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Rudolf Wacker (Bregenz, 1893-1939): Mädchen in
Gedanken (1923)
Bleistift auf Papier – Geschenk für einen Kriegskameraden;
via Dorotheum & Wikimedia Commons; gemeinfrei
„Gedanken
sind nicht stets parat, |
Gedankenlos
Die Worte tat der Wilhelm kund –
sie kamen einst aus seinem Mund.
Sie tönen da bis heut‘ ins Ohr;
ich denke dann, mach dir nichts vor
und leg die Feder flugs beiseite;
es wird doch wieder eine Pleite …
Gedanken – nehmen sie Reißaus –
belassen mich allein zu Haus.
Ich flieh ins Freie … mich zu sammeln,
und nicht Gedanken nur zu stammeln,
such im Gehirn, sie dort zu finden –
Gedanken … schwer sind sie zu binden.
Ich seh‘ den Wolken nach – sie fliehen;
seh‘ gleichsam sie mit Wolken ziehen
und wirbeln rund um mich herum;
Ach Gott, denk ich, und bleibe stumm
ich bin heut mal gedankenlos
und eben nur ein Trauerkloß.
Ich wollte schreiben ein Gedicht
von Liebe, Leid – aus meiner Sicht.
Gedanken lassen sich nicht zwingen!
Merk, Mädchen, das! Denn zum Gelingen
langt‘s heute sicherlich nichts mehr,
bin einfach zu „gedankenleer“.
Den Busch als guten Dichtervater
erkür ich mir als den Berater :
schrieb er doch einstens ganz dezent,
wie man mal einen Tag verpennt:
Gedanken sind nie stets parat,
drum schreibt auch, wer mal keine hat.
© Luzie Rudde
Der nächste Beitrag wird am 16./17.11.2023 eingestellt.
*) ein gut formulierter Gedanke, aber als Reim? Unmöglich!
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