuch heute einfach steckenbleibt.

Architekt Dr. Dietmar Kunze, Radebeul
----------------------------------------------------------------------------------------------------------
Das Team von "Versbildner.blogspot.com" bedankt sich beim Künstler und Autor für Original­zeichnung und begleitenden Text sowie bei der Redaktion der Radebeuler Monatshefte "Vor­schau & Rückblick" für die Vermittlung dieser Zusammenarbeit. Das hinzugenommene Farbfoto zeigt nicht nur die bloße – manchmal sogar wenig romantische – Realität, sondern vermittelt eine Vorstellung von Auffassung und Abstraktionsvermögen des Künstlers, das Typische und Wesentliche seines Motivs wiederzugeben.
Foto (Detail): "self", 29.09.2007; via wikimedia.commons, Liz.: CC BY-SA 3.0
(die Foto-Datei wird im Wikipedia-Artikel Radebeul-Oberlössnitz verwendet).

Das beigefügte Gedicht "Wahl zwischen Weinberg und Kelterei" hat zwei Strophen zu sieben jambischen Fünffüßlern (4 vollständigen, 3 übervollständigen), die "Blankverse" darstellen, weil sie ungereimt sind.

Unser Blog stellt Besuchern das aktuelle Kalenderblatt ab jedem Monatsersten zur Verfügung. Interessierte können es sich nach Umkopieren auf zwei A4-Seiten Word (die Seitenränder sind dabei an allen Seiten auf 2 cm einzustellen) im Duplexdruck auf ein A4-Blatt herausdrucken.
----------------------------------------------------------------------------------------------------------

Kalenderblatt 04/2019 auf "Versbildner" mit Dietmar Kunze als Gast