Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Dienstag, 27. Dezember 2022

Was zu vermeiden wäre …

Foto: Aihartza, Tunesien; 27.08.2008; Liz. "Freie Kunst".
(mangels Trampeltieren mussten Dromedare einspringen)

 

Was zu vermeiden wäre
- geht sogar als Akrostichon noch durch -


Wenn über eine dumme Sache,
         ein jeder seinen Schnabel wetzt,
         geht schnell nicht mehr zu unterscheiden,
         wer Recht denn hätte bis zuletzt.

        
Genügte es zu hoffen, ob denn
am Ende Gras gewachsen ist …
         so könnte man den Streit begraben,
         ganz ohne jede Hinterlist.

         Doch Gräser sind so voller Säfte,
         dass rasch auf allen seinen Vier
kommt sicher ein Kamel gelaufen –
         der Sorte nach ein Trampeltier.

         Es hat nur dieses Grün im Kopfe!
         Dass du mir also nicht vergisst:
         vom Gras halt ein Kamel recht ferne,
das alles wieder runterfrisst.

© elbwolf, am 27.12.2022

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Die Handvoll Gedichte-Schreiber auf Versbildner
wünscht ihrer Anhängerschaft und auch sich selber
zum Jahreswechsel 2022 auf 2023 alles Gute!
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Freitag, 23. Dezember 2022

Lebensfahrt

Théodore Géricault (1791-1824): Das Floß der Medusa (Detail; 1819);
Louvre; via Wikimedia Commons; Liz.: gemeinfrei.

 

Lebensfahrt

Auf den Fahrten meines kurzen Lebens
bin ich wie ein kleines Segelboot,
das den Kurs hält, manchmal auch vergebens,
zwischen Morgen- und dem Abendrot.

Ausgeliefert Stürmen und den Wellen,
die recht heftig schwingen hin und her;
wo im Ohr die Möwenschreie gellen,
wenn das Schiffchen schlingert gar zu sehr.

Um den Kurs zu halten ist es wichtig,
dass das Ruder fest liegt in der Hand;
Ungemach wird, eh es aufzieht, nichtig,
denn das Wort des HErrn wiegt schwer als Pfand.

Sein Versprechen: weiter zu behüten
uns, sein Volk, vor Unbill und Gefahr.
Sieht man, wie die Menschen aber wüten,
kann man nur schwer glauben, dies sei wahr.

Hilf dir selbst, so helfen Gottes Hände,
heißt es oft, auch zu der Heil'gen Nacht.
Werden tätig wir, ist's meist die Wende
und die Weiterfahrt ist abgemacht.

© Luzie Rudde

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Die kleine Gruppe von Gedichte-Schreibern auf
Versbildner wünscht allen Lesern "Fröhliche Weihnacht"!
Unser letzter Beitrag für 2022 wird am 27.12. gepostet.

Samstag, 17. Dezember 2022

Ein Mann – ein Buch/10: Der ältere Mann

Fritz Luckhardt (1833?-94): Richard (1813-83) und Cosima (1837-1930) Wagner;
Foto: 9. Mai 1871 in Wien; via Wikimedia Commons; Liz.: Public domain

 

·        Männer mit deutlich jüngeren Partnerinnen haben eine höhere Lebenserwartung.

·        Junge Frauen, die sich für einen deutlich älteren Lebenspartner entscheiden, tragen statistisch ein größeres Risiko, aus Eifer­sucht getötet zu werden.    [nach Wikipedia]

 

Ein Mann – ein Buch/10:
Der ältere Mann

Kommt im Buch man auf die letzte Seite –
ist manch Optimismus längst verflogen
Mutmaßung gibt uns sodann Geleite:
was gerade war, wird nicht verbogen.

Männer werden mit den Jahren älter
und die Bärte scheinen stark zu sprießen,
vielen Männern ist dann häufig kälter,
Wärme aber wollen sie genießen.

Auf den Köpfen wird es deutlich lichter,
und für manchen kommt in Sicht die Glatze …
Unmut zaubert das in die Gesichter -
noch brauchts keine eigene Matratze.

Mit Besuchen ehrt man den Gefährten,
wechselseitig – das wird nie gewöhnlich;
und die Zärtlichkeiten, die gewährten,
stimmen über jedes Maß versöhnlich.

Unversehens kommt man aufs Jahrhundert,
auch ein Testament ist längst geschrieben,
und man fragt sich allerhöchst-verwundert:
Kinder – wo ist bloß die Zeit geblieben?

