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Brüder von Limburg: Monatsbild Januar
(Miniatur, Tempera/Pergament, 1412-16),
aus dem
"sehr reichen Stunden(Gebet)buch des Jean de Valois, Herzog von Berry");
heute im Musée Condé auf Schloss
Chantilly; via wikimedia.commons; gemeinfrei.
./.
Darstellung eines Empfangs am Hofe des
Herzogs aus Anlass des neues Jahres;
Zeugnis höfischer Maßlosigkeit und der aus
den Niederlanden kommenden Moden.
Alle anderen Bilder zeigen die
für den Monat typischen Tätigkeiten vor einer
Landschaft, die durch die
Jahreszeit geprägt ist – und meist ein Schloss der Valois.
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Januar – Ein Monatsbild
Kein Zweifel, wer von allen Herr am Hofe!
Der sitzt, mit Kappe und ganz blaugewandet,
auf einer langen Bank vor dem Kamin,
spricht mit dem Kirchenmanne im Talar –
ein andrer dürfte neben ihm nicht sitzen:
er ist des Königs dritter Sohn, von Berry
Herzog – ihn schert nicht seine Knollennase.
Denn prächtig ist sonst alles um ihn ringsum.
Jedoch der runde Wandschirm vor dem Feuer
zeugt von so ganz besondrer Schmeichelei
der Künstler, ihrem Mäzen auch zu gefallen:
Des Herzogs Kopf umgibt ein Schirm als Nimbus,
ein Heiligenschein, zu Lebzeit schon verliehen.
Hinzugefügt die weltlichen Insignien
am Baldachin – die Schwäne und die Bären
mitsamt den königlichen Lilien.
Der Tisch ist üppig für das Fest bereitet,
die Dienerschaft sorgt sich ums Wohl der Gäste:
zwei Schenken füllen Wein in goldne Becher,
der Brotverwalter schneidet sorgsam auf,
die zwei Servierer tranchieren schon den Braten.
Das prächtigste Gerät auf dieser Tafel:
des Herzogs Salzschiff, von Schwan und Bär gekrönt.
Gekleidet in das Farbenspiel des Hofes
versieht sein Amt der Zeremonienmeister:
"Approche – Herbei!" ruft er die Eingeladnen,
sich nunmehr ihrem Herrn zu präsentieren!
Der nimmt ihm Zugedachtes huldvoll an
und lohnt erwiesne Dienste gleichermaßen.
Den Seinen zeugt das von Gewogenheit –
Empfang zum neuen Jahr ehrt sie besonders.
Der Herzog stellt in eigener Person
den doppelköpfigen Gott Janus dar:
er blickt zurück, beurteilt, was vergangen,
und schaut nach vorn in ungewisse Zukunft –
wagt außer ihm das doch kein anderer.
© Wolfgang H. (01/2018)
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Anmerkungen:
○ Im Vergleich zu den 2017 auf unseren Monatsbildern verwendeten 12 Illustrationen
des "Breviarium Grimani" von
1490-1510 datieren die Bilder der drei Brüder Limburg fast ein Jahrhundert
früher. Interessant zu fragen, ob diese Zeitspanne von 1412-16 bis etwa 1500
merkliche Veränderungen im Leben gebracht hat.
Falls uns das Schicksal
gewogen bleibt, könnten wir im kommenden Jahr vielleicht die Monatsbilder des Leandro da Ponte genannt Bassano zeigen,
dessen Serie in den Jahren1580-90 entstand – fast ein Jahrhundert später und
damit näher an unsere Zeit.
Auf
jeden Fall haben die Mühlen früher sehr viel langsamer gemahlen als heute!
○ Link auf
eine umfängliche Beschreibung des Januar im "Stundenbuch"
○ Literatur:
Heinrich Trost: Die Monatsbilder der Brüder von Limburg; Henschelverlag 1962
(Broschur); Reihe "Welt der Kunst"; antiquarisch/selten, Preis 5 - 20
€, aber dafür auch eingeklebte farbige Bilder und Beschreibungen aller Monate!
○ Die Verse
sind diesmal fünfhebige ungereimte Akzentverse (s. Stummer, S. 45/46).
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