Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

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Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Donnerstag, 22. Juni 2023

Ständige Wiederholung

Jean-Leon Gérôme (1824-1904): An Idyll (Daphnis and Chloe; 1852)
Standort: Musée Massey, Tarbes (Frankreich);
via Wikimedia Commons; gemeinfrei.

 

Ständige Wiederholung
(Perpetuum mobile)

Die Nacht lag noch in ihren blauen Kissen,
vom Duft der Leidenschaft bedeckt,
da hat die Zeit, die junge Schöne
den Jüngling Morgen schon geweckt.

Die lockte ihn mit ihren Zaubertönen,
Dem Ticktackgleichmaß, das die Zeit bestimmt.
Er wünschte sich, sie würde ihn verwöhnen,
jedoch, sie zeigte sich verstimmt.

Sie scherzte wohl, sie drehte sich und lachte,
Sie spottete und lief voran.
Auch wenn er noch so innig flehte,
sie war in Eile, keiner hielt sie an.

Der Tag erschien, der Abend kam ganz leise.
Der Morgen war jetzt müde, still und  brav.
Die Nacht umfing ihn, diese schöne Weise
Und sang den Liebsten in den Schlaf.

So wiederholten Nacht und Morgen
Das Spiel in stetiger Manier.
Die Zeit lief weiter, war nicht aufzuhalten
Und so erleben es auch wir.

© A. Weinhart

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Hinweis:
Den nächsten Beitrag stellen wir erst zum 1.7.2023 ein!

Mittwoch, 14. Juni 2023

Anno-04.2_Der Steinklopfer (Seurat)

Georges Seurat (1859-1891): Steinklopfer mit Schubkarre (~1883/84);
Standort: Phillips Collection, Washington (D.C.)
via Wikimedia Commons & The Yorck Project; gemeinfrei.

 

Hier also die Nachdichtung
zum Lied des Steinklopfers von Karl Henckell (1884-1929),
die wir am 27. Mai 2023 zunächst noch schuldig geblieben waren.
Es gibt dazu sogar eine weitere Abbildung eines anderen französischen Künstlers des 19.Jahrhunderts, was die Sache besonders reizvoll macht.

 

Der Steinklopfer

Ich klopf den gebrochenen Stein,
wie kantig er sei und wie hart –
mein Schlegel, der kriegt ihn schon klein;
doch bringt es kaum Geld um zu leben.
So geht das von morgens bis spät:
wann immer das Tageslicht scheint
und nichts aus den Fugen gerät,
werd ich mich stets wieder erheben.

Am schlimmsten ist immer ein Tag,
an dem mir der Magen noch knurrt,
weil Brot es kein Krümel mehr gab,
geschweige denn etwas vom Weine!
Knie nieder mich dann in den Sand,
rück tief ins Gesicht meinen Hut:
was ist mir der Väter ihr Land?
Ich klopf für die Reichen die Steine!

© elbwolf (für die Nachdichtung)

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Hinweis:
Den nächsten Beitrag stellen wir erst am 22.6.2023 ein!

Mittwoch, 7. Juni 2023

Neuer Morgen

© eigenes Foto der Verfasserin

Neuer Morgen

Der Tag, den grad die Sonne aufgeweckt,
dem sie die Farben schickt mit viel Magie
in immer neuer Morgenmelodie,
dass jede Seele fühlt sich angesteckt ...

Bei diesem Anblick geht das Herz mir auf –
ich denke, Gott, wie schön ist diese Welt;
sie ist lebendig und von Geist erhellt,
und alles nimmt den vorbestimmten Lauf.

Erstaunlich, wie stets eins ins andre greift!
Der es erschuf, der gab ihm einen Sinn.
In diesem Wunder bin ich mittendrin –
soweit mein Blick darüber hin auch schweift.

Hab Dank!

© Luzie Rudde

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Liebe Besucher, den nächsten Beitrag posten wir erst am 14. Juni!

Donnerstag, 1. Juni 2023

Kalenderblatt 06/2023 – Erster Kuss

Hans Christiansen (1866-1945),
führender Wegbereiter und Protagonist des Jugendstils in Deutschland;
Titelblatt der "Jugend", Ausgabe Nr. 14 vom 3. April 1897;
Standort: Bibliothèque des Musées, Strasburg; Foto: Mathieu Bertola;
via Wikimedia Commons; gemeinfrei 

Der erste Kuss

So sagt man es ... obwohl der Zweifel viele;
wir sind durchaus geneigt, uns einzureihn:
hier deuten an sich intensivre Spiele,
als ganz am Anfang vom Einander-Frein.

Da ist dies Lechzen nach Geschmack der Lippen
beinah schon Ahnung von Willfährigkeit;
nicht mehr nur jenes bloße, flüchtig Nippen –
nein, Vorgefühl von neuer Seligkeit.

Und erst die Haut – berührt von Fingerspitzen,
nicht abzusehen wo, an welchem Ort;
das mag schon recht die Phantasie erhitzen
und setzt sich in der Wirklichkeit dann fort.

Was strebt nach dem vollendeten Genuss
das fing einst an ... mit einem ersten Kuss!

 


Kalenderblatt 06/2023 –"Der erste Kuss"; zu:  "Jugend" Nr. 14 von 1897;
Englisches Sonett: © Wolfgang Herrmann