© gitte, die euch ein Gutes Neues wünscht

Sonntag, 11. Dezember 2022

Die Seele. Die Stille.

Die Seele

Nicht sichtbar, nicht sezierbar,
nicht operierbar,
nur fühlbar.
         Fragst du mich, ob ich die meine kenne,
         sage ich ja.
Fragst du mich, wo ich sie finde,
dann sage ich:
Vier Finger breit unter dem Schlüsselbein,
zwei Finger breit links der Mitte.
         Nur für mich lokalisierbar.

Die Stille


Stille ist laut, denn sie lebt.
Ist es still, wenn du denkst, dass es so ist?
Es wird immer ein Laut sein, der die Stille stört.
Ein Rauschen, ein Rascheln, ein Klopfen,
ein Brummen, ein Ton, ein Laut.

Wenn du glaubst, es ist still,
dann ist es der Herzschlag,
der dröhnt, und der Zeiger der Uhr,
der die Sekunde misst.
Stille wird erst sein, wenn nichts mehr ist.


        © immergruen (A.W.)



"Sometimes, we hide behind only see half of people, world and even ourselves."
"Manchmal verstecken wir uns hinter etwas und sehen nur die Hälfte der Menschheit, der Welt und sogar von uns selbst."

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Foto: Valu Pulipati, 8.2.2020; Standort: 52° 8' N, 11° 38' E (bei Magdeburg)
via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 4.0

Dienstag, 6. Dezember 2022

Lesung: "Gedichte I" am 10.12.2022 im Putjatinhaus/Dresden

Titelblatt des im Druck befindlichen Gedichtbandes

Auf Einladung durch das Putjatinhaus in Dresden-Kleinzschachwitz liest der Autor aus dem soeben für den Druck aufbereiteten Band "Gedichte I" eine Auswahl eigener Gedichte zum angegebenen Themenkreis

am Sonnabend, den 10.12.2022, 15.45 – 16.15 Uhr
(im Rahmen der jährlichen Veranstaltungen zur "Dorfmeile")


Nonsens, Scherz & Satire /nicht alles wird vorgetragen – aus Zeitgründen!/

01.     Klapphornverse (mit Daniel-Anekdote S.11)
         - 1: Zwei Knaben gingen durch das Korn
         - 2: Zwei Knaben sangen Gassenhauer
         - 3: Zweiunddreißig Crews sind im Turnier   {…}
         - 43: Auf Bergen bringen sie das Rodeln
02.     Leierkastenverse (mit Billinger-Anekdote S.19/20)
        
- 1: Ich sag jetzt nur, ich brüte
         - 3: Hoffnungsloser Fall    {…}
         - 13: Hang-Huhn
03.     Epigramme (mit Roth-Bsp. S.29)
         - 1: Maskenpflicht
         - 10: Geht auch ohne Abi
         - 18: Genascht – vernascht!   {…}  
         -
22: Die gleichmacherische Mode
04.     Limericks (mit 1+2 und Tübinger Anekdote)
        
- Lears "27" + Enzensberger "S.43" + WH (6)
         - Tierisches: 61, 65, 68
         - Globetrotter-1/2: 112-118 + 119-125   {…}
05.     Spiegel-Limericks ("eigene Erfindung": aabba → aabbabbaa)
         - 1: Es war mal ein Alter mit Bart
         - 4: Zipperlein
         - 5: Sachsen - Nabel der Welt
06.     Rätsel
         - 21: Geliehene Gedichtstrophen: bei Schiller (S.95)
07.     Scherzgedichte
         - 1: Kaninchen im Zylinder)
         - 3: Bütten-Ballade auf die Kölner und die Düsseldorfer   {…}
         - 4-7: Sachsen-Genüsse
 08.    Satire
         - 6: Der Kuckuck und der Esel   {…}
--       Besinnliches
         Gedichte-II: S.151 – Unser tägliches Brot

© elbwolf/W.H.

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Anm.: Die meisten der genannten Gedichte können mit der Suchfunktion im Blog gefunden werden.

Donnerstag, 1. Dezember 2022

Kalenderblatt 12/2022 – "Osterzgebirgsbilder" von Udo Petzold

© Udo Petzold (*1950)                                                         Winter im Osterzgebirge

 

Auf ein Neues!
- Terzine -

Du schaust ins Land und dann doch auf die Uhr
und möchtest gern den Lauf der Zeit begreifen:
vom Licht des Tages fehlt dir jede Spur.

