Adolf Münzer (1870,
Oberschlesien – 1953, Landsberg/Lech).
Maler und Grafiker; arbeitete ab 1898 auch für ″Jugend″ und ″Simplicissimus″;
bedauerlicherweise 1938 – 1945 engagiert im Kunstleben des III. Reiches.
Abb. aus № 11 der ″Jugend″ von 1898, S. 177.
(Exemplar der Zeitschrift befindet sich im
Besitz des Verfassers)
Die
Bücherkiste
Was hält sie denn bereit, die Bücherkiste –
Sie stand das ganze Jahr doch nur herum,
Als ob tatsächlich niemand sie vermisste:
Woher also auf einmal das Gesumm?
Sie hatte sich das Jahr über versteckt;
Grad aber wurde sie erneut entdeckt.
Kaum war der Deckel auf- und hochgeschlagen,
Als jeder griff mit ungeduld′ger Hand
Und zog mit deutlich sichtbarem Behagen
Der Bücher erstes bestes gleich an Land. –
Das hatte man schon früher mal gelesen,
Weil damals auch nichts andres dagewesen.
Drum wiederhole ich euch jetzt die Regel:
Ein gutes Buch, das stellt man ins Regal,
Dort wirkt‘s von weitem so, als blinkt ein Segel,
Aus Geistes Sicht ist es dein Kapital.
Die andern alle dienen nur zum Plausch,
Zu öffentlich vollzog’nem Büchertausch.
″Die Bücherkiste soll dann wohl verrotten?″
″O nein, die dient in Zukunft für Klamotten!″
© elbwolf
Kalenderblatt 11/2024