Hier schreiben Hobbydichter für Lyrik-Freunde – meist Gereimtes und nur Druckreifes! Willkommen also, viel Vergnügen mit unseren Gedichten und deren Bebilderung!

Aufrufe unseres Blogs erfolgen automatisch mit Sicherheitsprotokoll "https". Am 18. Mai 2022 hatten wir unseren 600. Beitrag in den Blog gestellt!

Bereits seit Jahresbeginn bringen wir neue Folgen an Kalenderblättern und Monatsbildern. Darum herum dann das, was sich an Einfällen so ergibt – man wird sehen! Nun ja, was man auch sieht: wir "unterschlagen" seit einer ganzen Weile auch einen gewissen Anteil an sanfter Erotik nicht länger - die Zeiten sind eben so ...

Wir teilen den Lesern unseres Versbildners mit und bitten um Verständnis, dass wir auch weiterhin das monatliche Angebot auf 6 Beiträge beschränken - die Kontaktarmut dieser Zeit bringt leider auch eine gewisse Ideenarmut mit sich. Neueinstellungen erfolgen damit um die Kalendertage des 1., 6., 11., 16./17., 21./22., 25.-27. eines Monats.

Dienstag, 31. Dezember 2024

Sisyphusarbeit

Franz v. Stuck (1863-1928): Sisyphus (1920)
(via Wikimedia Commons; Liz.: Public Domain)

 

Sisyphusarbeit

Nehmt nur den Sisyphus euch her:
Er rollt den Stein am Berg hinauf;
Ist er dann oben angelangt,
Setzt sich der Stein in freien Lauf
Und rollt dabei geschwind und munter
Den ganzen Berghang wieder runter.

Der Sisyphus blickt hinterher:
Man sieht ihm an, er ist verdutzt!
Der Grund ist gar nicht kompliziert –
Die Rollerei hat nichts genutzt.
Der Stein liegt nun im Wüstensande
Und ist von selbst zu nichts imstande.

Nun … möglich wäre doch durchaus
Dass Stein und Sisyphus ein Paar?
Was dieser baut, reißt jener ein
Bis keiner sieht mehr richtig klar.
Und vollends wird es zum Gestrampel
Kommt zu den zwein ein dritter Trampel.

Die Dreie machen Politik
Und werden mit der Zeit zum Schwund,
Sie bellen eins den andern an
Und kommen alle auf den Hund.
Man hat sie in der Näh‘ nicht gerne
Und sieht sie lieber ganz von ferne.

Bald heißt es wieder: freie Wahl!
Und das schon gleich im Februar
Ich mach ein Kreuz auf einem Schein
Wie stets ein jedes viertes Jahr –
Und seh‘ als Sisyphus am Berge
Erneut die alten Gartenzwerge ...

© elbwolf

Montag, 30. Dezember 2024

Jahreswende

Autor/Foto: ermell/Reinhold Möller (21.04.2015): Leuchtspuren von Sternen.
(via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 4.0)

 

Jahreswende

Das Jahr ist nun dahin / ein neues will beginnen.
Wie wird es werden / nichts ist mehr wie es mal war.
Die Menschen fürchten sich / es ist nicht absehbar,
wie stark die Hoffnung ist / dies Rennen zu gewinnen.

Die Einsicht fehlt bei vielen / wären sie bei Sinnen –
dann würden sie erkennen / uns – die mittelbar
ums Überleben kämpfen / wär‘s ein Honorar
fürs Innehalten / denn die Zeit wird schnell verrinnen.

Lass doch, o HErr, / uns nicht aus Deinen Händen gleiten;
schenk uns die Zuversicht / in diesen schweren Zeiten,
und lass uns daran glauben / dass Du uns nicht vergisst.

Wenn wir mal an Dir zweifeln / lass Deine Näh' uns spüren;
gib uns den Mut / trotz menschlicher Allüren
Dir zu vertrauen / da Du mit andren Maßen misst.

© Luzie Rudde

Dienstag, 24. Dezember 2024

4-Adventskerzen

Adventskranz mit vier Kerzenleuchtern mit einer Steckschale aus Porzellan, die mit Blüten und Zweigen geschmückt werden kann. In der Mitte zwei Putten.
Foto/eigenes Werk: ′3268zauber′: 19.01.2009; Liz.: GNU-Liz. v. 1.2
via Wikimedia Commons

 

Die vier Kerzen des Advents

Vier Kerzen brennen im Advent,
Doch keiner sie beim Namen nennt.
Das erste Licht steht für Vertrauen.
Was uns das bringt? Wir werden schauen.
Vertrauen ist schon lang dahin?
Dann hat das Licht auch keinen Sinn.
Drum lösch ich es, ich brauch′s nicht mehr
Und nehme mir das zweite her.

