Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

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Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Mittwoch, 23. September 2020

Ballade vom Alten Fritz und den Kartoffeln

Robert Müller (1859-95): Der König überall (1886)
/König Friedrich der Große (1712-86) inspiziert den Kartoffelanbau/
Standort: Deutsches Historisches Museum, Berlin; Liz.: gemeinfrei

Ballade vom Alten Fritz und den Kartoffeln

Fritzen gibt es viele Sorten –
alte ebenso wie groß;
einen finde ich famos,
war bekannt an allen Orten.
"Alter Fritz" ward er genannt,
Herrscher über Preußenland.

Friedrich kannte schon die Knollen,
die in Preußen noch verpönt,
als zum König er gekrönt –
doch die Preußen sie nicht wollen.
Eine List hat er erdacht,
und die Neugier war entfacht.

Er ließ die Kartoffeln pflanzen,
stellte Wachen an das Feld:
"Was bewacht wird, kostet Geld",
dachten Menschen und strawanzen –
heimlich übers Feld, stibitzen
diese Früchte, eh' sie flitzen.

Landesweit herrscht Hungersnot
und dem Volk fehlt es an Nahrung;
machte so nun die Erfahrung:
dass es besser als der Tod,
Unbekanntes zu probieren
und das Leben nicht verlieren.

Roh ist sie nicht sehr bekömmlich,
diese neue Erdenfrucht:
jede Lösung – eine Wucht.
Also war es damals frömmlich,
dass man sie in Wasser garte,
diese unbekannte Sparte.

Fritzens List, sie ist gelungen,
die Kartoffel, erst probiert,
wird sie heute fast hofiert;
hat nun ihren Platz errungen.
Dankesreden, gern gehalten
unserm großen Fritz, dem "Alten".

© Luzie-Rudde

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… man weiß natürlich auch, dass der "A.F." fortan seinen
Armeen den gesamten Proviant im Tross mitschicken konnte …

Sonntag, 20. September 2020

Der erbosten Wasser Wogen

 
Robert Dietz (1844-1922): Brunnen "Stürmische Wogen"  (1883-1894)
Standort: Dresden, Albertplatz; Foto + ©: X-Weinzar, 28.04.2007; Liz.: CC BY-SA 2.5

  Der erbosten Wasser Wogen

Anleitung, sich ständiger Störung zu erwehren

Es ruhen der erbosten Wasser Wogen,
die ihre Gischt soeben noch versprüht,
wie in geheuchelt Zorn dabei geglüht –
sie haben scheinbar sich zurückgezogen.

Du fühltest dich jedoch sehr schnell betrogen,
denn jede frühe Freude wär verfrüht
und all dein Aufwand blieb umsonst bemüht:
je stiller Wasser – um so mehr verlogen.

Spazieren längs der Ufer, sich erbaun,
das dauert den Moment, bleibt nur Idylle
und wehe, würdest du ihr jemals traun!

Willst du zum freien Atmen sichre Stille
dann deiche alle morschen Ufer ein:
das Leben, um zu schaffen, wäre dein.

© elbwolf (16.09.2020)

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Pardon:
Ab jetzt zwingt uns der Anbieter seinen neuen Editor auf, bei dem natürlich erst einmal alles "verschlimmbessert" erscheint – es wird also leider etwas dauern, bis die Posts wieder "in etwa" so aussehen, wie bislang gewohnt!


Donnerstag, 17. September 2020

Monatsbild September mit "La Belle Jardinière"

Eugène Grasset (1845-1917): Monatsbild September ("La Belle Jardinière", 1896)
via Wikimedia Commons; gemeinfrei
  
Monatsbild September mit der
'Belle Jardinière' von Eugène Grasset

Das Jahr – es schreitet schnell voran nach Plan
Es sammeln sich die kleinen flinken Sänger
zum Abflug; warten dürfen sie nicht länger;
noch fehlt er nicht, der nötige Elan.

Schon ewig steht sie fest, die Himmelsbahn,
sie macht aus ihnen allen Grenzengänger
wobei Gefahr besteht durch Vogelfänger –
da hilft nur noch zu flüchten ganz spontan.

Die Gärtnerin genießt die letzten Tage
der Sommerzeit, die geht dem Ende zu –
noch gibt es keinen Grund zu einer Klage,

Septemberblumen gibt es immerzu.
Das Sonnenauge, Goldruten und Astern
bedecken jedes Beet mit bunten Rastern.

© lillii (Luzie-R)
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Zum Künstler:
Eugène Samuel Grasset (* 25. Mai 1845 in Lausanne; † 23. Oktober 1917 in Sceaux bei Paris) war ein schweizerisch-französischer Bildhauer, Maler und Illustrator der Belle Époque und Wegbereiter des Jugendstils. Seine grafische Serie "Die Schöne Gärtnerin" war ein Welterfolg.

Sonntag, 13. September 2020

Stimmung / Trauerweide (L. Winrich a. G.)

© + Foto Khlim28: Oven river bank at the start of Canyon walk (6.5.2017)
via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 4.0

Stimmung

Regentropfen auf Wintergehölz. –
Glasperlenschnüre. – 
Im Licht tief stehender Sonne
Diamantschliff.
Farben versprühend,
Verdunstend,
Verlöschend –
Illusion der Kostbarkeit.


Trauerweide

Trauernd neigen sich die Zweige 
Wenn der Herbst die Säfte nimmt, 
Und auch sie erfüllen schweigend, 
Das, was ihnen vorbestimmt. 

Lassen sich zu Boden gleiten   
Auf den regenfeuchten Grund   
Opfern ihre schönsten Farben  
Einem lang geschloss'nen Bund. 

Bäume sammeln in der Wurzel  
Kräfte für den Neubeginn.   
So hat Trauerweidentrauer   
Einen weltenweisen Sinn.  

