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Foto: Fortepan-6811/Erky-Nagy Tibor (1973, Ungarn):
Colorful Fashion.
via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 3.0
Nonsens, Scherz & Satire …
gibt es nicht nur in
bekannten lyrischen Formaten wie den Klapphorn- und Leierkastenversen und den
Limericks, auch vieles aus dem Handgelenk Geschütteltes gehört hierher. Nehmen
wir z. B. den als Satiriker geltenden Johannes Conrad (1929-2005): er wurde
noch von Brecht 1956 am BE engagiert und war ab Ende der 1950er für 4
Jahrzehnte einer der Hauptautoren des "Eulenspiegel". Eines seiner humorvollsten
Bücher im Verlag war "Das Hornvieh ist gemolken", aus dem eine Probe gleich
folgt:
Johannes Conrad:
"Stille Begegnung" (a.a.O., S.102; Auszug)
Der Vogel bleckt seine Zähne
und guckt mir ins Zimmer – nanu!
Im Zimmer sitz ich und gähne,
und traurig bin ich dazu
…
Ich fühl mich so ähnlich wie lautlos,
und der Vogel, das dämliche Kalb,
guckt stumm wie ein Ei in mein Zimmer,
und ich guck retour, still und blass,
und so gucken wir beide, und immer-
immerhin ist das wenigstens was!
Und nun etwas Eigenes, das
von Conrads nicht so weit entfernt ist:
zugeknöpft
– aufgeknöpft
Wer nicht zeigen will die Glieder,
hüllt diskret sie in ein Kleid –
doch empfindet mit der Zeit:
mancher Zufall kehrt nie wieder!
Nimm das Beinkleid, vulgo: Hose.
Das verhüllt nicht nur zum Schein
sondern ernsthaft Beine ein;
Freiheitsgrad von eng bis lose.
Knöpfe deckt beim Mann die Leiste,
bei den Fraun fehlt sie total;
was dem Mann daran fatal,
dass ein Nichts entrückt das meiste.
Allerdings nicht bei der 'Meinen';
oh, da gäbe ich schon acht,
dünkt mir doch nicht angebracht
alles das, was dient dem Scheinen.
Darum nähte 'Meine' pfiffig
Knöpfe außen auf den Stoff –
das schien einesteils fast schroff,
aber war doch ziemlich griffig.
Mir erschien's als eine Mahnung,
dass Probleme birgt der Ort –
von allein gehn die nicht fort,
das war auch die rechte Ahnung!
© elbwolf (16.05.2022)
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