Das steht für Freude, welch ein Hohn!
Worüber freuen wir uns schon?
Darüber, dass die Menschheit streitet,
sich nur am Negativen leitet,
die Zukunft schwarz und hoffnungsleer?
Ich brauche dieses Licht nicht mehr.
Schon ist es dunkler in den Seelen.
Wem wird die Freude schließlich fehlen?

Für Frieden soll das dritte stehn.
Kein Frieden weit und breit zu sehn.
Nur Leid, Zerstörung, Terror, Tod.
Verschließen wir uns vor der Not?
Verlernen wir es, hinzuschauen?
Lösch aus das Licht! Verdräng das Grauen!
Jetzt bleibt nur noch ein winz′ger Schein.
Der vierten Kerze Licht ist klein.

Und doch ist sie von großer Kraft.
Sie hat die Hoffnung mitgebracht.
Die Hoffnung, dass Vertrauen lebt,
Dass freudvoll jedes Herz erbebt,
Dass Frieden irgendwann bestimmt
Dem Bösen jede Chance nimmt.
Die Hoffnung bleibt uns, das ist wahr.
Sie strahlt uns auch in diesem Jahr.

Jetzt brennen wieder alle Kerzen.
Die Hoffnung wärmt die kalten Herzen.
Sie trägt das Licht von Haus zu Haus.
Schon sieht das Licht viel heller aus.
Das heißt nicht, dass die Waffen schweigen.
Das Hoffnungslicht, es soll uns zeigen,
Wohin das Schicksal uns auch treibt,
Die Hoffnung ist es, die uns bleibt.

© A. Weinhart

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Wir andern beiden vom Versbildner-Team,

Luzie Rudde und elbwolf,

schließen uns diesem Hoffnungslicht an und
wünschen mit Anne zusammen allen unseren Lesern ein
beschauliches Fest und einen guten Rutsch nach 2025!
 

Sonntag, 1. Dezember 2024

Kalenderblatt 12v2024: ″Es weihnachtet wieder″

Carl Larsson (1853-1919). Brita als Iduna (1901; Lithographie).
Iduna ist die germanische Göttin der Jugend und Unsterblichkeit
und die Hüterin der goldenen Äpfel.
Titelbild der № 6 der ″Jugend″ von 1905.
(Exemplar der Zeitschrift befindet sich im Besitz des Verfassers)



Es weihnachtet wieder

Die kleine germanische Gottheit,
Die war auch als Christkindel gut;
Verkörperte doch sie die Sanftheit
Und machte den Anhängern Mut.

Die glaubten begeistert dem Kindel,
Dass Frieden erhalten uns bleibt –
Doch bald schon, da zeigt sich, welch Schwindel
Es war, der die Oberen treibt.

Gewaltig erklingen die Glocken
In all dieser weih‘vollen Zeit:
Der Friede, zwar flüchtig wie Flocken,
Erspart uns unendliches Leid!

© elbwolf


Kalenderblatt 12/2024 – © elbwolf

Samstag, 9. November 2024

Leben

Edvard Munch (1863-1944, Norwegen): Tanz des Lebens; 1899/1900
Standort: Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design, Oslo;
via Wikimedia commons; Liz.: gemeinfrei

Leben

Das Dasein ist kein Zuckerschlecken;
das Leben beutelt uns zu oft
und außerdem meist unverhofft,
grad so, als wolle es uns necken.

Wer Unheil sieht an allen Ecken,
verdrießlich andre konsterniert –
wer jeden Schwung erneut verliert –
was kann der an Erwartung wecken?

Ein Mensch, der ständig nur bestreitet
der stellt sich doch nur selbst ein Bein,
schnell ist sein Unmut rings verbreitet.

So höre auf, spiel nicht klein-klein!
Nütz deinen Platz in dieser Welt –
dann wird sie besser und gefällt!

© Luzie Rudde

Freitag, 1. November 2024

Kalenderblatt 11v2024: „Die Bücherkiste“

Adolf Münzer (1870, Oberschlesien – 1953, Landsberg/Lech).
Maler und Grafiker; arbeitete ab 1898 auch für ″Jugend″ und ″Simplicissimus″;
bedauerlicherweise 1938 – 1945 engagiert im Kunstleben des III. Reiches.
Abb. aus № 11 der ″Jugend″ von 1898, S. 177.
(Exemplar der Zeitschrift befindet sich im Besitz des Verfassers)

              Die Bücherkiste


Was hält sie denn bereit, die Bücherkiste –
Sie stand das ganze Jahr doch nur herum,
Als ob tatsächlich niemand sie vermisste:
Woher also auf einmal das Gesumm?
Sie hatte sich das Jahr über versteckt;
Grad aber wurde sie erneut entdeckt.