Du fühlst Natur sich Winter überstreifen,
bis alles rings bedeckt von Weißem bleibt:
und das lässt ein ganz neues Sehen reifen!

Du siehst, wohin der Wind die Wolken treibt
und weißt genau: so wird das Wetter morgen,
egal, was dazu auch die Zeitung schreibt.

Du brauchst dich einzig nur darum zu sorgen,
dass du allein nicht lebst auf dieser Welt –
und bist im Dunklen und im Sturm geborgen.
Sag "Prosit Neues!" und bestell das Feld.

 


↑ © Bild: Udo Petzold (s. u. Hinweis                                       ↑ © Text: W. Herrmann

Hinweis:
Das ©-Right für das Bild von Herrn Udo Petzold, Dresden, liegt
 – zusammen mit der Verantwortung für Bildbenennung und -datierung –
vollumfänglich beim Autor. Diese Wiedergabe entspricht einer einmaligen Gestattung
durch den ©-Inhaber und ist auch bei dieser nicht-kommerziellen Verwendung
auf "Versbildner" keinerlei Lizenzierung nach CC BY-SA 2.0-4.0 gleichgestellt!.
Sämtliche Bilder befinden sich im Privatbesitz des Künstlers.

Kalenderblatt 12/2022 –"Osterzgebirgsbilder"
von Udo Petzold (*1950)

Winter im Osterzgebirge

Mittwoch, 23. November 2022

Spinatknödel - ein Sonett (oder doch ein Ulk?)

Foto: Carschten: Fünf Spinatklöße (06.03.2007)
via Wikimedia Commons; Liz.: public domain.

 

Sonett auf die Spinatknödel

Die Kunde vom Spinat jetzt auch in Knödeln
die war mir bis zur Stunde unbekannt;
bald war ich derartig darauf gespannt,
dass ich beschloss, nicht länger mehr zu trödeln.

Denkt nicht, ich würde bloß ein bisschen blödeln?
Ich war und bin Geschmäcker-Spekulant;
noch nie hab' ich mich beim Spinat verrannt –
Enttäuschung ist etwas für Aschenbrödeln.

Alsbald begab ich mich in die Taverne
und orderte beim Koch den grünen Kloß –
der Meister machte mir den nur zu gerne.

Dann auf dem Teller lag das große Los!
Am Schlusse wag' ich es mich zu erkühnen:
Am besten schmeckte diese Kost vom Grünen!

© elbwolf

Donnerstag, 17. November 2022

Ballade vom trefflichen Ratgeber

  

Baby / 07.07.2015 / Liz.: CC0
Though she be but little, she is fierce./ Noch klein, aber leidenschaftlich.
(Quelle: https://pixabay.com/photos/baby-sleeping-baby-baby-girl-784608/)


Ballade vom trefflichen Ratgeber

Viel Freude macht, wie hinlänglich bekannt
für Mann und Frau der heilge Ehestand...
Auch Wilhelm Busch beschrieb es schon beizeiten,
dass Babys machen Freude würd bereiten.

Im Ehestand, dies wusste er genau –
dass, wenn ein Mann sich nähert seiner Frau,
sie bald schon hält ein Kindlein auf dem Schoß;
trotzdem bleibt manche Ehe kinderlos.

Man nimmt nun an den Rat von hohen Herren;
die sich herfür tun und auch gern belehren:
doch hilft der Rat nicht einer jeden Frau –
es macht nur Sinn, befolgt sie ihn genau!

Begab sich einstens eine Frau zum Pater
und sah in ihm geeigneten Berater;
Der sprach zu ihr: „"Folg Pilgern in der Spur,
dann kommst Du zu der Wiege Mon Amour.

Dort ruh dich aus, denn mancher Pilgersmann
der rührt aus Unbedacht die Wiege an
und weiter einvernehmlich eine Weile,
denn Pilger haben Zeit, sind nicht in Eile."

So sprach der fromme Mann und ging von dannen;
die Freudentränen bei der Frauen rannen.
Und sie begab sich zu dem Ort der Wunder,
wo bald ein Pilgersmann gab den Erkunder …

Er ging ans Werk nach seinem bestem Wissen.
Und sie? Sie ruhte ganz in ihren Kissen
Es zeigte sich nach nur sehr wenig Wochen,
dass alles eintraf, wie zuvor versprochen.

