Bildnis der Anne "Ninon" de l'Enclos (1620-1705);
Scan der Abbildung einer anonymen Miniatur eines
zeitgenössischen Künstlers;
(antiquarische Illustration im Besitz des Verfassers)
Liebesschule
Ein Jüngling, der noch ziemlich
unerfahren,
verguckt sich fast schon gegen seinen Willen
in eine reife Frau und hofft im Stillen,
sie würde ihm die Liebe offenbaren.
Die Angebetete hat's schnell
erraten.
Sie will dem Jüngling sich auch nicht verweigern,
um aber seine Freude recht zu steigern,
macht sie ihn glauben nur an seine Taten.
Noch ist der junge Mann zwar leicht
geniert,
doch wachsen seine Wünsche, werden dreister;
er hält sich schließlich gar für talentiert.
Nur fällt aus heitrem Himmel
nie ein Meister!
Zum ersten Mal hat er die Frau hofiert –
und sie sich manchen eignen Wunsch spendiert.
©
elbwolf, 29.10.2018
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Plauderei
Als ich letztlich meine seit 2008 angefallenen lyrischen
Produkte durchsah kam ich über ein eher freizügiges Gedicht ins Sinnieren und
schrieb schließlich aus der dortigen Anfangsstrophe heraus die ersten 13 Zeilen
des obigen "Auch-Sonetts" –
allerdings stand mir schon der neu hinzukommende Abschlussvers vor Augen ...
Nun sind die literarischen Berichte über reife Frauen mit
verführerischen Qualitäten keine Seltenheiten, ohne dass wir bis zu Potiphars
Weib zurückgehen müssten, wobei wir dort über Altersangaben nur mutmaßen
können.
Zur Zeit des französischen Absolutismus hatte Anne "Ninon" de l'Enclos
(1620-1705) wohl eine der interessantesten Biografien aufzuweisen: mit 32
bezirzte sie ihren zukünftigen Mann, mit 50 ihren Sohn und mit 70 auch ihren Enkel!
Oder nehmen wir Jean-Jacques Rousseaus Autobiografie Les Confessions (verfasst 1765–70), in der er auch seine
Initiation durch Mme. de Warens rückhaltlos berichtet.
Soweit, um nur zwei – aber wichtige – Quellen zu nennen …
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