Kaum war der Deckel auf- und hochgeschlagen,
Als jeder griff mit ungeduld′ger Hand
Und zog mit deutlich sichtbarem Behagen
Der Bücher erstes bestes gleich an Land. –
Das hatte man schon früher mal gelesen,
Weil damals auch nichts andres dagewesen.

Drum wiederhole ich euch jetzt die Regel:
Ein gutes Buch, das stellt man ins Regal,
Dort wirkt‘s von weitem so, als blinkt ein Segel,
Aus Geistes Sicht ist es dein Kapital.
Die andern alle dienen nur zum Plausch,
Zu öffentlich vollzog’nem Büchertausch.

″Die Bücherkiste soll dann wohl verrotten?″
″O nein, die dient in Zukunft für Klamotten!″

© elbwolf




 
Kalenderblatt 11/2024 

Montag, 14. Oktober 2024

Der Herbst

Gustave Courbet (1819-1877): ″Wald im Herbst″ (1841)
(Via wikimedia commons; Liz.: gemeinfrei
)

Der Herbst

Es kommt der Herbst mit buntem Farbenspiel,
Hüllt Sommerlust in weiche Seidentücher;
Greift zur Palette, nimmt die Skizzenbücher
Und bannt auf Leinwand, was der Zeit verfiel.

Ein welkes Blatt fliegt wie ein Kinderdrachen
Im Spiel der Lüfte taumelnd durch den Raum,
Verliert die Schwere, leicht wie Federflaum,
Und lässt vom Wind das Spiel erneut entfachen.

Er legt noch letzte Wärme auf die Steine,
Es reift das Obst und auch der Wein wird alt.
Der Rauch steigt auf, die Nächte werden kalt.
Mit meiner Trauer steh ich nun alleine.

Doch jedem Herbst folgt auch ein Neubeginn.
Es endet nichts. Das ist der Schöpfung Sinn.

© A. Weinhart

Dienstag, 1. Oktober 2024

Kalenderblatt 10v2024: ″Spürst Du den Winter nahen?″

Reinhold Max Eichler (1872, Sachsen – 1947, München)
″Oh! Halt sie fest die letzte bunte Welt, –
Denn lautlos früh im Nebel sah ich schon den Winter stehn.″
Eichler war Maler, Zeichner und Illustrator; arbeitete ab 1903 nur für die ″Jugend″.
Abb. aus № 42 der ″Jugend″ von 1905, S. 808/9.
(Exemplar der Zeitschrift befindet sich im Besitz des Verfassers)

Spürst du den Winter nahen?
/ungereimte Akzentverse/

Du fühlst ihn nicht im Land sich nahen?
Du wirst ihn sehr bald spüren, den Winter.
Doch sieht der Frühling nicht ebenso aus?
Unrecht hast du: man muss dich belehren:

Es ist bei der ″Jugend″ im Jahrgang bereits
Von den Nummern die zweiundvierzigste schon.
Und wie viel Wochen hat so ein Jahrgang?
Richtig: zwei- oder dreiundfünfzig im Wechsel.
Regiment hat also der Herbst übernommen,
Und nach dem ist der Winter dran – wie immer!

© elbwolf


Die zwei Verszeilen unter der Abbildung stammen vom Künstler selbst.
Kalenderblatt 10/2024 – © elbwolf
.

Sonntag, 15. September 2024

Des Pudels Kern

Margret Hofheinz-Döring (1910-1994): Des Pudels Kern (Aquarell, 1960).
Zu Faust I von Goethe; Foto: Peter Mauch; Rechte bei Galerie Brigitte Mauch Göppingen.
(via Wikimedia Commons; Liz.: CC BY-SA 3.0)

 

Des Pudels Kern

″Das also war des Pudels Kern″,
ließ Goethe seinen Faust einst sagen,
als der nach vielen, vielen Fragen
der Wahrheit schaute ins Gesicht –
und einer Wahrheit mit Gewicht!

Oft ist es spät, dass man erkennt:
die Wahrheit liegt ja richtig offen,
doch macht das viele nicht betroffen,
denn Unterhaltung ist oft Trug
und zeigt den Menschen gar nicht klug.

Was nennt man weise, was heißt schlau?
Trennt man das eine von dem andern,
dann sieht man Wahrheit häufig wandern:
urplötzlich hat sie ihr Gewicht
und festen Stand auch vor Gericht.

So wandeln ″dies″ und ″jen‘s″ sich schnell.
Wie leicht ist etwas zu versäumen –
passt jemand auf, wenn wir so träumen?
Und ist sich wer gar selbst genug?
Was ist nun wahr – und nicht Betrug?

