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Freitag, 8. Dezember 2017

Gedächtnis und Erinnerung (Heliane Meyer a. G.)


Dante Gabriel Rossetti (1828-82): Mnemosyne oder Lamp of Memory (1881, Detail)
"Thou fill'st from the winged chalice of the soul / Thy Lamp, O Memory, fire-winged to its goal" (DGR)
Standort:  Delaware Art Museum, Wilmington; Inv-Nr. 1935-22; Quelle: wikimedia.commons; Liz.: gemeinfrei
./.
Mnemosyne gilt in der griechischen Mythologie als Göttin der Erinnerung.
Laut Hesiod ist sie die Mutter der neun Musen, die sie dem Zeus in Pierien am Olymp gebar.

Gedächtnis und Erinnerung

Ob wir nun vieles oder wenig wissen, Gedächtnis wohnt in unserm Kopf,
es findet dort ein sanftes Ruhekissen. In Fächern, Kisten, unterm Schopf
bekommen Matheformeln, Fertigkeiten, manch kluger wissenswerte Satz,
die dich durch dick und dünn getreu begleiten, für immer einen guten Platz.
Zuweilen klemmt es hier, bleibt dort verschlossen, die Kisten geben nichts mehr her.
Vergessen treibt mit uns so manche Possen, sie sind jedoch nicht folgenschwer.

Erinnerungen formen unser Leben, sie atmen, schlummern dort wie hier,
und wenn sie ihre müden Köpfe heben, dann bringen sie nicht nur Plaisir.
Manch Unbill schaut uns noch nach vielen Jahren gern hinterlistig ins Gesicht,
so müssen wir oft tief betrübt erfahren: Erinnerung verlässt uns nicht.
Zuweilen bringt sie uns auch große Freuden, wenn sie sich ihre Augen reibt.
Dann heißt es, keine lange Zeit vergeuden, Erinnerung ist, was uns bleibt.

Es sind die Farben, Klänge, sanften Lüfte, Berührungen, ein freundlich Wort,
die frühe Liebe, würzig-wilde Düfte, ein Berg, ein See, manch andrer Ort.
Ein erstes Bild kann viele andre bringen, sie blicken uns ganz plötzlich an,
beginnen, freundlich lächelnd nachzuklingen - so schwebt die Seele himmelan.
Sie wirken rätselhaft und im Geheimen, begleiten dich zu jeder Stund.
Drum hüte sie und lass sie ruhig keimen, mit ihnen wird dein Leben rund.

© Heliane Meyer (im "Musengarten" erstveröffentlicht)
 
© für die Vignette: Heliane Meyer

1 Kommentar:

  1. Die Wahl von Langversen für ein Thema eignet sich gut für eine möglichst natürliche Wiedergabe des inhaltlichen Anliegens. Oft zeiht man doch einen sich Erinnernden, er würde mit der Zeit immer mehr die Vergangenheit einem Wunschbild nähern, das zu erleben er mehr bevorzugt hätte, als es in Wirklichkeit war. Unsere gastierende Dichterin hat hier sicherlich eine gute Entscheidung getroffen.

    DGR hatte ursprünglich sein malerisches Thema als Studie für eine "Venus Astarte Syrica" begonnen und auch ausgeführt, dann aber eine Abwandlung mit veränderter Haltung der Hände und ohne andere Figuren als "Mnemosyne" (in seinem vorletzten Lebensjahr) vollendet. Häufig wird in Abbildungen dieses groß- und hochformatige Gemälde nur als Detail wiedergeben: Mnemosynes Kopf, mit diesem Blick, der – aus ferner Vergangenheit kommend – in die Unendlichkeit zu gehen scheint! Was könnte treffender das einst Durchlebte und in der Erinnerung Bewahrte wiedergeben, als dieser Blick!
    DGR hat seine größeren Gemälde bei Abschluss mit Versen gefeiert, meist einem Sonett: das hier im Titel wiedergegebene Verspaar ist auf dem Rahmen des Gemäldes eingeschrieben – könnte aber auch gedacht gewesen sein, ein Sonett zu beschließen. (s. englischer Wikipedia-Artikel: https://en.wikipedia.org/wiki/Mnemosyne_(Rossetti) ).
    Dem Thema der Mnemosyne hat sich eine Reihe von Künstlern gewidmet, von den anonymen griechischen Vasenmalern und römischen Mosaiklegern, über Leighton und Rossetti, moderne Bildhauer wie Fredrik K.B., Awalt bis hin zu Dalí und Magritte. Einen Überblick findet man im Blog-Artikel "Mnemosyne, Allegory of Memory and Reminiscence" (https://www.linkedin.com/pulse/mnemosyne-allegory-memory-reminiscence-pino-blasone).

    Kommentiert von Versbildner

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