Wird jemandem ein guter Rat gegeben,
dann ändert das gar manches Mal sein Leben:
Und damit sei auch Euch ein Trost beschieden:
setzt Kinder in die Welt und lebt in Frieden.

© Luzie Rudde

Sonntag, 13. November 2022

Der kleine Astro-Schreck

Asteroid, der sich der Erde nähert (PC-Grafik, 25.03.2022)
Urheber:  Sebastian Kaulitzki/Science Photo Library;
via Wikimedia Commons; Liz.: CC0 1.0 Verzicht auf ©.

 

Der kleine Astro-Schreck

Oh Astronominnen und Astronomen,
ihr aus dem Himmel-Absucher-Ressort:
an euch richt ich voll Sorge dies, mein Wort:
was kündet neuerlich ihr für ein Omen?

Ihr Astronom*innen drückt eure Augen
ganz fest ans Teleskopen-Okular
und wisst, die rechten Antworten sind rar:
man muss sie sich erst aus den Fingern saugen.

Ihr seht am Firmament nicht nur die Sterne,
die fix dort stehn und nie vom Orte fliehn –
ihr seht die Astroiden Bahnen ziehn
und rechnet aus, dass mancher gar nicht ferne!

Der mit der 9 9 9 4 2 als Nummer
der hatte sich vorzüglich gut versteckt
und wurde erst 2 0 0 4 entdeckt –
seitdem bereitet er uns etwas Kummer.

Bei seiner nächsten erdnahen Passage
2 0 2 9 da fliegt er knapp vorbei,
doch ab 2 2 0 0 gibts Hudelei –
davor bringt uns so 'n Knirps doch nicht in Rage!

Denn dieses angelaufene Jahrhundert
gibt es auch ohnehin sehr viel zu tun –
da sind wir gegen Astro noch immun.
Und kommt er dann, so zeigt man sich … verwundert!

© elbwolf

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Nachtrag am 08.02.2023:
Den neuen Berechnungen zufolge ist es immer wahrscheinlicher, dass "Bennu" mit der Erde kollidieren wird.
Die Ergebnisse einer Studie, die in der Fachzeitschrift Icraus veröffentlicht wurden, sagen aus, dass das Risiko eines Einschlags bei 1:1750 liegt. Bis dahin lag die Wahrscheinlichkeit bei 1:2700. Das Risiko, dass der Asteroid in die Erde einschlägt hat sich demnach erhöht.
Am wahrscheinlichsten ist der Zusammenstoß demnach am Dienstag, dem 24. September im Jahr 2182. An diesem Nachmittag liegt die Möglichkeit eines Einschlags bei 0,037 Prozent.

Sonntag, 6. November 2022

November

Luzie Rudde                         eigenes Foto, unbearbeitet

November

- Akrostichon –

N  un ist es wie in jedem Jahr

  o        ktober ist so schnell vergangen

   v         orbei ist es mit Sonnenschein

   e         in kalter Wind peitscht meine Wangen

  m      ich fröstelt es durch Mark und Bein

   b        eim Wandern spüre ich seit langem

   e         s geht dem Jahresende zu

   r          astlos ist Zeit – sie gibt nie Ruh

 

 © Luzie Rudde


Der Google-Interpreter setzt die gestochene Word-Vorlage leider nicht besser um ...

Dienstag, 1. November 2022

Kalenderblatt 11/2022 – "Osterzgebirgsbilder" von Udo Petzold

© Udo Petzold (*1950)                                              Heribert-Fischer-Haus, Geising (Öl)

 

Vorausschau

Im Fenster – Licht; die Wege menschenleer.
Das ist vertraut und doch auch etwas fremd:
so ist es stets nach Allerheiligen.
Ja selbst das ausgelassne Halloween,
das jeden locker auf die Schippe nimmt,
ist schon vorbei ­– mitsamt den Kürbisfratzen.

Wer da hinausmuss in das kalte Dunkel,
der wünschte, dass der Martin ihm begegnet
und mit ihm teilte seinen weichen Mantel.
Und wer nicht glaubt an dieses fromme Märchen,
der tröste sich, denn es wird wieder wärmer
und heller auch – in einem halben Jahr!