© Luzie Rudde 

Sonntag, 1. September 2024

Kalenderblatt 09v2024: Der Monat meiner Wahl

 

Angelo Jank (1868 – 1940, München): ″Ablösung″;
Jank war Tiermaler, Grafiker; Mitglied der Münchner Secession;
Abb. aus № 15 der ″Jugend″ von 1898, S. 253.
(Exemplar der Zeitschrift befindet sich im Besitz des Verfassers)

 

Der Monat meiner Wahl

Es ist der Monat meiner Wahl,
und ich mach diese beiden Kreuze,
zu enden eine lange Qual.
Ich blinzle nicht wie sonst nur Käuze,
und mir ist auch kein bisschen schal.

Im Gegenteil: ich fasse Mut,
und lasse mich nicht länger treiben;
sich zu entschließen, das tut gut.
Für neue Fragen offenbleiben –
das sei forthin mein Attribut!

Die Stimmung trübt auch etwas Pech:
das ″Softwareauszählungsverfahren″
– noch schartig wie verbognes Blech –
konnt′ das Ergebnis nicht verklaren
und eiert dafür ganz schön frech.

Was soll′s! Ein neuer Wählerbund
wird wohl gebraucht beim Koalieren,
und zwar aus diesem guten Grund,
dass die politischen Manieren
entsprächen der sehr ernsten Stund!

© elbwolf


Kalenderblatt 09/2024 – © elbwolf

Freitag, 9. August 2024

Kleine Eselei

Esel im Wildpark Rheingönheim/Rheinland-Pfalz; Liz. CC BY-SA 3.0.
Fotograf: ″4028mdk09″; Foto vom 23.05.2011, via Wikimedia Commons.

 

Kleine Eselei

Als ″Langohr″ einmal dazustehn
nun dávon geht die Welt nicht unter:
denn Menschensicht ist meistens bunter,
was Esel sonst viel ″grauer″ sehn.

Es kann natürlich dies geschehn,
dass einem Mitmenschen mitunter
die Welt erscheint, sie stünd‘ kopfunter,
und ihm blieb‘ nur, sie umzudrehn.

Was wäre denn so Schlimmes dran,
wenn Esel uns zu bieder nennen –
denn schlau sein kann nicht jedermann.

Du brauchst nur nicht gleich wegzurennen …
Denn was im Leben wirklich wichtig,
das unterscheidest du schon richtig!

© Luzie Rudde

Donnerstag, 1. August 2024

Kalenderblatt 08v2024: Entscheidung zwischen zwei Heuhaufen.

 

Paul Rieth (1871, Pößneck/Thüringen – 1925, München);
Kunstmaler und Zeichner, einer der Hauptmitarbeiter an der ″Jugend″;
Abb. aus Neue Gedichte ″Volante und Marie″ in № 50 der Jugend von 1899, S. 819.
(Exemplar der Zeitschrift befindet sich im Besitz des Verfassers)

  

Ein Esel vor zwei gleich-guten Heuhaufen

Du siehst sie nicht, die Haufen voller Heu?
Doch die zwei Mädchen siehst du tollen –
Gib zu, du bist erfüllt noch voller Scheu
Und fast am Punkt, auch noch zu schmollen ...
Jedoch der Esel, den man Grautier nennt,
Der ist doch wenigstens, wie man ihn kennt?

Der Esel wirft jeweils ein einz’ges Aug′
Nach seitlich rechts und links gesondert
Und denkt, nun spare er sich den Klamauk –
Dass man am Ende sich noch ″wondert″!
Jetzt freut er sich an diesem Riesenspaß
Zu beißen in das Heu, will sagen: Gras!

Hier schließt sich unschwer an auch die Moral:
Triffst du – nicht oft! – auf gleich zwei Gutes,
Erspare doch den Heuhaufen die Qual:
Vernasche sie erhobnen Mutes.
Wenn dir das Schicksal einen erst verheißt,
Zeig auch beim and′ren Unternehmungsgeist!


 


Kalenderblatt 08/2024 – © elbwolf.

Montag, 8. Juli 2024

Das Sein

Holzschnitt des sog. Petrarca-Meisters; Aus Francesco Petrarca:
 „
Von der Artzney bayder Glück / des guoten vnd widerwertigen.
Vnnd weß sich ain yeder inn Gelück vnnd vnglück halten sol. 
Auß dem Lateinischen in das Teütsch gezogen. Mit künstlichen fyguren durchauß / gantz lustig
vnd schön gezyeret.“ Augsburg: Heynrich Steyner 1532

 

Das Sein

Das Sein bedeutet, dass ich bin,
und im Reellen mittendrin;
dass Denken, Fühlen und Erleben
mir von den Eltern mitgegeben
dass sie empfingen es vorzeiten
und ließen sich von Ahnen leiten ...
Doch wisst ihr, was mir manchmal scheint –
ob sie bewusstes Sein gemeint?