© L. Winrich a. G. (2020)

Mittwoch, 9. September 2020

Latin-Lover-Limericks

Die sog. Kapitolinische Venus in Rückansicht ("a tergo“).
Antike Kopie nach Praxiteles’ Aphrodite von Knidos (4. Jh. v.u.Z.).
Im Jahr 1752 von Papst Benedikt XIV. den Kapitolinischen Museen gestiftet.
Standort: Rom; Quelle: Wikipedia Commons; © Sailko, Liz.: CC BY-SA 3.0

Latin-Lover-Limericks
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Parodistische Limericks erotischen Einschlags

Pietrificato (Versteinert)
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Kapitol heißt ein Hügel - bloß wo?
Eine Venus, ganz nackt, zeigt Popo.
Sie ist völlig aus Stein.
Wär mit der man allein …
Gäb es doch ein Problem – und wieso? *)

I Cesari (Die Cäsaren)
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Es hatten in Rom die Cäsaren
Wohl alle das gleiche Gebaren:
Statt sich Mädchen zu leisten
wollten Knaben die meisten:
Das galt einst als Nießbrauch-Verfahren.

Il Poeta (Der Dichter)
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Boccaccio blieb stets in Italien,
Berichtet von Dame Eulalien:
Deren Acker war klein,
Eine Furche – doch fein.
Das pflügt man sehr gern in Italien!

L'avventuriero (Der Abenteurer)
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Casanova gefiel's in Venedig,
Denn die Frauen sind dort ziemlich gnädig.
Im Kasino, beim Dreier,
Spielte gern er den Freier,
Danach türmt er schnell aus Venedig.

Gli attori del cinema (Filmschauspieler)
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Vor Marcello, im Brunnen von Trevi,
Schwamm Anita, als wär sie die Navy.
Sein Traum von der Lust
Wich bitterem Frust:
Kein Sex mit Anita in Trevi!

Il cavaliere (Der Kavalier)
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Cavaliere hat Models in Menge –
'Ne Junge trieb ihn in die Enge:
Besonderes Happi:
Sie rief ihn nur Pappi.
Drauf kriegt er von Vroni noch Senge!

Ragazzo docile (Gelehriger Bub)
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Und zum Schluss noch ein Bursch aus Abruzzen:
Ja, den holen die Frau'n gern zum Putzen.
Gar hitzig ihr Dank –
Er wienert so blank!
Das befriedigt die Frau'n in Abruzzen.  

© elbwolf (2012-20; bearbeitet)
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Erstveröffentlichung:
im Almanach "Liebe, prickelnd wie Sekt";
Edition Wendepunkt, Weiden, ISBN 978-3-938728-21-5

*) Nun … man müsste dann selber Pygmalion sein, damit die Galatea-Figur sich einem öffnete.

Ein Wort zu den Limericks:
Es gäbe, sagt man, folgende Klassifikation für diese Gedichtform: 2% wären für jedes Publikum geeignet; für weitere 3% gäbe es bei einer Beichte wegen Lesen und/oder Anhören noch die Absolution; der Rest sei nur für Herrenabende gedacht. Wir bewegen uns hier anfangs der "mittleren Stufe" und gedenken, auch bei anderen Erotika nicht darüber hinaus zu gehen.
Danke!

Samstag, 5. September 2020

Der Kuss

Auguste Rodin (1840-1917): "Le Baiser"; 1898, Musée Rodin, Paris;
Sculpture (plâtre, moulage du marbre), 1916, Donation Rodin; Public domain.
Foto+© Thibsweb: 09.03.2014; Liz.: CC BY-SA 4.0

Der Kuss

Die Lippen, das geheime Tor zur Seele –
sie künden dir mit Küssen von der Liebe;
erwecken so unheimlich süße Triebe;
sodass Erotik dir dabei nie fehle.

Was gäbe es denn noch an Parallele,
dass glücklich sein für Menschenkinder bliebe
und nicht wie Atem in der Luft zerstiebe –
wenn hoch die Liebesglut in ihnen schwele.

Ein zartes Lippenpaar löscht das Begehren;
Umarmung lässt die Lebenslust erwachen –
der wollen Liebende sich nicht erwehren.

Beschrieben wird es oft – ist wie Erwachen.
Manch Künstler schuf die herrlichsten Skulpturen
der Liebe – Sprache steckt in den Figuren.

© Luzie-R.
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Anmerkung:
Wir vom Versbildner haben uns darauf verständigt, künftig einen Beitrag/Monat aus dem Themenkreis von Erotik & Mythologie zu veröffentlichen. Bis Ende 2020 bestreitet Luzie-R. zunächst eine vierteilige Folge.

Dienstag, 1. September 2020

Kalenderblatt 9/2020 - Der Maler Paul Poetzsch

Paul Poetzsch (1858-1936)                                       Segelboot bei der Ausfahrt; o.T., o.J.


↑ © Bild: Lutz Käubler (s. u. Hinweis)                                                        ↑ © Text: W. Herrmann


Hinweis
Das ©-Right für das von Paul Poetzsch gemalte Bild liegt
– zusammen mit der Verantwortung für Bildbenennung und -datierung –
vollumfänglich bei Herrn Lutz Käubler, Dresden.
Diese Wiedergabe entspricht einer einmaligen Gestattung durch den ©-Inhaber
wegen ihrer nicht-kommerziellen Verwendung auf "Versbildner"
und ist nicht einer Lizenzierung nach CC BY-SA 2.0-4.0 gleichgestellt!

Kalenderblatt 9/2020 - Der Maler Paul Poetzsch
Paul Poetzsch (1858-1936)
Segelboot bei der Ausfahrt (wahrscheinlich im Golf von Neapel)