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Mittwoch, 21. September 2022

Das Fass

Gaetano Gandolfi (1734-1802): Alexander und Diogenes (1792);
Privatsammlung; via Wikimedia Commons; Liz.: gemeinfrei.

Einer der schärfsten Parodisten unter den Lyrikern der Vergangenheit war Hanns von Gumppenberg (1866-1928). Davon zeugt noch heute sein Buch "Das teutsche Dichterroß, in allen Gangarten vorgeritten".

Mir fiel sein Gedicht "Diogenes" in die Hände, aus dem ich die 2. und die 6. (letzte) Strophe ohne die Refrains zitiere:

 

Hanns von Gumppenberg:
Diogenes (gekürzt)

(2)
Die Menschen, sie meinen,
schon Menschen zu sein –
ich suchte nur einen:
doch fand ich ihn? Nein!
Ich strich in die Ferne
bis auf den Parnaß –
Da hängt die Laterne!
Nun rast ich im Faß.

(6)
Und wenn in den Nachen
der Fährmann mich ruft,
zerrinn ich mit Lachen
in Licht nur und Luft!
Mich freut es unsäglich,
daß ich nichts hinterlaß,
nichts fest, nichts beweglich –
Gar nichts, als dies Faß.

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Das Fass –
in Geschichte und Neuzeit
/rasante Kurzdarstellung/

Vom Fass ist leicht reden,
weil's lang existiert –
bestimmt schon seit Eden:
hat Eva datiert.
Nass lag man im Grase,
dann trocken auf Stroh:
das Fass als Oase!
War Adam da froh.

In späteren Jahren
kam Alex vorbei,
nach Gordon zu fahren:
haun Knoten entzwei.
Diogen in Tonne –
den sah er sich an;
verdeckt ihm die Sonne –
das störte den Mann.

Wenn heute ein Macher
verspricht goldne Zeit,
ist's bloßes Geschacher –
die Ampel nicht weit.
Die Fülle versprechen –
das geht heut nicht mehr:
wir haben zu blechen!
Das Fass? Lange leer ...

© elbwolf (20.09.2022)

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Anm.:
Das Diogenes-Thema  wurde auf Versbildner bereits zweimal aufgegriffen:
am 5. und am 9.2.2019; außerdem Alexander & Knoten am 26.10.2014.

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