Wenn Menschen heute was erleben,
erleben sie es – denn sie leben
ganz einfach in den Tag hinein
und denken nicht ans Ende ... Nein !
An das, was mit uns wohl geschieht
wenn unser Leib die Erde flieht.
Gibt‘s nach gelebter Zeit ein Leben –
wer könnte darauf Antwort geben?

© Luzie Rudde

Montag, 1. Juli 2024

Kalenderblatt 07v2024: Baden – im Vor-Tattoo-Zeitalter

Zur gefälligen Beachtung durch unser Blog-Publikum!

Wir hatten hier ursprünglich die Abbildung folgender Bildbeilage aus der ″Jugend″ eingestellt:

Rudolf Riemerschmid (1873-1953, tätig bis in 1920er Jahre, besonders für die ″Jugend″;
Vetter des Architekten und Möbeldesigners Richard Riemerschmid).
Falteinlage ″Sommertag″ in № 28 der ″Jugend″ von 1907 (S. 600/1); Auszug.
(Bildbezeichnung und Künstlersignatur nicht erkennbar;
Exemplar der Zeitschrift befindet sich im Besitz des Verfassers)

Dies geschah in der Annahme, dass die Bildquelle von 1907 bereits ein Alter von 117 Jahren hat und der Künstler bereits 71 Jahre tot ist, also seit einem Jahr kein ©-Schutz gilt.
Es stellte sich heraus, dass das Gemälde 2023 von einem Plauener Auktionshaus exakt nach Erlöschen des Künstler-Copyrights verauktioniert wurde, nachdem es unmittelbar zuvor im Artikel ″Ein Sommertag in Plauen″ von einer Kunstzeitschrift besprochen wurde.
Da unser Blog jeglichen Zwist vermeiden will, verzichten wir auf die Abbildung.
Wer dennoch Riemerschmids Bild sehen will, kopiere dies in die Browser-Adresszeile:
https://deref-web.de/mail/client/9LQ3SsO8vIE/dereferrer/?redirectUrl=https%3A%2F%2Fwww.weltkunst.de%2Fauktionen%2F2023%2F08%2Fbild-des-tages-rudolf-riemerschmid-sommertag-mehlis-plauen

 

Baden – im Vor-Tattoo-Zeitalter

Da steht sie nun, die Maid, und richtig pur,
Am klaren Waldsee, dem verschwiegnen kühlen,
Sie sieht so aus, wie‘s ziemt ihrer Natur –
Lässt nur vom Winde sachte sich umspülen.

Was spiegelt sich im Wasser da so weiß?
Es sind die Wolken, die am Himmel ziehen.
Und sicherlich ist‘s ringsherum recht heiß –
Ein Bad tut not, der Hitze zu entfliehen.

Was irritiert jedoch Betrachter hier,
Sich vollends mit Genuss zu konzentrieren?
Es fehlt der Anhaltspunkt für ein Pläsier:
Wer will an blanker Haut sich delektieren?



 

Kalenderblatt 07/2024 – © elbwolf.

Donnerstag, 20. Juni 2024

Die Liebe zeigt sich ... später

 

Foto Glenn Loos-Austin (Madison, WI) : ″Body Language″
Aufnahme: 29.09.2005. via Wikimedia commons; Liz.: CC BY-CA 2.0

 

 

Nanu! Im ″Weg in den Sommer″ war die Reimerei in den Strophen
so angelegt, dass sich auf einen Vers in der ersten Hälfte erst
der vierte Vers danach reimt. Das ist zwar gegen die Auffassung
unseres ″Reinpapstes″ Stummer (S. 122), aber ich will es auch
mal versuchen ….

 

Die Liebe zeigt sich … später!

Du bist empfänglich, guter Mann,
und das nicht nur im Wonnemond,
dass dich die Sehnsucht überkommt
im öden täglich‘ Einerlei;
so dass dich Eine schlägt in Bann
und dich dann nirgendwo verschont –
dem Manne dieses sicher frommt:
es steht doch allemal ihm frei.

Gefühl entsteht meist irgendwann;
ist hoffnungsvoll, oft ungewohnt;
braucht Zeit, bis es dann unterkommt
und führt zu einer Liebelei;
ob‘s Liebe wird, das zeigt sich dann 
bei beiden, das sei hier betont;
ob‘s Liebe bleibt, die nie verkommt,
ergibt sich später… denk ich frei.

© Luzie R..