 

 


    © Bild: Udo Petzold (s. u. Hinweis)                                                          ↑ © Text: W. Herrmann


Hinweis:
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vollumfänglich beim Autor. Diese Wiedergabe entspricht einer einmaligen Gestattung
durch den ©-Inhaber und ist auch bei dieser nicht-kommerziellen Verwendung
auf "Versbildner" keinerlei Lizenzierung nach CC BY-SA 2.0-4.0 gleichgestellt!.
Sämtliche Bilder befinden sich im Privatbesitz des Künstlers.


Kalenderblatt 11/2022 –"Osterzgebirgsbilder"
von Udo Petzold (*1950)
Heribert-Fischer-Haus, Geising (Öl)

Samstag, 29. Oktober 2022

Ein Mann - ein Buch/8: Männer unter sich

Farbgrafik von Jules Huyot (1841-1921) nach Maurice Leloir (1853-1940)
zu einer Buchausgabe von Alexandre Dumas (1894)
Die drei Musketiere – Athos, Porthos, Aramis und d'Artagnan.
via Wikimedia Commons; Liz.: gemeinfrei

 

Männer unter sich

Wer ist denn nun ein wirklich starker Mann?
Gibt’s Konkurrenz? Ist die vielleicht gar groß?
Ein starker Mann ist einer, der was kann –
Die Frage ist: wie findet man den bloß!

Ja früge man die Männer "unter sich" ­– 
da schwölle jedem gleich die Hemdenbrust:
er fühlte diesen ganz besondren Stich,
der stets sich einstellt vor Beginn der Lust!

In längst vergangnen Zeiten ging es schnell:
da griff zum Degen man, dann später Colt,
und stürzte sich mit Feuer ins Duell,
denn um die Ehre schießen war gewollt!

Was gilt sie heute noch, die weiße West'?
Heut' macht der Manager doch auf "Cum Ex"
und nimmt vom Staat sich noch den letzten Rest
und das ist viel, da bist du ganz perplex!

Doch punkten kann auch so ein strammer Max:
Ist etwa mal ein Öffner nicht zur Hand,
liest er im "Männer-Buch", wie – ohne Flachs ­-
ans Bier man kommt in diesem deutschen Land!

© gitte (kurz vor der Umstellung auf WZ)

 

Samstag, 22. Oktober 2022

Ein selbständiges kleines Lyrik-Format

Kochen in einer deutschen Küche (Aufnahme: 03.04.2015):
Foto: André Bellingrodt; via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 4.0

Dem recht komplexen Lyrik-Format der Sestinen kann man sich in zwei Vorstufen nähern und Umgang wie Fertigkeiten antrainieren. Es scheint aber darüber hinaus, dass dieses beiden einfacheren Formate selbständig existieren können, wenn sie kleinere Vorhaben bedienen, die etwa als ein Mix von Nonsens, Scherz und Satire verstanden werden sollen.
Hier nehmen wir uns von den Vorstufen die erste und ganz einfache vor:

 

Es summt und brummt

Im Fluge hört man, wie die Biene summt;                         1: u-u-u-u-u-
die dralle Hummel aber ständig brummt.                          2: u-u-u-u-u-

Geräuschvoll ist die Hummel, wenn sie brummt;              2: u-u-u-u-u-
wie lieblich ist es, wenn die Biene summt.                        1: u-u-u-u-u-

Es summt die Biene – die Hummel aber brummt.        1|2: u-u-u|-u-u-

 

Ein paar Erläuterungen zum Format;
o das Format hat 2x2 + 2/2 = 4+1 = 5 Verse;
o die Verse 1-4 bilden 2 Strophen, der 5. Vers heißt Koda und ist Anhang;
o alle Verse sind 5-füßige Jamben (vollständig; übervollst. oder wechselnd);
o die Verse reimen selten; Vers-Enden heißen Zeilenschlusswörter "ZSW"
o die ZSW werden im Rhythmusschema durch die Ordnungsnummer ersetzt;
o in der Koda darf das erste ZSW bereits in ihrer ersten Hälfte stehen (s. o);
o
bei seinem 2. oder 3. Auftreten braucht ein ZSW nur letzter oder heraus-
   gelöster Teil einer Wortzusammensetzung zu sein.