Sonntag, 9. Juni 2024

Weg in den Sommer

 
Leo Putz (1869-1940): ″Sommers Lust und Freude″ (Detail);
Kunstblatt aus № 26 der Münchner ″Jugend″ von 1905 (S. 488)
(Original der Zeitschrift im Besitz des Verfassers)

Weg in den Sommer

Es kommt an einem milden Tag
nicht nur im Maienmonat vor,
dass mich das Antlitz einer Frau
ganz unversehens tief berührt.
Ja, das wär‘ eine, die ich mag,
obwohl ich manches Mal mir schwor,
säh‘ ich von nah sie und genau –
hätt‘ ich dasselbe kaum verspürt.

Doch kommt‘s dahin, dass ich mich frag,
wie steigt Gefühl in mir empor,
statt, dass ich nur den Augen trau,
obwohl dem Blick so viel gebührt.
Ach, blieb‘ sie jetzt noch etwas zag,
so stünd‘ ich vor ihr nicht als Tor:
der Himmel über uns ist blau –
da wird man ganz von selbst verführt.

© elbwolf

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In eigener Sache:
Die schon ein ganzes Jahr lang vom Sicherheitssystem bei Aufruf unseres Blogs
angezeigte Fehlermeldung ist nach dem letzten großen MS-Update immer noch
nicht verschwunden, wobei wir die ganze Zeit vermuten, dass es sich um einen
Fehler seitens des Softwareanbieters handeln müsse!

Samstag, 1. Juni 2024

Kalenderblatt 06v2024: Feiern – wie vor hundert Jahren?

Ludwig von Zumbusch (1861-1927; lebte hauptsächlich in München),
Porträt- und Genremaler; Titelbild der № 20 der ″Jugend″ von 1902 (S. 321).
(Bildbezeichnung und Künstlersignatur nicht erkennbar;
Exemplar der Zeitschrift befindet sich im Besitz des Verfassers)

 

Feiern – wie vor hundert Jahren?

→ zur Melodie ″Eine Seefahrt die ist lustig … ″ ←


Eine Feier, die ist lustig,
eine Feier, die ist schön –
ja, da kann man was erleben:
man sieht selbst und wird gesehn!

Dass uns schon beim ersten Sange
auch der rechte Rhythmus packt,
stampfen wir mit beiden Füßen
gleich von Anfang an den Takt.

Doch bei all diesem Getöse
bleibt nur munter wie ein Fisch,
wer mit den geballten Fäusten
kraftvoll trommelt auf den Tisch.


Jetzt fliegt das Gestühl beiseite,
dalli-dalli, nicht so lahm!
Unterhaken jetzt zum Schunkeln –
wie Matrosen auf dem Kahn.

Rechtsum, linksum und im Wechsel
runter und dann wieder rauf
wer das übt schon vor der Feier
hat es später einfach drauf!

Manche finden solch Gefallen,
singen dann – Schockschwernot:
wie auf Sylt – verdächt‘ge Lieder
und riskieren Hausverbot!

 


Kalenderblatt 06/2024 – © elbwolf.

Freitag, 17. Mai 2024

Pfingstochse

Alm-Abtrieb im Zillertal″, hier als Synonym gebraucht für ″Pfingstochse″;
(Kostenlose Nutzung dank Einhaltung der ″Inhaltslizenz″ von Pixabay)


Der Pfingstochse

Herausgeputzt geht mancher Ochs
zu Pfingsten auf die Weide:
das findet keiner paradox
und äußert seine Freude.

Doch hat der Ochs am Blumenschmuck
und all diesem Getue
und unter solchem Leistungsdruck
denn auch ein bisschen Ruhe?

In Reihe, wie‘s die Sitte ist,
ziehn mit ihm viele Leute
Wer ist denn hier schon ein Statist –
der Ochs oder die Meute?

Manch Mensch tut es dem Ochsen gleich
lässt führen sich am Bande –
fühlt sich in solchem Umfeld reich
und meint, er sei ein Grande.

Der Mensch ist seines Glückes Schmied,
doch das ist karg bisweilen.
Es ist nur selten mal splendid
und lohnt kein Sich-beeilen.

© Luzie R.

Freitag, 10. Mai 2024

Vom Büchersammeln-4(5)

Teil der Büchersammlung in Goethes Wohnhaus am Frauenplan in Weimar;
Foto/Autor: Hajotthu (30.09.2015); GNU-Lizenz für freie Dokumentation ab Vers. 1.2
(via Wikimedia Commons)

Liebe Lyrik-Freunde, die Sie offen oder insgeheim Büchersammler sind!
Nachdem im dritten Beitrag dieser kleinen Reihe davon die Rede war, wie man digital(isiert)e Bücherlisten aus Text und /oder Bild aufstellt und mit ihnen umgeht, folgen in diesem Beitrag zunächst zwei thematische Bücherlisten, die Einzelheiten genauer erkennen lassen.
Eine ist die Liste der Kulturgeschichtlichen Romane im Prisma-Verlag Zenner und Gürchott: dieser Verlag hat es bekanntlich auch nicht bis in die blühenden Landschaften Ostdeutschlands geschafft.
Die andere Liste umfasst die ″BILD Bestseller-Bibliothek″, die aus lediglich 25 Bänden besteht, aber seinerzeit (so um 2005) vorteilhaft zu abonnieren ging und unter dem Geleitwort ″Große Romane – Großes Gefühl″ von sich reden machte. Die Literaturwissenschaft rechnet allerdings die knappe Hälfte der Titel der Trivialliteratur zu – und die findet eben ihre Käufer!

Kulturgeschichtliche Romane / Prisma Verlag; Leipzig / ″abgewickelt″ Jan. 1992
Murányi-Kovács, Endre: Der Zauberer von Florenz (Jugend Leonardos). 1964, ill.
 
Finster, Ernst: Wolfsjahre (Dreißigjähriger Krieg). 1975, ill.
 
Fridegard, Jan: Land der hölzernen Götter.1980
 
Gárdonyi, Ich war den Hunnen untertan (Völkerwanderungszeit)
 
Hartenstein, Elisabeth: Ein goldenes Pferd für Yüan (Han-Zeit). 1972. Ill.
 
Hegedüs, Josef: Fremde Segel vor Salamis (Perserzeit)
 
Hering, Elisabeth: Der Bildhauer des Pharao. 1971
 
Hering, Elisabeth: Die Magd der Pharaonen Zeit der Hatschepsut)
v
Hering, Elisabeth: Irrgarten des Lebens (Anjou in Neapel). 1985
 
Hering, Elisabeth: Südseesaga (Polynesien)
 
Hering, Elisabeth: Zu seinen Füßen Cordoba. 1976
 
Illing, Walter: Drachenschiff vor Amerika. 1976, ill.
 
Klose-Greger, Hanna: Inka, Sohn der Sonne (Inkareich). 1979, ill.
 
Klose-Greger, Hanna: Insel der heiligen Stiere (Kreta)
 
Klose-Greger, Hanna: Lard, der Etrusker (Etrurien). 1961, ill.
 
Miethke, Helmuth: Weit sehen die Türme Babylons (Hammurapi). 1971
v
Murányi-Kovács, Endre: Der Zauberer von Florenz (Jugend Leonardos). 1964, ill.
 
Passuth, László: In den Lagunen Cecila (Giorgione). 1972
 
Pludek, Alexej: Ratgeber der Radschas I/II. 1986, ill.
 
Reimann, Marion: Das Urteil von Ingelheim. 1979, ill.(
v
Reimann, Marion: Schach dem Kaiser (Zeit von Otto I). 1975, ill.
 
Revay, Josef: Verrate den Panther nicht. 1967
 
Richter, Egbert: Drachen werfen lange Schatten (Babylon)
 
Riemschneider, Margarete: Im Garten Claudias. 1970, ill.
 
Riemschneider, Margarete: Keine Stadt ist vor den Räubern sicher. 1969, ill.
v
Schönebeck, Erich: Und auf Erden Dschingis Chan. 1966, ill.
v
Sebastian, Klaus: Schweig Kamanas (Hethiter). 19894, ill.
 
Smirnowa-Rakitina, Wera: Spiegel der Weisheit (Avicenna). 1963
 
Zottmann, Martin: Botschaft für den Kalifen. 1978, ill.

BILD Bestseller-Bibliothek / Titel № 1-25; als Halbjahres-Abo / ~2005
 
Capote, Truman: Kaltblütig (№ 18). © 1988
 
Christie, Agatha: Mord im Orientexpress (№ 15). © 1934
v
Clavell, James: Tai-Pan (№ 10). © 1966
 
Crichton, Michael: Jurassic Park (№ 17). © 1990
 
Follett, Ken: Die Nadel (№ 5). © 1978
 
Fredriksson, Marianne: Hannas Töchter (№ 2). © 1994
 
Groult, Benoîte: Salz auf unserer Haut (№ 25). © 1988
v
Hammesfahr, Petra: Das Geheimnis der Puppe (№ 6). dt-© 1991
 
Harris, Robert: Enigma (№ 20). © 1995
 
Harris, Thomas: Das Schweigen der Lämmer (№ 8). © 1988
 
Heller, Eva: Beim nächsten Mann wird alles anders (№ 13). © 1987
v
Higgins Clark, Mary: Mondlicht steht dir gut (№ 24). © 1996
v
Higgins Clark, Mary: Mondlicht steht dir gut (№ 24). © 1996
 