 

Katz und Maus

"Miau" versetzt in Panik jede Maus,                                  1: u-u-u-u-u-
doch wie entrinnt die dann der Miezekatze?                     2: u-u-u-u-u-u

Das Mauseloch ist kleiner als die Katze –                         2: u-u-u-u-u-u
in dieses rettet sich mit Sprung die Maus!                         1: u-u-u-u-u-

Die Maus entkommt, hört sie s'Miau der Katze.               1|2: u-u-u-u-u-u

 

Gedeckeltes Gas

Der Topf dort auf dem Herd trägt einen Deckel              1: u-u-u-u-u-u
und unterm Topf brennt – ihn erhitzend – Gas.              2: u-u-u-u-u-

Wird aber immer teurer dieses Gas,                              2: u-u-u-u-u-
dann braucht es für sich selber schon den Deckel.       1: u-u-u-u-u-u

Wann kommt der Deckel denn – der auf das Gas?    1|2: u-u-u-u-u-

 

© elbwolf    (21.10.2022)

Montag, 17. Oktober 2022

Herbstlicher Übergang

Straßenlaterne, versteckt im Herbstlaub des Spitzahorns.
Foto: Nino Barbieri (Juni 2006); via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY 2.5

     

Übergang

Die Weiden tragen Witwenschleier.
Die Enten gründeln auf dem Weiher,
der himmelgrau die Nase kraust.

Die Wolken, Regen vollgesogen,
von Stürmen aufgepeitschte Wogen,
am Rand zerfleddert und zerzaust.

Die Sonne legt die roten Wangen
auf Wein und Rebe, voll behangen,
mit Frucht und Farbe im Gepäck.

Altweibersommer wirkt die Netze,
entschleunigt wird des Tages Hetze,
sanft färbt der Herbst das Grabgesteck.

© immergruen (A.W.)

Mittwoch, 12. Oktober 2022

Tag für Tag (III)

Notre-Dame en feu – 15-04-2019, 20:06.
Foto: GodefroyParis, via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 4.0.

"Notre-Dame wird weiterleben!"

Im letzten Beitrag ist hier angedeutet worden, es ließe sich mit den Terzinen-Mustern gut experimentieren. Wir haben uns entschlossen, einen solchen Versuch als Teamwork abzuliefern, wobei wir das Kettenreimmuster der Terzine sozusagen im Rückgriff nutzen.
Während das Schema beim letzten Mal verlangte

aba bcb cdc ded efef (mit insg. 6 Endreimen)
(a und f je zweimal in erster bzw. letzter Strophe;
b, c, d, e je dreimal in 2 Strophen)


lautet es hier folgendermaßen:

aea bab cbc dcd eded (mit insg. nur 5 Endreimen)
(a, b, c, e je dreimal und d viermal in je 2 Strophen)

Man könnte sogar versuchen, für die außen klammernden Reime die alten Reimwörter oder sogar ganze frühere Verse zu nutzen …

 

         Tag für Tag (III)


Kein Tag wird jemals vor dem Abend enden –
das hat die Sonne immer gut bemessen;
sie wird auch weiter uns die Wärme spenden.

Schon früh am Morgen ist sie wieder munter,
sie steigt von Osten auf, setzt an zu wenden,
und geht - wie anders denn? - im Westen unter.

Wir suchen oftmals das, was annehmbar;
es ist versteckt, doch farblich gottlob bunter;    
so reihen Tag und Woche sich zum Jahr.

Gar manches wird in dieser Zeit geschehen,
und letztlich finden wir's nicht sonderbar,
dass wir uns um die eigne Sonne drehen.

Wir Menschen sollten eines nicht vergessen:
wir könnten manche Weile noch bestehen,
sei unsre eigne Zeit auch kurz bemessen,
wenn nur wir selbst uns nicht im Wege stehen!

 © Luzie-R & elbwolf – Teamwork

Donnerstag, 6. Oktober 2022

Tag für Tag (II)

;

Luftaufnahme der Taritari-Bevölkerung, Juan Griego, Nueva Esparta, Venezuela
Foto: Wilfredor (11.3.2007); via Wikimedia Commons; Liz.: CC0 1.0

Am 11.12.2018 hatte ich hier ein paar Verse eingestellt und ihnen die Form einer (6-strophigen) Terzanelle gegeben. Da sich mit Terzinen-Mustern gut experimentieren lässt, hole ich hier die Terzine (als äußerer Kettenreim) nach. Das Reimschema ist sogar einfacher: aba bcb cdc ded efef.

Tag für Tag

Kein Tag wird jemals vor dem Abend enden:
die Sonne geht - wie stets - im Westen unter;
sie wird uns weiter ihre Wärme spenden.