James, P. D.: Wer sein Haus auf Sünden baut (№ 22). dt-© 2003
v
Kaye, M(ary) M.: Palast der Winde (№ 7). © 1978
 
Kempowski, Walter: Tadellöser & Wolff (№ 11). © 1971
 
King, Stephen: Shining (№ 3). © 1977
 
Kishon, Ephraim: Drehn Sie sich um, Frau Lot! (№ 9). dt-© 1961
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Lenz, Siegfried: So zärtlich war Suleyken (№ 16). © 1955
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Lessing, Doris; Das fünfte Kind (№ 21). © 1988
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Puzo, Mario: Der Pate (№ 1). © 1969
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Simmel, Johannes Mario: Niemand ist eine Insel (№ 12). © 1975
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Solschenizyn, Alexander: Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch (№ 23). © 1962
 
Wood, Barbara: Rote Sonne, schwarzes Land (№ 14). © 1988
 
Zimmer Bradley, Marion: Die Nebel von Avalon (№ 19). © 1982
 
Zweig, Stefanie: Nirgendwo in Afrika (№ 4). © 1995

Es handelt sich in beiden Beispielen um abgeschlossene Sammelgebiete, die den heutigen Sammler zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen.
Eine weitere Quelle, aus der sich thematische Listen von Büchern aufstellen lassen, sind große Verlagsserien, wie sie gestandene Verlage hervorbringen … oder hervorgebracht haben. So finden sich beispielsweise in der bekanntesten Taschenbuchreihe ″bb″ der ehem. DDR (und die steht mit einigen Schreibfehlern wirklich online in der Wikipedia) 21 Titel zur original-deutschsprachigen Lyrik:

Lyrik-Bände in der ″bb″-TB-Bibliothek / Titel № 1-652; AV / 1958-1990
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Anthologie: Der Kuckuck auf dem Birnbaum saß (alte dt. Volkslieder; № 450). 1980
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Anthologie: Ein Fischer saß im Kahne (dt. Balladen 19. Jh.; (№ 302). 1974
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Anthologie: Es haben viele Dichter gesungen (№ 431). 1979
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Anthologie: Es war ein König in Thule (Balladen; № 230). 1971
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Anthologie: Es waren zwei Königskinder (dt. Volkslieder; № 625). 1989
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Anthologie: Glück ohne Ruh (dt. Liebesgedichte; № 385). 1978
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Anthologie: Saison für Lyrik (neue Ged. von 17 Autoren; № 195). 1968
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Armin / Brentano: Des Knaben Wunderhorn (№ 464). 1981
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Becher, Johannes R.: Anders ist der neue Tag (№ 87). 1960
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Brecht, Bertolt: Grüner Mond von Alabama (№ 323). 1975
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Brecht, Bertolt: Hundert Gedichte (№ 100). 1961
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Heine, Heinrich: Deutschland (Ein Wintermärchen; № 29). 1959
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Heine, Heinrich: Lebensfahrt (150 Ged.; № 250). 1972
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Kästner, Erich: Montagsgedichte (№ 636). 1989
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Kästner, Erich: Warnung vor Selbstschüssen (№ 161). 1966
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Morgenstern, Erich: Alle Galgenlieder (№ 509). 1983
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Mühsam, Erich: Der Bürgergarten (Zeitgedichte; № 492). 1982
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Ringelnatz, Joachim: Überall ist Wunderland (№ 229), 1971
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Tucholsky, Kurt: Zirkus des Lebens (№ 362). 1976
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Wedekind, Frank: Greife wacker nach der Sünde (100 Ged.; № 284). 1973
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Weinert, Erich: Das pasteurisierte Freudenhaus (satirische Zeitged.; № 400). 1978

Werden Sie bitte nicht neidisch, liebe Leser, dass bei allen Einträgen das ″v″ als mein Besitzvermerk steht, denn ich habe die bb-Serie wirklich komplett!
Und nun könnten Sie ja eigene thematische Listen erstellen, selbst wenn sie diese lediglich als einfache Checklisten auf dem Trödel verwenden würden.


Mit Bücherlisten die Bücher überlisten!
Die Bücherwelt thematisch listen,
damit kein Buch auch durch die Lappen geht,
und sammeln dann in langen Fristen,
bis mählich eine Bücherbank entsteht!
Da ist es aus mit Langeweile
und führt bestimmt in letzter Konsequenz
- wenn ich die Sache richtig peile -
nur zur Verbesserung der Kompetenz.

Dann also bis zum letzten Beitrag – der Sie wahrscheinlich überraschen wird.

© elbwolf al. W. Herrmann

Pardon: Am Anfang der ersten Liste wird vom System eine unnötige Zeile generiert - die Ursache konnte bisher nicht gefunden werden.