Schon früh am Morgen ist sie wieder munter.
Es reihen sich die Tage, Wochen, Jahre;
die Sonne geht - wie stets - im Westen unter.

Wir sehen oftmals nur das Annehmbare;
doch wir sind's, die sich um die Sonne drehen;
es reihen sich die Tage, Wochen, Jahre.

Gar manches wird in dieser Zeit geschehen,
jedoch ist unsre Zeit nur kurz bemessen,
doch wir sind's, die sich um die Sonne drehen.

Wir Menschen sollten eines nicht vergessen:
Natur zu achten und sie neu erspüren –
jedoch ist unsre Zeit nur kurz bemessen,
wenn wir das Gute in uns weiterführen.

© (Luzie-R)

Samstag, 1. Oktober 2022

Kalenderblatt 10/2022 – "Osterzgebirgsbilder" von Udo Petzold

© Udo Petzold (*1950)                                              Geisinger Kirchblick (Aquarell)

 

Anderssein

Für die, die dort im Städtchen wohnen,
ist dieser Anblick nicht Tristesse:
ihr Bleiben scheint sich doch zu lohnen;
und wenn ich daran sie jetzt mess,
so wirken sie recht bodenständig.

Was hält den Menschen hier lebendig,
bewahrt ihn vor dem Großstadt-Stress?
Der Einzelne will schon sich schonen,
plant manchen Auftritt nicht so kess –
er kann hier Anderssein betonen …

 


 ↑ © Bild: Udo Petzold (s. u. Hinweis)                                                          ↑ © Text: W. Herrmann


Hinweis:
Das ©-Right für das Bild von Herrn Udo Petzold, Dresden, liegt
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vollumfänglich beim Autor. Diese Wiedergabe entspricht einer einmaligen Gestattung
durch den ©-Inhaber und ist auch bei dieser nicht-kommerziellen Verwendung
auf "Versbildner" keinerlei Lizenzierung nach CC BY-SA 2.0-4.0 gleichgestellt!.
Sämtliche Bilder befinden sich im Privatbesitz des Künstlers.

Kalenderblatt 10/2022 –"Osterzgebirgsbilder"
von Udo Petzold (*1950)
Geisinger Kirchblick (Aquarell)

Montag, 26. September 2022

Der Chef geht in Rente - ein Sonett drauf!

Auszahlung der Altersrente in Griechenland (Ägina-Stadt) -­ leider kein "Chef" drunter!
Foto: Ziegler175, April 1987; via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 3.0

  Der Chef geht in Rente – ein Sonett drauf!

Vor dreißig Jahren wars, dass man ihn stellte
als Chef hier an die Spitze vom Büro!
Und alle brannten für ihn lichterloh,
nachdem er damals sich zum Team gesellte.

Nicht nur, dass unser Dasein sich erhellte,
man war beständig inspiriert und froh,
verlegte Akten nicht bis ultimo,
verzieh sogar manch unverdiente Schelte.

Doch irgendwann nimmt auch ein Chef den Hut,
und trotzdem geht danach das Leben weiter –    
ein Wechsel tut ja not und ist auch gut.

Nur stehst du nicht an der Karriereleiter!
Der Neue kommt von auswärts und beachtet,
dass er das Team für dreißig Jahre pachtet!

© elbwolf

Mittwoch, 21. September 2022

Das Fass

Gaetano Gandolfi (1734-1802): Alexander und Diogenes (1792);
Privatsammlung; via Wikimedia Commons; Liz.: gemeinfrei.

Einer der schärfsten Parodisten unter den Lyrikern der Vergangenheit war Hanns von Gumppenberg (1866-1928). Davon zeugt noch heute sein Buch "Das teutsche Dichterroß, in allen Gangarten vorgeritten".

Mir fiel sein Gedicht "Diogenes" in die Hände, aus dem ich die 2. und die 6. (letzte) Strophe ohne die Refrains zitiere:

 

Hanns von Gumppenberg:
Diogenes (gekürzt)

(2)
Die Menschen, sie meinen,
schon Menschen zu sein –
ich suchte nur einen:
doch fand ich ihn? Nein!
Ich strich in die Ferne
bis auf den Parnaß –
Da hängt die Laterne!
Nun rast ich im Faß.

(6)
Und wenn in den Nachen
der Fährmann mich ruft,
zerrinn ich mit Lachen
in Licht nur und Luft!
Mich freut es unsäglich,
daß ich nichts hinterlaß,
nichts fest, nichts beweglich –
Gar nichts, als dies Faß.

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Das Fass –
in Geschichte und Neuzeit
/rasante Kurzdarstellung/

Vom Fass ist leicht reden,
weil's lang existiert –
bestimmt schon seit Eden:
hat Eva datiert.
Nass lag man im Grase,
dann trocken auf Stroh:
das Fass als Oase!
War Adam da froh.

In späteren Jahren
kam Alex vorbei,
nach Gordon zu fahren:
haun Knoten entzwei.
Diogen in Tonne –
den sah er sich an;
verdeckt ihm die Sonne –
das störte den Mann.

Wenn heute ein Macher
verspricht goldne Zeit,
ist's bloßes Geschacher –
die Ampel nicht weit.
Die Fülle versprechen –
das geht heut nicht mehr:
wir haben zu blechen!
Das Fass? Lange leer ...

© elbwolf (20.09.2022)

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Anm.:
Das Diogenes-Thema  wurde auf Versbildner bereits zweimal aufgegriffen:
am 5. und am 9.2.2019; außerdem Alexander & Knoten am 26.10.2014.

Samstag, 17. September 2022

Ei, ei – Genderei


Autor Netpilots: Beispiel für Pleonasmus. Gefertigt: 15-06-2021
via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 3.0.


 Liebe Freunde unseres Lyrik-Blogs!

In der 2. Septemberhälfte hält der Verein Deutsche Sprache seine jährlichen Hauptversammlungen und Feierstunden für den Erhalt einer sauberen "unverhunzten" Muttersprache ab. In Dresden versammelten sich an die zweihundert Mitglieder und Gäste – es ging hauptsächlich um die schon gar nicht mehr neue und noch weniger lustige "Bereicherung" des Deutschen um das Gendern.

Nun macht die Literatur die Hochsprachenschicht jeder Sprache aus ­– Prosa, Drama, Lyrik – und ich habe mich einmal gefragt, wie denn die Lyrik mit Gendern aussähe, vor allem sich anhörte. Hier mein Beitrag:

 

Ei, ei – die Genderei!

Um einzuziehn ins Amt für Bundeskanzler*innen
muss doch zunächst mal eine*r diese Wahl gewinnen!
Hat jemand von den Kandidat*innen gewonnen,
ist für die anderen der Traum vom Amt zerronnen.
Doch brave Bürger*innen – achtet auf die Hunnen:
zu gern ersäuften die gleich Sprache mit im Brunnen!

 

Machen nicht diese wenigen Zeilen klar und deutlich, welche Tode unsere Lyrik stürbe, wenn man die "Genderierenden" gewähren ließe …

Mein methodischer Ratschlag für diejenigen, die es auch mal (mit einem Epigramm vielleicht) versuchen würden: erst scheinbar eifrig ins Horn blasen und in den letzten anderthalb Versen herablassend abservieren!

 © elbwolf, 16.9.2022

Sonntag, 11. September 2022

Ein Mann – ein Buch/7: Der sich bewegende Mann

Alexandru Ceobanu – Campion Arnold Classic Europe;
Foto: Alexceo17, 2.4.2020; via wikimedia commons
; Liz.: CC BY-SA 4.0.

 

Der sich bewegende Mann

1.      Prolog
Macht es Sinn, dass der Mann sich bewegt,
wo der Mann sich doch grad nur mal regt?
Setz ein Ziel, das er immer gewollt –
und du siehst, wie es ihn überrollt!

2.      Szenario
Unser Buch, das hat Rat auch für ihn:
Was er braucht, das ist viel Disziplin.
Darf ein Bier nicht bloß so trinken gehen,
wo die Fahnen der Fitness jetzt wehn.

Doch auch hier hat die Sach' zwei Gesicht:
ist nun alles darauf ausgericht:
sind das Training und Essen stets Plan,
scheitern Leben und Liebe daran.

Er hat Sixpack und viel Kondition.
Alles das wäre nur Illusion,
gäb es dafür nicht andren Gebrauch,
als eben den, den Frau jetzt meint auch!

3.      Epilog
Wünscht die Frau, dass der Mann sie betört,
hat er nun, was die Frau gern beschwört:
keinen Bauch, der sich dort länger rundet,
wo die Frau doch gern andres erkundet.

© gitte, im Mond des September